Dem Pispo gibt übrigens der intensiv rote Schnabel unter allen canarischen Fringillen bei weitem das exotischste Ansehen. —
Hirundo rustica L. „Andorina“. Nur auf dem Zuge im Winter.
H. urbica . „Golondrina.“ Von Berthelot nicht bemerkt. Große Schwärme dieses Vogels sah ich im April 1852 auf Fuertaventura, bei la Oliva. Sie verschwanden eben so schnell, wie sie gekommen waren.
So entbehren denn die Inseln, da keine eigentliche Schwalbe auf ihnen brütet, der traulichen Nachbarschaft dieser Vögel an und in den Häusern.
Cypselus Apus Vieill. Auf dem Zuge.
C. unicolor Jard. „Golondrina“. Am ganzen Körper graubraun, an der Kehle kaum etwas blasser; dabei nicht ganz die Größe unseres Mauerseglers erreichend. Wohl auf alten Inseln: in Fuertaventura häufig; auf Teneriffa, zumal in den grottenreichen Barranco’s der Küste zahlreich vorhanden. Auf Madera nach Heineken. Der einzige auf den Canaren brütende schwalbenartige Vogel. Berthelot hat im Barranco de Martianez bei Orotava ihr Nest gesehen, ohne zu demselben gelangen zu können. In der ersten Hälfte des Maimonates hörte er die Jungen darin in der Felsspalte zwitschern. Außerdem beobachtete er bei einer zweimaligen Besteigung des Pic stets Mauersegler dieser Art, welche in 12000’ Höhe dicht über dem Krater des Vulkanes im Fluge hinstrichen, ohne dass die aufsteigenden Schwefeldämpfe sie im Mindesten zu belästigen schienen. —
Caprimulgus ruficollis Temm. Kommt nur gegen Anfang des Herbstes bisweilen auf den Canaren an. Berthelot.
Ob der auf Fuertaventura und auch wohl auf den anderen Inseln so berüchtigte mysteriöse Nachtvogel „el Apagado“, über den so manches Märchen im Schwange geht, ein Ziegenmelker sei, habe ich nicht ermitteln können, vermute es indes; denn, dass man eine kleine Eulenart darunter verstehe, bestritten alle von mir über diesen Gegenstand befragte Personen. Ich selbst sah in einer der dort so überaus reizvollen mondhellen Nächte, als ich von Puerto Cabras mit meinem Begleiter Quesada nach Oliva zurückritt, ein Apagado-Pärchen hoch über mir in der Luft sich jagen. Das Geschrei lautete seltsam klagend. Der Apagado hat die Größe einer Drossel und brütet auf Fuertaventura. Man gibt diesem Vogel, der überhaupt ein Unglücksprophet sein soll, Schuld: er fliege durch die geöffneten Fenster in die Hauser und lösche mit seinen Schwingen die Lichter aus. Daher sein Name: von „apagar“, auslöschen.
Cuculus glandarius L. Zufällig hin und wieder auf dem Zuge eintreffend.
Nach einem starken Wehen aus Südost hat man auf Teneriffa auch noch eine andere Kuckucks-Art, oben braun, unten rotbraun von Farbe, mit sehr langem Schwanze, erlegt. Berthelot.
Merops apiaster L. Auf dem Zuge, nur als gelegentlicher Gast. Berthelot. Im Dezember 1828 ließ sich ein zahlreicher Schwarm Bienenfresser auf dem weltberühmten, uralten Drachenblutbaume von Orotava nieder und verweilte mehrere Tage daselbst, bis die Jagdlust der Nachbaren diese Vögel verscheuchte.
Alcedo ispida L. Ein ziemlich einzelner Standvogel in den Barranco’s der warmen Küstenregion.
Upupa epops . „Abobo“ oder „Tabobo“. Der Wiedehopf ist ein ungemein häufiger Vogel in der unteren Region der Inseln. Man trifft daselbst zwar den ganzen Winter hindurch einzelne Individuen; aber ihre Hauptmasse erscheint mit Beginn des Frühlinges, um bis zum September zu verweilen und dann wieder fortzuziehen. Um Santa Cruz sah ich viele; in außerordentlicher Zahl aber fand ich sie auf Fuertaventura im April und Mai 1852, wo ich unendlich viele Wiedehopfe geschossen und mich auch davon überzeugt habe, dass ihr Fleisch äußerst wohlschmeckend ist. Wie seltsam, dass ein Vogel, der bei uns alter und hohler Bäume zu seinem Nestbau bedarf, eine so baumarme Insel zu seinem Lieblingsaufenthalte wählen konnte! Wie man mir sagte, brütet er in jener Gegend, in Löchern der Steinmauern und in Felsspalten.
Picus major. (Ob vielleicht der in Nord-Afrika vorkommende Picus numidicus? Der Herausg.) „Pito“. In der Region der canarischen Fichte; soll auch in Marocco gemein sein. Dies ist der einzige auf den Inseln vorkommende Specht. Nach Berthelot Standvogel daselbst.
Sitta europaea . Ledru’s Katalog. Es ist Grund vorhanden, das Vorkommen der Spechtmeise auf den Inseln als zweifelhaft zu betrachten.
