„Du kannst die Sachen verteilen, wenn Du willst!“, sagte Agnes zu Martha und Martha stellte Teller an jeden Platz und legte Messer und Gabeln dazu.
Robert und Otto stellten den Grill auf die Terrassenseite und Robert legte Kleinholz auf einen Knubbel aus altem Zeitungspapier, er fragte in die Runde:
„Seid Ihr zum Grillen bereit, wenn ja, stecke ich das Feuer an!“, und alle gaben zu verstehen, dass sie bereit wären. Im Nu loderten die Flammen um das trockene Kleinholz und Robert gab ein wenig von seiner Holzkohle auf das Feuer, um später noch einen Schwung Holzkohle dazuzugeben. Als die Holzkohle soweit durchgeglüht war, legte er für jeden einen Batzen Fleisch und für die Kinder Würstchen auf. In der Zwischenzeit nahm sich jeder von dem Kartoffelsalat und Martha führte ein angeregtes Gespräch mit Doris und Agnes über die richtige Rezeptur für Kartoffelsalat. Fleisch im Überfluss, wann hat es das für sie das letzte Mal gegeben, fragen sich Martha und Otto, obwohl sie bei Bärbel durch Petras Fleischzuwendungen auch ganz gut versorgt waren. Die jungen Mütter holten ihre Kinder an den Tisch und schnitten ihnen die Würstchen klein, sie mochten alle auch Agnes´ Kartoffelsalat und als jeder sein Fleisch auf seinem Teller hatte, wünschten Agnes und Robert guten Appetit. Agnes hatte Bier und Wein auf den Tisch gestellt und jeder bediente sich, Werner hatte den Wein geöffnet und den Frauen Wein eingeschenkt.
„Ich habe lange nicht so gutes Fleisch gegessen“, sagte Martha schmeichlerisch, denn natürlich war das Fleisch von Petra zu Hause auch sehr gut. Im Laufe des Essens kamen sie darauf zu sprechen, was sie in der Woche, in der sie alle da waren, unternehmen sollten und Gerda forderte gleich:
„Wir müssen unbedingt nach Zandvoort fahren, das ist eine Sache, die wir gleich am nächsten Tag erledigen können!“
„Es spricht nichts dagegen, dass wir Morgen nach Zandvoort fahren“, sagte Robert, „ich hoffe, Ihr habt alle an Euer Badezeug gedacht!“ Piet und Max stimmten sich ab, wann sie am nächsten Tag kommen würden und alle in die Autos verfrachteten:
„Ich denke, wenn wir um 10.00 h hier sind, sollte das doch früh genug sein“, sagte Max und alle waren einverstanden. Sie erzählten sich noch lange von ihren Zandvoort-Erlebnissen, die sie alle gehabt hatten, wie die Kinder gebadet hatten, wie sie alle in der kalten Jahreszeit lange Strandspaziergänge gemacht hatten. Robert fragte nach einer Weile:
„Wer möchte denn zur Verdauung einen Cognac trinken?“, und alle Alten wollten, auch die Ostpreußen. Lisa machte sich genauso wenig daraus wie die anderen jungen Leute. Den Kinder hatte Agnes Limonade hingestellt, und sie fragte mit einem Mal:
„Wer von Euch möchte denn Schokolade essen?“, und das war etwas, das selbst sie, die nicht aus armen Verhältnissen kamen, zu Hause nicht hatten, und alle Kinder schrien wie aus einem Mund:
„Ich!“ Agnes holte zwei Tafeln und brach jedem Kind davon Stücke ab, bei der großen Hitze, die auf der Terrasse herrschte, schmolz die Schokolade sofort und jedes Kind schmierte sich voll, noch ehe die Mütter mit Papiertüchern kamen und ihnen die Münder abwischten, die Schokolade schmeckte zu gut, als dass die Kinder auf so etwas achteten. Bernd hatte vermutlich seit sehr langer Zeit keine Schokolade gegessen, denn er saß völlig in sich gekehrt, und als Lisa ihm den Mund abwischen wollte, schimpfte er mit ihr, dass sie ihn in Ruhe lassen sollte. Robert schenkte den Alten noch einen Cognac ein und brachte die Flasche danach wieder weg, er kam mit neuem Bier und Wein wieder zurück, schenkte den Frauen nach und gab den Männern ihr Bier. So saßen sie bis gegen 21.00 h, als die jungen Frauen sagten, dass alle Kinder schlafen gehen müssten. Das hatte großes Gezetere zur Folge, das sich aber gleich wieder legte, denn die Kinder waren müde, das konnte man schnell an ihnen sehen.
