„Das klappt nie, obwohl so ein Käfer mit seinem Heckantrieb und Heckmotor so einiges bewältigen kann.“, stimmt Georg meinen Gedanken zu. Manchmal meine ich, wir beide sind wie ein altes Ehepaar und wissen, was der andere denkt. Erschreckend!
Als unsere Kollegin den Motor anlässt, kommt aus seinem Munde aber nur ein anerkennendes „Oh!“
„Das ist aber kein Käfermotor!“, kommentiert er das satte Röhren der Maschine. „Der hört sich gewaltig an. Ob sie einen VW-Porsche Motor eingebaut hat? Von einen Porsche 914? Ich habe gelesen, die lassen sich auf über 200 PS frisieren und passen tatsächlich in einen Käfer. Respekt!“
Georg liebt Autos! Besonders Oldtimer! Noch besser, wenn sie etwas aufgemotzt sind. Heutzutage heißt das wohl: gepimpt! Je mehr PS, desto besser. Ich kenne keinen, der sich so gut damit auskennt wie er. Und nun steht ein sehr alter Käfer mit Porschemotor direkt vor ihm. Seine Augen funkeln so verzückt wie bei einem kleinen Kind, das den Weihnachtsmann sieht.
„Aber hilft der Motor auch bei dem Matsch hier?“, muss ich ihn ernüchtern.
„Zumindest wird ihre Matschfontäne erheblich größer, wenn sie Vollgas gibt!“, grinst er frech wie ein Schulbub.
„Besonders bei den ungewöhnlich breiten Reifen. Schau dir nur dieses grobstollige Profil an. Kannst du dir denken, warum die so sind?“
„Die sind mir noch gar nicht aufgefallen.“, gesteht mein Partner. „Solche hab ich noch nie auf einem Käfer gesehen. Höchstens bei Strandbuggys oder anderen Geländewagen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was diese monströsen Reifen auf einem Käfer zu suchen haben. Und wie Aristoteles schon sagte: Auch das Denken schadet bisweilen der Gesundheit.
Ehe wir weiter diskutieren können oder ich ihn für sein unpassendes Zitat tadeln kann, fährt Jo los. Einfach so! Als gäbe es keinen Schlamm, keine Pfützen und keine Spurrillen. Langsam aber unaufhaltsam kämpft sich dieser sonderbare Käfer tapfer durch die Matschberge.
Einige Zeit rangiert sie auf dem Weg herum, als wolle sie uns allen zeigen was ihr Wagen kann. Warum tut sie das? Warum fährt sie nicht einfach zurück ins Revier? Plötzlich hält sie an und sie steigt wieder aus.
„Fuck!“, schreit sie, während sie durch den elendigen Matsch nach vorne an den Kofferraum stapft.
Georg und ich schauen uns ratlos an. Mit einem Abschleppseil in der Hand geht sie auf die beiden Streifenpolizisten zu und drückt ihnen das eine Ende in die Hand.
„Hier, ihr Loser! Macht das fest! Ich zieh euch raus.“
Sprachlos tun sie wie ihnen befohlen. Artig steigen sie in ihr Auto, während Jo, die ihren Käfer optimal vor sie gestellt hat, den Motor startet.
„Niemals! Das kann nicht klappen. Es wäre ein Wunder.“, meint Georg.
Aber es klappt! Und wie!
„Wunder gibt es immer wieder.“, gebe ich diesmal zum Besten.
Langsam aber stetig! Nur im Schritttempo, aber unaufhaltsam! Immer weiter zieht Jo mit ihrem Käfer das andere Auto aus dem Morast und den Berg hinunter, bis sie auf halbwegs festen Boden kommen.
„Wie nur?“, stammelt mein Partner immer wieder, während wir dem Gespann so gut wie möglich zu Fuß folgen. Wir erreichen die beiden Autos gerade, als Jo das Abschleppseil wieder verstaut hat. Die beiden Polizisten sind ausgestiegen und stehen fassungslos neben ihrem geretteten Wagen.
„Was ist das nur für ein Wagen, Jo?“, ruft er ihr neugierig zu. Ich glaube, soeben hat er unsere Neue zum ersten Mal Jo genannt. Was so ein merkwürdiges, altes Auto doch bewirken kann.
„VW-Käfer Typ 87, Baujahr 1942. Zuschaltbarer Vorderradantrieb. Kam während des zweiten Weltkrieges vor allem in Russland und bei Rummels Afrika-Korps zum Einsatz. Ich glaube, es gibt von der Sorte nicht mehr allzu viele.“
„Machst du Witze, mein Schatz?“
Jetzt ist sie sogar schon sein Schatz. Ich glaub es ja nicht!
Aber es bleibt nicht lange dabei, denn als Jo in ihren so besonderen Käfer heftig auf das Gaspedal tritt, spritzt sie dieses Mal eine gewaltige Fuhre Schlamm und Dreck in unsere Richtung. Ich stehe zum Glück etwas weiter abseits und kann mich mit einem beherzten Sprung aus der Gefahrenzone bringen. Aber Georg und die beiden andern Polizisten haben erheblich weniger Glück. Die Windschutzscheibe des Polizeiautos ist auf jeden Fall mit einer dicken Matschschicht bedeckt.
Die Schimpftriaden, die mein geehrter Partner von sich gibt, sind in keiner Weise wiederzugeben. Selbst mir, der doch schon viele Flüche von miesen Ganoven gehört hat, treibt es bei einigen Ausdrücken die Schamesröte ins Gesicht.
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