Peter Biqué
Bernemann sitzt auf der Düne
Ein heiterer Nordseeroman
It’s all been a dream.
Vorwort Vorwort Der kleine Kumpel Bernemann (7) in den 1990er Jahren an der ostfriesischen Nordsee – das ist das Hauptthema dieser Geschichte. Bernemann ist schon in über 1.000 Stories in der deutschen, österreichischen und ungarischen Presse aufgetreten, und viele dieser Zeitungstexte spielen auch in Nesse und Neßmersiel in Ostfriesland und auf den Inseln. Damals waren wir noch nicht in so hohem Maße mit Mobiltelefonen ausgestattet wie heutzutage, wir hatten noch die gute alte D-Mark, und die niederträchtige Unsitte des Mobbings und Shitstormbetreibens steckte allenfalls in den Kinderschuhen. Überhaupt waren seinerzeit die Verwahrlosung und Verrohung der Sitten und Umgangsformen im alltäglichen Leben noch nicht so ausgeprägt wie jetzt. Und die mißlungene neue Rechtschreibung mit ihren etymologischen Fehlern und ästhetischen Mängeln war glücklicherweise auch noch nicht über uns gekommen. In Bernemanns Umfeld an der Nordsee ist die Welt also vielleicht noch ein Stückchen besser und friedfertiger als das, was wir nun alle Tage da draußen erleben. Ach, hoffentlich straft mich die kommende Erzählung nicht Lügen … Jedenfalls ist das Lamentieren sowieso zwecklos. Es gibt nur eins: Augen zu und durch. Immerhin hat mir das Schreiben dieses Bernemann-Buches enorm viel Vergnügen bereitet. Gleichzeitig gibt es auch Erinnerungen an eine Zeit, wo es von Lateinlehrern und Internatspädagogen geradezu wimmelte. Aber auch diese alten Tage kann man im Rückblick mit einem heiteren und nachsichtigen Auge betrachten. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern, daß sie beim Schmökern eine gute Zeit haben.
Kapitel 1.
Kapitel 2.
Kapitel 3.
Kapitel 4.
Kapitel 5.
Kapitel 6.
Kapitel 7.
Kapitel 8.
Kapitel 9.
Kapitel 10.
Kapitel 11.
Kapitel 12.
Kapitel 13.
Kapitel 14.
Kapitel 15.
Kapitel 16.
Kapitel 17.
Kapitel 18.
Kapitel 19.
Kapitel 20.
Kapitel 21.
Kapitel 22.
Kapitel 23.
Kapitel 24.
Kapitel 25.
Kapitel 26.
Nachwort
Der kleine Kumpel Bernemann (7) in den 1990er Jahren an der ostfriesischen Nordsee – das ist das Hauptthema dieser Geschichte.
Bernemann ist schon in über 1.000 Stories in der deutschen, österreichischen und ungarischen Presse aufgetreten, und viele dieser Zeitungstexte spielen auch in Nesse und Neßmersiel in Ostfriesland und auf den Inseln. Damals waren wir noch nicht in so hohem Maße mit Mobiltelefonen ausgestattet wie heutzutage, wir hatten noch die gute alte D-Mark, und die niederträchtige Unsitte des Mobbings und Shitstormbetreibens steckte allenfalls in den Kinderschuhen. Überhaupt waren seinerzeit die Verwahrlosung und Verrohung der Sitten und Umgangsformen im alltäglichen Leben noch nicht so ausgeprägt wie jetzt.
Und die mißlungene neue Rechtschreibung mit ihren etymologischen Fehlern und ästhetischen Mängeln war glücklicherweise auch noch nicht über uns gekommen.
In Bernemanns Umfeld an der Nordsee ist die Welt also vielleicht noch ein Stückchen besser und friedfertiger als das, was wir nun alle Tage da draußen erleben. Ach, hoffentlich straft mich die kommende Erzählung nicht Lügen …
Jedenfalls ist das Lamentieren sowieso zwecklos. Es gibt nur eins: Augen zu und durch. Immerhin hat mir das Schreiben dieses Bernemann-Buches enorm viel Vergnügen bereitet.
Gleichzeitig gibt es auch Erinnerungen an eine Zeit, wo es von Lateinlehrern und Internatspädagogen geradezu wimmelte. Aber auch diese alten Tage kann man im Rückblick mit einem heiteren und nachsichtigen Auge betrachten.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern, daß sie beim Schmökern eine gute Zeit haben.
