Oliver Stapel - Orest im deutschen Herbst

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Orest im deutschen Herbst: краткое содержание, описание и аннотация

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Die Pubertät gehört zu den euphorischsten und kläglichsten Wegstrecken in dem Prozess, der Individualisierung und Sozialisierung in einem unmöglichen Spagat abschließt. Otto Rest ist der vaterlos Heranwachsende, der sich von seiner Mutter befreien will und dafür mit dem Verlust der Identität bezahlt. In diesem Spannungsfeld zwischen Konformität und Selbstfindung bewegt sich die Handlung, die mit dem Tod der Mutter ihren Höhepunkt findet. Die Handlung spielt in den Jahren 1976 und 1977, also zu einer Zeit, in der die in den 68er Jahren begonnene Identitätskrise der deutschen Gesellschaft mit dem deutschen Herbst ihren gewaltsamen Abschluss fand.

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Und manchmal, wenn ich einen Augenblick zu lange morgens beim Rasieren in den Spiegel schaue, wenn ich unversehens meiner selbst gewahr werde, unverhofft, unerwünscht, mit allen Merkmalen des Faktischen, dann steht sie da, die Frage, wie ein Schatten, was wohl gewesen wären, ob nicht alles anders gewesen wäre, wenn ich den Mut gehabt hätte, oder einfach die Bescheidenheit, mich auf seine Seite zu stellen, statt mit den anderen groß zu tun, mich aufzuführen wie ein feiges Schwein, ätzend, eine ungute Erinnerung wie eine schwärende Wunde in mir erzeugend, die ich nicht brauche, wenn ich bei einem langweiligen Pieselregen auf die Straße schaue und mich meinen Gedanken hingebe, meinen Eindrücken, die sich in mir bilden wie liebe Impressionen von einer besseren Welt, in der ich ein kleines Stück Land bearbeite, mit einer Harke und Gummistiefeln, einem Strohhut und einer erdverschmutzten Hose, wo mich Hühner und Vieh kennen und darauf warten, dass ich sie füttere oder tränke, wo Obstbäume leckere Früchte spenden und ich zeitlos an einem Haus baue, in dem ich wieder und wieder Parkettboden lege, Massivdiele, um genau zu sein, oder einen Ofen einbaue, mit der Befeuerung von außen, so dass die Innenräume nicht verrußen, und einem Heißwasserspeicher um den Heizkessel, so dass über die Wasserleitung Wärme ins ganze Haus überführt wird, und natürlich erzeuge ich meinen eigenen Strom mit einem Windkraftgenerator, nutze einen kleinen Bach, um von einem Mühlrad angetrieben mein Korn zu mahlen, und ab und zu kommen Menschen zu mir, um mich um Rat zu fragen, unliebsame Gäste, die manchmal vor meinen Augen ihr Gesicht verändern, von einem gewöhnlichen, ausdruckslosen Allerweltsgesicht zu einem hageren, schmalen Gesicht mit vollen, sinnlichen Lippen, die immer leicht geöffnet waren, was dumm ausgesehen hätte, wenn nicht die Augen den wachen Verstand verraten hätten, und die mich zu fragen scheinen: Warum? und mich wieder in jene Zeit versetzen, als ich im OhrSturm sitzend mit Socke und Alf mein erstes Bier trank, ein Pils, das so übel schmeckte, dass ich kaum warten konnte, bis ich ins Pissoir kotzen konnte, während die anderen munter weitertranken, und wir uns für morgen zum Flippern verabredeten, wo Socke in der Regel eine Stunde früher sein würde und aus einer Mark so um die 20 Freispiele am Evel Knievel rausholen würde, die er dann für vier oder fünf Mark verkaufen würde, er war einer der ersten, die am Evel spielten, und er brach einfach nur seine eigenen Rekorde, stupste den Flipper manchmal mit zärtlicher Gewalt an den Ecken, um der Kugel eine andere Richtung zu geben oder haute auch mal wie eine Ohrfeige auf die linke oder rechte Seite des Geräts um im richtigen Augenblick die Kugel dahin zu lenken, wo er sie haben wollte, und wenn wir das auch versuchten, tillte die Maschine und der Opa, der aufpasste und mit einem anderen Opa Filterzigaretten rauchend die Zeit vertrödelte, sah uns blöd an, und wir zückten unsere Geldbeutel und sagten „Scheiße“ wenn wir kein Kleingeld mehr hatten und Socke amüsierte sich, weil wir es nicht blickten, und dann gingen wir im Schulhof Fußball oder Basketball spielen, bis es dunkel wurde, manchmal war auch Oswald da, ein Epileptiker, der nur „Ossi“ genannt wurde, manchmal lag er plötzlich auf dem Boden und fing an zu zittern und bekam Schaum vor den Mund, nach ein paar Minuten stand er wieder auf und erinnerte sich an nichts, wir spielten ohne ihn weiter, ließen ihn auf dem Feld liegen und umspielten ihn wie ein Hindernis, und später, wenn sein Anfall vorbei war, stand er auf und taumelte vom Schulhof, irgendwohin, wir fragten ihn nicht.

