Oliver Stapel - Orest im deutschen Herbst

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Orest im deutschen Herbst: краткое содержание, описание и аннотация

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Die Pubertät gehört zu den euphorischsten und kläglichsten Wegstrecken in dem Prozess, der Individualisierung und Sozialisierung in einem unmöglichen Spagat abschließt. Otto Rest ist der vaterlos Heranwachsende, der sich von seiner Mutter befreien will und dafür mit dem Verlust der Identität bezahlt. In diesem Spannungsfeld zwischen Konformität und Selbstfindung bewegt sich die Handlung, die mit dem Tod der Mutter ihren Höhepunkt findet. Die Handlung spielt in den Jahren 1976 und 1977, also zu einer Zeit, in der die in den 68er Jahren begonnene Identitätskrise der deutschen Gesellschaft mit dem deutschen Herbst ihren gewaltsamen Abschluss fand.

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Wieder im Zimmer würde ich danach suchen, welche Hausaufgaben ich für den morgigen Tag zu machen hätte, manchmal fand ich sogar den entsprechenden Zettel, ich hatte einen schwarzen Aktenkoffer, passend zu den karierten Hosen, die sie mir jedes Jahr zu Weihnachten kaufte, mit vielen Fächern, für Stifte, Notizen, Hefte und natürlich Bücher, ich fand immer wieder neue Zettel, mit Hausaufgaben, von denen ich nicht mehr wußte, ob ich sie nicht schon gemacht hatte, oder hätte machen sollen, ich schlug Schulbücher auf, ich blätterte zu den Seiten, die mir die Zettel angaben, es klopfte an der Tür, mein Vater öffnete und teilte mir mit, dass der Film gleich beginnt, „Mit Cary Grant,“ fügte er noch hinzu, oder „Der Große Preis!“ dann verschwand er wieder, um es sich in seiner Couch gemütlich zu machen, was ihm daran lag, ob ich ebenfalls diesen Film sah oder nicht, ich weiß es bis heute nicht, von 8 bis 11 lief die Kiste und offenbar wähnten sie es als Teil ihrer Erziehungsleistung, abends drei Stunden Unterhaltung bereitzustellen, während ich mit mir debattierte, ob ich mich dazu setzen sollte oder nicht, ich hatte keine Lust darauf, Hausaufgaben zu machen, mir war öde, nach einiger Zeit hörte ich sie lachen, schrill und verzweifelt, der Film hatte angefangen, sie hatte schon ihre Flasche Weißwein neben sich stehen, er kaute seine Nüsse, die er in einer Holzschale auf seinem bemerkenswert flachen Bauch stehen hatte, die Beine auf einem Sessel geparkt, fast liegend, meistens nahm ich mir einen Küchenstuhl, damit ich nicht zwischen ihnen sitzen mußte, ich beobachtete sie, wie sie den Film in sich aufsogen, Dialoge wie „Das Gebäck ist leicht wie Luft.“ – „Ja, Germaine hat sehr gefühlvolle Hände, einmal sah ich wie sie einen deutschen General erwürgte, völlig geräuschlos!“ schickten sie in Ausbrüche wiehender Heiterkeit.

Und manchmal, wenn ich mich morgens nach der Dusche mit dem Handtuch abtrockne und mir vorstelle, wie Kameras im Rahmen eines Forschungsprojektes aufzeichnen, welche Teile des Handtuchs ich für den Prozess des Abtrocknens verwende, man findet heraus, dass ich nahezu täglich und mit zuverlässiger Regelmäßigkeit die Seite, die ich zum Abtrocknen verwende, abwechsle, weißbekittelte Menschen mit einem Clipboard in der Hand zeigen mir Filmausschnitte und stellen mir Fragen, „Warum wechseln Sie an dieser Stelle die Handtuchfläche,“ „Warum fassen Sie das Handtuch an dieser Stelle an,“ „Warum haben Sie Ihre …“

Mutter zeichnete sich vor allem durch ihre komplette Unfähigkeit zur Selbstbeobachtung aus, sie würde während des Essens zwanzigmal aufstehen, um hier noch einen Salzstreuer, da noch die vergessene Leberwurst zu holen, es fehlt ein Gäbelchen, um den Aufschnitt aufzuspießen, sie springt auf, um es zu holen, schließlich, ein Gespräch kommt unter diesen Bedingungen natürlich nicht zustande, fragt sie mich, „Möchtest du Tee?“ – „Ja, gerne.“ – „Er steht neben der Spüle, hol’ ihn dir,“ und während ich mir den Tee hole, beschämt, wie einer, der gerade geneppt wurde, doch sie isst freudlos ihre Schnitte, und damit schließe ich auch Schadenfreude aus, oder blitzt da so etwas wie Triumph aus ihren eisgrauen Augen, ich weiß es nicht, vielleicht bildete ich mir das alles nur ein, jedenfalls würde sie nie merken, welche Widersprüche sich in ihrem Leben auftaten, unvergessen die vielen Male, wenn sie über andere Leute sprach und sie als harmlos abtat, mit schöner Regelmäßigkeit ihr finales Diktum, „Der denkt doch Sex wäre eine Zahl,“ garniert noch von einem überlegenen Lächeln, während sie ihren Mann nie geneckt, geschweige denn angemacht hätte, zumindest nicht in den Jahren, in denen ich einigermaßen bewußt Zeuge dessen wurde, was selbst als Zweckgemeinschaft noch eine zu positive Bezeichnung fände, Kosenamen kannte sie nicht, selbst die einfachsten Berührungen waren ihr ein Greuel, und manchmal, wenn Kiesel unter meinen Sohlen knirschen und kalter Lufthauch an Efeublättern zupft, an dem Ort, an dem nur noch die Namen bleiben und selbst diese keine Erinnerung mehr auslösen, wenn ich vor dem Grab einer Frau stehe, die ich nie kannte und Zwiesprache halte mit der, die mir immer als ein Genie des Leidens begegnet war und die ich, als sie schließlich ihr Leben lieben lernte, nicht mehr als Mutter erkannte.

