Also, das hier wird keine wissenschaftliche Abhandlung. Kein Fachbuch. Davon gibt es zuhauf. Es wird mit Sicherheit auch kein frommes Machwerk, keine Anleitung zum Glauben oder sowas. Schon gar nicht will dieses Buch einen Anspruch auf Vollständigkeit stellen. Man kann das Phänomen des Glaubens auch nicht zwischen zwei Buchdeckel zwängen. Unmöglich. Nein, ich möchte nur mit den größten Missverständnissen, Ungereimtheiten und falsch verstandenen Glaubensweisheiten aufräumen. Es ist daher eher ein Sachbuch. Ich schreibe nur das, was mir gerade so in den Sinn kommt. Das muss nicht mal alles richtig sein. Was ist schon richtig?! Wissen Sie immer, was richtig ist und was nicht? Sehen Sie.
Ich werde mich einfach mal, nachdem ich mich zunächst kurz mit der Entstehung der Bibel befassen werde, am Glaubensbekenntnis entlang hangeln und Stück für Stück meine Gedanken zu diesen zentralen Glaubensaussagen ausbreiten. Hoffentlich haben Sie Freude und gute Gedanken beim Lesen. Schließlich soll es ja auch ein Lachbuch sein. Und wie sagte Aristoteles so schön? Richtig, das Lachen ist das Erbe der Götter.
Dabei möchte ich natürlich auch niemanden mit meinem Geschreibsel in seinen religiösen Gefühlen verletzen. Das liegt mir vollkommen fern. Ich nehme die Religiosität anderer Menschen sehr ernst und sie ist mir auch ein Stück heilig. Ehrlich. Aber die Glaubensinhalte sind es eben nicht. Die kann man schon mal kritisch betrachten. Wenn es also mal mit mir durchgeht und Sie das Gefühl haben, hui, jetzt wird es aber unangenehm, sehen Sie es mir bitte nach. Ich mache es nie wieder. Versprochen.
Vor allem hoffe ich aber, dass sich für Sie die Fragen klären mögen, die Sie vielleicht so mit sich herumschleppen und die es Ihnen mit dem Glauben vielleicht manchmal schwermachen. Obwohl es ja meistens die Antworten der Kirche sind, die es uns schwermachen. Aber dafür müssen Sie sich jetzt auch ein bisschen anstrengen. Nix ist umsonst. Ich habe mir schließlich auch viel Mühe gegeben.
Da es sich aber nicht nur um ein Lachbuch, sondern auch um ein Sachbuch handelt, sind einige Passagen hier vielleicht auch zuweilen etwas schwerere Kost. Nicht so ganz leicht verdaulich. Aber dieses Buch ist ja auch für Leute, die sich mit dem Glauben nicht so ganz leichttun. Schwergläubige eben. Aber es gibt eben keine Erkenntnis ohne Anstrengung. Dann wird es aber auch viele Kapitel geben, in denen es nur so flutscht. Sie werden sehen. Lassen Sie sich Zeit beim Lesen. Das hilft.
Also, lassen Sie uns einfach mal gemeinsam hinter die Kulissen gucken. Vielleicht entdecken wir ja zusammen etwas Erhellendes, etwas Befreiendes und Neues. Mal sehen.
2. Die Bibel – irgendwie dann doch nur ein Buch
So, jetzt erst mal ein bisschen Bibelkunde. Zum Aufwärmen sozusagen. „Ach du Scheiße!“, werden Sie jetzt vielleicht denken. „Muss das sein? Hatten wir das nicht schon?“ Weiß ich doch nicht! Hatten Sie das schon? Und wenn Sie das hatten, wo denn, bitte schön, hatten Sie das denn? Im Konfirmandenunterricht? Oder im Kindergottesdienst? Vergessen Sie es. Das hilft Ihnen gar nichts. Überhaupt nichts. Nein, so ein wenig Wissen über die Grundlagen des christlichen Glaubens müssen wir schon draufhaben. Das kann ich Ihnen nicht ersparen. Sonst sind Sie nachher so schlau wie vorher. Dann verstehen Sie auch weiterhin nichts. Das kann ich Ihnen nicht antun. (Aber bitte, wenn Sie meinen, Sie hätten das nicht nötig, dann überspringen Sie dieses Kapitel doch einfach. Ist doch Ihre Entscheidung! Kriege ich ja auch gar nicht mit. Mir doch egal. Aber kommen Sie mir hinterher nicht an.)
