S.C. Keidner
Unvergängliches Blut - Die Erben
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Inhaltsverzeichnis
Titel S.C. Keidner Unvergängliches Blut - Die Erben Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Impressum neobooks
»Das kommt nicht überraschend.« Taran legte den Kopf an seine Schulter.
Die Flammen des Kaminfeuers tauchten das Schlafgemach in rötliches Licht und warfen flackernde Schatten auf ihre Haut. Ein Scheit zerfiel knisternd, Funken stoben in den Schornstein. Der Frühlingssturm, der um die Türme von Burg Tyr tobte, rüttelte an den Fensterläden, die die Mägde zum Schutz gegen das Sonnenlicht verschlossen hatten.
»Ja, Maksim hat über die letzten Winter des Öfteren von Abdankung gesprochen.« Damien lag auf dem Rücken, einen Arm um seine Gefährtin geschlungen, den anderen hinter dem Kopf verschränkt. Er starrte gedankenverloren auf die holzvertäfelte Decke des Gemachs. »Ich kann es verstehen. Rodica wird alt. Niemand kann sagen, wie lange sie einander noch haben werden. Sie möchten die ihnen verbleibende Zeit auskosten.«
Taran zog die Schultern hoch. »Das weiß ich doch. Ich gönne es ihnen von ganzem Herzen. Aber mir auszumalen, dass Mutter sterben wird, ist fürchterlich. Natürlich war es mir schon immer klar, als Mensch hat sie nun einmal eine begrenzte Lebensspanne. Doch jetzt, wo es näher rückt ‒.«
Er hauchte einen Kuss auf ihren Scheitel. Auch wenn es ihn schmerzte, seine Gefährtin bedrückt zu sehen, mochten ihm keine tröstenden Worte einfallen. Der Lebensweg der Menschen endete unwiderruflich. Gut, auch Vampire und Ewige waren gegen den Tod nicht gefeit. Sie konnten in einer Schlacht oder durch einen Unfall sterben. Das ließ sich verhindern, indem man seine Kampfkünste verbesserte oder sich in gefährlichen Situationen umsichtig verhielt. Doch es war etwas anderes, mit der Gewissheit zu leben, dass der Tod eines Tages unausweichlich an die Tür klopfte.
»Für Mariana und Arik ist es schwer«, sagte Taran. »Ganz besonders für Arik. Er vergöttert seine Großmutter.«
»Sie werden lernen, damit umzugehen. Ich glaube, dass es tatsächlich Rodica ist, die die geringsten Schwierigkeiten hat, das Sterben anzunehmen. Verglichen mit ihr komme ich mir wie ein Schwächling vor. Als hätte ich niemals dem Tod ins Auge geblickt.«
Ihr Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Mutter hat mir verboten, darüber nachzugrübeln. Sie sagt, wenn sie keine Angst davor hat, dann brauchen wir auch keine zu haben.« Mit einer raschen Bewegung drehte sie sich auf den Bauch und musterte ihn. Ihr silbernes Haar, das Zeichen der Ewigen, der Mischlinge aus Mensch und Vampir, fiel über die nackten Schultern nach vorn. Er hob die Hand und steckte es ihr hinter den Ohren fest.
»Wie geht es dir inzwischen mit deiner neuen Berufung?«, fragte sie.
