HARRY FLATT - HECKERT
Theologie für Schwergläubige
Der Versuch einer Entrümpelung
der christlichen Glaubenskultur
Ein Sach- und Lachbuch
© 2016 Harry Flatt-Heckert
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Harry Flatt-Heckert
Satz: Harry Flatt-Heckert
Titelbild:
Printed in Germany
Erstauflage
Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei der Deutschen Nationalbibliothek erhältlich.
ISBN
Auch erhältlich als
HFH-Verlag
www.harry-flatt-heckert.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
1. Einleitung 10
2. Die Bibel – irgendwie dann doch nur ein Buch 22
3. Das Credo – Bekenntnis einer Kirche 39
3.1 Die Dreieinigkeit Gottes – Echt schwierig. 49
4. Ich glaube an Gott. 60
4.1 Den Vater. 66
4.2 Den Allmächtigen. 69
4.3 Den Schöpfer des Himmels und der Erde. 74
5. Ich glaube an Jesus Christus 99
5.1 Seinen eingeborenen Sohn. 108
5.2 Unseren Herrn. 111
5.3 Empfangen durch den Heiligen Geist 116
5.4 Geboren von der Jungfrau Maria 124
5.5 Gelitten, unter Pontius Pilatus gekreuzigt. 137
5.6 Gestorben und begraben. 142
5.7 Hinabgestiegen in das Reich des Todes 144
5.8 Am dritten Tage auferstanden 150
von den Toten 150
5.9 Aufgefahren in den Himmel. 157
5.10 Er sitzt zur Rechten Gottes… 161
5.11 Von dort wird er kommen… 162
6. Ich glaube an den Heiligen Geist 167
7. Ich glaube an die heilige christliche Kirche 168
8. Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen 175
9. Ich glaube an die Vergebung der Sünden 182
10. Ich glaube an die Auferstehung der Toten 194
11. Ich glaube an das ewige Leben 202
12. Und nun? 215
13. Ich glaube 220
Epilog 230
„Die Theologie
gestattet
der Vernunft
nur Fastenspeise.“
Jean Paul
Mal ehrlich, wann haben Sie sich zuletzt mit der Theologie, mit der Lehre von Gott, beschäftigt? Oder ein theologisches Buch gekauft? Oder gar eines gelesen? Dachte ich mir. Geschrieben haben Sie wahrscheinlich ja auch noch keins. Das wüsste ich nämlich. Denn ich habe in keiner Bibliothek auch nur ein einziges theologisches Buch gefunden, das aus Ihrer Feder stammen würde. Es sei denn, Sie haben das unter einem Pseudonym getan, weil Sie mich reinlegen wollten oder es Ihnen peinlich war. Das kann natürlich auch sein. Das weiß ich nicht. Es wundert mich auch nicht, wenn Sie noch niemals ein solches Werk zu Papier gebracht haben. Ich habe ja auch noch keins geschrieben. Ich habe zwar schon dies und das verfasst, aber eben nichts Theologisches. Da habe ich mich bisher nie herangetraut. Vielleicht hatte ich auch einfach keine Lust dazu. Aber ich schätze, die Angst davor war bisher größer als die Lustlosigkeit. Das muss ich ehrlicherweise zugeben.
Meine Frau hat schon immer gesagt, dass ich das mal tun sollte. Schließlich sei das ja mein Fachgebiet. Ich habe das ja studiert. Jahrelang. Deshalb habe ich das jetzt mal gemacht. Damit ich das mal getan habe und meine Frau aufhört, mich damit zu nerven. Und ich habe das getan, damit Sie das nicht tun müssen. Wer weiß, was Sie so schreiben würden? Sie haben ja wahrscheinlich überhaupt keine Ahnung davon.
Sie haben wahrscheinlich genug damit zu tun, vor Schreck keinen spontanen Hirninfarkt zu erleiden, wenn Sie das Vaterunser oder das Glaubensbekenntnis auswendig aufsagen sollen, weil Sie mal zufällig oder aus Versehen irgendwo im Gottesdienst sitzen. Kennen Sie dieses panikartige Gefühl? Dieses spontane Zusammenziehen der zentralen Blutgefäße im Kopf? Das ist übrigens so eine Art Schutzfunktion des Gehirns. Es dient dazu, möglichst wenig Sauerstoff an die grauen Zellen zu transportieren, damit Sie nicht merken, in welchen Konflikt mit Ihrer Intelligenz Sie das stumpfe Herunterleiern des Glaubensbekenntnisses führt.
