1 ...8 9 10 12 13 14 ...27 Auch hier leichte Erinnerungen an Winningen und dem kurz dahinterliegenden Kobern Gondorf.

In beiden Dörfern verbrachte ich mit meinem damaligen Skat-Club ein Wochenende. Das war auch eine schöne Zeit, denn aus Nachbarn wurden Freunde.
Wie war das denn noch? Bei einem Grillabend der Hausgemeinschaft wurden wir als Neuankömmlinge dazu einbestellt. Das ist die richtige Formulierung, denn der Herbert Wöhrmann hatte eine einfache aber bestimmende Art einen davon zu überzeugen, dass man sich nicht auszugrenzen hat.
>> Das ist hier eine super Hausgemeinschaft und wir sollen uns bloß nicht einbilden NICHT dazu zugehören ! <<, so der Seebär.
Die Grillorgien fanden vorzugsweise immer bei den „Wöhrmanns“ statt. Sie hatten die Erdgeschoßwohnung und eine Terrasse die 35 Quadratmeter groß war.
Während der sehr netten feuchtfröhlichen Abende wurde das Thema Bootsurlaub angesprochen. Herbert, Heinz und Jochen schwärmten von ihren Touren durch die Niederlande. Leider ist der Skipper abgesprungen und seitdem haben sie keinen neuen Kapitän gefunden.
>> Doch habt Ihr, denn ich habe den nötigen Schein, um Boote zu chartern ! <<, machte ich klar.
Da ich jahrelang ein eigenes Bötchen hatte, habe ich eigens, um auf dem Rhein fahren zu können, bei der Sportbootschule Hötzer in Leverkusen-Hitdorf mit meinem Bruder Issak den Binnenschein gemacht. Schön, dass ich diesen Binnenschein mal wieder einsetzten kann.
>> Das wäre wunderbar, wenn wir wieder auf Bootstour gehen würden . >>, so Herbert.
Herbert war schon über 60 Jahre und mit seinem Vollbart und seinen 195 cm und ca. 120 Kg ein echter Seebär, der es liebte, auf Bootsreisen zu gehen.
Da die Frauen Rita, also die Mutter einer meiner besten Freunde „Miki“, Marianne, Tina und meine Frau einen Kartenclub gründeten, waren die Damen bestens versorgt und wir hatten grünes Licht, um Lustiges zu planen.
Übrigens, über Rita habe ich „Miki“ kennen gelernt und bin wenig später dem Tupperclub beigetreten. Miki der 140 Kg Diätkoch, bei dem Diät und Koch wie FC Bayern und Campino (der Frontmann der Toten Hosen) disharmonieren.
Oder wenn Barac Obama behauptet, „Wenn ich was von Frau Merkel wissen möchte, dann rufe ich Sie einfach an!“.
Diese Tupperclub Interessengemeinschaft hat bis heute bestand. Hier werde ich später noch einige Anekdötchen, wie „Schwulio auf Ibiza“ oder „Die müssen ihre Bananen selbst schälen“, zu berichten haben.
Unsere Bootstouren führten immerzu nach Holland auf dem „Princes Margret Kanal“. Wir waren ausschließlich in der Friesischen Provinz unterwegs in Sneek dem Sneeker Meer in Leeuwarden. Die ausgebauten Schifffahrtsstraßen waren eine wirkliche Augenweide. Nicht nur landschaftlich, denn die Wasserwege führen auch durch dicht besiedelte Wohngebiete und erlauben dem gemeinen Bootsreisenden Einblicke sogar bis auf dem Tellerrand. Eigentlich bin ich der Typ, der so etwas intensiv aufnehmen möchte, aber dazu gab es nüchtern zu selten die Möglichkeit.
Was mir zu diesem Zeitpunkt vollkommen fremd war, war dieser extreme Alkoholkonsum. Wenn ich daran denke, was hier an „Alk“ angekarrt wurde. 20 Kisten Bier,10 Flaschen Schnaps wie Hörner Whisky, Ouzu, Linie usw. und das für fünf Leute und vier Tage. Der reinste Wahnsinn! Was auch nicht fehlen durfte war, Maloxan, denn der Magen muss ja immer beruhigt werden. Mir waren diese Alkoholexzesse absolut fremd. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch einen Handwerksbetrieb mit 15 Mitarbeitern und Alkohol und von Latten passten genau so wenig wie Putin und die Krim zusammen. Damit der „Alkpegel“ immer oben gehalten wurde, dienten topographische Bauwerke zu Aussprüchen wie:
>> Jetzt einen Brückenschnaps ! <<
Als die Brücken ausblieben.
