1 ...6 7 8 10 11 12 ...15 Regulus , spec.? Goldhähnchen, aber ungewiss, welcher Species angehörig, habe ich im September 1852 in den uralten Fichtenwäldern Palma’s in Menge gesehen und zweifle nicht daran, dass sie daselbst brüten; denn geeignetere Wohnsitze für sie möchte es schwerlich irgendwo geben, als diese ausgedehnten Nadel-Gehölze voll der riesigsten Stämme. Diese Vögelchen waren indes bisher auf den Canarien noch nicht beobachtet worden.
Motacilla alba L. Die weiße Bachstelze kommt als Zugvogel jeden Winter nach den canarischen Inseln.
M. Boarula . Nur von dem nicht immer ganz zuverlässigen Ledru mit aufgeführt.
M. flava L. „Pispita“. An allen Bachen Teneriffa’s und Palma’s, wo sie das ganze Jahr hindurch wohnt, und wo ich den zierlichen Vogel unzählige Male, meist paarweise beisammen, angetroffen habe. In der Umgegend von Santa Cruz allgemein verbreitet.
Anthus trivialis . „Corre-camino“, nach Berthelot auch „Pajaró cajon“. Der Baumpieper bewohnt als Standvogel die heißere, afrikanische Region in sehr großer Menge. Auf dem roten, gluterhitzten Felsgesteine, welches spezifisch canarische Pflanzengebilde mit ihrem bläulichen Grün und ihren phantastischen Formen unvollkommen bekleiden, findet man auf Schritt und Tritt dieses zutrauliche Vögelchen. An den Wegerändern scheint es vorzüglich gern sein gemütliches und dabei so zierliches Wesen zu treiben. Dem Menschen, der ihm selten ein Leid zufügt, geht es kaum aus dem Wege. Das dürre Fuertaventura mit seiner Halbinsel Handia, ein so treues Bild der kaum 16 deutsche Meilen weit entfernten Sahara, besitzt diesen Pieper in noch größerer Anzahl, als die westlicheren Inseln.
Alaud aarvensis L. „Monnudo“ oder „Triguerito“, Weizenvögelchen genannt. Das Vorkommen der Feldlerche beschränkt sich auf die beiden östlichen Inseln mit libyschem Typus. Auf den getreidereichen Fluren Fuertaventura’s ist sie in nicht minder großer Menge, als z. B. in Norddeutschland, vorhanden und führt eine vollkommen gleiche Lebensweise. Ihr fröhlicher Gesang hat mich, wenn mich das Kamel hin und her durch jene fremdartigen orientalischen Gefilde trug, stets mit den heimatlichsten und süßesten Gefühlen erfüllt.
Parus major L. „Fraile“, (Mönch) genannt. Auf Teneriffa und Palma; doch weniger häufig, als die folgende.
P. coeruleus L. var. „Frailito“. Auf allen fünf Waldinseln. Die canarische Blaumeise, von einigen auch als P. violaceus n. sp. angegeben, zeichnet sich durch etwas geringere Größe, längeren Schnabel und violetteres Blau vor der europäischen aus. (Sie dürfte mithin wohl Parus ultramarinus Bonap. sein. D. Herausg.) Da ich sie nie anders als auf den Bäumen umherflatternd, gesehen habe: so bin ich außer Stande, eine eigene Meinung über ihre etwaige spezifische Verschiedenheit auszusprechen.
Emberiza Miliaria L. „Triguero“. Häufig auf den fetten Weizenfeldern der Rodeos im Inneren Teneriffa’s.
E. citrinella . In Ledru’s Katalog aufgeführt.
Fringilla hispaniolensis Temm. „Pajaro tejado“. Dachvogel. Diesen, von Fr. domestica fast nur durch den beim allen Männchen ganz braunen Oberkopf verschiedenen, sonst jedoch in Tönen und Sitten ihm gleichen Sperling entbehren die fünf westlicheren Inseln ganz. In Marocco soll er häufig sein; und von dort aus hat er sich über Lanzarote und Fuertaventura verbreitet. Weibchen und Junge wüßte ich kaum von denen des Haussperlinges zu unterscheiden. Gegen Abend zumal erheben die scharenweise in den Palmenkronen sich versammelnden Gesellschaften die lautesten Konzerte. Sie nisten unter Dächern und in anderen Höhlen; am liebsten aber, ja an vielen Orten ausschließlich, auf der luftigen Höhe der Dattelbäume, zwischen den Hervorragungen, welche durch die abgefallenen Blattstiele unter dem Gipfel gebildet werden. Zwischen diesen sieht man die Neststoffe oft unordentlich hervorragen. Es brüten gern mehrere Pärchen neben einander. Zu Oliva gibt es so viele dieser Vögel, dass es leicht war, mit einem Schusse 12 – 20 herabzuholen.
