Druck und Verlag:epubli GmbH Berlin,www epubli.de
Copyright© 2013 Jürgen Brand
ISBN 978-3-7375-0469-0
Jürgen Brand
Meine Kindheit in der DDR
Erzählung
epubli-Verlag
Meine Kindheit in der DDR
Erzählung
Als 3 oder 4 Jähriger Junge, bin ich hier in unserer Wohnsiedlung, mit meinem Holzroller durch die Straßen gefahren.
Wann ich denn nun endlich in die Schule käme, fragte ich oft zu Hause meine Mutter, Oma und andere Leute. Wahrscheinlich nervte ich den einen oder anderen damit. Auch konnte ich nicht lange auf dem Stuhl sitzen bleiben, musste immer rumlaufen. Am liebsten auf dem Spielplatz, den Hof oder auf der Straße.
Bis zum Spielplatz durfte ich schon alleine gehen, weil unsere Straße eine Spielstraße war.
Es gab sowieso nicht so viele Autos, die ein Kind überfahren konnte. Ich weiß nicht warum, jedenfalls ging ich nicht in den Kindergarten. Deshalb musste ich vor unserer Haustür oder am Sandkasten, mir die Spielkameraden selbst aussuchen.
1952 bin ich in Magdeburg, also in der Bezirkshauptstadt der DDR geboren.
Als Sternzeichen bin ich „Fisch“.
Und leider auch Halbwaise. So nannte man es, wenn ein Elternteil abhanden gekommen war.
Meine Oma, die damals schon Rentnerin war, veranlasste mich dazu, mir abends Watte in die Ohren zu stopfen.
Eben darum, weil ich sonst ihr Schnarchen immer hörte. Oma schlief zwar im Nebenzimmer, doch die dünnen Wände ließen trotzdem alle Geräusche durch.
Von unserem Balkon aus konnte ich den Balkon vom Nebenhaus sehen, wo meine Tante Trude und mein Onkel Kurt wohnten. Also brauchte von uns
keiner gleich aus dem Haus zu gehen und auf der Straße zum Nebenhaus zu gelangen . Es konnte meine Mutter oder Oma, vom Balkon aus laut sprechend, sich mit ihnen Unterhalten. Obwohl mein Onkel schwer hörte, klappte diese Verständigung.
Weil ich nicht in den Kindergarten ging, war ich immer zu Hause. Meine Oma oder Tante Helga musste auf mich aufpassen, wenn meine Mutter auf der Arbeit war.
Unsere Wohnung war mit etwa 70 Quadratmeter, für 5 Personen nicht gerade groß. Aber wir kannten es nicht anders. Geh mal in dein Zimmer, konnte keiner zu mir sagen. Es gab nur 3 nicht große Räume in der Wohnung.
Mit 6 Jahren bei der Einschulung 1958
Als ich 1958 endlich in die Schule kam, war ich froh drüber. Es war damals noch eine heile Welt für mich. Die Einschulung war an einem Freitag in der ersten Septemberwoche.
Ich kam in die polytechnische Oberschule Maxim-Gorki. Im Klassenraum standen die ganzen Schulbänke und wir 28 Kinder wurden der Klasse 1a zugeteilt. Jetzt gehörte ich endlich dazu.
Einige Wochen nach der Einschulung, hatten wir das Vergnügen, Feierlich bei den Jungpionieren aufgenommen zu werden. Neben unserem Schulgebäude stand die Kommandantur der Sowjetischen Streitkräfte.
Also das waren unsere Befreier von Hitlers Nazis, den Faschisten.
In diesem Gebäude war auch ein großer Saal, wo oft Filme gezeigt wurden. Dort auf der Bühne standen wir Erstklässler und haben unser blaues Halstuch, sowie den Pionierausweiß empfangen.
Ein Festakt, nur für uns. „Mensch waren wir stolz“.
Uns wurde zugerufen „Jungpioniere seid bereit“ und wir riefen zurück „Immer bereit“
Ein Slogan der auf die Bereitschaft zur Hilfe für ältere Leute, eine gute Mitarbeit in der Schule, uns von Lehrern und anderen weisungsberechtigten
die Aufgaben darauf, diese zu erfüllen. Also Pflichterfüllung im Sinne der Deutschen Demokratischen Republik.
Super fand ich es. Was dieses und alles andere noch bedeutete, wusste ich als 6 jähriger natürlich noch nicht.
