Der Bettler grinst, sichtlich unangenehm berührt. “Nix Deutsch.”
Meskal mustert ihn verächtlich. “Ach, nix? Wieso nix? Du hast den ganzen Tag nichts zu tun, und du lernst kein Deutsch? Ein paar Sätze? Ich sehe dich seit zwei Jahren, du fauler Sack. Du erwartest, dass man dir Geld schenkt!?”
Er beginnt um den Bettler herumzugehen, gestikulierend. Passanten werden auf die Szene aufmerksam, gehen aber weiter oder bleiben in einiger Entfernung beobachtend stehen.
Meskal beugt sich zum Bettler und starrt ihn direkt an. “Bist du beschränkt? Du bist in meinem Land und lernst meine Sprache nicht? Ehrlich gesagt, ich bin ein Menschenfreund, aber das empfinde ich als Provokation. Wer bin ich? Ein Idiot, der dich aushalten muss, während du dich überhaupt nicht anpasst?”
Der Bettler starrt ihn verblüfft an und fuchtelt nervös, dass Meskal weggehen solle. Meskal beugt sich zu ihm hin und spricht verhalten, während er dem Bettler scharf in die Augen schaut. “Deine verschlagene Visage gefällt mir nicht. Ich wette, du lügst. Und eigentlich kannst du gehen. Du bist also ein Betrüger, habe ich Recht?”
Der Bettler schaut an Meskal vorbei zu den Passanten, hilfesuchend, aber niemand wendet sich ihm zu. Meskal grinst in bitter an. “Ich würde dich jetzt gerne packen und aufheben und dort in den Fluss werfen.”
Der Bettler schnappt nach Luft und runzelt die Stirn. Meskal zischt ihn zu. “Verschwinde lieber. Denn wenn ich dich noch einmal sehe, dann ... platsch!” Er macht Gesten des “In-den-Fluss-Werfens” und geht weiter.
Hinter ihm steht der Bettler auf, fährt aber in seinem Singsang fort. Passanten schütteln den Kopf über ihn, weil er sich dermaßen unrealistisch “bedauernswert” verhält. Der Bettler hört zu singen auf und flucht in seiner Sprache, Meskal nachschauend.
Meskal sitzt in Frauenkleidern auf einer Wiese im Stadtpark unter einem Baum, neben Clementa, in Jeans und buntem Sweater. Meskal redet und schaut auf die Wiese hinaus, während Clementa ihn mustert und an einem Grashalm kaut.
“Wohin ich schaue ... blöd glotzende Viecher ... die nur fressen, spielen, ficken. Dumme, stumpfsinnige, grobe, brutale, ignorante, dreckige, nachlässige und uneinsichtige Idioten.”
Clementa schaut zum blauen Himmel und seufzt. “Und wenn du einfach ... nicht drauf achtest und deiner Wege gehst? Weil du ja weißt, dass es auch andere gibt.”
Meskal dreht sich zu ihr und schaut sie verblüfft an. Dann steht er schnell auf und marschiert über die Wiese davon, nach Blumenköpfen kickend.
Clementa seufzt augenrollend und hält ein Notizbuch hoch, ruft ihm nach, “Ich hab’ etwas notiert und wollte dir –“ Ihre Stimme erstirbt, und ihre Miene verfinstert sich. “Andererseits hab’ ich heute gar keine Lust mir auf einen arroganten Besserwisser.”
Sie schaut sich auf der Wiese um und sieht eine Gruppe junger Leute, die Ball spielen. Darunter sind sehr attraktive Männer. Clementa seufzt.
In seiner Wohnung schlürft Meskal heiß dampfenden Milchkaffee aus einer großen französischen Tasse. Er lauscht. Stille. Er kocht Eier, schreibt am Computer, macht Gymnastik, isst, trinkt, putzt, duscht, masturbiert, schreibt, liest, schaut fern. Er döst auf seinem Bett ein.
In der Nachbarwohnung wird klassische Musik eingeschaltet. Meskal wacht auf und runzelt die Stirn. Dann grinst her vage.
Clementa kommt zu Besuch und bringt einen Brief, den Meskal ungeöffnet in eine Schachtel wirft, in der schon viele solche Briefe sind. Er und Clementa haben schnellen Sex im Bett bei klassischer Musik.
Meskal geht durch die herbstlich-kalte Stadt, gekleidet in seinen langen Mantel, Kopftuch und Gummistiefeln, und er begegnet Obdachlosen, die in Hauseingängen sitzen oder auf Parkbänken, in Schlafsäcke gewickelt und Wein oder Bier trinken. Es sind Männer und Frauen, die immer angeregt miteinander palavern. Meskal beobachtet sie, spricht aber mit niemandem.
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