„Mich hat eine Qualle erwischt, mich hat eine Qualle erwischt!“ Schnell holte Agnes die Zitrone aus ihrer Tasche und schnitt eine Scheibe von ihr ab, die sie auf die betroffenen Stelle an Ottos Bein legte. Als Otto nicht aufhörte, zu lamentieren, sagte Martha zu ihm:
„Jetzt stell Dich doch nicht so an, davon ist noch niemand gestorben, das juckt eine Zeit lang und ist dann wieder vorüber!“ Martha rieb die Zitronenscheibe über die doch ziemlich rot angelaufenen Stelle an Ottos Bein und verteilte so den lindernden Zitronensaft. Nach einer Weile hörte der Juckreiz an Ottos Bein auf und er fühlte sich wohler.
„Gut, dass wir an die Zitrone gedacht haben!“, sagte Agnes, und Otto sah sie dankbar an.
„Die Kinder müssen aber jetzt aufpassen, obwohl sich so nah am Ufer die Quallen wohl nicht aufhalten werden!“, sagte Petra, aber Gerda entgegnete:
„Und ob sie sich auch nahe am Ufer aufhalten, wenn Du zum Wasser läufst, kannst Du sie doch am Ufer liegen sehen, man muss also auch vorne aufpassen!“ Ottos Kontaktstelle an seinem Bein erregte die Aufmerksamkeit der Kinder und sie setzten sich neben ihn und besahen sich die Stelle, Bernd fragte seinen Opa:
„Tut das sehr weh?“ Und Otto gab sich tapfer und erwiderte:
„Halb so schlimm!“ Die Opas nahmen den Ball und alle Kinder und liefen auf den Strandabschnitt, wo der Sand schön fest war und sie spielten sich den Ball immer gegenseitig zu. Manchmal fiel der Ball ins Wasser und ein Opa musste hinein und ihn wieder herausholen. Bis sie vom Ballspielen genug hatten und Robert rief:
„Wer von den Kindern möchte denn eine Eis haben?“ Als die Kinder das hörten, schrien sie alle „Ich!“, und Robert und die anderen Opas liefen zurück, legten den Ball ab und gingen hoch zum Boulevard. Dort gab es einen Eisstand, und die Kinder stellten sich hin und suchten sich ihre Eissorte aus. Alle nahmen sie Schokolade, aber die anderen Sorten unterscheiden sich bei den Kindern doch voneinander. Sie schleckten ihr Eis, das in der Hitze schnell schmolz und am Hörnchen hinunterlief.
Die Kinder und die Erwachsenen setzten sich auf die Mauer, die den Boulevard vom Strand trennte, das erleichterte den Kindern das Eisessen. Die Opas hatten sich alle drei auch ein Eis geholt und leckten es gemeinsam mit ihren Enkelkindern. Als sie fertig waren, liefen sie zum Wasser und die Kinder wuschen sich das Eis ab, das ihnen auf ihre Körper getropft war. Zurück bei den Müttern, legten sie sich eine Zeit lang auf die Decken unter die Sonnenschirme, wo es ihnen aber schnell langweilig wurde. Sie wollten wieder ins Wasser und dieses Mal in Begleitung ihrer Mütter, und Gerda, Petra und Marga standen auf und liefen mit ihren Kindern zum Wasser.
„Ihr müsst wirklich auf Quallen achten, auch in Ufernähe, wir wollen doch wohl alle nicht, dass eines der Kinder Kontakt mit einer Qualle hat!“, sagte Gerda warnend. Und schon sahen sie auch zwei große Exemplare am Strand liegen, die die letzte Flut dorthin gespült hatte.
„Wenn sie es schaffen, zu überleben, wird die nächste Flut sie wieder ins Meer spülen“, meinte Gerda. Aber bis dahin konnten die Kinder die Quallen einmal aus der Nähe beobachten und die prächtigen Farben bewundern, die an dem Quallenkörper zu sehen waren. Da gab es pastellartige Töne, gelbliche und grünliche, aber auch kräftige Rot- und Blautöne. Von den meterlangen Tentakeln war so nichts zu sehen, wenn sie dort auf dem Ufer lagen. Im Wasser aber waren die Tentakeln die langen Fäden, die die Quallen hinter sich herzogen, und die bei Berührung Nesselzellen, die mit Gift gefüllt waren, abschossen und die Beutetiere lähmten oder sogar töteten. Die Kinder tippten die wabbeligen Körper vorsichtig mit ihren Fingern an und Christine rief:
„Das ist ja wie Wackelpudding!“ Anschließend warfen sie sich einfach ins Wasser und achteten gar nicht mehr auf die Wassertemperatur, ihre Mütter standen bei ihnen und hielten nach Quallen Ausschau.