Und mich ihrer entledigte.

3 Vater

Dein Vater war ein gedankenloser Egoist, dem seine Bequemlichkeit über alles ging. Als wir uns kennenlernten, hatte er gerade eine Lehre als Fotolaborant abgeschlossen. Sein damaliger Ausbilder und Chef, Herr Clemens, war bereits sehr alt und hatte keine Kinder. Meinst du, dein Vater wäre auf die Idee gekommen, sich als Nachfolger für das Geschäft zu positionieren? Nein, dein Herr Vater wollte viel lieber Fußball spielen! Wieviele Sonntage habe ich bei Wind und Regen am Spielfeldrand gestanden und darauf gewartet, dass ich endlich nach Hause komme. Damals habe ich mir die Bronchien erkältet, jahrelang habe ich Antibiotika geschluckt deswegen. Aber meinst du, dein Vater hätte das registriert? Keine Spur! Weißt du, was er mir während unseres ersten gemeinsamen Ausgangs erklärt hat? „Ich lebe nur für meinen Sport!“ Am liebsten hätte ich schallend gelacht. Bezirksliga Süd. Das muß man sich mal vorstellen. Wenn ich nicht gewesen wäre, wäre er nach den Spielen mit seinen Teamkollegen in die nächste Kneipe gegangen und hätte dann irgendein Flittchen geheiratet. Ich habe ihm ganz klar erklärt: Wenn du mich heiraten willst, mußt du dein eigenes Fotogeschäft haben! Da hat er aber mal ganz schön gekuckt. Einmal, da waren wir schon einige Jahre verheiratet, waren wir bei den Clemens zum Abendessen eingeladen. Zu dieser Zeit ging es dem alten Herrn Clemens bereits nicht mehr so gut, er ist ja dann auch wenig später gestorben. Nach dem Abendessen bei den Clemens hat mir dein Vater berichtet, dass Herr Clemens zu ihm gesagt hat, Herr Rest, hat er gesagt, mit dieser Frau an Ihrer Seite werden Sie es weit bringen. Aber als sie dann einen Nachfolger suchten, haben sie sich schließlich doch für einen anderen entschieden. Die Frau von Herrn Clemens war übrigens Jüdin, aber das habe ich erst später erfahren, über so etwas spricht man ja nicht. Ich habe sofort zu deinem Vater gesagt: „Otto, du kündigst und machst dein eigenes Geschäft auf.“ Da hättest du deinen Vater mal sehen sollen, der hätte am liebsten die nächsten 40 Jahre als Fotolaborant weitergemacht. Am Marktplatz stand gerade ein Geschäft leer, „Das nehmen wir,“ habe ich deinem Vater gesagt. „Das ist viel zu teuer, woher sollen wir das Geld nehmen, weißt du, was so eine Einrichtung überhaupt kostet,“ da mußte ich deinem Vater erst einmal erklären, wie man einen Kredit aufnimmt. Ich hatte ja immerhin ein Jahr lang eine Lehre als Buchhalterin gemacht, ich konnte die Lehre nur deswegen nicht beenden, weil ich deinen Vater kennenlernte. Meine Mutter erklärte mir, jetzt brauchst du keine Ausbildung mehr, du hast ja einen Mann. So war das damals.