Der geübte und durchtrainierte Gottesdienstbesucher hingegen beherrscht die Reduktion der Sauerstoffversorgung seines Denkorgans mit fast bewundernswerter Routine. Er übersteht das zumeist auch vollkommen unbeschadet und erlebt die Unterversorgung seines Gehirns in diesem Moment sogar nicht selten als eine Art Trancezustand. Er ist beglückt und von der eigenen Frömmigkeit zuweilen völlig ergriffen. Auf die kritische Nachfrage, ob er das tatsächlich glauben würde, was er da gerade im Glaubenskollektiv aufgesagt hat, bekommt man die, mit seltsam fragenden Blick begleitete Antwort: „Ja, wieso?“ Auf die erneute, vielleicht etwas penetrante, Nachfrage, ob er das wirklich ernst meine, schließlich wisse man ja heute, dass Gott die Welt nicht in sieben Tagen erschaffen hatte, erhält man den immer wieder gern gegebenen Hinweis, dass Glauben nun mal nicht Wissen sei. Dieses Totschlagargument macht mich immer ganz sprachlos. Natürlich heißt Glauben nicht Wissen. Das weiß ich auch!
Aber vielleicht schadet ja ein bisschen Wissen um die Grundlagen des christlichen Glaubens auch nicht. Selbst, wenn Sie vielleicht gar kein bekennender Christ sind. Oder Moslem. Oder Jude, Buddhist oder sonst irgendetwas. Wenn Sie es aber doch sind, dann schadet es umso weniger. Hoffe ich. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und viele neue Erkenntnisse.
Eigentlich wollte ich Cowboy oder Indianer werden. Ehrlich. Oder Astronaut. Kapitän hätte ich mir auch gut vorstellen können. So mit einem Schiff über die Ozeane kreuzen, fremde Länder sehen, wilde Seemannsgeschichten hören und ordentlich Seemannsgarn spinnen. Das wäre cool gewesen. Aber daraus ist leider nix geworden. Klar, das konnte auch gar nix werden. Cowboys und Indianer braucht heute nämlich kein Mensch mehr, Astronaut wurde auch nix, weil ich nichts Besonderes kann, vor allem nichts, was man bei der NASA hätte brauchen können. Kapitän schied dann auch aus, weil ich immer so schnell seekrank werde. Mist. So bin ich dann eben Pastor geworden. Evangelischer Pastor. (Das hätten Sie sich natürlich auch denken können, sonst wäre ich ja nicht verheiratet. Katholische Pfarrer dürfen ja nicht heiraten. Das hätte ich gar nicht zu schreiben brauchen. Ist klar. Wenn ich katholischer Pfarrer wäre, dann hätte ich dieses Buch allerdings auch gar nicht zu schreiben brauchen, weil ich ja dann gar keine Frau hätte, die mich dazu gedrängt haben könnte. Wahrscheinlich hätte ich es auch gar nicht schreiben dürfen, weil mir die katholische Kirche gehörig etwas gehustet hätte. Glaube ich. Sie werden sehen.) Nicht, dass ich Pastor geworden bin, weil das nun die zwangsläufige und einzig logische Folge daraus gewesen wäre, dass ich leider keinen der vorgenannten Berufe ergreifen konnte. Es gibt und gab da keinen logischen Zusammenhang. Ich hätte ja auch Bäcker oder Polizist werden können. Oder Eisverkäufer. Nein, ich bin einfach so Pastor geworden. Bloß so. Aus Interesse. Oder aus Versehen. Studiert habe ich eigentlich zunächst nur aus rein wissenschaftlichem Interesse. Ich wollte mal wissen, wie das alles so aussieht, wenn man sich wissenschaftlich mit der Bibel, mit den ganzen Glaubensfragen und -aussagen, mit dem, was Kirche und Gläubige so von sich geben, beschäftigt.
Ich hatte als junger Mann immer gedacht, das kann doch alles gar nicht wahr sein. Jungfrauengeburt, Schöpfungsgeschichte, die ganzen Wunder, die der liebe Jesus so vollbracht haben soll und so. All das konnte ich einfach nicht glauben. Oder besser, ich konnte das nicht für wahr halten. Ich bekam immer einen Knick in den Kopf, wenn ich mal zufällig in der Kirche war und irgend so ein Scheinheiliger mir und den anderen verirrten und verwirrten Schafen in der Predigt weismachen wollte, dass der liebe Gott die Welt echt und wahrhaftig in sieben Tagen erschaffen habe oder dass Jesus wirklich von den Toten auferstanden sei. Ich verstand auch überhaupt nicht, warum der liebe Gott denn nun unbedingt und ausgerechnet ein lieber Gott sein sollte. Besonders dann nicht, wenn man ihm auch noch eine umfassende Allmächtigkeit an den Hals dichtete. Das verstand ich überhaupt nicht.
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