Lanius excubitor L. (Dürfte wohl eine verwandte Art, etwa L. meridionalis Temm. oder L. algeriensis Less., sein? Der Herausg.)„Alcairon“. Häufig in der afrikanischen Region, dem Litorale der westlichen Inseln; auf Fuertaventura gemein. Er brütet am liebsten in den dornigen Büschen der Euphorbia canariensis. Ich erlegte mehrere bei Cofeito auf Handia im April 1852; noch häufiger, als dort, traf ich ihn in den Obstgärten von la Oliva. Die Einwohner Fuertaventura’s sehen es übrigens nicht gern, wenn man diesen Würger schießt, den sie als Vertilger zahlloser Heuschrecken und Gecko’s verehren. Außerdem gilt er ihnen noch als ein Vogel von günstiger Vorbedeutung; denn eine gute Nachricht steht dem Hause bevor, auf dessen Dache ein Alcairon sich niederläßt.
Muscicapa luctuosa . Temm. Teneriffa. Berthelot.
Sturnus vulgaris Lin. Unser Star ist wohl jeden Winter in den Fichtenwäldern Teneriffa’s anzutreffen; auch auf Fuertaventura hin und wieder, jedoch selten. Mein unvergesslicher junger Freund und Jagdgefährte, Cristobalito Manrique de Lara zu Oliva, erzählte mir gleich am ersten Tage unserer Bekanntschaft, von einem wunderseltenen Pajaro de Africa (afrikanischen Vogel), den er vor Kurzem flügellahm geschossen, den der Hund ihm lebend apportiert und den er jetzt in der Gefangenschaft ernähre, wo er bereits ganz zahm geworden sei. Neugierig, die Seltenheit zu schauen, folgte ich ihm in das Gemach, wo seine Stubenvögel in Rohrkäfigen hingen, und erkannte, o Enttäuschung! in der „rara avis“ unseren gewöhnlichen Star. Meine Erklärung, dieser Vogel sei in Europa eine der gemeinsten Erscheinungen, wurde mit ungläubigen Kopfschütteln aufgenommen; und als ich, um den Namen befragt, mich nicht gleich auf das spanische Wort Estornino zu besinnen wußte, wurde dies beinahe als Beweis angenommen, dass der Pajaro de Africa denn doch wohl kein recht eigentlich europäischer Vogel sein möge; denn der Name eines jeden dieser letzteren müsse mir ja doch geläufig sein.
Turdus iliacus L. Als Zugvogel im Winter. Berthelot.
Turdus musicus L. „Pajaro de Africa“. Im Winter 1828 – 30 kamen zahllose Scharen dieser Drossel nach Teneriffa. Wie Heuschreckenschwärme erschienen sie über dem Meere, und durchzogen truppweise die Straßen von Santa Cruz, um sich in die Gärten der Umgegend zu zerstreuen, von wo aus sie später in die Fichtenwaldungen des Gebirges hinaufzogen. Berthelot bringt das Ungewöhnliche dieses ihres Erscheinens mit dem Herannahen der Europa damals zum ersten Male bedrohenden Cholera-Epidemie, vor welcher sie geflohen seien, in Verbindung.
Turdus merula L. „Mirlo“. Auf den waldreichen Inseln des Westens einer der häufigeren Vögel. Man findet die Amsel sowohl in den Tabayba- und Cardon-Dickichten der Talabhänge, wie auch im dunklen, geheimnisvollen Schatten der alten Lorbeerhaine (Tabayba und Cardon werden in der Landessprache die baumartigen canarischen Wolfsmilch-Arten genannt, deren eigentümlicher Habitus den Landschaften der Küstenstriche einen durchaus phantastischen Charakter verleiht. Die Cardons ( Euphorbia canariensis L) sind cactus-ähnliche, blattlose Stachelgewächse, von blassem Grün, einem ungeheueren vielarmigen Kronleuchter von 10-12’ Höhe vergleichbar.). Ihr lauter Angstruf warnt andere Vögel beim Erscheinen des Jägers. Man sieht häufig gezähmte Schwarzdrosseln im Käfige. Sie sind Standvögel, die jedoch auf den beiden östlichen Inseln Lanzarote und Fuertaventura nicht angetroffen werden.
Saxicola rubicola . Im Walde von las Mercedes auf Teneriffa; nach Berthelot.
Saxicola Oenanthe Bechst. Auf dem Zuge während des Winters.
Sylvia aquatica Lath. Auf „Canaria“.
