Fiete ging mit den anderen Beachball spielen, Isolde und Jan waren mittlerweile ganz gut geworden, wenn Fiete an das letzte Jahr dachte, da hatten sich die beiden doch recht hölzern angestellt, aber sie waren auch gewachsen und hatten körperliches Geschick entwickelt. Fiete spielte mit Isolde in einer Mannschaft die beide Kleingruppen waren in etwa gleich stark, man versuchte alle möglichen Tricks, um den Gegner zu bezwingen, man schnibbelte den Ball, wenn das mit den großen Holzschlägern überhaupt möglich war, oder man spielte ihn kurz hinter das Netz und lockte den Gegner nach vorn, um den Ball dann weit nach hinten zu schmettern, wo er ihn nicht mehr erwischen konnte. Aber bei aller Trickserei, die die Spieler betrieben, das Spielergebnis blieb in den meisten Fällen bis kurz vor Schluss ausgeglichen und es bedurfte oftmals einer Portion Glück, um im letzten Moment den Führungstreffer zu erzielen. So war es auch bei diesem Mal, Jan servierte eine Rückhand, die Fiete mit einem mächtigen Schmetterschlag konterte, was Isolde und ihm die Führung brachte und Jan sauer stimmte, er ärgerte sich darüber, dass er einen so schwachen Ball gespielt hatte. Sie gingen wieder zum Strandkorb, und Bubenhäusers saßen, wie sie schon zwei Stunden zuvor gesessen hatten, völlig unbewegt, sie lasen und nahmen gelegentlich einen Schluck aus der Wasserflasche, als die Kinder wieder erschienen, gab es ein lapidares „Na, war es schön?“ und damit war die Konversation auch schon beendet.
Sie gingen am Nachmittag wieder alle ins Wasser und spielten mit dem Gummiball, Herr Bubenhäuser drehte richtig auf, er warf sich wie ein Fußballtorwart nach dem Ball und hatte riesigen Spaß, er johlte und schmiss sich in die Wellen wie ein Jugendlicher, sodass seine Frau schon auf ihn schaute und verwundert den Kopf schüttelte. Der Quallenschwarm war wieder hinausgetrieben und störte niemanden mehr, die Kinder schauten aber immer, wohin sie sich warfen, ob da nicht doch noch eine Qualle zu finden wäre. Am Nachmittag gingen sie zu Kleens zurück, in drei Tagen wäre Clarissas zwölfter Geburtstag und Frau Bubenhäuser bestellte bei Lorenzen schon einmal eine Buttercremetorte mit Schokoladen-Sahne, die Clarissas Lieblingstorte war und eine zweite, nicht ganz so mächtige Torte. Wie im letzten Jahr würde Lorenzen die Torten am Geburtstag gegen 14.30 h anliefern und um 15.00 h träfen die Geburtstagsgäste ein, das waren die Jungen aus dem Dorf und Oma und Opa Stevens. Als sie bei Kleens eintrafen, sagte Frau Kleen zu Fiete:
„Klaas Friedrichsen hat angerufen, du sollst doch am Spätnachmittag noch einmal bei ihm vorbeikommen!“ Fiete fragte nach, ob Klaas gesagt hätte, warum und seine Mutter verneinte, er hätte nur gesagt, dass Fiete kommen sollte. Er hängte seine Badehose und sein Handtuch im Hof auf die Wäscheleine und lief sofort zu Klaas, um in Erfahrung zu bringen, was der von ihm wollte.
Als er Klaas Wohnung betreten hatte, bat der Fiete wieder auf den Balkon, der im Schatten lag und ein sehr schöner Aufenthaltsort bei der großen Hitze war. Klaas gab Fiete eine Tasse Tee und sagte dann, dass er mit der Nationalparkverwaltung in Wilhelmshaven telefoniert und gesagt hätte, was von Fiete an ihn herangetragen worden war.
„Ich weiß nicht, welcher himmlischen Fügung du es zu verdanken hast, dass man sich in Wilhelmshaven hat breitschlagen lassen, jedenfalls wird in vier Tagen ein Schiff mit der Ablösung für den Ornithologen nach Kerstholm fahren und unterwegs am Anleger auf Süderland festmachen, um deine Freundin und dich an Bord zu nehmen, auf dem Schiff befindet sich Thekla Broderson, eine Biologie-Studentin aus Hannover, die ihre Semesterferien auf Kerstholm verbringen wird, nachdem der Vogelkundler, der dort ist, schon seit drei Monaten seinen Dienst verrichtet hat. Thekla Broderson wird sich freuen, Deiner Freundin und Dich ihre Station zeigen und allerhand zu den Vögeln erklären zu können.“ Fiete strahlte, er freute sich so sehr über die gute Nachricht, dass er fast einen Luftsprung auf dem Balkon machte und Klaas ihn bremsen musste. Das Boot legte am Tag nach Clarissas Geburtstag um 10.00 h in Süderland an, das würde genau passen, sie könnten Geburtstag feiern und am nächsten Tag nach Kerstholm fahren. Fiete dankte Klaas für seinen Einsatz und lief wieder nach Hause, den Kopf voll mit Gedanken an die Überfahrt nach Kerstholm, das war etwas ganz Besonderes, und er fragte auch gar nicht groß, was den Meinungsumschwung in Wilhelmshaven bewirkt haben könnte.