Nach dem Kicken gingen wir nach Hause oder weiter zu einem Bier ins Haschmich oder ins OhrSturm , wo sie bessere Musik hatten, wie ich fand, und wir sprachen darüber, wie wir die Conny fanden, oder die Maike, oder Sandra, und warum die eine gut aussah und die andere nicht, und manchmal setzte sich dann auch Simbert zu uns, und beeindruckte uns, wenn er die Bedienung mit „Hey Erdbeer!“ zu sich rief und ein Weizen bestellte, und hier erzählten wir uns, was uns heute Morgen oder gestern Abend wieder passiert war, haarsträubende Geschichten von übelst schimpfenden Opas, sich in die Hose pinkelnden Betrunkenen, Unfällen mit Motorrädern, heißen Mädels, die einem zugelächelt hatten obwohl man sie nicht kannte, jeden Tag gab es was Neues, Sagenhaftes, das Leben war so intensiv und es war so wichtig zu lachen, sich zu amüsieren, den anderen zu beweisen, dass man’s drauf hatte, und dann die Nervosität, wenn man selbst auch was sagen wollte, irgendwas Witziges, oder Ausgefallenes, und die bange Frage, ob die andern auch lachen würden, oder ob sie die Augenbrauen hochziehen würden, oder Socke vielleicht sogar abfällig bemerken würde: „Was für ein Kalter!“ und die Stimmung tatsächlich abkühlte, bis zufällig der Schlumpf vorbeikäme oder eine neue LP aufgelegt wurde und sich die Aufmerksamkeit wieder neuen Themen zuwandte, wie an jenem Abend, als einer erzählte, dass der Wiedewidewitt den ganzen Speicher für sich hatte, direkt unterm Dach lebte er, über der Wohnung seiner Eltern, in einem jener Reihenhäuser, die alle eine Spur anders aussahen als die Häuser links und rechts und die sich trotzdem so sehr glichen, dass es kaum auszuhalten war, mit zwei und manchmal drei Stockwerken, einem Treppenhaus und einer oder zwei Wohnungen pro Etage, und der Witt mit einem ganzen Speicher für sich, über 60 Quadratmeter, natürlich kam an den Seiten das Dach runter und man konnte nur in der Mitte stehen, aber so ein großes Zimmer war ohne Frage spektakulär, „Wo hängen denn dann die andern ihre Wäsche auf?“ fragte der Schlumpf, Heribert, der so genannt wurde, weil er ständig im Unterricht einen Kuli auseinander- und wieder zusammenschraubte, bis ihn einmal ein Lehrer „Kulischlumpf“ genannt hatte, und während wir bereit waren, diese Frage ernsthaft zu erwägen, witzelte Socke, dass die anderen ihre Wäsche im Ofen trocknen würden, und Simbert sagte todernst, dass die Hausfrauen auch weiterhin ihre Wäsche im Speicher aufhängen würden und ab und zu fehlte dann ein heißer Slip oder ein BH, die sich der Heinz untern Nagel gerissen hätte, „Hey Erdbeer, gib mir noch ein Helles!“ sprach er dann die gerade vorbeilaufende Bedienung an, als sei nichts gewesen, und wir uns einen Moment lang wunderten, woher er das wußte, bis irgendeiner sagte, „Der Heinz doch nicht, der ist doch päpstlischer als der Papst,“ und Informationen darüber austauschten, dass er jeden Sonntag in die Kirche ging, dass er Messdiener war, dass er einmal im Monat beichten ging, und einer, vielleicht war es ich gewesen, wußte sogar zu berichten, dass er zur Firmung einen Aufsatz geschrieben hatte, der gekürzt im Gemeindeblatt von der Gemeinde St. Marien zu lesen stand, und worin er von seiner Konvertierung vom Atheismus zum Christentum sprach, „Adde was?“ fragte Socke mit unschuldigem Blick und Schlumpf lachte schrill, natürlich wußte auch Socke was Atheismus war, aber solche Worte nahm man nicht in den Mund, nicht ohne mit einer Bemerkung gefoppt zu werden, und Simbert sinnierte laut, dass er gern eine Fete in Wiedewidewitts Dachkeller schmeißen würde, das ging doch nicht an, dass er so einen geilen Speicher nicht nutzen würde, in so einer klasse Atmosphäre könnten wir durch die Bank unsere Mädels klar machen, er ließ es offen, was genau er damit meinte, natürlich müsse sich jemand um die Musik kümmern, mit Reinhard Mey sei nichts zu holen, und die Diskussion verlagerte sich auf die letzten Neuerscheinungen, 10cc hatte gerade The Original Soundtrack veröffentlicht, Socke fand David Bowie voll gut und „Neanderthaler“, eigentlich Robert, sang ununterbrochen „Fahrn fahrn fahrn auf der Autobahn“ vor sich her, als gäbe es kein Morgen, Alf nannte Crisis? What Crisis? von Supertramp das Beste aller Alben, Socke fand Supertramp schwul, Simbert nannte The Sweet „einfach nur geil“, Schlumpf brachte Pink Floyd ins Gespräch, bis Neanderthaler von Johnny Guitar Watson erzählte, wie er mit seinem Bruder in Mannheim auf einem Live-Konzert von ihm war, und wie gut das rein ging, und im OhrSturm spielten sie Summer in the City von The Lovin’ Spoonful, wir tranken Bier und sahen den Mädchen nach, und manchmal, wenn eine graue Luft den Lärm der Stadt wie mit einer Zeitung von gestern umhüllt, wenn Geräusche wie in Zeitlupe an mein Ohr dringen und ich mich dabei ertappe, wie meine Finger die Hookline von A Real Mother for Ya zupfen wollen, wenn mein träge dahin träumender Geist mit einem Mal wieder inmitten von Zigarettenschwaden und von Lachen unterbrochenem Gemurmel aufwacht, und sich dieses Gefühl aggravierten Lebens einstellt, welches wiederholte Aufenthalte in einer Kneipe so wichtig macht, wenn dann eine ausdruckslose Stimme „Nächste Station – Waldau“ sagt und ich mich innerlich darauf vorbereite, langsam aussteigen zu müssen, noch eine Station ist es weiter, noch eine Station weiter, nicht Waldau, nicht OhrSturm , nicht hier, nicht jetzt.

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