Als wir das Geschäft eröffneten, warst du gerade in den Kindergarten gekommen. Ich hatte also morgens drei Stunden Zeit, um deinem Vater beim Aufbau des Geschäfts zu helfen. Dein Vater hat sich angestellt, als hätte er noch nie eine Kartei gesehen. Anfangs haben die Kunden immer nachgesehen, ob es auch ihre Fotos waren, die sie da bezahlt hatten, weil dein Vater nicht in der Lage war, den Film und den Kundennamen zusammenzuhalten. Nebenher mußte ich waschen, einkaufen, putzen, kochen und zum Arzt mußte ich ebenfalls, weil meine Bronchien ständig entzündet waren. Wenn dein Vater auf mir lag, bin ich fast jedesmal erstickt, bis ich ihm irgendwann erklärt habe, dass das nicht geht. Da meinte der doch tatsächlich, „Dann dreh’ dich doch um!“ Als ob ich ein Loch wäre. Ich kann dir garnicht sagen, wie sehr mich das gekränkt hat. Diese Rohheit und diese derbe Gefühllosigkeit. Dein Vater war ein sehr bequemer Mann. Als wir uns mit unserem Geschäft etabliert hatten, wäre er am liebsten nur noch auf den Tennisplatz gegangen. Meistens hat er bis drei Uhr Fotos entwickelt und war dann spätestens um vier auf dem Tennisplatz. Später, du bist noch zur Grundschule gegangen, habe ich ihm gesagt, er müsse in L.dorf eine Filiale eröffnen. Mir war aufgefallen, dass wir über 100 Kunden aus L.dorf hatten, die hätten sich den Weg in die Stadt sparen können. „Was?!“ hat dein Vater gezetert, „Die sollen nach N. kommen wenn sie Fotos entwickeln wollen, kommt doch überhaupt nicht in Frage, dass ich mich dort wieder mit diesem ganzen Behördenkram rumärgere,“ undundund. Also langer Rede kurzer Sinn, irgendwann habe ich deinen Vater gefragt, ob er wüßte, wieviele Kunden wir aus L.dorf hätten. Nein, das wußte er natürlich nicht. „Siehst du,“ habe ich ganz ruhig gesagt, „Es sind mehr als 100 Kunden. Und wenn wir 100 Kunden haben, dann haben deine früheren Kollegen in der Zwerchgasse ganz bestimmt auch 100 Kunden.“ Da hat er aber mal gekuckt! „Ja, wenn das so ist,“ hat er auf einmal gesagt, „da hast du natürlich recht.“ Leider ist deinem Vater der Erfolg zu Kopf gestiegen, das heißt um genau zu sein in den Schwanz, bei Männern staut sich das Blut ja bekanntlich woanders. In L.dorf hat er nicht nur eine Filiale eröffnet, sondern sich zusätzlich ein Fotoatelier eingerichtet und begann, die Dorfschönheiten abzulichten, und dabei ist es natürlich nicht geblieben. Das hat mir soviel Leid verursacht, ich kann es dir nicht sagen, wie sehr mich das alles bedrückt hat. Ich bin jahrelang zum Psychiater gegangen, weil ich nicht wußte, was ich falsch mache. Irgendwann hat mein Psychiater zu mir gesagt, „Frau Rest, mit Ihnen ist alles in Ordnung, Ihr Mann ist ein sehr gefühlskalter Mensch, Sie selbst haben sich nichts vorzuwerfen.“ Wie oft habe ich deinen Vater darum gebeten, doch wenigstens einmal mit zum Psychiater zu gehen. Ausgelacht hat er mich, „Ich laß’ mir doch nicht im Hirn rumklempnern,“ hat er gesagt. Der Herr ist natürlich viel lieber in seinem dicken Citroën durch die Gegend kutschiert und hat Tennis gespielt. Womit hatte ich das nur verdient? Ich wollte doch nur alles richtig machen. Und dann das Geschwätz im Tennisclub, dieses primitive Tuscheln hinter meinem Rücken. Natürlich haben sich die Frauen ihre Mäuler zerrissen über deinen Vater, das war ja stadtbekannt, was da passierte. An manchen Tagen bin ich nur mit einer riesigen Sonnenbrille und Kopftuch auf die Straße gegangen, weil ich nicht erkannt werden wollte. Meine Bronchiengeschichte wurde immer schlimmer, ich bin fast erstickt, selbst im Sommer. Ein Arzt hat mir doch glatt erklärt, dass ich mir das alles nur einbilde und dass ich zum Psychiater gehen solle. Als ich ihm erwiderte, dass ich das bereits tue, hat er tatsächlich die Frechheit besessen zu sagen, dass er bei Simulanten mit seinem Latein am Ende ist. Diese Leute sind doch einer wie der andere. Wenn nur mal irgendwas aus dem Rahmen fällt, kommen gleich die dümmsten Sprüche. Dass es mir hundeelend ging, dass mir täglich zum Heulen war, das war denen doch egal. Und Schuld an allem hat immer die Frau, das mußt du dir mal wegstecken, mit dem Finger haben sie auf mich gezeigt. Deinen Vater hat das überhaupt nicht interessiert, der hat immer so getan, als ob ich mir das alles nur einbilde. Jahrelang bin ich mit deinem Vater zum Stammtisch im Tennisclub gegangen, nur damit die sich dort nicht in unserer Abwesenheit das Maul zerreißen konnten. Und was wurde dort gelästert, du machst dir keine Vorstellung davon. Wer mit wem, was die zu der gesagt hat, wer sich scheiden läßt, das geht auf keine Kuhhaut, was die nicht alles durch den Kakao gezogen haben. Ich konnte das einfach nicht mehr aushalten. Wie oft lag ich morgens im Bett und betete, „Herr, gib mir die Kraft aufzustehen,“ so elend war mir zumute. Ich wollte und konnte einfach nicht mehr.

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