Fr. petronia L. Nach Berthelot auf allen Inseln; doch nicht im entferntesten so häufig, wie auf Madera, wo diese Art die Stelle des Haussperlings vertritt. Ich habe nur einmal, im Februar 1854, einige Steinsperlinge, mit ausgezeichnet schön gelber Kehle, in den einsamen Felsgebirgen der Anagakette auf Teneriffa beobachtet.
Fr. teydea Berth. et Webb. „Pajaro de la Cumbre“. Bei seiner zweiten Besteigung des Pic’s von Teneriffa, im Jahre 1825, entdeckte Berthelot diesen bis dahin unbekannten Finken, den er im ornithologischen Teile der „Histoire naturelle des Canaries“ abgebildet und genau beschrieben hat, und den er poetisch den Vogel Armida’s nennt. Die Grundfarbe des Männchens ist ein mattes Blau, die des Weibchens rotbraun; bei beiden die Flügel mit weißer Binde. An Größe übertrifft Fr. teydea den Buchfinken bedeutend. Kurze Zeit, nachdem ihn Berthelot zum ersten Male gesehen, glückte es ihm, ein Pärchen, welches der tiefe Schnee des Winters aus den höchsten Regionen herabgetrieben hatte, bei Chasna, (immer noch in bedeutender Höhe über dem Meeresspiegel) zu erlegen. Diese Vögel befinden sich zur Zeit, wenn ich nicht irre, ausgestopft im Pariser Museum. Der Wohnsitz der Fr. teydea sind die unwirtbaren Höhen des Teyde’s oder Pic’s von Teneriffa: zumal jene Plateaus, welche bei etwa 7-8000’ Höhe, den höchsten Gipfel, Pan de azucar (der Zuckerhut) genannt, zirkelförmig umlagern und größtenteils mit mächtigem Ginster-Buschwald, Spartocytisus nubigenus ) (der Retama blanca der Inselbewohner) bewachsen sind. Rasenloses, gelbes Bimssteingerölle, zwischen welchem die seltenen Gebirgspflanzen wurzeln, deckt dort, mit schwarzen Lavaströmen und glänzenden Obsidianblöcken abwechselnd, den Boden, aus dem viele Meilen weit keine Quelle sprudelt. Tief unten liegt die Region der Wolken, tiefer noch die vom unermeßlichen Ozean umflutete Inselwelt. Noch viele tausend Fuß höher dampfen die „Nüstern“ des Teyde und der Krater des Vulkanes selbst. Die Abwesenheit des Regens, die Kühle der Nächte, so schneidend mit der Glut der Tageshitze kontrastierend, machen das Klima jener hochgelegenen „Cannada’s zu einem ganz eigentümlichen, nur wenigen organischen Geschöpfen zusagenden. Selbst der Flug der Raubvögel verliert sich selten in diese, für sie nahrungslose Wildnis. Nur halbverwilderte Ziegenherden und Bienenschwärme beleben die hohen Einöden, die dem Islenno meist ein verschlossenes Rätsel bleiben, zu welchem er den wissbegierigen Fremden kopfschüttelnd emporklimmen sieht. So sind die Wohnplätze der Fring. teydea beschaffen; so erklärt sich das tiefe Dunkel, welches immer noch auf seiner Lebens- und Fortpflanzungsweise ruht, von welcher letzteren wir durchaus gar nichts wissen. Man sieht diesen Vogel in den Zweigen der Ginsterbüsche; vor dem Menschen flieht er in eiligem, scheuem Fluge. Nach der Aussage der Ziegenhirten, welche ich darüber befragte, ist die Zahl der Pajaró’s de la Cumbre nur eine geringe; und besteht ihre Nahrung vorzugsweise aus dem Samen jener zwei Leguminosensträucher, der Retama und des Codeso, ( Adenocarpus frankenioides ), welche fast allein den Vegetationscharakter der Cannada’s bedingen. Einen Gesang haben weder Berthelot, noch ich, von diesem Vogel vernommen. Ich selbst beobachtete bei meiner Besteigung des Pic’s, im Oktober 1853, nur ein männliches Individuum, nahe bei der Estancia de los Alemanos.
Fr. tintillon Berth. et Webb. „Tintillon“. So nennen die beiden Schriftsteller den Vogel, welchen Ledru als einen etwas größeren, schöner gefärbten Buchfinken bezeichnet. Zeichnung, Lebensweise und Schlag sind die unseres europäischen Finken; die Farben aber sind allerdings bei weitem greller: und das Rot der Brust spielt ins Orange. Die Lorbeerwaldungen des nördlichen Teneriffa’s sind der Lieblingsaufenthalt des Tintillon. Auch in den Kastanienhainen über los Sauces auf Palma traf ich ihn im September 1852 häufig an.
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