Er hatte bei dieser Aktion viele Zuschauer, denn diese große verkehrsreiche Kreuzung war voll mit wartenden Autofahrern.
Da ich immer ein Erste- Hilfe- Paket dabeihabe, wartete ich noch auf meiner Seite auf ihn und erkundigte mich noch, ob etwas passiert ist?
>> Nein nur ein paar kleine Abschürfungen, sonst alles ok <<, antwortete er etwas unsicher mit dem Gefühl im Hinterkopf, oh wie unangenehm!
>> Sah aber cool aus dein Sturz, schade, dass ich das nicht gefilmt habe <<.

Ich war also aus Platzgründen bestens mit meinen zwei Paar Schuhen ausgerüstet. Mit den Badelatschen konnte ich mich auch noch gemütlich in den Klöstern und Hotels bewegen und darüber hinaus waren sie auch für kleinere Spaziergänge einzusetzen.
Da ich mich die meiste Zeit auf Pilgerwegen befinden würde und immer noch nicht getauft war, entschloss ich mich, vorher diese Lücke noch zu schließen. Es war mir schon immer ein Bedürfnis diese Tatsache für mich befriedigend zu lösen.
Ich habe es noch äußerst unangenehm in Erinnerung, als mein älterer Bruder „Eric“, der vor 26 Jahren starb, von einem freien Priester in der Totenmesse vom irdischen Dasein verabschiedet wurde. Meine Mutter, so erinnere ich mich dumpf, hatte Probleme einen christlichen Beistand zu organisieren, da „Eric“ nicht getauft war.
Nur welche Konfession darf es denn bitte sein? Auf jeden Fall christlich, denn ich bin in einem Abendland aufgewachsen. Und die Moslembrüder, auch wenn die Anzahl derer, die sich seit einigen Jahren mit Dynamit in die Luft jagen und zahllose, meist unschuldige Menschen so mit in den Tod ziehen, verschwindend gering ist, dennoch auf keinen Fall Islamisch. Das Wort Moslem bedeutet „der sich Gott Unterwerfende“, also was bitte sind diese religiösen Rituale der militanten, polarisierenden Neo-Islamisten? Wie PUFF sprengen die sich und andere Menschen in die Luft. Dafür habe ich kein Verständnis, auch wenn ich den Glauben anderer Menschen achte. Dann aber „Bitte“ keine vorsätzlichen Tötungsdelikte, denn das hat auch Euer und unser Gott nicht angeordnet.
Mit den Katholiken ist das auch so ein „Kreuz“, denn die aufgedeckten Fälle von Missbrauch an Jugendlichen haben in den vergangenen 10 Jahren zugenommen und damit komme ich nicht so klar. Hier möchte ich aber auch zur Entlastung der Katholischen Kirche anmerken, dass in letzter Zeit nichts mehr von neuen Fällen in den Medien berichtet wurde.
Ich erinnere mich noch an meine Kindheit, als ich in Hilden auf der Schulstraße in der Evangelischen Jugendgruppe sehr viel Spaß hatte und die Kirche sehr viel für die Jugend anbot. Dann ist es auch der „Luther Gang“, der es erlaubt, einen Lebenspartner zu ehelichen und eine Familie zu gründen. Das war Grund genug für mich, dieser Kirche beizutreten.
Zur Ostermesse, die sog. Auferstehungsmesse, im Jahre 2012 war dann mein Termin. Ich lud meine Freunde vom Stammtisch, der Selbstfindungsgruppe, sowie die Sportgruppe ein. Außerdem den Tupperclub, Nachbarn, Familie und weitere Freunde. Alle waren eingeladen mit mir morgens um sechs Uhr diesen für mich feierlichen Moment zu teilen.
Viele sind der Einladung gefolgt und wir erlebten diese Messe, die nur mit Kerzenlicht die Friedenskirche in Hilden erhellte und dem feierlichen Rahmen einen zarten Glanz verlieh. So wurde ich mit 52 Jahren getauft.
Mein Stammtisch überreichte mir zur Taufe in Orientierung an das Buch „Ich bin dann mal weg“ eine Mütze, Sonnenschutz, After-Sun und Vaseline. Letzteres wurde durch eine Wundheilsalbe ersetzt, die sich anfangs an sehr heißen Tagen als unverzichtbar erwies.
