Günter Voss - Die Kanarische Bolle-Fibel

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Mit Schüchternheit setzte im Frühjahr 1851 der Berliner Carl Bolle zum ersten Mal seinen Fuß auf die Kanarischen Inseln. Einige Jahre später erschienen seine drei Arbeiten über die Vögel und die Biografie des wilden Kanarienvogels. Dann folgten die Artikel zur Geschichte der Kanarischen Inseln und die beiden speziellen Arbeiten zu Teneriffa und Gomera. Mit seinen anderen Schriften wurde Bolle derjenige, der die unerschöpflich reiche canarische Flora, mit all ihren Eigentümlichkeiten, am genauesten studiert hatte und kannte. Hier sind fast alle Arbeiten von Bolle, – außer seine lateinischen – enthalten. Dazu biografisches und der Nachruf.

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Die Kanarische Bolle-Fibel

Günter Voss

published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright: © 2014 Günter Voss

ISBN 978-3-7375-0614-4

Mit Schüchternheit setzte im Frühjahr 1851 der Berliner Carl Bolle zum ersten Mal seinen Fuß auf die Kanarischen Inseln. Einige Jahre später erschienen seine drei Arbeiten über die Vögel und die Biografie des wilden Kanarienvogels. Dann folgten die Artikel zur Geschichte der Kanarischen Inseln und die beiden speziellen Arbeiten zu Teneriffa und Gomera. Mit seinen anderen Schriften wurde Bolle derjenige, der die unerschöpflich reiche canarische Flora, mit all ihren Eigentümlichkeiten, am genauesten studiert hatte und kannte. Hier sind fast alle Arbeiten von Bolle, – außer seine lateinischen – enthalten. Dazu biografisches und der Nachruf.

Inhalt

Biografisches

Bemerkungen über die Vögel der canarischen Inseln

Mein zweiter Beitrag zur Vogelkunde der canarischen Inseln

Nachträgliches, in Betreff der Ornis der canarischen Inseln

Der wilde Canarienvogel, eine Biographie

Im Schatten des Piks von Teneriffa

Die Canarischen Inseln

Über die Lepra auf den Canaren

Bericht über den Aussatz auf den Canaren

Die Standorte der Farrn auf den canarischen Inseln

Die Palmen auf den canarischen Inseln.

Botanische Rückblicke auf die Inseln Lanzarote und Fuertaventura.

Nachruf

Bibliografisches

Biografisches

Am 17. Februar 1909 endete in Berlin das Leben von Carl Bolle. Sein Grab auf dem Berliner Matthäikirchhof ist nicht mehr vorhanden. Einige der 752 Bäume, Sträucher, Farne und Blumen, die er aus dem Ausland mitbrachte und auf der Insel Scharfenberg im Tegeler See anpflanzte, sind noch vorhanden.

„Das beifolgende Bild von 1902 gibt Bolles wohlwollenden, dabei leicht sarkastischen Ausdruck gut wieder. Es ist auf der Rückseite von ihm bezeichnet: »Der Überlebende eines verflossenen Jahrhunderts, 1902 Carl Bolle«“, wie es im Nachruf seines Freundes Ernst Friedel in der Brandenburgia steht.

Carl Bolles Leben begann am 21 November 1821 in Schöneberg Schöneberg wurde - фото 1

Carl Bolles Leben begann am 21. November 1821 in Schöneberg. Schöneberg wurde zwar erst 1920 kommunalpolitisch ein Teil von Berlin, aber die Schöneberger waren schon damals Berliner. Berliner, bei denen sich Geburt, Reichtum, Talent und Wissen in wunderbarer Weise vertrugen. Sein Vater David Bolle war Besitzer einer Bierbrauerei.

So war es wohl möglich, dass Christian Ludwig Brehms Handbuch der Naturgeschichte aller Vögel Deutschlands bei seinem Erscheinen 1831 auf dem Geburtstagstisch des jungen Bolle lag und auch ihm die ersten, einfachen Kenntnisse über Vögel gab und in ihm die Liebe zur Tierwelt erwecken konnte.

Er belegte an den Universitäten Berlin und Bonn außer den Hauptfächern der Medizin auch Philosophie, Botanik, Mineralogie, Chemie, Physik, Physiologie, Geographie, Zoologie und Geschichte und promovierte am 11. Juli 1846 zum Doktor ‚in medicina et chirurgia’; seinen vornehmlichen naturwissenschaftlichen Interessen gemäß über ein aktuelles Problem: Über die alpine Vegetation in Deutschland ausserhalb der Alpen .

In seiner Promotion wurde er zu einem naturgeschichtlichen Problem geführt, das seit Jahrzehnten die Botaniker und Erforscher der aus der Eiszeit verbliebenen Relikte hochalpiner Formen unablässig beschäftigte. Man hatte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die chaotischen Ablagerungen in Nordeuropa und im Alpenraum von den darunter liegenden geordneten Schichten zu unterscheiden gelernt und ihre Verschiebung weit von ihrer Herkunft der Wirkung des Wassers zugeschrieben. Die Anlehnung nahm man aus biblischen Nachrichten über die Sintflut oder den noch üblichen Anschauungen des Neptunismus. Wasser war ja schon fast richtig, nur war es gefrorenes in bisher nicht vorstellbarem großem Ausmaße. Die Eiszeit war noch kein anerkanntes Ereignis.

