Zur angegebenen Zeit werden wir vor dem Hotel von einem etwas größeren Tuk Tuk erwartet, das uns zu einem schönen großen, im Kolonialstil gebauten Haus in der Stadt bringt. Dort steigen wir in einen Aufzug und werden damit auf eine Dachterrasse gefahren.
Hier oben im Freien, unter einem nachblauen Sternenhimmel, herrscht die Idylle pur. Hübsch dekorierte, voneinander durch Pflanzen abgetrennte Tische erwarten uns, dazu eine ans Haus angelehnte offene Küche und als Höhepunkt wird dazu noch ein traumhafter Blick über die Stadt und das Land geboten.
Als einzige Frau unter vier Männern wird es für mich ein sehr angenehmes Abendessen mit bester Unterhaltung. Da wir morgen wieder früh aufbrechen sollen, machen wir uns nicht ganz so spät auf den Rückweg. Unser Tuk Tuk Fahrer, den Simon anscheinend gut kennt, fährt uns noch etwas durch die Stadt, wobei eigentlich gar nicht mehr so viele Menschen unterwegs sind, wie ich es in dieser angenehm warmen Nacht hier erwartet habe.
Deshalb erstaunt es mich einigermaßen, als ich in einer Seitenstraße plötzlich unseren Dr. Norman entdecke, der sich, auf den Po einer einheimischen Dame klapsend, vermutlich von dieser verabschiedet und sich dann Rangsey zuwendet, der genau hinter ihm auch gerade dieses Haus verläßt, aus dem auch Norman mit der Dame kam.
Ich stupse Lausi an und zeige auf die beiden, als mir klar wird, daß auch die anderen drei Männer diese Szene beobachten und nun kann auch ich erkennen, daß es in dieser Straße doch noch einiges mehr an einheimischen Damen zu sehen gibt.
„Mein lieber Scholli, der Doktor muß es aber dringend nötig haben und dann auch noch zusammen mit unserem Rangsey, der doch so hochkulturell und mit Freundin über allem steht. Vielleicht steht er auch nur über gerade diesen Damen hier. Aber ich glaube, ich muß doch auf meine vorlauten Äußerungen achten, ich bin schließlich nicht zu Hause. Meine Herren, ich bitte deshalb untertänigst um Entschuldigung!“
Die Herren haben aber, jeder für sich gesehen, nur Augen für eben diese Straße mit dem wenig bekleideten, weiblich herumstehenden Inhalt und ansonsten für nichts. Mein Kommentar bleibt deshalb gänzlich ohne Antwort. Der Rest der Fahrt verläuft eigentlich in komplettem Schweigen. Erst zurück auf dem Zimmer, meint Lausi strafend:
„Mutter du bist, wie fast immer, einfach unmöglich. Sei bitte so lieb und halte dich einmal in einem Urlaub zurück. Denke an Hans, der ist bei derartigen, etwas unklaren Verhältnissen viel kompetenter als du und Hans ist anscheinend bisher noch nichts aufgefallen, ansonsten hätte er etwas zu uns gesagt. Also bitte!“
„Tut mir leid Lausi, aber das stinkt für mich schon etwas sehr zum Himmel. Der Doktor und unser Guide sind schon den zweiten Abend alleine unterwegs und vermutlich nur auf der Suche nach sogenannten Damen und der dazu passenden Horizontalgymnastik!
Was soll das?
Der Doktor hat doch seine Frau dabei und so jung ist er schließlich auch nicht mehr. Der hat schon länger etwas mit der sechs vorne zu tun, vielleicht wird das aber auch bei ihm nur anders geschrieben.
Elvira sieht für ihr Alter, sicher auch über fünfzig, eigentlich ganz gut aus und da muß dieser alte Sexomane sich auswärts vergnügen und braucht sogar noch einen männlichen Begleiter dazu. Sag jetzt bitte aber nicht, daß er den Rangsey dabei zum Übersetzen braucht.
Zudem ist mir schon gestern aufgefallen, daß die gute Elvira nicht sehr beunruhigt darüber ist, daß ihr „Ehemannschatz„ hier unterwegs und das auch noch im Rotlichtviertel ist. Da stimmt was nicht und das nicht nur wegen meiner altmodischen moralischen Prinzipien!“
Damit begebe ich mich ins Bad und danach in die Horizontale, die Lausi schon lange, indem er alles an Klamotten rundum verteilt hat, aufgesucht hat und bereits leise vor sich hin pfeift! Mein überaus toller Sohn schnarcht natürlich nicht!
