1 ...8 9 10 12 13 14 ...20 „Bestimmt waren deshalb diese schwarzen Kreuze auch in deinem Traum! Sozusagen begann ja das ganze Unheil gestern Abend mit diesem schwarzen Kreuz.“, versuchte Ramira eine Erklärung zu finden.
„Hm schon möglich!“, erwiderte Johannes. „Aber da ist noch mehr, was ich nicht verstehe, was ich Dir erzählen muss.“
Johannes nahm Ramiras Hand.
„Du musst mir aber versprechen keine Angst vor mir zu haben. Ich habe selber schon genug Angst vor mir. Versprich es!!“
„Was ist nur los mit dir?“
Ramira wurde panisch.
Was hatte das alles nur zu bedeuten?
„Versprich es!!!“, rief Johannes drängend.
„Ja doch ja! Ich verspreche es! Aber nun rede endlich!“
Sie drückte seine Hand und sah ihm fast flehend in seine nervös flackernden Augen.
„Gestern als Du bewusstlos warst wollte ich dich aus dem brennenden Haus tragen.“, begann Johannes stockend, sein Atem ging schwer dabei. „Unterwegs wurde ich von diesen fünf besoffenen Chaoten abgefangen. Ich habe mit ihnen gekämpft Du weißt schon. Ich erzählte dir heute Nacht davon.… Aber was ich dir noch nicht erzählt habe ist, dass ich sie getötet habe.“
Johannes stockte und sah ihr in die Augen.
Ramira schlug entsetzt die Hand vor den Mund.
„Das ist aber noch immer nicht alles. Das Schlimmste ist wahrscheinlich, wie ich sie getötet habe. Ich weiß nicht genau wie, aber es hat nicht länger als zehn Sekunden gedauert. Ich handelte wie eine Maschine, ohne Angst oder Skrupel, als hätte ich das schon so oft gemacht und wüsste schon immer wie das geht! Oh Gott! Was geschieht mit mir?“
Unbewusst war Ramira zurück gewichen.
„Du hast Angst vor mir! Ich hätte es wissen müssen. Jeder hätte Angst vor mir! Werde ich etwa zu einem Monster?“
Verzweifelt begann Johannes zu schluchzen.
„Oh Liebling, nein!“ Sogleich nahm sie ihn in den Arm. „Ich werde nie Angst vor Dir haben und dich auch nie im Stich lassen. Ich liebe dich und werde dich immer lieben.“
Sie legte ihre Hände um sein Gesicht und bedeckte es mit vielen Küssen, als wolle sie ihm seine schrecklichen Gedanken einfach weg küssen.
„Ich liebe dich! Ich liebe dich! Ich liebe dich!“, flüsterte sie immer wieder.
„Oh Ramira!“
Johannes nahm sie in die Arme und weinte zu tiefst verunsichert. Sie verweilten einen Moment sich umarmend. Auf ihrem Kopf spürte sie seine heißen Tränen.
„Was machen wir jetzt!“, fragte Ramira ängstlich.
„Ich weiß noch nicht so recht. Auf jeden Fall lasse ich dich nach der gestrigen Nacht keine Sekunde lang mehr allein!“
Nach einem kurzen Schweigen und verweilen raffte sich schließlich Johannes entschlossen auf.
„So!“, versuchte er sich zu fassen. „Und nun lass uns frühstücken!“
Er schaute ihr in die Augen und streichelte ihre Wange.
„Du hast Recht.“
Auch Ramira stand auf, streichelte ebenfalls lächelnd seine Wange und verschwand in der Küche nebenan, um das Frühstück vorzubereiten, während Johannes ins Bad unter die Dusche ging.
Sie schaltete das Radio ein und setzte Kaffee an. Es liefen die ganze Zeit Nachrichten. Da war jetzt schon von mehr als 15000 toten Moslems die Rede.
In Deutschland, Frankreich, Österreich, und in Italien wurden die Grenzen zu allen islamisch geprägten Staaten wie Spanien, Osteuropa an sich, Griechenland und der Türkei durch internationale Truppen der christlichen NATO-Staaten abgeriegelt.
Der Bundespräsident hat für Deutschland das Kriegsrecht ausgerufen und der Bundeswehr Polizeigewalt verliehen. Auf ethnische Unruhen konnte ab sofort mit Waffengewalt reagiert werden. Alle Männer im wehrfähigen Alter durften das Land nicht mehr verlassen und die Offiziere der Reserve wurden zu ihren zuständigen Wehrkreiskommandos befohlen. Das Bundeskabinett hat den Krisenstab zusammengerufen.
