Oliver Stapel - Orest im deutschen Herbst
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Es waren im Wesentlichen immer wieder dieselben Bruchstücke eines zerplatzten Traums, nur hie und da blitzte eine neue Beleidigung auf, die man ihr zugefügt hatte, eine Kränkung, die sich durch neue Gemeinheit und in ihrer finsteren Grausamkeit schillernd und kreativ auszeichnete, von eigentlich ganz normalen, auf jeden Fall phantasielosen Bürgern, die kraft eines Amtes oder einer Funktion befugt waren, meine Mutter zu quälen, und die ich umgehend, noch während meine Mutter die erlittene Schmach beschrieb, zur Rechenschaft zog, indem ich vor meinem inneren Auge sah, wie ich in ihre Büros schritt, wie ich sie mit Stichworten und Anspielungen an das erinnerte, was sie meiner Mutter angetan hatten, wie ich in ihren Augen den Augenblick abwarte, der mir signalisiert, dass sie sich voller Schuld erinnern, und wie ich genau in diesem Moment das Urteil vollstrecke, schuldig, aufgerissene Augen, in denen in Bruchteilen von Sekunden Schulderkenntnis und Exitus einander ablösten, bis sie gläsern ins Leere blickten, und ich sie zurück in ihre Sessel schleudere, oder einfach nur fallen lasse, aufgeblasene Körper, an deren Torso willenlos Kopf und Gliedmaßen baumeln, die Kopfhaare häufig von einer pulsierenden roten Flüssigkeit schrecklich verdreckt, ich werde verhaftet, noch am Tatort, Menschen befragen mich, ich hülle mich in stolzes und scheues Schweigen, niemand soll wissen, dass ich meine Mutter gerächt habe, es geht niemanden etwas an, Mutter, du kannst wieder aufatmen, es ist alles wieder so, wie es sein sollte, „… und dann hat dein Vater doch tatsächlich gesagt, ich solle doch bitte …“ hörte ich sie neben mir, sie war bereits bei einer neuen Schmähung, ein Mistkäfer zerplatzte unter dem Gewicht meines rechten Schuhs, ich spürte einen Moment der Trauer, das wollte ich nicht, der Wind schüttelt einige Regentropfen von letzter Nacht von den Bäumen, ihre Schritte waren stramm, fast marschierend, während ich blicklos den Kopf Richtung Boden hielt, ich dachte an meine nächste Zigarette, die ich bereits gedreht hatte und die Seite an Seite mit einem Stück Apfel in meiner Tabaktasche lag.
Die Herbstsonne blitzte durch die Bäume, ungefragt höre ich die Melodie eines Lieds von 10cc, das ich bei Socke gehört hatte, der Refrain ist mir auf einmal wieder im Ohr, „Ooh, you’ll wait a long time for me,“ sang es in mir, „… ich habe übrigens mit deinem Klassenlehrer gesprochen und Herr Moritz hat mir mitgeteilt, deine Leistungen seien merklich zurückgegangen …“ hörte ich sie weiterreden, sie wartete einen Moment, ob ich etwas dazu zu sagen habe, ich erwiderte nichts außer einem „Hm …“, sie verzog die Enden ihrer schmalen Lippen in einer bitteren Linie fast senkrecht nach unten und machte verschiedene Bemerkungen über mein Alter, über die Pubertät, die Schwierigkeit, mit mir zu kommunizieren, dass sie sich nichts sehnlicher wünscht als dass ich mich ihr öffnen würde, dass sie leidet, weil sie nicht weiß, wie sie an mich herankommen kann, ich dachte wieder an meine Zigarette und daran, wie Bert Simm seine Zigaretten raucht, mit Daumen und Mittelfinger die Zigarette zwischen die Lippen haltend, die Mundwinkel zeigen steil nach oben, was ihn pfiffig und souverän aussehen läßt, der inhalierte Rauch, verstärkt von dem einen oder anderen Gramm abenteuerlicher Zusatzstoffe, die ich mir nicht leisten konnte, deren Wirkungen aber erahnt werden konnten, wenn man wie ich beobachtete, wie er mit geschlossenen Augen den Rauch ausatmet, ein kurzer Blick auf den Stummel, der verworfen wird und mit einer schnellen Schnipsbewegung auf der Straße landet.
Mutter blieb plötzlich stehen, ich erwartete eine Rüge, weil ich ihr nicht zuhörte, aber sie wendete sich dem Ausblick auf die Stadt zu, die sich aus den Wäldern in die Ebene zu ergießen scheint, rote und gelbe Farbtupfer schaffen eine fast fröhliche Atmosphäre, der Herbst ist nach einem heißen Sommer noch ohne den Biß der Kälte und manchmal, wenn von kahlen Ästen herabfallende Regentropfen mich überraschen und ich verwundert aufblicke, Grabsteine säumen den Weg, wo ich gerade eben noch ganz deutlich Hausdächer vor meinem inneren Auge gesehen hatte, Hausdächer unserer Stadt, die zwischen Wald und Ebene ganz eigentümlich ihren Platz gefunden hatte, ich versuchte, das Dach des Hauses zu finden, in das wir vor einigen Tagen eingezogen waren, es gelang mir nicht, grimmig ließ sie die schöne Aussicht auf sich wirken, schließlich atmete sie tief ein und sagt, „Ist das schön!“ und ich wunderte mich, ob diese Aussage zu ihrem Vorsatz gehörte, positiv zu denken, ob es ernst gemeint war, oder ob sie mich in ein Gespräch verwickeln wollte, wir standen beide da und blickten auf die Stadt, es war still und friedlich, die Sonne stand bereits tief über den Wäldern, schließlich gingen wir weiter.
