Pawel Florenski - Meinen Kindern. Erinnerungen an eine Jugend im Kaukasus

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Meinen Kindern. Erinnerungen an eine Jugend im Kaukasus: краткое содержание, описание и аннотация

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Pawel Florenski (1882 – 1937), der als Mathematiker und Naturwissenschaftler zur Theologie kam, orthodoxer Priester wurde und in einem stalinistischen Arbeitslager starb, hinterließ mit dieser autobiographischen Schrift ein Vermächtnis, das nun nach der Epoche der Revolutionen einzulösen ist. Die Neubegründung der Kultur wird die Kluft zwischen äußerer Erscheinung und innerer Gewissheit zu überbrücken und die Frage nach dem Wesen der Welt aus der Wunderwelt des Kindes in die bewusste Erfahrung der Erwachsenen zu retten haben: «Allmählich wurde mir klar, dass die Wahrheit, wenn es sie gibt, nicht in einem äußerlichen Verhältnis zu mir stehen kann, dass sie die Quelle des Lebens ist. Das Leben in seiner Tiefe ist die Wahrheit, und diese Tiefe ist nicht ich und sie ist nicht in mir, aber ich kann mit ihr in Berührung kommen.»

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Manchmal gingen wir die Uferstraße weiter bis ans Ende, bogen rechts in eine enge Gasse ein und gingen dann noch einmal links ab. Hier war das türkische Viertel. Eng aneinandergeschmiegt standen kleine Fischerkneipen und winzige Läden, die mit Mühe zwei Kunden faßten. Die langen Beine ausgestreckt saßen Adsharier, Türken und Griechen auf den kleinen Steinen vor der Tür, spielten Nardi und sogen phlegmatisch an ihren Wasserpfeifen. Das Viertel galt als gefährlich, es war damals von Schmugglern bewohnt. Aber es war von solcher Eigenart, daß es sich mir tief ins Gedächtnis eingeprägt hat. Auch Papa ging, glaube ich, nicht ohne Bangen hierher. Es hieß, man werde hier am hellichten Tage ausgeraubt, und man riet in Batum allgemein von einem Besuch ab. Es gab hier einen kleinen Laden, der das Ziel unserer Wünsche war und den wir wie alte Bekannte betraten. Der Besitzer war ein von der Luft gegerbter und braungebrannter Venezianer oder Grieche. Er handelte mit Korallenketten, verschiedenen anderen kleinen Sächelchen aus rosa und roten Korallen, mit Muscheln, venezianischen Perlen und daneben mit dicken teergetränkten Tauen, Schiffsleinen, Schnüren und Angelgerät. Der Laden war märchenhaft schön. Schnell zusammengezimmert aus grob gehobelten teergetränkten Brettern, so klein, daß man sich nicht drehen konnte; stark nach Harz und Meer, nach Tang und Meeresprodukten riechend, barg er in seiner Schale viele herrliche geheimnisvolle Dinge, wie eine schiefrige Muschel Perlen. Übrigens gab es in diesem kleinen Laden tatsächlich Perlen. Die Korallen lockten mich mit der Grellheit ihrer abstrakten Farbe und ihren eigenartig eckigen Konturen – wie das geronnene Paraffin an den roten Weihnachtskerzen, sagten meine Schwester und ich damals, und diese Nähe der Korallen zum Weihnachtsbaum ließ sie uns besonders verlockend erscheinen. Man hatte das Gefühl eines geheimnisvollen Lebens und einer eigenen Magie; ich liebte die rote Farbe nicht, aber dieser, in ihrer Abstraktheit nicht klebrigen, konnte ich nicht widerstehen. Der Händler, höchstwahrscheinlich ein Schmuggler, zog unter dem Ladentisch, wo auch Dörr- und Räucherfisch lagerte, riesige Tridacna-Muscheln hervor, und ich mußte denken, daß die Tridacna sogar einen Adler wie mit Eisenklammern festhalten kann, so daß er nicht mehr loskommt und in der Meeresflut zugrundegeht. Die weißen Korallenäste sahen aus wie Meerespflanzen; ich wußte, daß sie die Behausung kleiner Lebewesen sind, glaubte es innerlich aber nicht recht. So sagt man wohl, dachte ich, wenn man mit Erwachsenen spricht; wie viele andere naturwissenschaftliche Erklärungen hielt ich auch diese für eine Art konventionellen Entgegenkommens, für einen Euphemismus, der erlaubt, die Geheimnisse nicht zu berühren, der aber im Grunde der Sache nicht entspricht.

1920.24.VI.

Das beste waren die venezianischen Perlen. Sie waren alle mit der Hand gemacht. Seit ich mich erinnern kann unterschied ich, ohne mich je zu irren und beinahe ohne hinzusehen, sofort Hand-Arbeit von Maschinen-Arbeit. Obwohl die Maschinen und ihre Erzeugnisse mein Denken sehr beschäftigten, habe ich doch, einesteils aus ästhetischen Gründen, andernteils von meinem inneren Wesen her, Maschinenerzeugnisse unbesehen verachtet: Die ganze Welt durchfloß nach meiner Vorstellung ein Lebensstrom, der sie organisiert, die ganze Welt zeichnete in ihrem Inneren ein Spiel der Tiefe aus, und die maschinellen Dinge erschienen mir irgendwie seelenlos und flach, nicht im geringsten geheimnisvoll, sondern durch und durch verständlich, ganz so wie bei Mill und Bain.