Also liefen die jungen Mütter mit ihren Kindern nach oben und legten sie in ihre Betten, vorher wollten sie ihnen noch erzählen und vorsingen, das erübrigte sich aber, als alle Kinder nach fünf Minuten eingeschlafen waren. Sie liefen wieder nach unten und sagten den Männern, dass sie gelegentlich hoch müssten, um zu hören, ob die Kinder alle noch schliefen. Piet sah für sich die Gelegenheit gekommen, um noch einmal auf die Russen zu sprechen zu kommen und er warf die These in die Runde:
„Stalin ist unter den alliierten Befehlshabern der Einzige, dem man vertrauen sollte, nur der Kommunismus bedeutet für Deutschland die Zukunft!“ Martha und Otto sahen sich an, aber ehe von den beiden Piet etwas erwidern konnte, sagte Werner:
„Diese These hast Du schon beim letzten Mal vertreten, und ich habe gedacht, dass wir Dir den Wind aus den Segeln genommen hätten, Du musst doch nur einen Blick in die sowjetische Zone werfen und wirst gleich eines Besseren belehrt!“ Und Otto, in dem es lange gearbeitet hatte, entgegnete Piet:
„Wie kannst Du nur so etwas laut von Dir geben, Stalin vertrauen, wir haben hautnah erlebt, was von den Russen zu halten ist, als sie unseren Schwiegersohn vor unseren Augen erschossen haben!!“ Dagegen wusste Piet nichts einzuwenden und hielt sich bedeckt. Otto regte sich gleich wieder ab, er wollte die Stimmung nicht vermiesen, er konnte aber so eine These nicht unwidersprochen im Raum stehen lassen. Er hatte ja vorher schon von Piets nassforscher Art gehört, einfach eine solche These hervorzubringen, um damit ein Gespräch anzuregen. Wenn man aber direkt dabeisaß und sich so etwas anhören musste, war die Betroffenheit doch gleich da. Robert lenkte die Aufmerksamkeit auf den morgigen Zandvoort-Aufenthalt und sagte:
„Wenn wir Morgen nach Zandvoort fahren, sollten wir den Kindern wieder Eimer und Schüppen kaufen, ich nehme meine große Schüppe von hier mit, mit der ich eine Sandburg bauen will.
Wir können den Kindern die Sachen aber auch in Zandvoort am Boulevard kaufen, wie wir das beim letzten Mal auch getan haben.
„Hoffentlich gibt es im Wasser nicht so viele Quallen, mit Grauen denke ich an meinen Quallenkontakt zurück, nicht auszudenken, wenn einem der Kinder so etwas widerfährt!“, sagte Gerda.
Das war zwar schon reichlich zwölf Jahre her, dass Gerda den üblen Quallenkontakt hatte, der hat sich aber so sehr in ihr Gedächtnis eingebrannt, dass sie ihn wohl nie vergessen würde.
„Wir müssen einfach schauen, ob Quallen in der Nähe sind und ihnen ausweichen!“, sagte Agnes, „und wenn es einen von uns doch treffen sollte, sollten wir für diesen Fall eine Zitrone parat haben, helft bitte alle mit, daran zu denken, dass ich Morgen eine Zitrone und ein Messer mit nach Zandvoort nehme!“ Martha, Lisa, Otto und auch der kleine Bernd waren völlig der Sonne entwöhnt und würden sich am Strand gut mir Sonnenschutz eincremen müssen, wollten sie sich nicht eine gehörigen Sonnenbrand einfangen. Immerhin dachte Martha am nächsten Morgen beim Frühstück daran und sagte zu Agnes:
„Ich muss unbedingt Sonnencreme kaufen, damit wir uns mit unserem blassen Hauttyp eincremen können, wenn wir am Strand sind!“ Agnes antwortete:
„Mache Dir darüber mal keine Sorgen, an Sonnencreme denke ich immer zuallererst, wenn wir an die See fahren, es gibt ja kaum etwas Nervigeres als einen Sonnenbrand!“ Sie hatte mit Bärbel wieder riesige Mengen an Rührei mit Speck gebraten, was auch Martha, Lisa und Otto schmeckte und sie aßen alle reichlich davon, sie hatten ausgezeichnet geschlafen und rechtschaffenen Hunger.
Nur die Kinder verschmähten das Rührei und aßen ihre Schnitten mit Hagelslag, von denen sich auch Bärbel im Anschluss bediente.
„Wir müssen Sonnenschirme mitnehmen, hoffentlich denken auch die anderen daran!“, sagte Agnes.
„Und ich gehe jetzt in den Gartenschuppen und hole meine Schüppe!“, sagte Robert, stand auf und lief in den Garten, holte die Schüppe und stellte sie vor das Haus. Agnes nahm die beiden Sonnenschirme von der Terrasse, zog sie aus ihren Ständern und stellte sie ebenfalls vor das Haus, danach nahm sie drei Decken und legt sie in die Diele und zum Schluss holte sie eine Zitrone aus der Küche und steckte sie samt Messer in ihre Tasche. Als um 10.00 h wie verabredet, Doris, Iris, Piet und Max erschienen, setzten sie sich noch kurz mit an den Frühstückstisch und tranken eine Tasse Kaffee, zu mehr war keine Zeit, sodass Piet auf sein Rührei verzichten musste.
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