Ursprünglich wollte ich noch Essgeschirr, Besteck, Mini Gasofen, Gaspatronen, Kaffeetasse, Essig, Öl, Salz, Pfeffer, Kaffee, Milch, Spülmittel mitnehmen. Da ich aber nach dem Probepacken feststellte, dass diese kleinen Utensilien fast 4 kg ausmachten und somit mein Gesamtgewicht an Gepäck bei fast 20 Kg gelegen hätte, entschloss ich mich, diese Dinge Zuhause zu lassen. Ich wollte auch das zulässige Gesamtgewicht des Fahrrads nicht übermäßig überschreiten, denn mit mir und den notwendigen Dingen lag ich schon bei 122 Kg. Da ich auf jeden Fall abnehmen wollte und mein Körpergewicht 2000 Gramm zu hoch war, überschritt ich das vom Hersteller angegebenen maximale Gesamtgewicht. So hatte ich einen Anlass mehr, innerhalb einer Woche 2 kg abzunehmen, denn der Start der Reise rückte näher. Das Abnehmen der überschüssigen Kilos gelang mir.
Den Pilgerausweis besorgte ich schon ein halbes Jahr vorher beim Freundeskreis der Jakobuspilger in Paderborn. Dieser Freundeskreis gibt auch einiges an wertvollen Infos mit. Sehr hilfreich war das Unterkunft Verzeichnis von Saint-Jean-de Port nach Santiago de Compostela.
Da ich hinter Lyon, Richtung Le Puy en Valley auf dem von mir gewählten Pilgerweg fuhr, war der Wanderreiseführer GR 65, wie im Quellennachweis zu sehen, ein guter Begleiter für diverse Schlafmöglichkeiten.
Hier sei schon mal angemerkt, dass die Unterkünfte in den Klöstern in Frankreich für mich durch nichts zu übertreffen sind. Aber dazu später noch mehr.
Am 16.07.2013 war alles gepackt. Die Packtaschen und die runde Motorradtasche wurde noch mit Stahlseilen und Schlösser gegen Diebstahl gesichert. Ich war aufgeregt, weil es in wenigen Stunden losgehen sollte. Am Morgen des Reisestarts hatte sich die lokale Presse angemeldet, die wöchentlich über meine Exkursion berichten wollte. Dann würde es noch vom Pfarrer der Evangelischen Friedenskirche in Hilden den Reisesegen geben und einige Freunde wollten sich noch verabschieden. Ich war so heiß und hätte auf der Stelle Gas geben und losfahren können.
Mein Reisebudget betrug satte 900,- Euronen in bar, wie sich kurze Zeit später herausstellte, reichte es nicht so ganz. Aber ich wollte auch nicht noch mehr Gewicht mitnehmen und da ich ja in einem gut strukturierten Europa mit bemerkenswerter Infrastruktur lebe, sollte der Nachschub an liquiden Mitteln nicht so schwierig sein.
Also zeitig schlafen gehen, denn morgen Abend wollte ich schon in Koblenz sein.
Kapitel 2
1. Tag
Mittwoch der 17.07.2013
Alles verstaut und abreisebereit. 1
5:00 Uhr früh morgens. Wie immer brauche ich keinen Wecker, natürlich habe ich schlecht und zu wenig geschlafen, aber das Reisefieber bringt meinen Puls schon in den Aktivmodus und bald geht es ja los.
Es ist ein wunderbarer Sommertag und es soll die ganze Woche trocken und sonnig mit um die 25°C werden. Also ideales Radfahrwetter. Zuerst mal einen guten Kaffee gemacht und schön auf unserer Terrasse gesetzt und diesen „Hallo – Wach“ sehr genießen. Hoffentlich, so schießt es mir durch den Kopf, bekomme ich unterwegs von meiner Nikotinersatzdroge mindestens die gleiche Qualität! Wie schön es hier doch ist! Unser pflegeleicht angelegter Garten ist im satten Grün des Sommers getaucht. Mittlerweile sind die Tulpen und der Ginster, sowie der Flieder verblüht. Rechts von der Terrasse haben wir vor 3 Jahren eine schnell wachsende Leylandii – Zypresse angelegt. Links grenzt alter Baumbestand die Blumenbeete ein. Vor Kopf steht ein Gartenhaus, welches verschwenderisch schön mit weißen blühenden Kletterrosen protzt. In der Mitte steht ein ca. 5 Meter hoher Süßkirschbaum mit bemerkenswert vielen Kirchen dieses Jahr. Dieser große Kirchbaum spendet in den heißen Sommertagen genügend Schatten, sodass wir auf der Terrasse sitzend ein herrliches Mikroklima verspüren. Diverse Singvögel begrüßen mich mit ihrem wunderbaren Gezwitscher. Alles ist gut!
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