Nach einem ausführlichen und sehr guten Frühstück erwartet uns wieder der Bus, um uns zum gut 30 km entfernten Banteay Srei Tempel, der Zitadelle der Frauen, zu bringen. Dieser nichtkönigliche Tempel wurde 967 zu Ehren von Gott Shiva eingeweiht. Den Namen Banteay Srei hat er erst viel später erhalten. Die Schönheit und die Fülle des Dekors sind einzigartig, wozu auch der rosa Sandstein des Baumaterials beiträgt, der sehr feine Darstellungen zuläßt. In Nischen stehen etwa 70 cm hohe Figuren die wie geschnitzt aussehen. Seit 2004 wird hier mit finanzieller Hilfe der Schweiz restauriert.
Zurück auf dem Weg nach Siem Reap machen wir noch einen Besuch im Banteay Samré Tempel, einem recht gut erhaltenen ebenerdigen Tempel im Angkor Wat Stil. Vor allem der Turm erinnert daran. Man geht davon aus, daß diesen Tempel ein hoher Beamter von Suryavarman II. erbauen ließ.
Banteay Samré heißt auf deutsch „Festung der Samré“, wobei die Samré ein einheimischer Volksstamm gewesen sein sollen.
Schön ist hier überall, auch in allen anderen Tempelanlagen, daß man ringsherum noch sehr viel Grün sieht, also noch nicht alle Bäume und Sträucher zu chinesischen Eßstäbchen verarbeitet hat.
Nach dem Mittagessen, werden wir zu je zwei Personen in Tuk Tuks verfrachtet und dann soll es damit zur geplanten Eigenerkundung der Tempelanlagen gehen. Aber der reizende Simon hat es auf sich genommen, uns zu begleiten. Schließlich kann er uns doch am besten die wichtigsten Stellen in dieser riesigen Anlage zeigen. Wie es so scheint, sind tatsächlich alle aus der Gruppe mit ausgesprochen guter Laune dabei.
Am Abend werden wir wieder vom Bus vor dem Hotel abgeholt und bekommen im berühmten Apsara Theater ein Abendessen mit traditionellen Khmer Tänzen geboten. Nur kann es Norman anscheinend auch hier wieder nicht lange aushalten.
Er wirkt hippelig und unkonzentriert, so gar nicht doktormäßig. Da er mir am Tisch genau gegenüber sitzt, bekomme ich aus erster Hand mit, daß seine Göttergattin Elvira augenscheinlich wirklich nichts gegen sein frühes Davongehen und seine kurze Verabschiedung hat. Sie reagiert, indem sie einfach weiter auf ihrem Teller herumstochert, kaum auf sein kleines, dahingeschmatztes Abschiedsküßchen und die laut gehauchten Abschiedsworte. Zusammen mit ihm verläßt wieder unser guter Rangsey die Gesellschaft.
Müssen die beiden schon wieder in irgendeinen Puff oder was soll das? Warum hat eine Ehefrau nichts dagegen, wenn ihr Mann sie auf einer Urlaubsreise jeden Abend verläßt und nachweislich auch noch in den entsprechenden Etablissements unterwegs ist? Ist das so ganz normal?
Aber vermutlich liegt da eben der Hase für mich sowieso begraben. Denn wie man mir immer wieder versichert, vor allem natürlich Wecki, mein ach so christlich vereinsmeierter Nochehemann, bin gerade ich nicht normal, sondern rückständig, altmodisch und nicht zukunftsorientiert. Alle anderen Leute seiner Umgebung sind es und vor allem er, mit seinen neuen Vorstellungen von Ehe und Familie!
Aber bevor ich diese, meine Gedanken noch an Lausi und Hans weitergeben kann, gibt Simon das Zeichen zum Aufbruch, denn morgen früh soll es schon wieder, wie gehabt, recht früh weitergehen und zwar mit dem Flieger nach Pakse in Laos.
Am Morgen scheinen alle, auch Norman, frisch gestärkt nach einem ausführlichen Frühstück am Flughafen freudig erregt beieinanderzustehen und wir harren der Dinge die da kommen werden. Rangsey hat sich noch in der Eingangshalle von uns verabschiedet, wieder einschließlich einer längeren Flüsterorgie mit Norman in einer stillen Ecke!
Unsere beiden doch so verschiedenen Paare haben sich dem Shoppen an den Ständen im Flughafen zugewandt.
Richard hält sich ziemlich zurück, egal wer ihn anspricht. Er versteckt sich meist hinter seinem Reiseführer, auch wenn ich nicht glaube, daß er diesen so intensiv studiert, da er meiner Beobachtung nach, die Seiten ein wenig zu lange betrachtet und auswendig lernen muß er sie nicht, da wir doch gutgeschulte Führer haben.
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