S. atricapilla Lath (Der auf Madeira vorkommende Plattmönch wurde als Sylvia Heinekeni Jard. für spezifisch verschieden erklärt. (Jard. Selby Illust. of Ornith.) D. Hrsg.). Der gefeierte, schon von Humboldt erwähnte Sänger der glücklichen Inseln, in deren Orangenhainen und Weingärten er die Stelle der fehlenden Nachtigal ausfüllt. Oft wurde ich gefragt, ob der „Ruisennor“ (spanischer Name der Nachtigal), von welchem die Dichter des Mutterlandes singen, denn wirklich an Lieblichkeit des Gesanges den canarischen „Capirote“ übertreffe.. Dabei hält es schwer, die Inselbewohner davon zu überzeugen, dass diese Grasmücke kein ausschließliches Eigentum ihres Archipels, sondern auch in Europa anzutreffen sei. Sie bewohnt auf Teneriffa vorzugsweise die baumreichen Distrikte, namentlich die Fruchtgärten in der Nähe menschlicher Wohnungen: am liebsten in der Nähe des Wassers, oft jedoch auch in ziemlicher Entfernung von demselben. Ihr Gesang inmitten jener elysischen Gegenden ist von unbeschreiblichem Zauber. Der Capirote wird, als ein beliebter Stubenvogel, häufig in Rohrkäfigen unterhalten und erfreut seinen Pfleger sowohl durch sein Lied, wie durch einschmeichelnde Zutraulichkeit. Da man die Fütterungsmethode mit Ameisen-Puppen nicht kennt, so ernährt man ihn mit Feigen und anderen Südfrüchten, von denen er ein großer Freund ist, und denen er schon in der Freiheit fleißig zuspricht. Die Anzahl dieser Vögel auf Teneriffa ist sehr groß; und nichts zwingt sie in jenem glücklichen Klima zum Wandern. Den baumarmen östlichen beiden Inseln scheinen sie zu fehlen, sonst aber von der Natur vorzugsweise für die, an Vögeln nicht allzu reichen, nord-westafrikanischen Archipele bestimmt zu sein; denn auch Madera besitzt und schätzt sie als die Krone seiner Singvögel neben dem Canario; und von den Azoren im Norden dehnt sich ihr Verbreitungsbezirk bis zu den Inseln des grünen Vorgebirges, über den fernen Wendekreis hin, aus.
S. melanocephala Lath. Die Kapuze des Männchens geht tief in den Nacken hinab; beim Weibchen ist sie nicht braun, sondern schwarzgrau gefärbt. Nach Berthelot auf Teneriffa; nach Heineken auch auf Madera; auf beiden Inseln jedoch viel, viel seltener, als die Nonnen-Grasmücke.
S. cinerea Lath. Im ganzen canarischen Archipel, wo es Dorngebüsche gibt.
S. passerina Lath. Auf Teneriffa einer der häufigsten Sänger. Berthelot sagt von dieser Grasmücke: sie lebt gewöhnlich in der Küstenregion im Gebüsche, bisweilen in Gärten. Am meisten gefällt sie sich im Dickichte der Plocama’s, der Bosea’s und der strauchigen Prenanthes -Arten, zwischen denen sie unaufhörlich umherflattert: wobei sie den Menschen furchtlos nahe kommen lässt. Die dürren Gegenden der hohen Bergregion sagen ihr in demselben Maße zu, wie die trockenen Orte in der Nachbarschaft des Meeresstrandes. In der zwischen ihnen liegenden Region scheint sie selten zu sein. Der Pater Feuillée, der vor mehr als einem Jahrhunderte Teneriffa besuchte, erwähnt dieser Grasmücke in seiner Reisebeschreibung. Zwei solcher Vögelchen umflogen ein Felsstück, auf welchem er eine Weile ausruhte, bevor er sich anschickte, die höchsten Staffeln des Gebirges zu erklimmen. „Ich streute ihnen Brotkrümchen hin“, sagt der gute Geistliche, „und sie pickten sie von dem Säumen meines Kleides. Anfassen aber wollten sie sich nicht lassen. Fürchteten sie, ihre Freiheit zu verlieren? Ich würde sie ihnen nicht geraubt haben“. Im Barranco de Almeida, bei Santa Cruz, hat Berthelot ein Nest dieses Vogels in einem Busche von Chrysanthemum frutescens entdeckt.
S. rubecula Lath. Das Rotkehlchen bewohnt den dichten Lorbeerwald Teneriffa’s. Im Walde von Laguna habe ich es mehrmals beobachtet. Es scheint daselbst Standvogel zu sein. Im Oktober 1852 fand ich es in den Orangengärten von Realejo bei Orotava, deren zauberische Reize es durch seinen Gesang noch erhöhte.
S. phoenicurus Lath. Teneriffa. Berthelot.
S. troglodytus . In Ledru’s Katalog aufgeführt. Sein Dasein auf den Inseln wurde früher von Berthelot bezweifelt; es ist jedoch, einer mündlichen Äußerung dieses Naturforschers gegen mich zufolge, jetzt konstatiert.
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