Peter Backé - Simple Money

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Die Schweizer Großbank UCS verdient glänzend am Geschäft mit ausländischen Steuersündern – bis ein Geldbote der Bank überfallen und getötet wird, während er gerade bei deutschen Anlegern Schwarzgeld abholt.
Die Täter sind Amateure, britische Fußball-Hooligans, die im Bangkoker Rotlichtmilieu ihre Beute verprassen. Michael Fischer hingegen, der von der Bank mit der Aufklärung des Überfalls beauftragte Privatdetektiv, ist ein Profi. Doch Fischer hat kein leichtes Spiel gegen diese britische Kneipenmannschaft. Ein Killerkommando des gefürchteten israelischen Geheimdienstes Mossad interessiert sich nämlich ebenfalls ganz ungemein für seine Zielpersonen – vor allem aber für ihn selbst …
Seien Sie gewarnt! «Simple Money» ist ein harter, actionreicher Agententhriller mit einer (stellenweise) hooliganesken Erzählsprache.

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Simple Money

ein Michael Fischer Thriller

von

Peter Backé

Impressum

Simple Money

Copyright © 2011 Dr. Peter Nikolaus Backé

Published by epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Cover design: Gabriele Aretz, Aachen, www.stockcreator.com

ISBN 978-3-8442-0482-7

Lizenzerklärung

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Teil I

„Die Liebe ist ein Wunder, das immer wieder möglich, das Böse eine Tatsache, die immer vorhanden ist.“

Dürrenmatt, Friedrich. Grieche sucht Griechin.

1

Bangkok, am Samstag, den 1. November 2008

Endlich wieder Zahltag! Noi konnte es kaum abwarten. Dennoch zwang sie sich, langsam und vorsichtig vom Soziussitz des knatternden Motosai zu klettern, das sie von ihrem schäbigen Model-Apartment im Westen Sukhumvits zu ihrem Ziel gebracht hatte, dem Internet-Café Dave’s Den am südlichen Ende der Soi Nana Tai. Ihre himbeerfarbenen Plateau-Pumps mit Pfennigabsätzen waren derart hoch und ihr Jeans-Minirock derart kurz, daß jede falsche Bewegung zu einer peinlichen Szene geführt hätte. Sie schüttelte ihre wallende Mähne wieder in Form, tätschelte dann spielerisch die Schulter des sonnengegerbten Fahrers, schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und ein großzügiges Trinkgeld. Warum auch nicht? Schließlich war der Fahrtwind auf dem Moped so herrlich erfrischend bei dieser abendlichen Schwüle. Außerdem gab es heute endlich wieder Geld. Urs zahlte immer pünktlich, immer zum Monatsersten.

Als sie fünf Jahre zuvor, mit achtzehn Jahren, nach Bangkok gekommen war, hatte sie sich noch vor den fremden Männern, den Farang, gefürchtet. Aber die erfahrenen Mädchen, die sie alsbald unter ihre Fittiche nahmen, hatten recht gehabt: Mochten Farang auch so groß und stark sein wie der Wasserbüffel auf der Farm ihrer Eltern daheim in Chiangrai, waren sie jedoch ebenso dumm und fügsam. Man mußte nur mit ihnen umzugehen wissen.

Urs war ein typischer Wasserbüffel: schon einundvierzig Jahre alt, trotzdem immer noch ledig, warum auch immer; ehemaliger Soldat, demnach eigentlich eine Respektsperson, und körperlich noch recht gut beieinander, aber schwach im Geiste. Er war wahrhaftig naiv genug zu glauben, eine lebhafte junge Schönheit wie Noi könne einen drögen alten Fremdling mit Geheimratsecken und Bauchansatz wie ihn körperlich begehren. Ferner war er offenbar zu dumm, um die wirtschaftlichen Realitäten der Situation zu verstehen.

Die wirtschaftlichen Realitäten sahen, kurz gesagt, so aus: Mit ihren dreiundzwanzig Jahren hatte Noi noch maximal siebzehn weitere Arbeitsjahre vor sich, davon vielleicht noch sechs, sieben weitere Jahre als Go-go-Girl, in denen sie, Sponsorengelder nicht mit eingerechnet, auf circa vierzigtausend Baht im Monat kommen würde. Danach weitere zehn Jahre als Bar Girl, in denen sie höchstens noch auf monatlich dreißigtausend Baht hoffen könnte, Tendenz fallend. Letzteres entsprach zwar immer noch dem Gehalt eines Lehrers, aber anders als ein Lehrer mußte Noi mit diesem Einkommen ihre gesamte Sippschaft durchfüttern, ihre beiden nichtsnutzigen Brüder, die Eltern und die Großmutter daheim in Chiangrai. Nebenbei mußte sie genug auf die hohe Kante legen, um nach dem Ende ihrer Karriere bis an ihr Lebensende davon zehren zu können.

