>> Ich gesehen, dass du alleine, kann ich mich setzen, da voll alles ist? << Ich nenne Sie, oder „ES“ einfach mal „Butterle“
>> Was soll ich machen, überleg… überleg? Du kannst das Dickerchen doch nicht stehen lassen, du bist doch immer mehr ein Pilger und bist entspannt, also was soll passieren ? <<
>> Ja bitte . <<, antworte ich und hole meinen kleinen Pferdehals vom Grillmeister ab.
Ich packe mir noch eine gute Portion Gemüse dazu, denn heute ist der Tag der Trennkost. Ich schreite mit voll bepacktem Teller zurück zu meinem reservierten kleinen entzückenden Tisch. Denke erwartungsvoll, jetzt werde ich in aller Ruhe mein Essen zu mir nehmen.
>> Ich traue wohl meinen Augen nicht, was geht denn jetzt ab !? <<
>> Das meine Schwiegersohn und mein Tochter ! <<, sagt Butterle.
Jetzt ist mein kleiner Tisch voll und mit der Ruhe wird es das dann auch gewesen sein.
Mit einem kurzen unzufriedenen:
>> Tag <<, erwidere ich die Begrüßung und setze mich auf den noch freien Platz.
Der Schwiegersohn, so ein zweimal zwei Meter Kleiderschrank und eine jüngere Frau zieren jetzt die Runde. Der abgebrochene Riese stellt sich und auch die Frau vor. Dann fangen alle durcheinander in ihrer landeseigenen Sprache an zu diskutieren. Ich spüre schon langsam, dass ich Temperatur bekomme und mir wird immer unwohler.
>> Diese Hektik jetzt an meinem Tisch, den habe ich nur für mich bestellt und jetzt das hier. <<
Ich versuche mich auf meine weitere Nahrungsaufnahme zu konzentrieren. Kann aber, aufgrund der hektischen Konversation, keinen klaren Gedanken mehr über den Geschmack und Qualität meines Essens fassen.
>> Am liebsten möchte ich die alle hier fortjagen, aber der große starke Mann blockiert mich . <<
Doch dann passiert etwas was die Erfinderin, des sieben Tagedeodorants, hätte besser bleiben lassen. Holt sich diese Urinsteinlutscherin doch eine Aldi -Zigarette heraus, steckt dieses Kraut an und haucht mir andauernd diesen Qualm immer wieder entgegen.
Ich spüre meinen Puls und ich wusste, dass mein Köpfchen wieder glüht. Mein Sohn Vincent pflegt dann immer anzumerken:
>> Papa du „ Knick Licht “ entspanne Dich wieder . <<
Meine Phantasien reichen bis hin zum Äußersten.
>> Eh Alte, ich kotze dir gleich in deinen Hals <<, will es aus mir brüllen.
Aber was soll ich machen? Wenn der Riese ausholt und dich trifft, dann ist deine Pilgerreise hier und heute vorbei.
Da aber diese „preiswerte Bulgarische Hafen Etablissement Dame“ so meine Gedanken bzw. meine Signale überhaupt nicht zur Kenntnis nimmt, auf die ich durch starkes Räuspern und Husten hinweise, platzt mir der Kragen.
Der Pilgerstock im Arsch ersetzt kein Rückgrat und vollkommen egal, was mir da für ein Muskelpaket gegenübersitzt. Da die Sonne jetzt tief steht werfe ich als Zwerg auch einen großen Schatten und jetzt muss es raus: >> Also entweder machen sie die scheiß Zigarette SOFORT aus oder sie verlassen diesen Tisch <<, insistierte ich.
Butterle erlaubt es sich doch, mich erst einmal von oben bis unten zu bemustern und sagt mir dann belanglos ins Gesicht: >> Nix verstehen ! <<
Jetzt kann ich nicht mehr innehalten und ich verspüre den Adrenalinschub und ergieße mich in etwas lauten Worten.
>> Was ist denn an Zigarette ausmachen nicht zu verstehen? Ich erlaube, dass Sie sich an meinen Tisch setzten dürfen. Sie erweitern die Runde ohne mich zu fragen. Sie besitzen die Unhöflichkeit sich lautstark in ihrer Muttersprache zu unterhalten, obwohl sie temporär Gast an meinem Tisch sind. Dann stecken sie sich diese Billigkippe in den Hals und verpesten die Luft damit, wodurch ich keinen Bissen mehr runter bekomme, weil sich mir der Hals zuschnürt. Und dann sagen sie allen Ernstes: „ NIX VERSTEHEN“<<
Ich habe wohl sehr viel Metall in meiner Stimme gelegt, denn der mit Gästen prallvolle PVC- Saal ist auf einmal still, denn alle haben es mitbekommen und für kurze Zeit kann man die Achselhaare von Butterle wachsen hören.