Meine Süßigkeiten aus der Schultüte waren etwa nach 1 Woche aufgegessen. In der Klasse waren wir anfangs 28 Schüler. Auf jeder Sitzbank saßen 2 Schüler
nebeneinander. Unsere Klassenlehrerin war Frau Breme. Sie war Nett und Freundlich.
Aber wer ungezogen war, den schimpfte sie aus oder beorderte ihn raus, vor die Tür.
Damals hatten wir noch Schreibfedern. Jedes Mal musste man vor dem Schreiben die Feder ins Tintenfass tauchen, welches auf der Abstellfläche der Schulbank stand.
Manche Schüler besaßen aber schon Schreibfüllhalter, womit man die Tinte in den Füller ziehen konnte. Praktisch wie bei einer Spritze. Mit Kugelschreiber durfte noch nicht geschrieben werden.
Dieses verdirbt nur die Handschrift, erfuhren wir von unserem Direktor Herrn
Stephan. An der Wand hing das Bild von Wilhelm Pieck, unserem Präsident der DDR.
1-2 mal pro Woche war der Fahnenappell. Alle Schulklassen mussten dafür auf
dem Schulhof sortiert, von der 1.bis zur 10.Klasse antreten. Dann wurde die DDR-Fahne am Mast hochgezogen. Dazu durfte ein Schüler den Trommelwirbel machen, bis die Fahne am Mast ganz oben war.
Ein verantwortlicher rief ganz laut „Pioniere und FDJ ler seid Bereit“ und dann
antworten wir die Schüler alle zusammen ganz laut „Immer bereit“.
Der Direktor und die FDJ-Sekretärin sprachen etwas von Lernen, Ziele und Streben im Sinne des Sozialismus, sowie der Völkerfreundschaft mit allen sozialistischen Bruderländern.
Meistens las man den Text von Zetteln ab. In meinem Alter verstand ich nicht sehr viel davon. Ein Schüler wurde Öffentlich belobigt, wofür er vor die ganze Schülermannschaft vortreten musste.
Eine Schulklasse bekam den Pionierwimpel für die beste Mitarbeit des letzten Monats.
Dieser Wimpel, worauf die Klasse mächtig stolz war, stand dann
auf dem Lehrertisch.
Am Ende der Straße wo ich wohnte, war eine Kaserne der Sowjetsoldaten. Wir nannte diese „die Russenkaserne“. Öfters marschierten Soldaten in kleineren oder größeren Gruppen von dort, zur russischen Kommandantur.
Diese befand sich direkt neben unserer Maxim- Gorki- Oberschule.
Mich freute es, dass alle Soldaten eine Maschinenpistole dabei hatten, denn so konnten die uns vor dem Feind BRD und anderen feigen Kapitalistischen Staaten schützen.
Dieses wusste ich aus der Schule von unseren Lehrern. Auch das die Imperialisten, Getreide, Kaffee und andere Lebensmittel ins Meer schütten, nur um die Weltpreise zu erhöhen. Alles das machte man nur, um unserer DDR zu schaden. Boykotteure aus dem Westen wollten den Lebensstandard
unseres Sozialistischen Staates schädigen. Aber zum Glück hatten wir unseren großen Bruder, die UdSSR (Sowjetunion). Diese halfen uns mit Export-Gütern immer aus.
Von zu Hause aus, bis zur Schule hatte ich zu Fuß, ca. 5 Minuten zu gehen.
Die meisten Schüler kamen auch aus dem Stadtbezirk, wo auch ich wohnte. Manchmal bin ich mit einem Schulfreund durch die Wache bei der Kaserne gegangen und wir haben uns aus dem Russenmagazin „Bolschen“= Bonbons gekauft.
Die schmeckten besser, als die es in unseren sonstigen Geschäften gab.
Direkt neben unserem Schulhof war auch ein Süßigkeitsladen. Ein kleiner Krämerladen.
Und dort deckten wir uns in der Pause mit Gummischlangen, Lakritzstangen und Pfefferminzbruch ein. Es war recht billig. Wir mussten nichts in Packungen kaufen, sondern wir kriegten die Bonbons auch lose. Manchmal begegneten uns russische Schüler, diese trugen keine blauen, sondern rote Halstücher.
Für besondere Leistungen durften auch bei uns, manche Schüler ein
rotes Halstuch tragen. Wenn besondere Anlässe waren, wie bsp. am der Tag der Deutsch - Sowjetischen Freundschaft oder wenn der Lehrer sagte morgen
kommt ihr in Pionierkleidung, dann gingen wir in weißer Bluse mit dem Halstuch in die Schule.
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