Sie nahm wie immer die Abkürzung durch den Wald, Äste knacken unter unseren Schritten, links und rechts waren immer mal wieder Bombenkrater aus dem zweiten Weltkrieg, in denen sich das Laub gesammelt hat, ich hasste diese Abkürzung durch den Wald, ich fand sie würdelos, aber sie marschierte munter durch diesen Teil des Waldes, kicherte sogar ein bißchen und fühlte sich wohl wie ein ungezogenes Mädchen. Wie ich diese Anzüglichkeiten hasste, dieses in eine Intimität hinein gezogen werden, die ich nicht gesucht hatte und auf die ich gerne verzichten hätte. Dann waren wir wieder auf einem Weg, wunderschön gepflegte Gärten tauchten auf einmal vor uns auf und nach der chaotischen Strecke quer durch den Herbstwald wirkte die Aufgeräumtheit dieser Gärten jung und lebensfroh, Wein rankte sich verspielt um vereinzelte Türbögen, mit bereits rötlich gefärbten Blättern und nicht geernteten Trauben, die bereits schrumpelig kleiner wurden, es war wie Frieden, unangestrengt und trotzdem eine Aura jugendlicher Frische verbreitend, vieles lud dazu ein darüber zu sinnieren, wie schön das Leben sein kann, aber ich mußte an unsere neue Wohnung denken, die wir bezogen haben, an die Möbel, die wir vom verstorbenen Vormieter übernehmen konnten, Möbel, die eine Tristesse verbreiteten, wie ich sie nie für möglich gehalten hätte.
Sie hatte ihr Haushaltsgeld dafür ausgegeben und einen Kleinkredit aufgenommen, der ihr nur bewilligt worden war, nachdem ihr Mann als Bürge unterschrieben hatte, was sie auch nur deshalb erreichte, weil sie ihm auf offener Straße das Papier vor die Nase hielt, er wollte gerade in seinen Citroën einsteigen und dem Möbelwagen vorausfahren, sie hatte einen Kredit über 2.000 DM aufgenommen, eine Menge Geld, das uns nichtsdestoweniger sehr schnell ausgehen sollte, ihr Mann schrie und fragte, was sie mit soviel Geld wolle, stieg wieder in seinen Wagen und machte Anstalten, loszufahren, sie stellte sich vor das Auto, er setzte zurück und machte Anstalten, um sie herum zu fahren, sie legte sich dramatisch auf die Straße, er kam nicht an ihr vorbei, er stieg aus und machte Anstalten, sie weg zu ziehen, sie fing an zu schreien und auf ihn einzuschlagen, nie hatte ich sie so authentisch gesehen. Nachdem er auf der Wagenhaube unwillig unterschrieben hatte, hatte auch sie wieder ihre Contenance zurück erlangt, die Nachbarn zogen sich von den Fenstern zurück, ich stand im leeren Haus, in dem nicht mehr viel war außer unseren Kleidern und Schuhen, meiner Zimmereinrichtung, die sie mir vor zwei Jahren gekauft hatten, aus einer mir nicht klar gewordenen Notwendigkeit, vielleicht war das Bett, in dem ich schlief, zu klein geworden, vielleicht hatte ich Geburtstag, vielleicht hatte es damit zu tun, dass ich seit zwei Jahren aufs Gymnasium ging, „Mit Ihrem Sohn läuft alles bestens,“ hatte die Grundschullehrerin gesagt, eine nichtssagende Abwimmelphrase, die sie nichtsdestoweniger gerne und immer wieder zitierte, sie selbst hatte ja nicht einmal die Mittlere Reife, ein schwarzer Fleck in ihrer bürgerlichen Existenz, den sie dadurch zu kompensieren suchte, indem sie zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit ein Fremdwort verwendete, so hatte sie nie eine Erkältung, das hatte ja die Plebs, sondern immer nur eine Influenza, ansonsten noch der eine Stuhl oder der andere Tisch, selbst das Bügeleisen hatte er mitgenommen, sie kamen völlig überraschend, ohne Vorankündigung, fünf Mann, die alles einpackten, sie war aschfahl, als ihr Mann mit den Möbelpackern das Haus betrat, sie wußte, was das bedeutete, sie ging fast umgehend zur Sparkasse und brauchte geschlagene vier Stunden, um den Kredit zu erbetteln, sie ließen sie während der Mittagspause warten, sie war ja ohne Arbeit, nicht einmal arbeitslos, in den Augen der Bank eigentlich ein Niemand, nur weil sie vor 12 Jahren einen Kredit für das Geschäft ausgehandelt hatte, ließ man sie überhaupt mit einem leitenden Angestellten sprechen, er machte die Bürgschaft ihres Mannes zur Bedingung, womit sie gerechnet hatte, sie war nicht auf den Kopf gefallen, sie konnte schnell und richtig handeln, wenn es die Situation erforderte, wir standen am Wegesrand und blickten auf die Häuserfront vor uns, rote und gelbe Farbtupfer der Bäume, die erst im letzten Jahr entlang des Bürgersteigs gepflanzt worden waren lockerten die Atmosphäre auf, die Sonne schien auf die letzten Dächer und es war immer noch nicht kalt, wir gingen weiter, es wurde schattig und andeutungsweise frisch.
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