Radpilgern Extrem
Grenzen- Schmerzen- Adrenalin
Mit dem Fahrrad 2833 km von Hilden / Deutschland nach Santiago de Compostela Pilgerbericht, Tagebuch und Zeitreise/ Aufarbeitung eines Kindheitstraumas
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1 Kapitel 1
Der Weg zum Radfahren als sportliche Betätigung und Vorbereitung
Kapitel 2
Jetzt geht’s Los
Kapitel 3
Wildes Camping
Kapitel 4
Übernachtungen “in nee Kaschemme“
Kapitel 5
Ruhetag Trier und Bulgarisches Miss(t)Verhältnis
Kapitel 6
Metz und die Begegnung mit der etwas wärmeren ART
Kapitel 7
60 Kilometer Umweg
Kapitel 8
Der erste Bericht in der lokalen Presse
Kapitel 9
Freundliche Niederländer versorgen mich mit Essen und kaltem Bier
Kapitel 10
Ruhetag in Dijon
Kapitel 11
Sponti Treffen und ein Fass Bier gewonnen.
Kapitel 12
„Vom Winde verweht“
Kapitel 13
Vom Sturm in die Traufe
Kapitel 14
Konfuzius hilft
Kapitel 15
Lichter Prozession
Kapitel 16
Pilger Schlafsaal
Kapitel 17
Elfe im Sägewerk
Kapitel 18
Klappe, „Elfe“ die zweite. Ruhe am Set
Kapitel 19
Die Woche geht zu Ende und Frankreich macht nach hinten raus einen schlanken Fuß
Kapitel 20
„Lectoure“ Schlafen in einem Kloster
Kapitel 21
Plattfuß
Kapitel 22
21. Hochzeitstag
Kapitel 23
GEDÄCHNISSETAPPE
Kapitel 24
„Wein für umsüss“
Kapitel 25
„BEIKI“
Kapitel 26
Der Tag ist mein Freund
Kapitel 27
Camino Brutal
Kapitel 28
Cruz de Ferro
Kapitel 29
Ich kann Farben hören
Kapitel 30
„Ich wurde angekommen“
Freitag der 16.08.2013
Resümee
Danksagung
Quellennachweis
Vorwort
So, was passiert denn noch so spannendes Ü 50. Das tagelange Durchfeiern geht schon lange nicht mehr. Selbst die noch so kleinsten Blessuren und Prellungen dauern immer länger, bis sie abklingen. Die Ohren zu bügeln, wird mir immer wichtiger. Meine letzte Fratzenfackel habe ich vor Jahren ausgemacht und jetzt lebe ich in totaler Zigarettenabstinenz, was sich auf dem Kilomessgerät bemerkbar macht. Die Hosen, die noch vor vielen Monden passten, reißen auf einmal im Schritt. Meine Frau wäscht die Hemden im Bauchbereich viel zu heiß und mein Bauchnabel entfernt sich unaufhaltsam immer weiter von meiner Wirbelsäule.
Ich hetze von einer Place To Be Veranstaltung zur nächsten, um vor allem mit denen, die da sind und sein müssen, im Vordergrund zu stehen und die Veranstaltung eher zweitrangig ist. Beim Feiern mit guten Freunden allerdings ist letzteres unberechtigt.
Wie hieß es doch so oft: >> So jung wie heute kommen wir doch nie mehr zusammen. <<
Lecker Bierchen, lecker Essen und noch mehr leckere Bierchen. Dazu Chips und Flips und noch ein- zwei - drei Schnäpschen runtergekippt. >> Herrlich ! <<
>> Was geht es uns gut und wieder greift das Motto: Lieber zu viel trinken, als zu wenig schlafen . <<
Ich fahre doch mindestens zwei Mal pro Woche mit dem Rad 50 – 100 Kilometer und doch werde ich immer runder.
Der Arzt hat erhöhte Cholesterinwerte, Bluthochdruck und vor kurzem noch ein Barett - Syndrom diagnostiziert. Mein Kreuz ist vom vielen Schleppen der Heizungskessel und der Gussbadewannen nicht mehr belastbar. Von daher kann ich meinen erlernten Beruf schon lange nicht mehr ausüben. Der Lungenarzt teilt mir mit, dass meine Werte so schlecht seien und dass ich ohne Sport längst nur mit dem Rollator unterwegs wäre.
Menschen, die mir ständig komisch kommen und immer wieder mit negativer Energie die gute Atmosphäre kontaminieren, möchte ich am liebsten von meiner geistigen Festplatte formatieren. Aber zu meinem Glück kann ich diesen unumgänglichen Restbestand an einer Hand abzählen. Alle anderen wurden schon über die Jahre, wegen Mangel an Wichtigkeit, von der großen Liste gestrichen.