Jedes Erzeugnis von Menschenhand, was immer es sei, auch das allergröbste, hat immer den geheimnisvollen Schimmer des Lebens, diesen Schimmer nimmt man an einer Muschel, an einem von den Meereswellen glattgeschliffenen Stein, an der Geschichtetheit des Achats oder Karneols, an den feinen Verästelungen der Adern eines Blattes unmittelbar wahr. Das Maschinending schimmert nicht, es blitzt, es hat einen toten, unverschämten Glanz. Und es wäre verfehlt zu glauben, Kinder bemerkten diesen Unterschied nicht; nein, sie bemerken ihn im allerfrühesten Alter. Was mich betrifft, so habe ich die Kluft zwischen Handarbeit und Maschinenarbeit damals tiefer erfahren als später. Da war etwas definitiv Trennendes wie zwischen ja und nein, wie zwischen Weiß und Schwarz. Davon war ich von Kindheit an vollkommen überzeugt. Ich erinnere mich ganz genau, daß ich den qualitativen Unterschied zwischen Hand- und Maschinenarbeit sehr lebhaft, unmittelbar, beinahe physiologisch – wie den Zustand meines Körpers – empfand, obwohl ich das so deutlich nicht immer hätte sagen können. Später erfaßte mich aus dem Gefühl für das Handgemachte eine Neigung zu [John]Ruskin, aber da ich mit Physik und Mathematik beschäftigt war, stieß ich erst sehr spät auf Ruskin, erst nach der für mich entscheidenden geistigen Krise, von der später noch die Rede sein wird. Jetzt aber zu den venezianischen Perlen. Sie waren wahrhaft wahr und deshalb schön: Jede offenbarte genau das, was ihrem ursprünglichen Wesen entsprach, die Bearbeitung diente einzig der Offenbarung dieses Wesens – sie war eine Enthüllung, nicht Verhüllung dieses Wesens. Jede dieser Perlen atmete, lebte, verband sich ganz und gar mit der Natur, indem sie auf ihre Art die Natur übertraf. Die einen bestanden aus einer Paste, sie hatten die Form von vierkantigen Stängchen und von Würfelchen, die runden oder flachen waren mit Einsprengseln aus andersfarbiger Paste versehen. Angenehm war, daß sie nicht bemalt waren, daß ihrer Oberfläche nicht ein besonderes Ansehen gegeben wurde, sondern daß das echte Material sichtbar blieb. Angenehm auch ihre Form, die in den Konturen nichts mechanisch Regelmäßiges hatte; zielgerichtet strebten sie alle einem bestimmten Typ zu, soweit und in dem Maße, wie es die Sache erforderte; diese Perlen hatten keine mechanisch scharfen Kanten, keine mechanisch geraden Linien, keine mechanisch identische Zeichnung. Die Perlen ließen einen die formende Hand spüren, sie waren der unmittelbare Ausdruck schöpferischer Kraft. Deshalb hatte man den Wunsch sie anzufassen, sie mit den Fingerspitzen zu berühren, sie auf der Handfläche zu fühlen und springen zu lassen und sie in den Mund zu nehmen.

Die anderen Perlen waren aus Glas, vornehmlich dunkelgrün und dunkelblau. Zu ihnen muß ich auch etwas sagen. Ihre Farbe empfand man als die Farbe der Glasmasse, als wesentliche Eigenschaft des Materials und nicht als äußerlichen, willkürlichen, zufälligen Schmuck. Ihre unpolierte Oberfläche mit den auf natürliche Weise entstandenen parallelen Unebenheiten in Gestalt feinster Schraffierungen, ihre inneren, parallel zu diesen Schraffierungen auftretenden Farbunregelmäßigkeiten zeigten die Tiefenstruktur des Stoffes der Perlen; man fühlte richtig, wie sich der weiche zähe Glasteig bei der Herstellung der Perlen zog, wie die Kräfte der Oberflächenspannung wirkten, die der halb erstarrten Masse ihre Form gaben, überhaupt spürte man etwas von dem festgehaltenen Kampf und dem Wechselspiel der Kräfte, die die Perlen hervorgebracht hatten.

Diese Perlen haben sich meinem Bewußtsein als erstarrte Urphänomene eingeprägt, als von einem arglosen Handwerker enthüllte tiefe Wahrheit des Stoffes. Mir war klar: Diese Perlen sind weniger künstlich als zufällige Stücke solchen Stoffs, denn die Kunst führt hier nicht zur Verhüllung, sondern zur Enthüllung des Willens des Materials, hilft ihm, das zu werden, was es sein möchte, während die Maschine diesem Willen Gewalt antut. Durch diese Perlen, über die Vermittlung dieser Perlen lehrt uns der Stoff der Welt, ihn zu lieben und sich seiner zu freuen. Und ich liebte ihn – nicht die Materie der Physiker, nicht die Elemente der Chemie, nicht das Protoplasma der Biologie, sondern den Stoff selbst, mit seiner Wahrheit und seiner Schönheit, mit seiner Sittlichkeit. Bebend fühlte ich, daß die Perlen dieses venezianischen Schmugglers nicht allein schön sind, sondern wahrhaft herrlich, wie überhaupt die erschaute Tiefe des Seins herrlich ist, wie alles Echte herrlich ist. Sie waren in meinem kindlichen Bewußtsein etwas Noumenales. Und dieses Noumen der Perlen verband sich mit dem Noumen des Meeres, erinnerte an seine Steine, seine Muscheln, sein bald blaues, bald grünblaues und grünes Wasser. Und nun frage ich mich: Hat nicht dieses Gefühl für das Meer den Venezianern, diesen halben Meeres­bewohnern, die Kunst dieser, den Hervorbringungen des Meeres so verwandten Perlen eingegeben?

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