Als Go-go-Tänzerin bei Pussy Galore, einer der bekanntesten Go-go-Bars im Nana Entertainment Plaza Rotlichtviertel, verdiente Noi derzeit ein monatliches Fixgehalt von zehntausend Baht. Zudem bekam sie dreißig Baht für jeden Lady Drink, also ein Getränk, das ihr von einem Gast spendiert wurde, wenn sie sich zwischen ihren Tanzdarbietungen unter die Zuschauer mischte.

Kern des Go-go-Geschäfts jedoch war die Prostitution: Ein Gast, der Noi die Nacht über mit in sein Hotel nehmen wollte, mußte Pussy Galore pro versäumter Schicht eine Bar Fine genannte Gebühr von zwölfhundert Baht zahlen. Noi selbst verlangte rund zweitausendfünfhundert Baht für ein solches long-time Schäferstündchen, mal mehr, mal weniger, je nach Laune und Uhrzeit. Short-time Gäste, die mit ihr lediglich einen kurzen Abstecher zwecks Triebabfuhr ins erstbeste Stundenhotel unternehmen wollten, akzeptierte sie grundsätzlich nicht. Short-time war nur etwas für abgehalfterte Bar Girls und billige Straßenhuren. Dafür war Noi zu schön, zu stolz. Das hatte sie nicht nötig – noch nicht. Der Haken an ihren persönlichen Prinzipien in dieser Frage war freilich, daß ihr Arbeitsvertrag mit Pussy Galore mindestens sechs Bar Fines pro Monat vorsah, ansonsten würde sogar ihr Grundgehalt drastisch gekürzt.

Das Geschäftsmodell der Go-go-Bar hatte sie Urs noch annähernd vermitteln können, während seines ersten und bislang letzten Thailand-Urlaubs rund drei Monate zuvor.

Gleich an seinem ersten Abend in Bangkok war Urs – aus reiner Neugierde, wie er sich versicherte, und nur auf ein, zwei Bierchen – zu Pussy Galore gegangen. Noi, die ein scharfes Auge für Novizen der Pay for Play-Szene besaß, hatte sich prompt neben ihn gesetzt und ihr milchkaffeebraunes Händchen auf sein Knie gelegt.

Keine Dreiviertelstunde später hatte Urs geglaubt, die Liebe seines Lebens gefunden zu haben, und bereitwillig Nois Bar Fine für eine ganze Woche gezahlt, die Dauer seines Urlaubs. Wiederum anderthalb Stunden später, als Urs in postkoitaler Entspannung auf seinem Hotelbett ausgestreckt lag und Noi fasziniert dabei zusah, wie sie nach dem Duschen splitterfasernackt vor dem Spiegel stand und hingebungsvoll ihre langen Haare bürstete, eine kleine Konzentrationsfalte über ihrer Nasenwurzel, hatte er gewußt, daß er die Liebe seines Lebens gefunden hatte, daß Noi und er füreinander bestimmt waren.

Als reifer, pflichtbewußter Mann hatte er zugleich begriffen, daß ihm mit dieser schicksalhaften Begegnung, diesem wunderbaren Geschenk eines gütigen Gottes, eine große Verantwortung auferlegt worden war: Er mußte Noi sofort da rausholen, aus dem Milieu. Fernziel mußte selbstverständlich sein, Noi zu heiraten und sie zu sich in die Schweiz zu holen, aber Urs war zu sehr Schweizer, um eine solche Entscheidung übers Knie zu brechen. Vorerst war vielmehr eine pragmatische, finanziell tragbare Interimslösung gefragt. Am Ende ihrer gemeinsam verbrachten Woche, vor dem tränenreichen, herzzerreißenden Abschied am Flughafen, hatte er Noi darum nach reiflicher Überlegung angeboten, ihr künftig eine monatliche Zuwendung von zwanzigtausend Baht zu überweisen, sofern sie auf Bar Fines verzichten und sich aufs bloße Tanzen beschränken würde – solange, bis er zurückkäme, natürlich so bald wie möglich, und dann, nun ja, dann werde man weitersehen …

Noi war mit diesem Ergebnis sehr zufrieden. Sie hatte Urs von vornherein als potentiellen Sponsoren kultiviert und deshalb darauf verzichtet, am Morgen nach jeder gemeinsamen Nacht zu kassieren, hatte ihn überhaupt nie um Geld gebeten. Ihr Kalkül war aufgegangen: Allein Urs’ Abschiedsgeschenk, eine kleine Schweizer Damenuhr der Marke Ebel, hatte beim Umtausch mehr erlöst, als Noi sonst in einem ganzen Monat verdiente. Außerdem war Urs körperlich gepflegt und sexuell ebenso anspruchslos wie dankbar. Insgesamt war die Zeit mit ihm also leicht verdientes Geld gewesen, und durch das Sponsoring würde eine wirklich lohnende Sache daraus werden.

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