Roland Kühnel - Das ungelobte Land

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Beschrieben wird der Alltag in der DDR zwischen Anpassung und Widerstand in unterschiedlichen Lebensbereichen. Wie musste man sich als Schüler und Student staatskonform verhalten? Warum waren die gefälschten Wahlen von 1989 so relevant? Wie war das Leben als sogenanntes Intelligenz-Kind? Wie ideologiefrei war die Arbeit als Dolmetscher in der DDR? Was hat sich wirklich seit 1989 geändert?

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Der Sport war überhaupt ein Ventil, vielleicht das einzige. Besonders, wenn der BFC Dynamo ins Stadion kam. Von einem anderen „besonderen Vorkommnis“ erfuhr ich von einem Kumpel. Im Leipziger Zentralstadion hatten auf einer großen organisierten Friedensdemo etwa 10 Pazifisten ein Plakat entrollt: „Lieber Brücken bauen als Mauern errichten!“ Sie wurden den sogenannten „zuständigen Organen zugeführt“. „Zugeführt“, was für ein verharmlosender Begriff, wie jener bei den Nazis „abgeholt“ oder „Sonderbehandlung“ für die Vernichtung in Auschwitz. Anders endete eine Spontan-Demo in Dresden, von der mir ein anderer Klassenkamerad berichtete. In einem Dresdner Stadion sangen plötzlich Hunderte: „Nieder mit der Es-e-de !“ Den heranstürmenden Stasi-Typen entgegnete man, man sänge gegen die „Sport-Elite Dresden“. S-E-D. Clever oder dreist, aber das hätte auch anders ausgehen können.

Jeden Tag war man regelrecht umzingelt von Parolen. „Wo ein Genosse ist, da ist die Partei“. Das hieß quasi ´ständig´ bei 2 Millionen Mitgliedern. Oder „Der Marxismus ist allmächtig, weil er wahr ist“ und „Die Zukunft gehört dem Kommunismus“. Ich weiß nicht, wie viele solche Aussagen verinnerlicht haben, einige glaubten daran, ihr gutes Recht. Die Mehrheit aber nicht. Dennoch wiederholte man gebetsmühlenartig, was der Lehrer gerne hörte, um eine gute Note zu bekommen oder einfach, um in Ruhe gelassen zu werden. Dabei musste man gar nicht irgendetwas gegen den Staat tun, um anzuecken. Es reichte bereits, wenn man nichts sagte. Zum Beispiel auf FDJ-Versammlungen. Meine Klassenlehrerin schrieb deshalb einmal in meine Beurteilung, dass ich „zurückhaltend und deshalb die weltanschauliche Position nicht klar erkennbar sei“. Viele DDR-Zeugnisse enthielten solche Passagen.

Auch harmlose Sätze wurden registriert und gegebenenfalls gemeldet. Ein Schüler unserer Klasse sagte zu einem Nachbarn: „Hast du die Nachrichten gehört? Ist was los in Polen!“ (1980). Irgendwie gelangte dieser Satz zu Ohren anderer. Wie gesagt, ein „System lebender Fallen“. Nun, die Stasi war überall, eben „Schild und Schwert der Partei“. Aber am Ende hat es alles nichts genutzt, die Millionen Berichte und Karteikarten. Und all ihre Aufrufe und Losungen. Losungen gab es genug, aber keine Lösungen für die großen und kleinen Probleme im Lande, zumindest keine nachhaltigen.

Konnte man etwas tun? Kurz vorm Abitur tippte ich, offenbar in einer Phase besonderen politischen Frustes und die Armee vor Augen, auf der Schreibmaschine meines Vaters einen Aufruf, „Leipziger Bürger! Wehrt Euch! Nieder mit der Mauer!... Schaffung einer freien und unabhängigen DDR!“ Mit Durchschlag je drei Exemplare. Diese wollte ich dann an verschiedenen Ecken in Leipzig in die Briefkästen werfen. Natürlich tat ich es nicht. Ich wollte nicht ins Gefängnis. Es hätte schon viel Ärger gegeben, wenn sie die Flugblätter bei mir gefunden hätten. Nein, ich war keine Sophie Scholl.

Klassenkameraden schrieben ihren Unmut auf die Tische in der Schule, zum Teil ironisch: „Phrasen sollte man dreschen, sie haben es verdient“, „Hoch Lenin!“, „Die DDR - ein Friedensstaat“, „Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom“, „Let´s go West!“ Auch dies wurde registriert, aber die Schreiber, die „Täter“ wurden natürlich nicht überführt. Tische hatten etwas wie Anonymität; heute, im scheinbar anonymen Internet, lassen sich alle Spuren zurückverfolgen.

Man konnte auch nichts sagen, wenn man etwas sah, was einen rasend vor Wut machte. So stand auf dem Leipziger Hauptbahnhof am Bahngleis: „Der Zug nach Mönchengladbach ist nur bis Eisenach für den Binnenverkehr zugelassen.“ Binnenverkehr , ein Euphemismus sondergleichen. Da beneidete man Westreporter, die – selten genug! – kein Blatt vor den Mund nehmen konnten. Unvergessen hier Lothar Loewe mit seinem Satz „Die DDR-Grenzsoldaten schießen auf Flüchtlinge wie auf Hasen.“ Bei der NVA habe ich vor einem Wachdienst mehrmals den Diensthabenden gefragt, wie denn der Schießbefehl nun konkret zu handhaben sei. Alle drucksten herum und sagten entweder so etwas wie „erst ins Bein schießen“, „erst mal daneben“ bis hin zu „mach was du denkst in der Situation“.

