>> Es war ein sehr schöner Nachmittag, der es wert war, etwas über die Stränge zu schlagen. <<
Es handelte sich wie ich später im Internet erforschte um das „Weingut Lilienhof“. Mit Erreichen der Dämmerung ist mir klar:
>> Das gibt nichts mehr mit Duschen und Zeltplatz . <<
In „Zell“ wo ich gegen 22:00 Uhr ankomme, entschließe ich mich in unmittelbarer Nähe eines Wohnmobilstellplatzes, mein kleines Zelt aufzubauen, um heute wild zu campen. Leider ist das nur ein Stellplatz mit Stromanschluss und Mülltonnen, aber ohne Duschmöglichkeit. So baue ich mein Zelt auf einem Acker auf und dank meiner Fahrradlampe, habe ich auch noch etwas Licht.
Ich nehme mir noch ein Glas Bockwürstchen vor, schiebe mir noch ein Brot rein und aus der Not heraus, putze ich mir die Zähne mit Sprudelwasser. Das immer noch warme Trinkwasser dient auch, um mich ein wenig zu waschen. Ich sinniere noch etwas über den Tag, und schlafe dann auch sehr schnell ein.
Fahrzeit am 18.07.2013: ca. 13,50 h
Gesamtfahrzeit: 19,45 h
Höchstgeschwindigkeit: 22,13 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 16,50 km/h
Tageskilometer: 102,20 km
Gesamtkilometer: 248,80 km
Kapitel 4
3. Tag
Freitag der 19.07.2013
Übernachtungen “in nee Kaschemme“
Obwohl es gestern schön und unterhaltend war, habe ich folgende Schlussfolgerung gezogen und mir auf meine Agenda geschrieben:
>> Erst wenn das Nachtlager gewährleistet ist, wird getrunken und erzählt. <<
Wie erwartet, werde ich sehr früh wach.
Es ist 5:00 Uhr morgens, mein kleines Zelt, welches vom Vortag noch nass war, schwimmt jetzt von innen weg. In dem Schlafsack, der für -30 °C ausgelegt ist, ist mir in der Nacht richtig warm geworden, so dass ich aus dem Schlafsack gekrochen bin und mit geöffnetem Zeltreißverschluss aufwache.
>> Gerd, was klebst du, deine Haut schmeckt nach Salz und du musst ganz dringend duschen. <<
Ich verstaue alle Sachen und beschließe in Trier unbedingt einen Tag Pause einzulegen. Zum einen war ich dort noch nie und zum anderen muss ich mein Equipment unbedingt trocken bekommen. Auch die Wäsche muss gewaschen werden und vor allem meine wund gefahrenen Stellen rufen nach Pause. Es war mir nicht bewusst, dass ich schon nach diesen paar Kilometern solche Blessuren abbekomme würde. Es ist aber auch warm am Tag und ich mutmaße, ich habe die falsche Unterwäsche am Start. Da werde ich mich in Trier in einem Fachgeschäft drum kümmern müssen.
Um 6:00 Uhr habe ich alles wieder eingepackt, meinen Platz ist gesäubert und bin folglich wieder unterwegs.
Ich mache mich Quasi im wahrsten Sinn des Wortes wieder „VOM ACKER“
>> Ich muss duschen und mich unaufschiebbar waschen. Ich brauche auch ganz dringend einen Kaffee, und, und, und . <<
Der nächste Zeltplatz wird angefahren, um dort erst mal Körperpflege durchzuführen.
Nach einer guten viertel Stunde Fahrtzeit in Pünderich, entdecke ich den „Campingplatz Moselland“. Nur mit duschen ist da nichts, weil die Rezeption noch geschlossen hat, was eigentlich um 6:15 Uhr zu erwarten ist.
>> Was tun ? <<
Der Körper klebt und ich habe das dringende Bedürfnis, NEIN die Notwendigkeit, ein WC aufzusuchen.
>> Alles ist so ruhig hier, soll ich einen Camper fragen wo hier die sanitären Anlagen sind? Aber alle schlafen noch, ich kann doch niemanden wecken . <<
Also bin ich an der Rezeption vorbei, denn irgendwo muss doch ein Hinweis sein.
>> Ja, da… ein Hinweis… ein Hinweis . <<
Direkt im Gebäude neben der Rezeption, dann die Erlösung!
Die Feuchtgebiete, WC und Duschen Tür an Tür.
>> Juhu endlich ! <<
Rad abgestellt und rein.
