Freda Kurto
Das GEHEIMNIS der TRINAKRIA
Eine schicksalhafte Reise durch Sizilien
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Inhaltsverzeichnis
Titel Freda Kurto Das GEHEIMNIS der TRINAKRIA Eine schicksalhafte Reise durch Sizilien Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Impressum neobooks
Es ist schon erstaunlich, welche versteckten Schachzüge das Leben parat hält. Vermeintliche Launen des Schicksals, über deren tatsächliche Wurzeln man erst viel später stolpert. In meinem Fall handelte es sich um eine ausgesprochen profane Unlust. Genauer gesagt, um einen Anflug äußerst schlechter Laune. Herbeigeführt durch eine Vielzahl von Tiefschlägen jeglicher Art. Verstärkt durch die Novemberatmosphäre, die sich alljährlich über die Stadt legte. In diesem Jahr zu allem Überfluss schon Anfang Oktober. Blauer Himmel und Sonnenschein schienen den Vorboten des auslaufenden Jahres endgültig Platz gemacht zu haben: ungemütliche Temperaturen, gedeckte und gedämpfte Stimmung allerorts, die Natur grau in grau, der Blick von meiner kleinen Dachwohnung auf die Donau eingehüllt von undurchdringlichen und hartnäckigen Nebelschwaden. Kurzum, ein Klima, bestens geeignet für eine saftige Weltuntergangsstimmung.
Ich hatte schon seit Tagen keinen unnötigen Schritt vor die Tür gesetzt. Das Telefon war ausgestöpselt und sogar der Griff zum Fernseher zu anstrengend. So hegte und pflegte ich meine Depression. Kleinste Anzeichen der Besserung erstickte ich im Keim. Schließlich war meine Bereitschaft zu leiden längstens nicht ausgeschöpft. Im Gegenteil. Um mir den deprimierenden Kontrast zwischen meiner Wenigkeit und dem Rest der Menschheit vor Augen zu führen, bedurfte es keiner großen Anstrengung. Ich brauchte nur meiner Leseleidenschaft nachzugeben. Schließlich gab es keinen Schmöker, der mich nicht früher oder später mit der Erkenntnis konfrontierte, wie sehr sich das eigene Leben von dem anderer Genossen unterschied.
Was hatte mein monotones Dasein schon mit den so genannten Geschichten gemein, die das Leben schrieb? Nichts! Absolut nichts! Genauso gut hätte ich meine Existenz auch auf einem anderen Planeten fristen können. Unzählige Papierseiten lieferten mir den Beweis. Die anderen, ja, die sonnten sich auf der guten Seite des Lebens. Ein Erfolg jagte den anderen. Eine glückliche Beziehung ging nahtlos in die nächste über. Und zeichnete sich ausnahmsweise ein kleiner Misserfolg ab, so war er unter Garantie für etwas Überwältigendes gut.
Ja, andere standen morgens auf, ohne zu wissen, was der Tag für sie bereithielt. Ihr Alltag wurde von Abwechslung, Spannung, Abenteuer und Leidenschaft bestimmt. Sie wurden im positiven Sinne Opfer der unglaublichsten Zufälle. Der kleinste Schritt konnte sich als eine vom wohlwollenden Schicksal gesteuerte Bewegung in eine wundervolle und grenzenlose Zukunft offenbaren. Gefolgt von der wohligen Gewissheit, dass sich ihr Leben innerhalb weniger Stunden um 180 Grad gewandelt hatte. Natürlich zum Besten.
Ich hingegen? Was immer ich auch anpackte – es ging schief. Der fragwürdige Trost, dass auch meine Patzer irgendwann für etwas gut sein könnten, hielt sich in Grenzen. Denn selbst wenn, da war ich mir sicher, stand zu befürchten, dass mir der Genuss des schwer verdienten Glücks infolge frühzeitigen Ablebens verwehrt bleiben würde.
Auf was ich mich hingegen felsenfest verlassen konnte, war das morgendliche Wissen, wie mein Tag ablaufen würde. Und zwar nicht nur der aktuelle Tag, sondern jeder Tag, die nächsten Wochen, Monate, Jahre ... Da half es auch nichts, Umwege gedanklich oder tatsächlich zu gehen. Egal wie viele Schritte ich in die entgegengesetzte Richtung setzte, stets führte mich der Weg über die verschmähte Ziellinie. Daher beschäftigte ich mich vor dem Einschlafen meist mit der Frage, warum der Zufall, dem ich weiß Gott genug Chancen bot, so undankbar war, keine zu nutzen.