In der Erwartungshaltung, dass der Riese sich jetzt mir zuwendet und mir den Kopf vom Hals schlägt, verharre ich in der noch erregten Situation. Ich bin physisch wie psychisch auf alles vorbereitet. Ich hatte mir folgende Szenarien akribisch ausgemalt. Wenn Goliath den kleinen Tisch umwirft und ausholt, um mich in den Erdboden zu stampfen, sofort ausweichen. Der darf mich nicht zu packen bekommen, denn dann ist es äußerst schlecht um mich bestellt. Ausweichen und dann fliehen ist eine gute Alternative für den Ernstfall, um einer bevorstehenden Pulverisierung zu entkommen.
Und dann, der Riese steht seelenruhig auf, und entgegen meiner Befürchtung, dass mein Leben nichts Gutes mehr für mich zu bieten hat, entschuldigte er sich mit tiefer Stimme für das Verhalten seiner Schwiegermutter bei mir und diktierte die beiden Damen vom Tisch.
Ich nehme erst mal einen Schluck und merke wie sich mein Herz- und Pulsschlag langsam normalisiert, bin mir aber in keinster Weise einer Schuld bewusst, denn ich bin im Recht.
Das Trio packt seine Habseligleiten zusammen und trottet ab. Die zugezogene Schlinge um meinen Hals löst sich und ich bekomme wieder Luft. Ich bemerke noch, dass der Fleischberg sein rechtes Bein nachzieht.
>> Da lag ich also mit der Option „Weglaufen“ gar nicht so verkehrt. <<
Also, wenn Blicke töten könnten. Einige Plätze weiter ein Migration-Rauchertisch. Dort rücken Sie zusammen und ich fühle mich noch den Stichen dieser Augen ausgesetzt, stehe aber jetzt über den Dingen und verspeise nach diesem kleinen Intermezzo mein fast kaltes Fleisch.
Ein junges Pärchen, welches sich in Unwissenheit darüber was vor wenigen Minuten vorgefallen war, zu mir an den Tisch setzten will, wird von mir höflich aber bestimmend abgewiesen.
Ich zücke noch schnell mein Tagebuch hervor und muss dieses Ereignis noch in Stichpunkten für die Nachwelt festhalten. Dabei komme ich zu folgendem Ergebnis:
>> Jeder blamiert sich so gut er kann . <<
Das war alles in allem heute ein sehr stimmungsreicher Tag. Ich beschließe zu zahlen, denn die Blicke sind nach wie vor kontaminiert und nichts spricht gegen einen Verdauungsspaziergang, bevor der Alkoholkonsum die Zunge meiner Kontrahentin doch noch löst.
Nach einer Stunde habe ich für heute genug. Bewege mich also auf mein Zimmer. Dort packe ich alle meine Sachen schon grob zusammen, schlüpfe in meinen Seidenschlafsack und schlafe nach einer kurzen Weile ein.
Fahrzeit am 20.07.2013: 00:00 h
Höchstgeschwindigkeit: 00:00 km/ h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 00:00 km/h
Tageskilometer: 00,00 km
Gesamtkilometer: 359,91 km (immer noch)
Kapitel 6
5. Tag
Sonntag der 21.07.2013
Metz und die Begegnung mit der etwas wärmeren ART
Es ist 5:00Uhr, ich verliere noch ein paar Gedanken an Gestern und freue mich schon auf meine heutige Tages- Etappe nach Metz. Mal sehen, wie gut der Ruhetag meinen Beinen bekommen ist. Ich lege fest ab 6:30 Uhr wieder unterwegs sein zu wollen.
Das übliche Szenario: Noch einmal ausgiebig duschen, verstauen der Klamotten und dann das Rad wieder freilegen. Das müsste doch alles schnell klappen. Also hoch „Gerd“
>> Huch, was ist das denn!? Ich komme nur unter Schmerzen hoch. Ach du heilige Kacke, was ist das denn schon wieder ? <<
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