wie glänzt er festlich, lieb und mild,
als spräch’ er: „Wollt in mir erkennen
getreuer Hoffnung stilles Bild!“
2.
Die Kinder steh’n mit hellen Blicken,
das Auge lacht, es lacht das Herz,
o fröhlich seliges Entzücken!
Die Alten schauen himmelwärts.
3.
Zwei Engel sind hereingetreten,
kein Auge hat sie kommen seh’n,
sie geh’n zum Weihnachtstisch und beten,
und wenden wieder sich und geh’n.
4.
„Gesegnet seid ihr alten Leute,
gesegnet sei du kleine Schar!
Wir bringen Gottes Segen heute,
dem braunen wie dem weißen Haar.
5.
Zu guten Menschen, die sich lieben,
schickt uns der Herr als Boten aus,
und seid ihr treu und fromm geblieben,
wir treten wieder in dies Haus.“
6.
Kein Ohr hat ihren Spruch vernommen,
unsichtbar jedes Menschen Blick,
sind sie gegangen wie gekommen,
doch Gottes Segen blieb zurück.
Volkslied
1.
Sie haben mich geheißen
nach Heidelbeeren geh’n,
ich hab‘ nach den Beeren
im Wald nicht geseh’n.
2.
Ich bin hinausgegangen
auf meiner Mutter Grab,
worauf ich mich gesetzet,
und viel geweinet hab.
3.
„Wer sitzt auf meinem Hügel,
von dem die Tränen sind?“
„Ich bin’s, o liebe Mutter,
ich, dein verwaistes Kind!
4.
Wer wird hinfort mich kleiden
und flechten mir das Haar,
mit liebem Wort’ mir schmeicheln
wie’s deine Weise war?“
5.
„Geh hin, o liebe Tochter,
und finde dich darein:
es wird dir eine zweite,
wie deine Mutter sein!
6.
Die wird das Haar dir flechten,
und kleiden dich hinfort:
Ein Jüngling wird dir schmeicheln
mit zartem Liebeswort!“
An einem heißen Sommerabend
Volkslied (19. Jh.)
1.
An einem heißen Sommerabend,
saß ich vor meiner Hüttentür;
da kam ein Jüngling ganz jung von Jahren
und setzte sich an meine Seit’.
2.
O liebes Mädchen, o lass mich lieben,
ich bin der Lehrmeister aus Paris!
O lieber Jüngling, ich kann nicht lieben,
weil ich nicht weiß, was Liebe ist!
3.
Des andern Morgens, da schleichen beide,
von dem die Mutter gar nichts weiß.
Jedoch der Vater, der kann es wissen,
weil er auch weiß, was Liebe heißt.
4.
Des andern Morgens, da schreit die Mutter:
O liebes Töchterlein, o steh nur auf.
O liebe Mutter, lass mich schlafen,
ich hab heut’ Nacht das Lieben gelernt.
5.
Er ist ein Heuchler und ein Verführer,
der dir dein junges Blut beraubt!
Er ist kein Heuchler und kein Verführer,
er ist der Lehrmeister von Paris.
6.
Tausend Taler wollt ich geben,
wenn ich den Lehrmeister sehen könnt!
O liebe Mutter, den kannst du sehen,
der kommt heut’ abends her zu mir.
Volkslied
1.
Ännchen von Tharau ist’s, die mir gefällt,
sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld.
Ännchen von Tharau hat wieder ihr Herz,
auf mich gerichtet in Lieb’ und in Schmerz.
Refrain:
Ännchen von Tharau, mein Reichthum, mein Gut,
du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!
2.
Käm alles Wetter gleich auf uns zu schlah‘n,
wir sind gesinnet bei einander zu stah‘n.
3.
Krankheit, Verfolgung, Betrübnis und Pein
soll unsrer Liebe Verknotigung sein.
4.
Recht als ein Palmenbaum über sich steigt,
je mehr ihn Hagel und Regen anficht.
5.
So wird die Lieb’ in uns mächtig und groß
durch Kreuz, durch Leiden, durch allerlei Noth.
6.
