Ich zuckte mit den Schultern und drehte ihm wieder den Rücken zu. Aus dem Augenwinkel konnte ich seinen Blick sehen, er war jagdlustig… So wie ich, war auch er ein interessierter Jäger auf der Tanzfläche.
„So, Leute, bewegt euch, wer sitzenbleibt, hat selber Schuld!“, rief der DJ und der Club fing an zu brennen. Jeder war in Bewegung, niemand konnte stillsitzen oder gar stillstehen. Aslan drückte mich gegen sich, es war eindeutig eine Einladung zur Jagd. Elegant strich mein Körper an seinem entlang. Seine Hände strichen über meine Silhouette, ich lächelte leicht. Meine Bewegungen waren eindeutig, zweideutig, ich merkte an seinem Griff, er war
sich nicht hundertprozentig sicher, was ich ihm sagen wollte mit meinen Bewegungen.
Ich wusste, was ich wollte und das war er. Ich vergaß alles um mich herum, nur noch
er war in meinem Kopf. War es der Alkohol oder einfach nur die Tatsache, dass er mir einfach nur gut tat? Ich konnte es nicht eindeutig sagen, mein Körper schrie einfach nach seinem. Danny würde das eh nicht bekommen…, dachte ich klammheimlich, aber im nächsten Moment schalt ich mich dafür. Aslan schien sich nun sicher zu sein, seine Hände drückten mich nah zu sich heran, ich spürte seine erregten Körper. Er hatte sich für eine Aussage entschieden, die ihm sehr zu gefallen schien. Ich drehte mich um und lächelte ihn spielerisch an, heute war meine Wenigkeit sein Jagdobjekt. Seine Hände hatte er in meine hinteren Taschen der Hose gesteckt und griff zu. Er wollte meinen Körper und mich haben, als Beute, doch das bekam er nicht. Ich war nicht einfach zu bekommen, dass wusste er genauso wie ich, denn er legte sich richtig ins Zeug für mich. Langsam drehte ich mich um und lehnte an seinen Oberkörper während meine Hüfte immer noch vor seiner kreiste und ihn verrückt machte… Ich spürte alles an ihm, wir tanzten so eng wie ich es noch nie getan hatte, noch nicht mal mit Danny als alles noch toll war… Mein Körper bewegte sich elegant wie eine Schlange um seinen, er wusste nicht wie ihm geschah, ich selbst war überrascht von mir, seit wann ich mich wie eine Schlange um ihn herum bewegen konnte.
Die Blicke waren auf mich und Aslan gerichtet, das war kein Tanzen mehr, das war
Sex auf dem Parkett… Mein Körper wirbelte an ihm entlang und einige Kerle konnten sich nicht sattsehen an meinen Mädels und mir, es war so, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Die Luft brannte und ich war mittendrin. Mein Körper schrie nach Sauerstoff.
Ich stahl mich von der Tanzfläche und entkam so dem „Kuschelsong“, der nun gespielt wurde. Leichtfüßig ging ich hinaus und zog meine hohen Schuhe aus. Barfuß schlich ich durch das gepflegte Gras und spürte jeden Grashalm unter meinen Füßen. Sauerstoff!, schoss es mir durch den Kopf. Ich ging weiter zum See, der nun schwarz geworden war, durch die Nacht. Es war angenehm ruhig, ein großer Kontrast zum Club, aus dem immer noch leichter Bass drang. Das Leben bestand nur aus Kontrasten, reich und arm, warm und kalt, schön und hässlich… das waren nur einige Beispiele, die mir auf Anhieb einfielen. Was hatten wir
nur mit der Welt angestellt, dass es nur das Eine oder das Andere gab und nichts mehr zwischendrin. Ich atmete tief ein und aus, jeden einzelnen Atemzug genoss ich wie
ein Gefangener seine Freiheit. Meine Ohren vernahmen einen knackenden Ast hinter mir, wie auf Kommando drehte ich mich erschrocken um. Aslan kam auf mich zu und mein Körper schaltete von Angst auf normal um. „Hi, benötigst du auch etwas Sauerstoff?“, fragte ich ironisch lächelnd. „Ja, ich bin auch einer von den Leuten, die Sauerstoff benötigen, genau wie du!“, antwortete er schnell. Ich lächelte in die Nacht hinein und traf auf seinen Blick, gebannt folgte ich seinem Blick. Aslan kam mit drei Schritten auf mich zu und stand nun ganz nah bei mir. Verwirrt blickte ich in seine leicht glänzenden Augen, sie waren durch die Dunkelheit fast schwarz. Er legte seinen Kopf schräg und kam mir immer näher… Gebannt sah ich ihn an, unfähig etwas anderes zu tun, mein Atem stockte… Aslans große Hände nahmen sanft meinen Kopf, ich starrte in seine immer näher kommenden Augen, die