So, wie es vor langer Zeit bestimmt worden war, würde er Maksim als Herrscher nachfolgen. Sie hatten darüber im Laufe des Winters gesprochen und es heute Nacht der Familie und dem Rat verkündet. Außer Taran wusste niemand von den Zweifeln, die ihn dann und wann überfielen und an seiner Überzeugung nagten, der Aufgabe gewachsen zu sein. »Es ist eine große Herausforderung. Ich habe diese Momente, in denen ich mich frage, ob ich das Richtige mache.«
»Wieso nicht? Du sitzt seit vielen Wintern im Rat der Stämme und hast Maksim bei den Regierungsgeschäften unterstützt.«
»Nun, ich werde nicht mehr nur Ratschläge geben, sondern Entscheidungen treffen.« Die das Leben von Abertausenden von Vampiren, Menschen und Ewigen im Qanicengebirge beeinflussen würden. Im schlimmsten Fall bedeuteten sie Tod und Verderben, im besten die Fortführung des friedlichen Daseins, das seit dem Ende des Rebellenkriegs herrschte. Der Friede war Maksims Vermächtnis, das er erhalten musste. »Es ist eine große Verantwortung, vor der ich Respekt habe. Manchmal erdrückt es mich. Wie nannte Maksim es vorhin im Kaminzimmer? Eine Bürde?«
»Es gibt niemand Besseren für diese Bürde als dich.«
»Nun, das wird sich zeigen müssen. Aber du hast recht. Ich habe mich über viele Winter vorbereitet. Das ist nicht, was mir die meiste Sorge bereitet. Es geht mir um dich und Mariana und Arik. Für euch wird sich vieles ändern. Maksim und ich haben diese Entscheidung getroffen, ohne euch anzuhören.«
»Mach dir um mich keine Sorgen. Ich bin die Tochter des Herrschers und das ganze Brimborium darum gewohnt. Und ich verspreche, mich aufzuführen, wie es sich der Gefährtin des Herrschers über die Stämme geziemt.«
Er grinste. »Indem du in Lederhosen durch die Gegend läufst und den Schwertkampf übst?«
»Schwertkampf ist sehr viel nützlicher als Sticken. Oder Nähen. Und es macht mehr Spaß.«
»Das kann ich nicht beurteilen.«
Taran lächelte. Dann beugte sie sich vor und küsste ihn sacht, löste ihre Lippen aber viel zu schnell von den seinen. Sein unwilliges Knurren ignorierend sagte sie: »Was Mariana und Arik angeht: Sie haben immer gewusst, dass du Maksims Nachfolger werden sollst.«
»Bisher waren es Gedankenspiele. Maksim ist unsterblich. Er könnte noch hunderte von Wintern regieren. Jetzt sind Mariana und Arik von einem Tag auf den anderen die Kinder des Herrschers. Einer der beiden wird als mein Nachfolger benannt werden.«
»Mariana«, sagte sie leise, fast widerstrebend.
Mariana. Sein kleines Mädchen, das er stets beschützen würde. Das hatte er sich am Tag ihrer Geburt – sie lag winzig, schrumpelig und rot auf seinem Arm – geschworen. Aber er hatte feststellen müssen, dass seinem Schutz Grenzen gesetzt waren.
Mariana war ein lebendiges Kind gewesen. Immer wieder war sie ausgebüxt und hatte sich in den Kammern und Gängen der Burg versteckt. Mit vier Wintern rannte sie einmal aus der großen Halle hinaus in den sonnigen Tag. Ihr entzücktes Kichern verhallte im Hof. Panisch folgte er ihr. Sie würde in der Sonne verbrennen! Auf der Treppe brach er brüllend vor Schmerz zusammen und roch versengtes Fleisch. Sein eigenes. Sein Bruder im Blute, Milo, und die Krieger zerrten ihn mit Gewalt in die Halle zurück und hielten ihn dort trotz seiner verzweifelten Gegenwehr fest. Er konnte seiner Tochter nicht helfen. Seine Sonnenempfindlichkeit hielt ihn hinter den dicken Mauern gefangen.
Nach einer ihm schier endlos erscheinenden Zeit brachte Taran Mariana mit unversehrter Haut und einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht zurück. Seine Tochter hatte sich als Sonnenwandlerin entpuppt. Sie ertrug die für andere Vampire tödlichen Strahlen. Sie war die Erste ihrer Art gewesen. Inzwischen gab es mehrere von ihnen, allesamt Kinder von Vampiren, die sich Ewige als Gefährten genommen hatten.
»Arik kann nicht mein Nachfolger sein«, sagte er sanft. »Er ist ein Ewiger, kein Vampir.«
Sie schüttelte den Kopf. »Auch wenn er ein Vampir wäre: Arik ist dafür nicht geeignet. Und er weiß noch nicht, was er will. Ganz anders als Mariana.«
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