Berlin, den 17. Juni 1854
Columba laurivora Berth. „Torcaz“ der Canarier, „Trocaz“ der Maderenser. Heineken kann als wissenschaftlicher Entdecker dieser von Ledru nur erwähnten und ganz kurz beschriebenen Taube gelten, von welcher Berthelot und Webb eine gute Abbildung gegeben haben. An Größe der Ringeltaube etwa gleichkommend, zeigt ihr Gefieder glänzendere Reflexe, als das unserer europäischen Species; selbst der dunkelbraune Rücken und der braunrötlich-weinfarbene Unterkörper schillern purpurrot, während ein lebhaftes Grün den Hals überfliegt, der Bürzel eine aschgraue Färbung zeigt und die Flügel weder Flecken noch Querbinden darbieten. Die Iris strohgelb. Der Schnabel rot mit schwarzer Spitze. Es ist eine echt insulare Art, mit ihrer Existenz an jene dichten und schattigen Lorbeerwaldungen gebunden, welche ihr in den großen blauen Beeren des Vinnatico, ( Laurus indica ) neben manchen anderen Baumfrüchten, ihre Lieblingsnahrung darbieten. Zur Zeit, als diese Forsten noch in der mittleren Bergregion und in den höher gelegenen Tälern einen zusammenhängenden Waldgürtel bildeten, gehörten die Torcazes zu den häufigsten Bewohnern derselben. Cadamosto spricht von ihnen in seiner leider ebenso kurzen als reizenden Schilderung der Urzustände Madera’s; ihm zufolge waren sie dort im Beginne der Kolonisation äußerst zahlreich und so wenig scheu, dass man sie mit Schlingen, die man ihnen um den Hals warf, eine nach der anderen von den Zweigen der Bäume herabzog, ohne dass die daneben Sitzenden deshalb die Flucht ergriffen. Wie hätten sie auch auf ihrer, vielleicht von der Schöpfungsperiode an bis zum 15. Jahrhundert, von keinem Fuße eines Sterblichen betretenen Insel, die drohende Gefahr kennen lernen sollen! Sie wußten nicht, wie der venetianische Entdecker sich ausdrückt, was für eine Kreatur der Mensch sei („non conoscendo che cosa fosse l’uomo“). Der fürchterliche Brand, der 7 Jahre lang durch den Urwald Maderas, welches bekanntlich vom dichten Holzwuchse den Namen empfing, gewütet haben soll, muss, indem es den größten Teil ihrer Wohnplälze zerstörte, auch ihre Anzahl schon bedeutend verringert haben. Auf den Canaren bewiesen sie ebenfalls in den frühesten Zeiten eine fast gleich große Furchtlosigkeit. Die unter Alphons IV. von Portugal aus auf Entdeckung und Durchforschung der Inseln ausgegangenen Seefahrer, deren Reisebericht uns Boccaccio aufbewahrt hat, tun dieser Tauben bei Gelegenheit ihrer Landung auf Gomera Erwähnung: „et in eadem insula ligna plurima et palumbos, quos baculis et lapidibus capieban et comedebant, invenerunt. Hos dicunt majores nostris et gustui tales aut meliores“. Jetzt haben sich die Überbleibsel dieser einst so zahlreichen Taubenflüge in den tiefsten Schatten dessen zurückgezogen, was von den Lorbeerwaldungen in den hohen und feuchten Bergschluchten übrig geblieben ist. Da die Nacimiento’s und Madre’s del Agua, die meist aus Farrenkraut bewachsenen Grotten hervorsprudelnden Wasserquellen, welche die dem Litorale unentbehrlichen Aquädukte speisen, die Erhaltung dieser gewaltigen Baummassen, welche die Niederschläge der Wolken durch ihre Kronen herabziehen, dringend fordern, so wird den Torcaze’s auch wohl dies ihr letztes Asyl nicht geraubt und mithin ihr Dasein für die Zukunft gesichert bleiben. Ganz im Gegensatze zu ihrer früheren Furchtlosigkeit, verbergen sie sich jetzt scheu in den höchsten Gipfeln tausendjähriger Lorbeerlinden (Laurus Til), oft in so schwindelnder Höhe, dass selbst das Blei des geübtesten Schützen sie bisweilen nicht zu erreichen im Stande ist, und die wenigen Jäger, die von ihnen wissen, sie bei der Tränke beschleichen müssen. Man sagte mir, ihr Fleisch besitze, vom Genusse der Vinnatico-Beeren ein eigentümlich bitterliches Aroma. — Im Walde von Taganana auf Teneriffa sollen noch jetzt die Torcazes nicht selten sein. Ich habe die wenigen Paare, welche ich zu Gesicht bekam, im „Monte de los Sauces“ auf Palma bei der Fajana de los Tiles, aber nur in der Ferne gesehen. Berthelot versicherte mir, er habe sie noch am zahlreichsten im Walde „el Cubo de la Galga“ der erwähnten Insel angetroffen. Ich halte es für wahrscheinlich, dass diese Taube der Verbreitung der Lorbeerforsten bis zum Archipel der Azoren folgt.
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