Für manch einen ist die Bibel ja das reine Wort Gottes. Das Buch der Bücher. Da habe ich auch gar nichts dagegen. Von mir aus. Aber für mich ist das nicht so. Für mich ist sie zunächst mal nur ein Buch. Gut, natürlich nicht irgendein Buch. Nicht so wie „Moby Dick“ oder „Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn“. Das kann man ja auch gar nicht vergleichen. Die wollen ja nur Unterhaltung sein. Mehr nicht. Das ist mit der Bibel natürlich ganz anders. Sie will mich nicht unterhalten, sondern Relevanz für mein Leben haben. Sie will wichtig sein. Natürlich nicht sie selbst – die Bibel will gar nichts -, sondern die Autoren der Bibel. Oder die Kirche. Die Kirche will, dass sie wichtig für mein Leben ist. Und mit diesem Anspruch steht die Bibel dann natürlich durchaus in einer Reihe mit der neuesten Ausgabe von „Deutsches Umsatzsteuerrecht“ oder Paul Bocuses „Neue Küche“. An denen muss sie sich messen lassen. Die haben nämlich ganz unbestritten Relevanz für mich. Das Steuerrecht, weil ich mich ihm nicht entziehen kann und es mich bei Missachtung mit Strafen konfrontiert, die den biblischen Höllenqualen schon sehr nahekommen, wenn nicht sogar übertreffen. Und sie treffen mich sofort. Hier und jetzt. Dafür muss ich nicht erst auf den Jüngsten Tag warten. Und die Bücher von Paul Bocuse haben eben allein darum schon eine besondere Bedeutung für mich, weil ich einfach gut und gern esse. Und das auch lieber heute als irgendwann. Fastenspeise und Manna sind nicht so sehr meins.
Ja, die Bibel ist mir zwar ein wichtiges Buch, aber eben keines, das mein Leben nun von morgens bis abends bestimmen würde. Ich nehme sie auch nur selten in die Hand, wenn ich ehrlich bin. Für mich ist sie dann, wenn ich ihre Bedeutung für meinen Lebensalltag ehrlich betrachte, doch nur irgendwie ein Buch. Das ist wohl so. Hört sich vielleicht nicht so schön an, ist aber so. Nur ein Buch.
Enttäuscht? Och! Gut. Sehr gut. Ich wäre sogar einigermaßen froh, wenn Sie enttäuscht wären. Ehrlich. Nicht, weil ich fies und gemein wäre, nein, das bin ich gar nicht, sondern weil Enttäuschung durchaus etwas Gutes hat. Wenn wir enttäuscht sind, dann hören wir nämlich endlich auf, uns selbst zu täuschen, oder täuschen zu lassen, und können etwas klarer sehen. Ist doch auch nicht schlecht, oder? Und die Bibel ist ja trotzdem ein ganz wichtiges, ein ganz altes und ehrwürdiges Buch. Das bleibt Ihnen ja. Darum liegt es ja auch in fast jedem Hotelzimmer. Gleich neben der Schokolade und den Kondomen. Zu Recht übrigens. Schließlich hat kein anderes Buch sich weiter über diesen Planeten verbreitet als die Bibel. Nein, auch Harry Potter nicht! Gut, vielleicht sind die Bücher über den kleinen Zauberlehrling häufiger gelesen worden. So in Gänze. Das kann sein. Aber die Bibel führt dennoch die Bestsellerliste seit jeher unangefochten an. Das Buch der Bücher eben. Warum sie in den Hotelzimmern gleich neben den Kondomen liegt, weiß ich allerdings auch nicht. Vielleicht, weil sich AIDS auch so unkontrolliert über den Erdball verbreitet und die Bibel einem sagen will: „Ey, du musst doch gar nicht so wild in der Gegend herumvögeln! Und wenn doch, dann benutze wenigstens ein Kondom.“ Kann sein. Ich bin mir da aber nicht sicher.
Und wenn Sie jetzt schon keine Lust mehr haben, sich die Bibel weiter von mir zerpflücken zu lassen, dann wird es jetzt hart für Sie, denn nun kommt es noch ein bisschen dicker. Jetzt sind Sie dran. Weiterlesen oder doch lieber zuklappen und an die Wand schmeißen? Das liegt ganz bei Ihnen. Ich mische mich da nicht ein. Das ist allein Ihre Sache. Fürs Weiterlesen entschieden. Gut. Also:
Die Bibel ist leider auch keine „Heilige Schrift“, auch wenn das manchmal in goldenen Lettern auf den Buchdeckel geprägt ist. Manchmal steht da sogar „Die ganze Heilige Schrift“ drauf, was natürlich Blödsinn ist, wie wir noch sehen werden.
Aber bitte, mal ganz ehrlich: was macht denn ein Buch oder eine Schrift heilig? Biblia, so heißt die Bibel auf lateinisch, bedeutet auch nix anderes als eben das, was es heißt: Buch. Und dieses Buch ist auch schon deshalb nicht heilig, weil es natürlich nicht vom Himmel gefallen ist oder vom lieben Gott höchstpersönlich geschrieben oder zumindest diktiert worden wäre, sondern von Menschen. Von ganz normalen Menschen, die ganz real irgendwo und irgendwann auf dieser Welt gelebt haben. Wie Sie und ich.
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