Eines Tages kam, was kommen musste: Eine ernsthafte Krise drohte auszubrechen. In meinen vier Wänden gab es keine einzige schriftliche Zeile mehr, die ich mir nicht zumindest einmal verinnerlicht hatte. Was nun? Etwa meinen Schutzwall verlassen, um für Nachschub zu sorgen? Ein Akt der Willensanstrengung, den ich mir in meiner momentanen Gemütsverfassung wahrlich nicht abverlangen konnte.
Rat- und rastlos tigerte ich durch meine Kemenate, als sich ein Krimi in mein Blickfeld schob, den ich vor geraumer Zeit nach wenigen Seiten in die hinterste Ecke des Bücherregals verbannt hatte. Angesichts der akuten Notlage schien es mir angebracht, meine Abneigung gegen Kriminalromane für die Dauer einer einmaligen Lektüre zu ignorieren.
Was ich in diesem Augenblick nicht ahnte: Es war der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt in die richtige Richtung. Ein Schritt, der mich direkt und ohne Umwege zu dem bislang so schmerzlich vermissten Zufall führte. Zu einer Reihe von Ereignissen, nach deren Durchlaufen nichts mehr so sein würde, wie es einmal war. Ereignisse, die nicht nur meinen Moralischen beendeten, sondern den Schlüssel zu meiner Vergangenheit darstellten.
Schon nach wenigen Minuten nahm mich der einst verschmähte Krimi wider Erwarten gefangen. Nicht so sehr die Story an sich, vielmehr der Ort des Geschehens: SIZILIEN!
Im Mittelpunkt ein kleines Bergdorf namens Erice. Einsam in 900 Meter Höhe gelegen, bei schlechtem Wetter von der Umwelt abgeschnitten, teils bewohnt, teils verlassen. Dazu eine kleine versteckte Badebucht, die sich nach einem halbstündigen Fußmarsch durch die gleißende Sonne Siziliens dem überraschten Auge des Wanderers darbietet. Das Ganze gekrönt mit einer kürzlich entdeckten Höhle, die sagenhafte Abenteuer versprach.
Kurzum, dem Autor war es gelungen, mit vereinzelten Schilderungen der örtlichen Gegebenheiten und einheimischen Bevölkerung nachhaltige Eindrücke von der Insel zu wecken.
Obwohl ich zuvor niemals einen Gedanken an diesen Teil Italiens verschwendet hatte, überfiel mich während des Lesens eine seltsame Aufgeregtheit, die ich kaum nachvollziehen konnte. Zumal dieser Effekt kaum auf die sparsam eingesetzten Spannungsmomente des Krimis zurückzuführen waren. Wie auch immer, mit fortschreitender Seitenzahl wuchs auch mein Interesse an Sizilien.
Als ich das Buch zuklappte, hatte es zweierlei bewirkt. Was meinen Ausflug in diese Literatursparte betraf, stand für mich fest: einmal und nie wieder. Darüber hinaus setzte das Ende des Romans zugleich den Schlusspunkt unter meine freiwillige Isolationshaft. Ich konnte es nicht erklären, kam aber nicht umhin einzugestehen, dass die Lektüre eine Art unsichtbares Band gewebt hatte. Ein mit den Sinnen nicht wahrnehmbares Phänomen, das mich unwiderruflich mit dieser Insel verband und eine ungeheure Faszination auf mich ausübte.
Während der nächsten Tage wurden meine Gedanken nur von einem Thema beherrscht: Sizilien. Ich besorgte mir Unmengen Informationsmaterial. Je mehr ich über die Insel las, desto größer wurde mein Interesse. Mein Wissensdurst schien unstillbar. Außerdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass eine unbekannte Kraft am anderen Ende jenes unsichtbaren Bandes zog. Mir wurde schnell klar, dass es nur eine Lösung gab: Ich musste Sizilien in natura sehen. Und das so schnell wie möglich.
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