Die NVA zu kritisieren war zu Schulzeiten und danach ebenso tabu wie Kritik an der SED. Das habe ich schon in der Grundschule eingeimpft bekommen. Was ich damals recht merkwürdig fand, war auch der militärische Bezug in Lehrbüchern, wo man es nicht vermutet. In meinem Mathematik-Lehrbuch der 10. Klasse (1981) stand als Übung zu ´Winkelfunktionen´: „Die 122mm-Haubitze der NVA hat einen horizontalen Schusswinkelbereich von 49°. Die maximale Schussentfernung beträgt 11,8 km. Wie groß ist der Bogen an der Peripherie…“ Im Bio-Lehrbuch stand folgender Satz: „Ausgehend von den Erkenntnissen von Marx, Engels und Lenin wurde mit der Errichtung der sozialistischen Gesellschaftsordnung auch der antagonistische Widerspruch zwischen Natur und Gesellschaft überwunden.“ (!) Ein Satz, der dringend zur Biologie gehört.

Zuweilen wurden Dinge auch aufgebauscht. Einmal musste unsere Klasse einen Schulraum renovieren, und dazu wurden die auszutauschenden Fenster mit Farbe gekennzeichnet. Statt eines Kreuzes wie ein großes X machte irgendjemand Kreuze, die wie das christliche Symbol aussahen. Der Direktor war sofort zur Stelle, und die Kreuze mussten geändert werden. Ein anderes Mal wurde nichts zu einem Vorfall gesagt. Ein Schüler war mit seinen Eltern legal nach Österreich ausgereist. Dazu kein Wort der Verdammnis durch die Direktion, der Buschfunk verbreitete die Nachricht jedoch schnell.

Auf große Gegenliebe stieß auch die Maßnahme ab 1982, dass statt der regulären Herbstferien im Oktober (im Studium „Kartoffelferien“) eine Hausarbeitswoche eingeführt wurde, Thema: Auswertung eines längeren Lenin-Textes. Ich hätte ja gar nichts dagegen gehabt, mal Lenin oder Marx zu lesen (ihr dialektisches Denken nützt im Übrigen im heutigen Kapitalismus ungemein!). Aber monatelang nur Lektüre zur deutschen Arbeiterbewegung, endlose Seiten zur SPD und KPD. Ausführlich jeder Parteitag im Wälzer „Geschichte der SED“. Die ganze Geschichte ist sowieso immer nur Klassenkampf, so die gültige Doktrin.

Vieles war auch nicht falsch, die allermeisten Lehrer hochqualifiziert und motiviert. Dieses Einseitige störte indes jeden, der mal mit- oder anders denken wollte. Es war, so meine Einschätzung 1988 als 16-Jähriger, ein „Teufelskreis von Tabus, geistiger Unterdrückung und Verlogenheit.“ Ich könnte es jetzt nicht anders ausdrücken wie vor über 25 Jahren.

Papierspuren

Steuersparer und Schwarzgeldwäscher fürchten sich vor ihnen, Fremdgeher nicht weniger: Papierspuren. In Form von Verträgen, Kontoauszügen und Kreditkartenbelegen. Eine spezifische Art von „Papierspuren“ hinterlässt jeder Text, manchmal auch im Gedächtnis der Spurenleser. Solche Texte sind auch Lehrbücher.

Wenn es um DDR-Schullehrbücher geht, wird meist auf die Fächer Staatsbürgerkunde und evtl. noch Geschichte verwiesen; dort, so der fast einhellige Tenor, zeige sich besonders das ideologische Monopol der SED in der Schule. Nehmen wir dazu doch einmal meine beiden Lehrbücher für Geschichte Klasse 6+7 (1977/78) und Stabü Klasse 10 (1981) zur Hand.

Zunächst zu „Geschichte“. An anderer Stelle beklagte ich die Abundanz von Themen zur Arbeiterbewegung und zur Entwicklung kommunistischer Parteien. Aber es gab natürlich auch andere Themen, und liest man heute über 30 Jahre danach in seinen alten Schulbüchern, findet man zuweilen Erstaunliches. Zunächst die Ansprache an den Schüler. „Du aber lernst den Kapitalismus im 7. Schuljahr zu einer Zeit kennen, da er entstand… und von ihm noch der Fortschritt der menschlichen Gesellschaft ausging. Das musst du immer im Auge behalten!“ (S.9) Für sich sprechen auch einige Fragen an die Schüler am Ende der Kapitel. Bsp.: „Wo und gegen wen kämpfen heute Völker um ihre Freiheit? Warum stehen wir auf ihrer Seite?“ (40) Im Stabü-Buch drei Schuljahre später liest sich das dann ganz anders.

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