Oliver Stapel - Orest im deutschen Herbst

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Orest im deutschen Herbst: краткое содержание, описание и аннотация

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Die Pubertät gehört zu den euphorischsten und kläglichsten Wegstrecken in dem Prozess, der Individualisierung und Sozialisierung in einem unmöglichen Spagat abschließt. Otto Rest ist der vaterlos Heranwachsende, der sich von seiner Mutter befreien will und dafür mit dem Verlust der Identität bezahlt. In diesem Spannungsfeld zwischen Konformität und Selbstfindung bewegt sich die Handlung, die mit dem Tod der Mutter ihren Höhepunkt findet. Die Handlung spielt in den Jahren 1976 und 1977, also zu einer Zeit, in der die in den 68er Jahren begonnene Identitätskrise der deutschen Gesellschaft mit dem deutschen Herbst ihren gewaltsamen Abschluss fand.

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Ich wollte eine Zigarette rauchen, die ich inzwischen mit großer Präzision zu drehen imstande war, leider nicht mit einer Hand in der Hosentasche wie Kalle, der mit der anderen Hand am Wizard weiterspielte, einem sensationellen Flipperspiel, das auch seinen Platz im Haschmich gefunden hatte und das mich daran hinderte, mich auf den Evel Knievel zu konzentrieren, der Flipper, den ich immer spielte und der sich vor allem dadurch auszeichnete, dass ich meistens binnen weniger Minuten ohne weiteren Spielkredit war und wieder den anderen zusah, „… wenn ich nur wüßte, wie wir die nächsten Monate auskommen, dein Vater hat noch keine einzige Mark an uns überwiesen, aber lieber sterbe ich, als dass ich aufs Sozialamt gehe …“, ich merkte an, dass ich zwei Nachhilfeschüler hätte, die ich in Mathe und Latein unterrichtete, „Dann kannst du ja demnächst ohne Taschengeld auskommen,“ quittierte sie meine vertrauensselige Mitteilung, ich ärgerte mich, das bißchen Geld reichte gerade für Zigaretten und täglich ein bis zwei Spiele am Evel Knievel, früher bekam ich monatlich 30 Mark Taschengeld, seit sie sich getrennt hatten, bekam ich nur noch 20, wir mussten kleine Brötchen backen, die Kaution für die Miete war doppelt so hoch wie normal, weil, wie der Vermieter sagte, nicht sicher sei, ob meine Mutter in vier Monaten noch bezahlen könne, einer der vielen kleinen Nadelstiche, die meiner Mutter so zusetzten, schließlich kamen wir wieder in die Straße, in der wir jetzt wohnten, es war ein neues Gefühl, nicht mehr durch einen Vorgarten ins Haus zu gehen, stattdessen vorbei an parkenden Autos, wir saßen in der Essecke auf den Stühlen des Vormieters, Küchenstühle mit einstmals weißen Resopalflächen und verrosteten Chromgestellen, die Sehnen am Hals meiner Mutter waren wieder einmal aufs äußerste gespannt, sie hatte sich eine Tasse mit heißem Wasser gemacht, verschiedene Medikamente lagen in ihren Verpackungen über den Tisch verstreut, das Radio spielte klassische Musik, ein unruhiges Stück, das mich wieder und wieder ablenkte, sie knipste die Tabletten aus den Verpackungen, transparente Plastik an silbernem Stanniol, schluckte gequält und drückte die nächste Tablette aus der Verpackung, „… Sie hörten das orchestrale Interludiumaus dem dritten Akt der Oper Das Märchen vom Zaren Saltan von Nikolai Rimski-Korsakow, bekannt unter dem Namen Der Hummelflug …“ sagte der Moderator, ich stand auf und ging in mein Zimmer.

