Wirtin: >> Isse keine Probleme du kanne alles schmeiße Treppe zu die Keller runter. <<
Da ist wirklich noch ein Treppenabgang und mir war es jetzt auch fast egal, denn ich brauchte „Bier, Bier, Bier und Bett, Bett, Bett. “
>> Ok, alles klar . <<, sage ich.
Wir erreichen wieder den dunklen Gastraum, in dem sich zwei ältere Gestalten an den Geldspielgeräten üben. Die zwei Typen befinden sich schon im Spiel-Sucht-Modus, denn ein von mir in den Raum geworfenes „Guten Tag!“ dringt durch die beiden Hohlköpfe durch und ich habe auch nicht mehr die Hoffnung, dass diese Herren meinen Gruß erwidern. Ich bestelle noch ein Bier und bitte um einen Beleg für meine Bezahlung des Zimmers.
Das Getränk geht auf das Haus und ich schleppe meine Klamotten hoch. Jetzt noch das Rad verstauen und alles in Ruhe für die nächsten Stunden abhandeln. Ich befreie den kleinen Stellplatz im Flur, denn die Haustüre geht auch noch nach innen auf, vom Unrat und sichere mein Rad am Treppengeländer mit allen mir zur Verfügung stehenden Schlössern. Dann noch zwei Kartons zusammengefaltet und vor meinem Rad gestellt und mit den Expandern etwas fixiert. Ich habe Angst, dass die „Vollgesofskies“ am Abend oder in der Nacht die Türe aufstoßen und ich am nächsten Tag erst mal mit der Reparatur beschäftigt bin.
Da also jetzt der lichte Durchgang gerade nur noch 45 cm misst, berührt die Haustüre beim Öffnen immer, mein jetzt gut eingepacktes Fahrrad.
>> Ich muss dir unbedingt mal einen Namen geben „Fahrrad“, denn schließlich sind wir noch so einige Kilometer und Tage zusammen. <<, denke ich.
Auf meinem Zimmer angekommen, reiße ich erst mal die Fenster auf, ziehe die Gardinen zu und reiße alle verschwitzten Klamotten vom Körper, einfach rum geschmissen. Ja rum geschmissen! Jetzt mal für kurze Zeit einfach nur „Ich Sein“.
Dann geht mir durch den Kopf:
>> Hoffentlich brennt es hier nicht, denn der einzige Fluchtweg wurde soeben von mir zugebaut . <<
Jeder Brandschutzbeauftragte hätte die Hände über den Kopf zusammengeschlagen! Aber zur Not, springe ich aus auch dem Fenster des ersten Stockwerks.
Schnell noch Zelt und Rucksack ausgepackt und zum Trocknen und Lüften irgendwo im Zimmer aufgehängt. Ausgerüstet mit Badelatschen begebe ich mich in die innenliegende und leider schmierige Dusche. Dabei sind die nötigen Utensilien wie Spachtel und Schleifpapier, um zwei Tage Schweiß abzukratzen. Falls Bedarf ansteht, bin ich auch mit antibakteriellem Spray bewaffnet.
>> Wunderbar, was habe ich für ein unbeschreibliches Glück !? <<, signalisiert mir meine Nase. Einige Sekunden zuvor muss hier einer „einen abgeseilt“ haben. Dieser beißende Geruch verrät dem Kenner, was hier passierte. Zu dem genaueren „Ist- Zustand“ dieses Bades möchte ich hier keine weiteren Ausführungen folgen lassen.
>> Einmal abgesehen von den Rahmenbedingungen von Latten was für eine Wohltat, „DU DUSCHST und wirst nass! Auch wenn der Abluftmotor nicht funktioniert und selbst nach dem Benutzen des Duschgels es so riecht, als ob einer im Lavendelfeld geschissen hat. Aber egal ! <<
Für 20 Minuten lass ich sehr verschwenderisch das kühle Nass meinen Körper benetzen. Meine völlig durchgeschwitzten Klamotten nehme ich einfach mit unter die Dusche und wasche sie in einem Arbeitsgang gleich mit.
Nachdem ich meine Körperhygiene zufriedenstellend erledigt habe, hänge ich erst mal Handy, Navi und Notstrom Akku ans Stromnetz. Jetzt mit Zuhause telefonieren und vertraute Stimmen hören. Ich lege mich auf das Bett und stelle mit Bedauern fest, dass die Bettwäsche unangenehm riecht und die Matratze auch noch durchhängt.