Muss Johannes jetzt in den Krieg?, fragte sich Ramira. Was wird dann aus mir? Aber noch ist es nicht soweit!
In Gedanken versunken fiel ihr Blick auf den Innenhof ihres Bauernhofes. Fleck und Lara tobten im Spiel über den Platz und scheuchten dabei ein paar Hühner auseinander, die wild gackernd und flatternd das Weite suchten. Es war ein schöner Frühlingsmorgen. Der blaue Himmel war von weißen Schäfchenwolken durchzogen und der leichte Wind wehte ein paar Federn von den geflüchteten Hühnern über den Hof. Nichts von diesem Idyll passte zu dem was gestern Nacht geschehen war.
Was werden Erkan und Hassan machen?
Ramira tippte auf ihren Communicator.
„Erkan!“ Es ertönte ein Freizeichen. Doch Erkan ging nicht ran. Ramira tippte erneut auf die Ruftaste.
„Hassan!“
Nach einem Freizeichen baute sich vor ihr ein Hologramm von einem jungen dunkelhaarigen Mann mit Vollbart auf. Sein Gesicht war gezeichnet von einem zu geschwollenen Auge und aufgesprungenen Lippen. Hassans Kleidung war zerrissen.
„Oh Hassan! Es ist schön dich zu sehen, auch wenn Du schrecklich aussiehst! Was hat man dir angetan?“
„Hallo, kleine Schwester! Ich bin letzte Nacht mit Ach und Krach mit dem Leben davon gekommen. Im Moment halte ich mich mit ein paar Freunden in einem Versteck auf. Wo genau möchte ich dir nicht sagen. Ich habe die Befürchtung, dass sie uns abhören. Geht es euch gut?“ Seine Stimme klang hastig und seine Blicke gingen häufig zur Seite.
„Ach Hassan es ist so schrecklich! Unsere Eltern haben sich das Leben genommen und der Mob hat ihr Haus abgebrannt. Wir kamen zu spät.“
Hassan konnte sich seiner Tränen nicht erwehren.
„Ihr Tod wird nicht ungesühnt bleiben, bei Allah!“, schwor er mit finsterer Stimme seine Rache. „Pass auf dich auf. Ich werde dich sobald wie möglich zu mir holen.“
„Das brauchst Du nicht!“, versuchte Ramira sogleich ihren Bruder von seinem Plan abzubringen. „Johannes passt sehr gut auf mich auf!“
„Ach Johannes! Schon vergessen? Er ist auch nur ein Christ, einer von ihnen! Du bist in großer Gefahr!“
Hassan wurde streng im Ton.
„Was erzählst Du da? Er ist weder ein Christ noch einer von denen! Er hat mich gestern heldenhaft beschützt und fünf Christen, die mich vergewaltigen wollten, getötet. Wahrscheinlich sucht ihn schon die Polizei! Was ist mit Erkan? Ich kann ihn nicht erreichen.“
„Ich weiß es nicht! Aber ich habe gehört, dass die letzte Nacht im Ruhrgebiet besonders schrecklich war.“
„Oh nein!“
Ramira begann erneut zu weinen.
„Sei jetzt stark! Schwäche können wir uns im Augenblick nicht leisten. Ich lege jetzt auf, bevor man unser Gespräch zurückverfolgen kann. Bis bald!“
Hassans Hologramm verschwand.
Ramira schlug verzweifelt die Hände vor das Gesicht.
Beim gemeinsamen Frühstück sagten beide lange Zeit nichts und saßen jeder für sich grübelnd einander gegenüber. Johannes rührte minutenlang in seinem Kaffee herum und schaute auf die Tischplatte. Schließlich begann er zu reden.
„Die Polizei wird mich suchen! Ich werde am besten mit Robert sprechen und ihn fragen ob er mir vorübergehend seinen Lehrling überlässt, der sich um die Herde kümmert, bis die Sache geklärt ist. Wir werden erst einmal untertauchen, bis sich die Lage beruhigt hat. Vielleicht ist es sogar besser wenn ich Robert die Schäferei bis auf Weiteres überschreibe.“
„Oder Du stellst dich einfach und erklärst ihnen alles. Dann brauchst Du dir vielleicht keine Sorgen mehr zu machen. Es war doch Notwehr!“, sagte Ramira leise.
„Nein! Das wird nicht funktionieren! Die Polizei wird sagen, dass ich diese miesen Schweine nicht gleich hätte töten müssen.“
Johannes rührte noch immer in seinem Kaffee herum. Er war wohl schon kalt.
„Selbst wenn es klappen würde, käme ich zunächst in Untersuchungshaft. Dann stündest Du allein da! Nein, das geht nicht!“
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