„Mein Gott, die sieht ja schrecklich aus. Dabei war sie mal eine echte Schönheit. Jetzt sollte man lieber aufpassen, nicht zusammen mit ihr photographiert zu werden.“
Anfangs war sie darüber regelmäßig in Tränen ausgebrochen. Dann hatte sie sich damit arrangiert, und schließlich gewöhnte sie sich an ihre Rolle als Aussätzige. Sie mied die Kameras, bewegte sich unauffällig und bemühte sich, ihre wenigen Gesprächspartner nicht durch ihr Aussehen zu kompromittieren. Wodurch sie sich letztlich wieder einen gewissen Respekt erwarb. Man pflegte wieder einen gewissen Umgang mit ihr, aber diskret. Sehr diskret.
***
Ansonsten genoß Angelika von Weerendonk ein Leben in Luxus. Ausgestattet mit nahezu unerschöpflichen finanziellen Mitteln, verkaufte sie ihre Wohnung in München und übersiedelte auf die Karibikinsel Saint Barthelemy in jenes Anwesen, in dem sie mit Harry Kern ihr erstes und einziges gemeinsames Weihnachtsfest verbracht hatte. Für alle Fälle unterhielt sie aber auch Apartments in Kitzbühel, Saint Tropez und Santa Monica, an der kalifornischen Pazifikküste. Schließlich konnte man nie wissen, wann und wo man eine Operationsbasis brauchen würde. Es stellte sich heraus, sie brauchte sie kaum, fast gar nicht.
Ihr Alltag gestaltete sich eintönig, monoton. Umgeben von einem Heer von Angestellten sonnte sie sich im eigenen Garten, schwamm im eigenen Pool, ließ sich das Essen nach Wunsch zubereiten von einem Koch, der zuvor ein Sterne-Restaurant geführt hatte. Allerdings nahm sie ihre Mahlzeiten allein zu sich. Gesellschaft hatte sie nur, wenn einer ihrer Angestellten ihr einen Gesellschafter oder, je nach Stimmungslage, eine Gesellschafterin zuführte. Zu Tisch, oder auch an ihr Bett, wenn sie gerade das Bedürfnis danach spürte. Wirklich befriedigend allerdings waren diese Zusammenkünfte nicht. Ihr Leben war hohl, langweilig und inhaltsleer.
Gelegentlich verließ sie ihre Insel und unternahm Reisen. Zu allen Traumzielen dieser Welt. Nach Rio zum Karneval, nach New York, London, Paris oder Rom zum Einkaufen, auf die Seychellen, Malediven, nach Mauritius oder eine der Südseeinseln, in die Rocky Mountains, die Dolomiten oder die chilenischen Anden zum Skilaufen, wonach ihr gerade der Sinn stand. Sie konnte es sich erlauben, so oft sie wollte und zu jeder Zeit.
Gelegentlich standen auch Reisen auf Kreuzfahrtschiffen auf ihrem Programm, je öfter, desto älter sie wurde.
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