Würdest du gleich einmal von mir getrennt,
lebtest, da wo man die Sonne kaum kennt.
7.
Ich will dir folgen durch Wälder, durch Meer,
durch Eis, durch Kerker, durch feindliches Heer.
8.
Ännchen von Tharau, mein Licht, meine Sonn‘,
mein Leben schließ’ ich um deines herum.
9.
Was ich gebiete, wird von dir getan,
was ich verbiete, das lässt du mir stah‘n.
10.
Was hat die Liebe doch für ein Bestand,
wo nicht ein Herz ist, ein Mund, eine Hand?
11.
Wo man sich peiniget, zanket und schlägt,
und gleich den Hunden und Katzen begeht.
12.
Ännchen von Tharau, das woll’n wir nicht tun;
du bist mein Täubchen, mein Schäfchen, mein Huhn.
13.
Was ich begehre, begehrst du auch,
ich lass den Rock dir, du lässt mir den Brauch.
14.
Dies ist dem Ännchen die süßeste Ruh’,
ein Leib und Seele wird aus Ich und Du.
15.
Dies macht das Leben zum himmlischen Reich,
durch Zanken wird es der Hölle gleich.
Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd
Volkslied
1.
Von der Alpe ragt ein Haus,
niedlich übers Tal hinaus,
drinnen wohnt mit frohem Sinn
eine schöne Sennerin.
Senn‘rin singt so manches Lied,
wenn durchs Tal ein Nebel zieht.
Horch, es klingt durch Luft und Wind:
Auf der Alm, auf der Alm, auf der Alm,
da gibt’s koa Sünd!
2.
Als ich jüngst auf steilem Pfad,
ihrem Paradies genaht,
trat sie flink zu mir heraus,
bot zur Herberg mir ihr Haus.
Fragt nicht lang: Was tust, allhier?
Sondern setzte sich zu mir,
sang ihr Liedchen weich und lind:
auf der Alm, da gibts koa Sünd!
3.
Und als ich dann von ihr schied,
klang von fern mir noch ihr Lied,
und zugleich mit Schmerz und Lust,
trug ich’s bei mir unbewusst.
Und seitdem, wo ich nur bin,
schwebt mir vor die Sennerin,
hör sie rufen. Komm’ geschwind!
Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd!
Auf der Lahmgruab’n und auf der Wieden
Franz Böhm
1.
Es sagt die Mutter zu der Tochter:
„Du mit’n Schani is’s jetzt aus.
So a lange Hopfenstangen
kommt mir nimmer mehr in’s Haus.
Schau dir einmal nur dein’ Freundin drüben auf der Wieden an,
die hat an von die Dragoner, siext, das wär für dich a Mann.“
Drauf sagt die Tochter zu der Mutter:
„I hab bloß mein Schani gern.“
Ja auf der Lahmgruab’n und auf der Wieden,
du - li u - li u - li - eh!
Du - li - u - li u - li - eh,
san ja die Gusto sehr verschieden,
du - li u - li u - li - eh u - li - eh ho du - li u - li - eh.
Auf dieser Welt hab ich keine Freud
Volkslied (18. Jh.)
1.
Auf dieser Welt hab ich keine Freud,
ich hab ein Schatz und der ist weit.
Er ist so weit, soweit über Berg und Tal,
dass ich ihn nicht mehr haben soll.
2.
Ich ging wohl über Berg und Tal,
da sang so schön Frau Nachtigall,
sie sang so schön, sie sang so fein,
sie sang von mei‘m Feinsliebelein.
3.
Und als ich vor Stadt Wesel kam,
sah ich mein' Schatz auf Schildwach stah‘n;
da Blut' mein Herz, es kränket sich:
Ach schönster Schatz, verlass mich nicht!
4.
Ach Goldschmied, lieber Goldschmied mein,
Schmied meinem Schatz ein Ringelein!
Schmied ihr es an die rechte Hand,
sie soll mit mir ins Niederland.
5.
Ins Niederland da mag ich nicht,
und lange Kleider trag ich nicht;
denn lange Kleider und spitze Schuh,
die kommen keiner Dienstmagd zu.
Auf einem Baum ein Kuckuck
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