Bernemann saß auf der Düne. Es war seine Lieblingsdüne hinter dem Strand von Neßmersiel; sie war vielleicht einen guten Meter hoch, und etwas Höheres gab es weit und breit nicht. Ein paar Büschel Strandgras standen auf ihr herum, und das war alles.
Der kleine Kumpel Bernemann saß jedenfalls dort oben auf seiner Lieblingsdüne. Er saß dort im Laufe eines Tages immer wieder einmal und schaute an den Strandkörben vorbei auf das graue Wattenmeer bei Flut und äugte hinüber zu den roten Klinkerhäusern der Insel Baltrum.
Ich selbst hing ganz in der Nähe in meinem Strandkorb und schmökerte. In aller Regel schmökerte ich einen völlig schundigen Wildwestreißer, so etwas wie Der Skalp des Komantschen oder Billy the Kid rechnet ab oder Die Kutsche des Verderbens , aber als Alibibuch hatte ich immer einen Gedichtband von Hölderlin, William Butler Yeats oder Joseph von Eichendorff bereitliegen. Wenn sich zum Beispiel eine blondlockige Schönheit oder ein seriös aussehender Herr meinem Strandkorb näherte, tauschte ich flugs die Bücher aus, ließ den Wildwestschinken hinter meinem Rücken verschwinden und renommierte mit dem Hölderlin als gediegener Lyrikkenner.
Der siebenjährige Bernemann durchschaute natürlich inzwischen auch schon, was für eine Augenwischerei ich da betrieb, aber bisher hatte er mich noch nicht verpetzt. Ich hatte also keinen Grund, an meiner Strategie etwas zu ändern.
Bernemann sprach manchmal darüber, wie er sich in die Ferne träumte, wenn er auf seiner Düne hockte.
»Das Meer«, so sagte er einmal, »geht doch hinter der Insel Baltrum noch weiter, oder?«
»Es geht«, hatte ich gekontert, »noch viel, viel weiter. Es geht an der friesischen Küste vorbei, und irgendwann kommt die Insel Helgoland, und rechts liegt dann noch Dänemark und die unglaublich lange und wunderschön zerklüftete Küste von Norwegen …«
»Norwegen ist cool, stimmt’s?«
»Norwegen ist extrem cool. Es gibt dort schneebedeckte Berge und Wasserfälle und Fjorde, die tief ins Land einschneiden, und danach kommt noch die Inselgruppe Spitzbergen mit ihren Eisbären und dann noch Grönland und Island. Es ist nordwärts noch ganz schön was los in unserer Nordsee.«
»Manno.«
Und gelegentlich erzählte er mir dann, wie er auf der Düne sitzt und sich Richtung Nordpol träumt. Auf Spitzbergen ist er auf einem Eisbären geritten, und vor Grönland hat er die blau schimmernden Eisberge im stahlgrauen Eismeer gesehen, und die Pottwale, wie sie gerade untertauchen, und als er an Land gegangen ist, hat er Erik den Roten getroffen. Und mit Leif Eriksson ist er dann als Ehrengast mit dessen Wikingerschiff nach Island geschippert, und dann sogar bis hinüber nach Nordamerika, wo sie eine Gruppe von Skrälingern getroffen und mit ihnen das Kalumet des Friedens geraucht haben.
»Gell, die Skrälinger sind die Indianer.«
»Ja, Bernemann, so haben die Nordmänner die Indianer genannt. Aber ich kann nicht billigen, daß du mit ihnen das Kalumet des Friedens rauchst.«
»Warum denn nicht?«
»Es wird dich«, sagte ich, »ganz scheußlich im Halse kratzen. Dein junger Körper ist noch nicht bereit für die Raucherei. Und überhaupt ist das Rauchen auch für die Erwachsenen nicht gesund.«
»Ich habe aber«, krähte der kleine Kumpel, »ein Foto gesehen, da bist du drauf und hast eine brennende Zigarette im Mund!«
»Ach«, wiegelte ich ab, »das ist lange her.«
Am späten Nachmittag packten wir unsere Sachen zusammen, Billy the Kid und Hölderlin und alle anderen Kleinigkeiten, und verschlossen den Strandkorb, den wir am nächsten Tag wieder beziehen wollten.
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