Als sie weit und breit keine Quallen entdeckten, hockten sie sich auf den Grund und hatten so in etwa die Größe ihrer Kinder, die ankamen und ihre Mütter nassspritzten. Irgendwann liefen sie wieder zu ihrem Liegeplatz und Piet sagte mit einem Mal:
„Ich habe Hunger und finde, dass wir etwas essen gehen sollten!“
„Das ist eine hervorragende Idee“, bemerkte Max, „ich habe schon die ganze Zeit Hunger und mich nur nicht getraut, etwas zu sagen!“
„Lasst uns doch alle in die Strandbar gehen, wo wir früher schon öfter gegessen haben!“, schlug Robert vor.
„Können wir denn unsere Sachen hier liegen lassen“, fragte Martha, „nicht, dass wir wiederkommen und nur noch einen Rest von unseren Sachen wiederfinden?“
„Ich glaube nicht, dass hier am Strand jemand stiehlt, und ich denke, dass wir unsere Sachen ruhig alle hier liegen lassen können, nur unsere Wertsachen sollten wir mitnehmen!“, sagte Marga. So nahmen sie alle ihre Portmonees und liefen in Richtung Boulevard, unterhalb dessen, noch auf dem Strand, die Strandbar lag. Sie hatten die Strandbar schon in der kalten Jahreszeit mit aufgesetzten Kapuzen besucht und waren auch schon auf der Terrasse und hatten dort im Schatten der Sonnenschirme geschwitzt.
Die Barterrasse war reichlich voll, sie fanden aber noch zwei freie Tische, die sie zusammenschoben, und an die sie zwei Sonnenschirme stellten, damit auch alle im Schatten sitzen konnten. Die Kinder schrien gleich:
„Ich will Limonade haben!“ und ließen ihre Köpfe abgeschlafft auf die Tischplatte sinken. Als der Ober kam, gab er jedem eine Speisekarte und nahm die Getränkebestellung auf. Robert orderte für die Kinder Limonade und für die Erwachsenen Bier und Wein und in der Zeit, in der der Ober die Getränke besorgte, suchte sich jeder etwas zu essen aus. Die Erwachsenen nahmen Schnitzel mit Kartoffelsalat und die Kinder Würstchen mit Kartoffelsalat, Robert ließ auch ein paar Scheiben Brot dazu kommen. Als die Getränke auf dem Tisch standen, nahm jeder sein Glas und trank einen kräftigen Schluck, der bei der großen Hitze sehr guttat und die Männer hatten ihr erstes Bier beinahe schon leergetrunken, als Robert für jeden ein Neues bestellte. Die Kinder sogen geradezu die Limonade in sich hinein und verlangten jedes noch eine, die gleich bestellt wurde. Als sie ihren Kartoffelsalat probiert hatten, wollten sie ihn erst gar nicht essen, weil er ihm Vergleich zu dem von Doris und Agnes doch sauer schmeckte, und sie verzogen die Gesichter.
„Ich finde, dass man den Kartoffelsalat sehr gut essen kann!“, sagte Marga laut und schob sich eine Gabel voll Kartoffelsalat in den Mund, um den Kindern zu zeigen, dass sie sich nicht so verwöhnt anstellen sollten. Die Mütter schnitten ihnen die Würstchen klein, und im Anschluss aßen die Kinder auch den Salat auf. In Wirklichkeit fand Marga den Kartoffelsalat auch zu sauer, wollte das aber vor den Kindern nicht sagen.
„Ich habe für heute Abend im „Het ou Stal“ für uns reserviert, wir können um 19.00 h dort essen, die Wirtin wird sich freuen, uns alle wiederzusehen!“, sagte Robert.
„Das ist ja klasse, wir wollten schon vorschlagen, dass wir wieder alle dort essen gehen sollten“, entgegnete Werner und stieß mit allen an. Robert winkte den Ober heran und zahlte, noch bevor Piet und Max dagegen protestieren konnten, „Ihr könnt ja heute Abend einen Teil bezahlen!“, sagte er ihnen. Sie standen alle auf und liefen zu ihrem Liegeplatz zurück, sie fanden ihre Sachen unangetastet wieder und hatten auch im Grunde nichts anderes erwartet.
„Ich denke wir sollten alle mit den Kindern noch einmal ins Wasser gehen und den Ball mitnehmen!“, schlug Agnes vor, und die anderen waren einverstanden. Sie liefen also ins Wasser, und die Erwachsenen setzten sich da, wo die Kinder gerade noch stehen konnten in einen Kreis, schauten sich nach Quallen um und als sie keine entdecken konnten, warfen sie sich den Ball immer zu, die Kinder mussten versuchen, den Ball im Kreis zu fangen. Natürlich warfen die Erwachsenen den Ball so, dass den Kindern das auch gelingen konnte, die ganz Kleinen waren damit noch überfordert und plantschten herum.
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