Meine Ansprüche und das Niveau dieser Kaschemme differieren exorbitant, aber ich brauche einen Ruhetag und so kurbele ich meine Bedürfnisse, notgedrungen gen Null. Mit meiner Frau wäre ich hier niemals abgestiegen.
Dann rufe ich sie an: >> Hallo, ich bin endlich frisch geduscht und habe eine Unterkunft für die nächsten zwei Nächte hier in Trier gebucht … <<
Wir plaudern noch ein wenig über das Tagesgeschäft, von Zuhause und über meine Erfahrungen bis hier hin geradelt zu sein und machen bald Schluss.
Vor meiner Nobelherberge steht ein großer weißer Pavillon, in dem sich leicht angetrunkene Gäste ein geräuschvolles Stelldichein geben. Da es jetzt um 20:30 Uhr zu spät ist für ein kleines Schläfchen und ich von unten viel Lärm höre, beschließe ich, mir noch etwas die Beine zu vertreten. Und gegessen habe ich ja auch noch nicht.
Von der Kaschemme bis zum Hauptmarkt der Innenstadt sind es keine fünf Minuten zu Fuß und die immer noch warme Luft ist sehr angenehm.
In der Historischen „Steipe“ ,ein gotisches Gebäude am Hauptmarkt, befindet sich im Erdgeschoss ein Café. Und die Spitzbogenarkaden, deren Säulen in der Trierer Sprache „Steipen“ heißen, gaben diesem Gebäude seinen Namen.
Also lege ich erst mal eine Kaffeepause ein und nehme die Eindrücke um mich herum auf.
Etwa das Marktkreuz, welches der Erzbischof Heinrich I. 958 als Hoheitszeichen zum Hauptmarkt ausstatte, den Petrusbrunnen und das immer noch geschäftige Treiben der Passanten.
Nach einiger Zeit breche ich auf, um noch ein Restaurant aufzusuchen und bin fasziniert vom Anblick der in warmen Farbtönen angestrahlten „Porta Nigra“. Ich wähle eine Pizzeria in der Nähe mit Außenbewirtung, um alles genießen zu können. Nach einem Monster Salat und Pasta verspüre ich die nötige Bettschwere und hätte mich gerne sofort in mein Zimmer geschnipst.
>> Na ja, die paar Meter und dann hast du es ja geschafft <<, denke ich.
Ich zahle, bedanke mich für das gute Essen und breche auf. Keine Hundert Meter weiter bekomme ich zwangsläufig mit, wie ein penetranter und betrunkener Bettler Gäste eines anderen Restaurants auf übelster Weise beschimpft. Ich bekomme mit, wie er die Tische abgeht und um Geld bettelt. Da die Gäste seinem Begehren keine für ihn befriedigenden Taten folgen lassen, nimmt sich dieser betrunkene Stadtstreicher die Frechheit heraus, die Leute sehr lautstark auf das Übelste zu beschimpfen und zu bedrohen. Der beherzte Herr, nach dem der Kellner ruft, ich denke es ist der Inhaber, stellt sich diesem -Mitte 40-jährigen- Krawallmacher.
Fasst ihn an seine verlumpte Kleidung und chauffiert den Typen 50 Meter davon. Ich bekomme nur noch einige Wortfetzen mit, denn ich entferne mich zunehmend, so dass ich dem weiteren Geschehen nicht mehr folgen kann und will. So gegen 23:00 Uhr erreiche ich meine Kaschemme Der Pavillon ist noch gut besucht und entsprechend laut.
Ich inspiziere noch die Schutzpolsterung meines Fahrrads im versperrten Treppenhaus.
>> Ist in Ordnung <<. Nachdem ich bettfertig bin und mich nach Schlaf sehne, kann ich trotz der Lautstärke gut einschlafen kann. In der Tat, bin ich sofort wieder meine Ohren am Bügeln.
Fahrzeit am 19.07.2013: ca. 11,00 h
Gesamtfahrzeit: 30,37 h
Höchstgeschwindigkeit: 33,03 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 14,50 km/h
Tageskilometer: 111,11 km
Gesamtkilometer: 359,91 km
Kapitel 5
4. Tag
Samstag der 20.07.2013
Ruhetag Trier und Bulgarisches Miss(t)Verhältnis
Es ist 7:00Uhr frühen am Morgen.
>> Was habe ich lange geschlafen, ich war aber auch kaputt gestern! Oh je, was ist denn das? Meine rechte Hand ist voller roter Pusteln und es juckt. Ich glaube, ich habe mir die Krätze hier in diesem Loch geholt. Gut das wir heute Samstag haben, da sind ja zumindest die Apotheken auf! <<
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