Die Bierbrauerei seines Vaters gab hinreichen Gewinn Carl Bolle zu gestatten, die Heilkunde Heilkunde sein zu lassen und seinen naturwissenschaftlichen Liebhabereien nachzugehen. Im Frühjahr 1851 riefen ihn die Kanarischen Inseln und bald durchstreifte er die Insel Fuerteventura.

„Wenn man die Frage aufwirft, was den Ruf der glücklichen Inseln am weitesten in die Welt hinausgetragen habe, so muss die Antwort sein: der Canarienvogel, dieser reizende kleine finkenartige Sänger, der von allen seinen Gattungsgenossen allein der Zähmung würdig befundene, über ganz Europa verbreitete, dem zivilisierten Menschen jetzt in alle Zonen folgende.“ So charakterisiert der Berliner Vogelkundler Carl Bolle den kleinen Finken in seinen Bemerkungen ü ber die Vögel der Canarischen Inseln von 1854.

Sich selbst charakterisiert er dort so: „Der Schreiber dieser Zeilen, der es zu den günstigeren Schicksalen seines Lebens rechnet, ein Jahr lang unter dem schönen Himmel jenes tiefen Südens verlebt zu haben, gesteht, dass ihn mehr Neigung, als streng wissenschaftliche Befähigung, den Fuß mit Schüchternheit gerade auf dieses Gebiet setzen lässt. Zu jener Zeit nur allein botanischen Studien und seiner Gesundheit in einem reinen, ungetrübten Naturgenusse inmitten der großartigsten Szenerien lebend, waren ornithologische Forschungen für ihn in den Hintergrund gerückt: so dass die Lust an Beobachtungen, zu denen er sich jetzt lebhaft angeregt fühlt, nur in Zwischenräumen, je nach der stoßweise gleichsam aufflammenden Liebhaberei, in ihm rege wurde. Aber baut sich das Gebäude der Wissenschaft nicht aus tausend kleineren Tatsachen auf, von denen keine, wenn aufrichtig und treu wiedergegeben, eine Lücke auszufüllen verfehlt? Ist der kleinste Baustein zur Vollendung des großen Ganzen nicht eine annehmbare Gabe?“

Den Bemerkungen von 1854 folgten zwei Fortsetzungen 1857 und 1858. Bolle war nicht der erste der über die kanarischen Vögel schrieb, aber seine Arbeiten sind die reichhaltigsten. Er konnte sich auf die Forschungen von André Pierre Ledru (1761 - nach 1830) und Mac-Gregor (1783 - 1876) beziehen.

Bei Sabin Berthelot der in seiner Jugend ein intimer Freund Mac-Gregors war und Hand in Hand mit ihm manche seiner so höchst interessanten Fußwanderungen durch Teneriffa gemacht hat, genoss Bolle an seinem gastfreundlichen Herd auf Teneriffa die Sympathien vertrauter Freundschaft einer zweiten Heimat. Philip Barker Webb (1793 – 1854) und Sabin Berthelot (1794 - 1880), schrieben die neun Bände der L’Histoire Naturelle des Îles Canaries .

Bolle stellt fest, dass von den 134 auf den Kanarischen Inseln überhaupt vorkommenden Vogelarten 84 Land- und 50 Wasservögel sind. Im Lande selbst brüten 72 und 61 berühren dasselbe nur auf dem Zuge oder Striche und von den letzteren nur vierzehn regelmäßig und mehr oder minder häufig.

Aber auf den fremden Inseln wurde nicht nur geforscht. Am Tage genossen die Naturforscher die schöne Farbe und den eleganten Flug ihrer Vögel, am Abend genossen sie ihr Fleisch – gebraten – nachdem sie tagsüber das Abschießen ihrer Lieblinge genossen hatten.

Bolle, der spätere Ornithologen-Präsident, schoss fast alles: Alpendohlen als höchst mittelmäßiges Wildpret, Fringilla hispaniolensis holte er mit einem Schusse 10 bis 20 herunter, den Kanarienvogel – diesen reizenden kleinen Sänger – auf einen Schuss ein Duzend von ihnen und mehr und vom Wiedehopf sogar unendlich viele. Das Letztere ist aber wohl als Jägerlatein einzuordnen. Den Storch ließ er leben, er wurde vom kanarischen Landmann als Vogel mit günstiger Vorbedeutung begrüßt, den zu töten ein großes Unrecht wäre.

Tauben aller Art waren gemeinstes Federwildpret der Inseln. Gewöhnlich brüteten sie in Felslöchern. Auf Lanzarote bestand ein besonderes Jagdvergnügen darin, im Dunkeln mit Fackeln in diese Grotten einzudringen, den Eingang zu verstopfen und dann mit Stangen und Knütteln unter den überraschten Tauben, von denen auch viele lebendig gefangen wurden, eine große Niederlage anzurichten.

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