Zu Hause setzte er sich an den Abendbrottisch und ließ sich von seiner guten Laune nichts anmerken, sein Vater kam nach Hause und begann gleich, von seinem Tag auf der Fähre zu erzählen, nicht ohne vorher für Herrn Bubenhäuser und sich eine Flasche Bier geöffnet zu haben. Frau Kleen hatte sich an diesem Tag in der Küche besonders angestrengt, es gab Rinderrouladen, was eigentlich ein typisches Sonntagsessen war, Frau Kleen hatte aber gedacht, dass sie für ihre Feriengäste auch einmal an einem Werktag etwas Gutes kochen sollte. Was Klaas Friedrichsen denn von ihm gewollt hätte, fragte Fietes Mutter ihn und er antwortete:
„Er hat mir etwas über die Austernfischer erzählt“, was dieses Mal komplett gelogen war, aber er konnte ja nicht verraten, was er Clarissa zum Geburtstag schenken wollte. Sie spielten an diesem Abend noch lange in zwei Runden, die eine spielte „Mensch ärgere Dich nicht“, die andere „Kniffel“. Das Spielen war eine Abendbeschäftigung, die allen Spaß bereitete und bei Kleens nur praktiziert wurde, wenn Bubenhäusers da waren, das ganze Jahr über wurde sonst eigentlich kaum gespielt, auch bei Bubenhäusers spielte man nur zu besonderen Anlässen. Clarissa, Isolde, Jan und Fiete würden sich am nächsten Tag mit den Jungen aus dem Dorf treffen und überlegen, wie sie einem Hindernisparcours zusammenstellen könnten, so wie sie einen im Frühjahr an Fietes Geburtstag zusammengestellt hatten, damals allerdings im Haus, dieses Mal sollte alles draußen stattfinden.
Sie liefen am Morgen zum Strand wie immer, am Mittag würden die Jungen kommen, Clarissa und Fiete hatten etwas zu schreiben dabei, damit sie sich Notizen zum Parcours machen könnten. Für sie müsste der Strandweg in irgendeiner Weise eingebunden sein, sie wussten nur noch nicht genau wie, dass man ihn aber, auf welche Weise auch immer, entlanglaufen müsste, war klar. Als die Jungen am Mittag am Strandkorb erschienen, setzten sich alle in eine Runde und beratschlagten miteinander, was man an Clarissas Geburtstag unternehmen könnte, und Fiete sagte, dass jeder sein Fahrrad den Strandweg entlang befördern müsste, fahren könnte man dort nicht, weil der tiefe Sand Fahren unmöglich machte, es blieb also nur das Schieben, und da käme es auf Schnelligkeit an. Die Kleinen wären nicht im Nachteil, weil sie kleine Räder hätten, die somit nicht so schwer wären wie die Räder der anderen und sich leichter bewegen ließen. Hauke würde die Zeit stoppen, man müsste nur für eine Verbindung zwischen Start und Ziel sorgen, damit man wüsste, wann der Betreffende loszulaufen hätte. Clarissa sagte, dass nur jemand ein Handy haben müsste, sie hätte ihr iPhone und würde es dem Zeitnehmer geben. Thomas sagte, dass er ein Handy hätte und es zur Verfügung stellen würde, somit wäre alles klar, sagte Fiete, der Strandweg wäre die erste Parcoursstation.
Wenn alle durch wären, könnte man das Aktionsfeld auf den Strand verlagern, meinten alle und Peter schlug vor, dass man am Strand ein Loch graben, zur Buhne und wieder zurückrennen und das Loch zuschmeißen müsste, die Mädchen und Jan brauchten nur ein Loch von halber Tiefe zu graben. Damit hatten sie die zweite Station, sie könnten anschließend eine Wettfahrt über die Promenade machen, Jan und die Mädchen müsste nur die halbe Strecke fahren, Hauke würde die Zeit stoppen, die Wettfahrt müsste am frühen Nachmittag stattfinden, wenn auf der Promenade nicht so viel los wäre. Eine schwere Etappe wäre die Fahrt zum Bootsanleger, wo man die Bohlen zählen und die Zahl aufschreiben müsste, da käme es sowohl auf die richtige Zahl als auch auf die gefahrene Zeit an, jemand müsste am Anleger stehen und die Kandidaten überwachen. Wenn alle wieder bei Kleens wären, wäre ihre Inselrunde beendet, sie müssten aber noch eine Etappe hinter sich bringen. Jeder müsste im Hof vor den Geburtstagsgästen die erste Strophe von „Geh aus mein Herz...“ singen und anschließend einmal ums Haus rennen, man müsste sich hinterher setzen und ein Stück Kuchen vertilgen, die Mädchen und Jan bekämen ein Halbes, Hauke würde wieder die Zeit stoppen, wie bei den anderen Etappen auch. Alle waren mit dem Parcours einverstanden und freuten sich, dass sie nach so kurzer Zeit des Überlegens zum Erfolg gekommen waren.
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