sich sanft schlossen, ich tat es ihm gleich. Er presste seine Lippen auf meine und es fühlte sich so als wären wir beide auf einem anderen Stern… Eigentlich wollte ich es nur bei so einem normalen Kuss belassen, doch er schob seine Zunge zu meiner. Verunsichert erwiderte ich das Zungenspiel. Es fühlte sich nicht falsch an sondern besser als alles andere vorher. Das kalte Wasser umspülte meine und seine Füße, seine kräftigen Hände ließen meinen Kopf los und hoben meinen Körper an. Er löste sich von dem Kuss und lächelte verrucht. Ich versuchte tief ein-und auszuatmen, die erotische Spannung zwischen uns war kaum erträglich. Sein Lächeln wurde gefährlicher und auch faszinierender, ich konnte es nicht verstehen, was mich bei ihm aus der Ruhe brachte. Eines jedoch war mir klar, er wurde mir gefährlich und das schien er auch zu wissen… Seine Arme ließen mich ganz langsam wieder runter, seine Blicke zogen mich aus. Ein Kreischen durchbrach die stille der Nacht. Wir horchten auf und es ließ mir das Blut in den Adern gefrieren; Zasous Stimme brüllte durch die ruhige Nacht. So schnell mich meine Beine trugen rannte ich der Stimme entgegen, Aslan folgte mir besorgt. Was war ihr passiert?, schoss es mir durch den Kopf. Ich hatte Angst um sie, um meine Schwester, die beste mit Maja. Wir erreichten den Wald und die Zufahrt zum Club, ein Ring aus Menschen hatte sich gebildet und stand um etwas oder jemanden herum. Tränen der Angst rannen mein Gesicht entlang, während ich mich durch den Ring kämpfte. In dem Moment, als ich den Ring durchbrach, starb ein großer Teil meines Herzen… Zasou lag da auf dem Boden, voller Blut. Ich fiel neben ihrem zerstochenen Körper auf die Knie. Meine Finger tasteten nach ihrem Herzschlag…Umso erleichterter war ich als ich noch leichten Puls an meinen Fingern spürte. Sie muss durchhalten!, schrie es in meinem Kopf.
„Wir brauchen einen Arzt!“, brüllte ich aus Leibeskräften. Aslan und noch andere fuchtelten mit ihren Handys umher. Zasou packte meine Hand und flüsterte: „Tut es weh?“, „Was?“, fragte ich mit Tränen in den Augen. „Das Sterben, das ins Licht gehen…“, hauchte sie nur noch leise. „Nein, Zasou, du wirst nicht ins Licht gehen, du musst bei uns bleiben!“, befahl ich ihr.
„Ich liebe ihn!“, hauchte sie mit Tränen im Gesicht.
„Ich weiß, Phil dich doch auch!“, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen, mit immer mehr werdenden Tränen in den Augen.
„Lilly, ich sehe ein Licht, es ist so warm und schön…“, hauchte sie aufgebracht und staunend. „Zasou, nein! Bitte, du darfst nicht gehen!“, flehte ich sie an.
„Danke, Lilly, dass ich dich noch mal sehen konnte, Schwester!“, hauchte sie und zuckte am ganzen Körper. Ich schüttelte sie verzweifelt und sah ihr in die braunen, fast roten Augen.
„Lilly, nimm´ mich in den Arm!“, bat sie und ich zog sie in meine Arme.
Ich sah ihr ein letztes Mal in die Augen und der Glanz, das Leben in ihren Augen
verschwand. Meine Arme pressten sie an meinen Körper, ich schrie auf und weinte bitterlich. Die Tränen liefen wie Flüsse über mein Gesicht, ich bekam keine Luft mehr und
schluchzte laut. Zasou glitt mir aus den Händen, ich konnte nichts machen, mein Körper war wie gelähmt. Aslan kniete sich neben mich und nahm mich einfach in den Arm,
mein Körper zuckte und alles verschwamm vor mir. Ich hörte ihr Lachen, ihre Stimme, ich spürte ihre Wärme und wollte mich aus Aslans Armen kämpfen, doch er ließ mich nicht los… Phil hatte all seine Farbe im Gesicht verloren, nun hatte er die Farbe eines Blatt Papiers. Er sank auf die Knie und nahm ihre Hand.
„Schatz, du kannst aufwachen!“, flüsterte er ruhig. Sie reagierte nicht, er
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