5 Evel Knievel

Ich war fixiert auf Quadrate, ihre Abfolge, ihre Position, mein Hineinpassen in die korrekte Abfolge, beim Zufußgehen achtete ich peinlichst darauf, dass sich immer genau zwei Pflastersteine zwischen dem schon aufliegenden und dem sich gerade aufsetzenden Fuß befanden, mein Blick war immer auf die Pflastersteine vor mir gesenkt, schon auf dem Weg zur Grundschule hatte ich bereits meine Füße immer genau auf die Pflastersteine plaziert, eines Tages hatte ich gemerkt, dass ich zwei Platten zwischen meinen Schritten lassen mußte, weil ich ansonsten viel zu kleine Schritte machte, nie habe ich mit Absicht auf die Fuge zwischen zwei Pflastersteinen getreten, Angst befiel mich, wenn meine Schuhe in einem Moment der Unaufmerksamkeit diese Grenze überschritten, erst Schuhgröße 44 würden mich von dieser Qual erlösen.

Oder ich würde auf der Toilette sitzen und meinen Blick die Linien entlangfahren lassen, die entstanden, wenn zwei Wände aufeinandertrafen, ich fuhr die Linie entlang bis an die Decke, bog in die Linie ein, die zwischen der Decke und der Wand vor mir entstand, weiter nach unten, wieder zurück zur Decke, ich durfte jede Linie nur zweimal, einmal hin und einmal zurück entlang fahren, mußte aber soviele Linien wie möglich abfahren, weiter nach links, wieder nach unten, würde ich es schaffen, auch die Linien zwischen Flur und Wand alle einzusammeln, tausende Male fuhr ich auf diese Weise die Linien in unserer Toilette ab, ich wurde schier verrückt dabei, manchmal hielt ich mir die Hand vor Augen, aber es half garnichts, ich fuhr die Linien sowieso fast nur vor meinem inneren Auge ab, erst wieder draußen konnte ich aufatmen, eine Verstopfung hätte mich das Leben gekostet, es war wie ein Reflex, der in dem Augenblick begann, in dem ich mir die Hosen runterließ, manchmal nahm ich mir die Göttin mit, aber dann hatte ich in kürzester Zeit einen Ständer, der mir keine Ruhe ließ, bis ich ihn weggemacht hatte, Kacheln waren mein Unglück, denn sie potenzierten die Anzahl der Linien, nur meine Unfähigkeit, mich längere Zeit zu konzentrieren half mir, und meine Angewohnheit, urplötzlich in einer anderen Situation zu sein, die sich vor meinem inneren Auge auftat, nicht selten ausgelöst durch ein flüchtig erhaschtes Bild, an das ich mich plötzlich erinnerte.

Ich ging den Blick auf die Pflastersteine vor mir gesenkt zum „Opa“, so nannten wir die Spielhalle, in der wir uns nachmittags ohne Verabredung trafen, in der Fußgängerzone standen zwei bärtige Männer und eine Frau, die Flugblätter verteilten, einer drückte mir ein Blatt in die Hand, es war eine Hektographie mit einer handgeschriebenen Überschrift „Jetzt endlich mal denken!“ und einer mit einer Schreibmaschine geschriebenen Liste von Fragen wie „Wessen Interessen vertreten die Politiker eigentlich? Deine oder die der Atom-Lobby?“ ich warf einen Blick auf die Liste, ganz unten war wieder handschriftlich eine Einladung zu einer Informationsveranstaltung, ich knüllte das Blatt zusammen und warf es in einen Mülleimer, im Opa stand Socke bereits am Evel Knievel, wir sagten „Ihwel Kniewel“, oder auch nur „Ihwel“, Socke war hochgewachsen und fast schlaksig, superkurze schwarze Haare, Lederjacke, Röhrenjeans und Basketballturnschuhe, lässig haute er mit der rechten Innenhand an die Eckkante, ich wußte, dass die Kugel fast in der linken Auslaufbahn gelandet wäre, er arretierte die Kugel mit dem linken Flipperfinger, „Servus,“ sagte er ohne aufzublicken, dann ließ er sie langsam den Finger runterrollen, behutsam haute er mit der linken flachen Hand ganz kurz auf den Druckknopf für den linken Finger, die Kugel sollte nicht zu steil nach oben gehen, sonst würde sie durch die Rampe mit dem Spinner gehen, aber wenn man zu lange wartete, bis die Kugel schon fast das Endstück des Flipperfingers erreicht hatte, dann würde sie zu flach abgehen und an den dreieckigen Bumper kommen, von wo sie sonstwohin abprallten, wie an der Schnur gezogen lief die Kugel an die unterste Zielscheibe mit dem „E“ und an den seitlichen Auslaufbahnen leuchtete das „Special“ auf, Socke atmete erleichtert auf, wenn die Kugel jetzt in einer der beiden seitlichen Auslaufbahnen landete würde sie wenigstens ein Freispiel holen, er wiederholte alles mit dem rechten Flipperfinger und den fünf Zielscheiben auf der linken Seite, er versuchte immer, die Kugel zwischen zwei Zielscheiben zu schicken, sodass beide Scheiben gleichzeitig in der Versenkung verschwanden, was ihm auch mit den beiden obersten Scheiben gelang, aber dann rollte die Kugel nervtötend langsam in die Mitte und von da senkrecht zwischen beiden Flipperfingern hindurch ins Aus, „Was für ein Kalter,“ sage Socke und schoß den nächsten Ball ins Spiel, er hatte bereits über 100.000 Punkte, vielleicht würde es ja für ein Freispiel reichen, indem er über 132.000 Punkte kam, hinten an einer Rezeption, die aussah wie ein Tresen, saßen zwei Opas und rauchten, beide hatten ein Pils vor sich stehen und manchmal, wenn Socke die Maschine tillte würden sie zu uns herüber schauen aus ausdruckslosen Augen, in denen nicht einmal eine Erinnerung an ein gelebtes Leben zu finden war.