>> Jetzt erst mal einen Schleusenschnaps ! <<
Als die Schleusen ausblieben.
>> Jetzt erst mal einen Gebäudeschnaps ! <<
Einer unserer Alkoholexzesse endete wie folgt:
Zum Übernachten suchten wir ein schönes Plätzchen. Ich hatte das Boot, welches 10 Meter lang war und immerhin 10 Tonnen wog, sicher im Princes Margret Kanal an einer vorgelagerten Insel angelegt und instruierte meine Crew, das Boot zu befestigen. Da hier kein Bootsanleger war, erforderte dies ein wenig Improvisation und Feingefühl des Kapitäns. Diese meine vollgesoffene Crew lachte sich weg und Herbert und Jochen taumelten von Bord. Ich konnte das Schiff, dank günstiger Winde und Bugstrahl sanft an der Uferböschung halten. Beide Vollgesofskies fixierten das Boot an Bäumen, die genau an Steuerbord standen, doch noch erstaunlich gut. Genau wo unser Landgang war, mussten wir immer einen großen Schritt machen, sonst wären wir in einem 30 x 30 cm großem Morast Loch mit einem Bein versunken. Das Boot wollte ich aber nicht mehr versetzten und so ist jeder von uns einmal oder viermal mit einem Bein darin versunken.
Der Versuch auf dem Gasgrill unsere übergroßen Steaks so zuzubereiten, dass daraus essbare Nahrung wird, scheiterte zum einen am Material und zum anderen am alkoholisierten Zustand der Akteure. Irgendwann wurden zwei Dosen Ravioli geöffnet, um den Hunger zu stillen.
Wie wir das immer heil überstanden hatten? Ich muss hier anmerken, dass es zu diesem Zeitpunkt noch keine Alkoholkontrollen von der Niederländischen Schifffahrtspolizei gab.
An eine weitere Erfahrung wurde ich auch herangeführt. Es war der 21. Mai 1997 der FC Schalke (oder wie mein Sohn sagt: Papa „Schalke“ sagt man nicht ) holt den UEFA Cup. Das Boot war angelegt, der Hafenmeister hat uns mit Strom und Wasser versorgt und wir feierten weiter. Heinz hatte im Coffee Shop noch etwas zu Rauchen geholt und so wurde ich auch ans Kiffen herangeführt. Allerdings mit einem für mich einschneidenden Schlüsselerlebnis.
Wir den ganzen Tag Alkohol vernichtet hatten und ich nicht mehr Herr meiner „Schwachsinne“ war, denn der Alkohol und das Gras hatten eine sehr wechselhafte Wirkung auf meinen Organismus genommen. Vom Landgang hatte ich mich wegen Unzurechnungsfähigkeit vom I. Offizier abgemeldet. Ich war wirklich fertig, meine Crew, angefeuert von Heinz dem Oberkiffer, hatte ihren Spaß daran unter starken >> Hihi hihi Hahaha << das Boot mittels Muskelkraft in heftigem Seegang zu versetzten. Ich wurde erstmals seekrank und fütterte die Fische. Das war es dann auch mit diesem Zeug für alle Tage gewesen.
Bei diesen Touren wurde unter anderem Skat gespielt und weil die Chemie stimmte, entstand ein Skatclub und einmal im Jahr unternahmen wir eine Reise oder charterten ein Boot.
Vor seinem unerwarteten Ableben, ist der Herbert noch ein letztes Mal mit mir auf Boots Tour auf der Mecklenburger Seenplatte gefahren.
Schade, leider gibt es auch diese Interessengemeinschaft nicht mehr! Aber es war eine schöne Zeit mit Jürgen, Jochen, Heinz und Herbert.
Mit einem der Herren gab es aber leider auch, eine für mich unangenehme Lebenserfahrung. Seitdem handele ich wie folgt: Sollte mich jemals in meinem Leben wieder ein Freund um einen Geldbetrag jenseits der vierstelligen Summe anpumpen, so stelle ich mir zuerst die Frage:
>> Kann oder will ich auf diesen Menschen verzichten?! <<
Wenn er mir wichtig ist, dann borge ich ihm entweder kein Geld oder, vorausgesetzt ich habe genug, schenke es ihm. Soviel dazu.

Jetzt fahre ich mit dem Rad unter der Moseltalbrücke her, die ich schon so oft mit dem Auto auf der A 61 befahren habe. Wenn sich der Fokus beim Überqueren voll und ganz dem Moseltal widmet, lassen meine Augen jetzt gerade nicht ab, dieses gewaltige Brückenbauwerk von unten zu bewundern.
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