>> Nur leider kein WC Papier . <<, merke ich leise an.
Aber nicht „SCHLIMBO“, denn in meiner Überlebenslenkradtasche, die ich immer am Mann habe, wenn ich das Rad abstelle, ist selbstverständlich auch für diese Notfälle etwas „badei“.
Ok. Das kann ich abhaken, jetzt duschen und wenn ich einen Menschen in dieser Frühe treffe, werde ich mich auch gerne zu erklären wissen.
Also wieder zum Rad und in den Packtaschen nach dem Kulturbeutel gesucht. Ich hatte ja schon angemerkt, dass diese Utensilien einer gewissen Rotation unterliegen und immer in einer der drei Packtaschen zu finden ist.
>> Das muss dringend optimiert werden „Latte “. <<, sage ich.
Ich nehme Handtuch, frische Wäsche, Kulturbeutel und, stolz wie ich bin, ziehe ich auch brav meine Badelatschen an. Dann noch das Fahrrad optimal gegen Zugriffe Dritter gesichert und rein in die Herrendusche.
Schnell entkleidet, um dem nassen Element mit meinem Salinen Körper entgegen zu treten.
>> Endlich duschen, meine gestrigen Verfehlungen herunter spülen und wieder einen klaren Kopf und reine Poren erhalten ! <<
Voller Inbrunst öffne ich die Einhebel- Mischarmatur, aber dann stelle ich mit Entsetzen fest:
>> Da kommt ja gar kein Wasser heraus !? <<
Die Dusche spricht in Gedanken zu mir:
>> Ich dusche dich… aber ich mache dich nicht nass ! <<
>> Super, wunderbar ….habe ich denn irgendwas verbrochen? Vielleicht Kinder geschlagen oder meine Suppe nicht gegessen ? <<
Infolgedessen, Handtuch drum und wieder raus.
Ein Automat neben der Duschparzelle. Den habe ich echt im ganzen Menschentrubel übersehen und das Losungswort lautet „Duschmünzen“.
>> Fabelhaft; ja warum einfach, wenn es auch kompliziert geht ? <<
Es nutz alles nichts, weder ärgern noch meckern! Ich ziehe die frischen Sachen an, um mit einem Waschlappen am klitzekleinen 25er Handwaschbecken im WC Raum einzelne Körperregionen so einigermaßen zu bewässern.
Es ist circa 7: 15 Uhr als ich, mehr schlecht als recht, bezogen auf meine körperliche Hygiene, meine Reise fortsetzte. Nach einigen hundert Metern ruft mein Spatzl an, um sich über mein Befinden zu informieren. Ich bin etwas eifersüchtig, denn meine Frau sitzt Zuhause auf der Terrasse und genießt ihren Morgenkaffee.
>> Leider gibt es noch kein Geruchs- Handy<<, rufe ich zu Grit .
>> Dann hätte zumindest einer meiner Sinne Befriedigung gehabt ! <<
Wir unterhalten uns noch etwas und Grit verabschiedet sich mit den Worten:
>> Fahr schön weiter, gehe frühstücken und pass auf dich auf! <<
In den Ort „Burg“ an der Mosel fahre ich dann hinein und finde bald einen Bäcker, der auch Frühstück mit Sitzmöglichkeit anbietet. Die zwei guten Tassen Kaffee und die belegten Brötchen animieren meine Lebensgeister wieder. Nach einem kurzen Bericht über mein Vorhaben und den 2500 Kilometern, die ich vor mir habe, wünscht die Bäckersfrau mir alles Gute für die Reise.
Gegen neun Uhr erreiche ich Traben Trarbach.
Da wir jedes Jahr mit dem Stammtisch nach „Kirn“ >> ins Hirn << in den Hunsrück fahren, war ich das letzte Mal 2012 in Traben Trarbach. Ich war mit meinem kleinen Motorrad unterwegs, welches ich immer hinten auf dem Wohnmobil mitnahm. Fünf Tagen Chillen sind nichts für mich und so verspüre ich nach kurzer Zeit immer das Gefühl, mich zu produzieren. Wir mieten in Sohrschied immer eine ganze Jugendherberge, die in einer Talsohle liegt, umgeben von Wald und Ruhe. Ruhe aber nur dann, wenn wir mit der ganzen Horde nämlich an Pfingsten nicht hier sind. Denn mit dem ganzen Equipment, das wir hier dann anfahren, beschallen wir dieses Tal und das seit einigen Jahren.
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