Die Spielhalle war ein von zwei riesigen Fenstern eingefasster Raum mit einer Nische diagonal zum Eingang, wo die Opas einen Kasten Bier lagerten und später auch einen kleinen Kühlschrank, vielleicht gab es auch ein kleines Pissoir, wo sie ihr Bier hinbrachten, sie saßen auf Barhockern und rauchten, die Arme auf dem Tresen gelehnt, manchmal lasen sie die BILD-Zeitung, aber wenn wir nachmittags kamen, lag sie meistens schon mehrmals gelesen und wieder zusammengefaltet in einer Ecke, es gab zwei Reihen mit Flippern, einige Geldspielautomaten, seit Kurzem auch „Space Invaders“ und keine Musik, abgesehen von den Geräuschen, die die Flipper und die Automaten von sich gaben, eine ganz merkwürdige Atmosphäre. Rauchschwaden hingen immer mal wieder über dem Tresen und wanderten in den Raum, Leute betraten die Spielhalle, wechselten einen Zehnmarkschein und stellten sich dann an einen Flipper, wir waren meistens zu dritt oder viert, wenn unser Spiel aus war, starrten wir gebannt auf die Anzeige, ob vielleicht eine unserer Endziffern mit der zweistelligen Zahl übereinstimmen würde, die der Zufallsgenerator ausspucken würde, dann gab es ein lautes Klack, wir jubelten und teilten uns das Freispiel, jeder einen Ball, wenn wir zu dritt waren, manchmal würde Socke auch alleine weiterspielen, wenn wir kein Geld oder keine Lust mehr hatten, ich ging an den Space Invaders oder sah Sockes Spiel zu, auf den dreieckigen Bumpern waren die Bilder zweier vollbusigen Schönheiten, einer brünetten und einer blonden, sie trugen beide ein weißes T-Shirt, in dessen Mitte sich die Zahl „1“ wie ein Steifer zwischen ihre prallen Brüste quetschte, sie erinnerten mich an die Brüste der Englischreferendarin, die einige Wochen bei uns unterrichtete und die auch solche Dinger hatte und dazu hautenge schwarze Rollkragenpullover trug und ganz klar keine BHs. Leider war ihr Gesicht ziemlich pickelig, aber Horst „Das Tier“ Gieselmann war so angetan von ihr, dass er sich während des Unterrichts einen runterholte und zum Beweis das Tempotaschentuch durch die Bänke gehen ließ, ein Schamhaar war auch dabei, „leider nicht von ihr,“ sagte er und seine roten Banken glänzten.

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