>> Less is more << Das klingt nur scheinbar paradox. Denn heute wende ich das Prinzip an, um in allen Aspekten des Lebens Unnötiges zu entsorgen und tatsächlich nur das Wichtige zu behalten.
Seit vielen Jahren bin ich mit einer liebenswerten Powerfrau, die mir sehr viel Raum für meine diversen Exkursionen lässt, glücklich verheiratet. Das Leben mit all seinen Facetten, den Höhen aber auch den Tiefen hat diese Ehe reifen lassen. Diese Liebesbeziehung ist für mich das Fundament meiner kleinen Familie. Alles ist eingespielt, funktioniert und somit können neue Inspirationen wachsen und Formen annehmen.
Ich habe zwei gesunde und fantastische Kinder, die weder Alkohol noch Drogen konsumieren. Diese >> MEINE << Familie ist mir das Wichtigste und bildet meinen Lebensmittelpunkt. Im erzieherischen Umgang mit meinen Kindern achtete ich stets darauf, sie eher “antiautoritär“ zu erziehen.
Der tägliche Drill, das bedingungslose Ausführen von Befehlen, die immer mit den Worten:
>> „ Ja Sir, Papa Sir “<<,
lautstark beantwortet werden müssen, habe ich gut vermeiden können und sie hatten bei meinen Kindern keinen Stellenwert. Meiner Meinung nach entwickeln sich Persönlichkeiten nicht durch blinden Gehorsam. Auf diese Art macht man sie allenfalls funktionstüchtig, aber sie werden dann fast immer nur mit dem Strom schwimmen.
>> Ich denke, nur ein freier Geist, der sich durch eine gute wertschätzende Erziehung entwickelt und ausbildet, wird die Quelle erreichen <<
Mein guter und weltoffener Freundeskreis, der bis auf wenige Ausnahmen am Puls der Zeit lebt, ist eine Bereicherung für mich und mein Leben. Und eins sei gesagt:
>> „ Jeder darf mich gerne dafür beneiden !“<<
Ursprünglich wollte ich schon vor einigen Jahren, nach dem Lesen des Buches eines bekannten deutschen Entertainers, den Spanischen Jakobsweg mit dem Rad erleben. Die Suche nach geeigneten Mitstreitern aus meiner Selbstfindungsgruppe „Up se Kumme“ scheiterte bereits nach einer kurzen 50 Kilometer Teststrecke aus gesundheitlichen oder später aus zeitlichen Gründen.
Angeregt von Radfahrern, die ich ein Jahr zuvor am Nordkap traf die auch mit dem Fahrrad zum Nördlichsten Teil von Europa gestrampelt sind, fasste ich den Entschluss, die Strecke von zu Hause aus zu starten.
Vom schönen Hilden, entlang des Rheins und der Mosel, über Frankreich mit sehr vielen Bergstrecken nach Spanien, bis hin nach „Santiago de Compostela“.
Hierbei sollte aber nicht das Pilgern im Fokus stehen. Mich reizten vielmehr der sportliche Aspekt und die Frage, wie lange ich für die knapp 2900 km mit meinem zarten Alter von 53 Jahren wohl brauchen würde?
>> Da ich im Hier und Jetzt lebe, möchte ich meine Wünsche und Träume jetzt leben und realisieren, nicht erst später, denn später kann es zu spät dafür sein . <<
Nach jahrelanger Vorbereitung sollte es dann im Jahre 2013 losgehen. Ich wollte meinem Körper und meinem Geist das zurückgeben, was ich ihnen über Jahrzehnte abverlangte. Also lautete meine Devise: Kein exzessiver Alkoholkonsum mehr, nur noch Wasser. Keine fetten Nahrungsmittel mehr und ausschließlich gute Kohlenhydrate sowie viele sekundäre Pflanzenstoffe.
>> Dürfte ja wohl nicht so schwer sein! Denke ich. Na ja mal schauen <<.
Ich werde eine fantastische Landschaft entlang der Rheinschiene und der Mosel erleben. Die Täler und Berge in Frankreich und Spanien sauge ich geradezu auf. Sie werden sich dauerhaft in mein Langzeitgedächtnis einbrennen.
Auf der Tour sollte ich viele interessante Menschen treffen. Wir werden wundervolle Gespräche mit viel Inhalt und Emotionen führen und wir werden gemeinsam singen, lachen und sogar ab und zu beten.
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