Impressum
Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutternicht mit dabei wäre!
Frieder Bergmann taucht im mit seiner Familie im Urlaub im Bunker ab
oder:
Einmal muss endgültig Feierabend sein!
Band 10
Copyright: © 2015 Ronald Weißig
Published by: epubli GmbH, Berlin
www. epubli.de
ISBN 978-3-7375-5384-1
Vorbereitungen
Die Idee mit dem Konzertbesuch
Die Lederjacke
Vorbereitung der Anreise der Gäste
Die Gäste reisen an
Das Konzert mit ACDC
Familienrat
Das Trainingscamp
Einkleiden und der erste Marsch
Gefechtsalarm
Holzschlagen
Das Überlebenstraining
Der Abschiedsabend
Schlussakkord
Frieder Bergmann hatte nur wenig Mühe gehabt, sich in seinen neuen Posten als Generalsekretär der Weltregierung einzuarbeiten.
Dabei war ihm zugutegekommen, dass er von Beginn seines Arbeitslebens an mit Verwaltungsprozessen aller Art zu tun gehabt hatte und in den vielen Jahren auch ein gewisses Geschick entwickelt hatte, Allianzen zu schmieden. Mit seiner freundlichen und manchmal etwas unbedarft erscheinenden Art wirkte er ausgesprochen sympathisch, und so war es ihm auch ein Leichtes, Verbündete für seine Ziele zu gewinnen. Bergmann hatte sich mit der Zeit eine solch hervorragende Rhetorik angeeignet, dass er sehr gewinnend und überzeugend rüberkam und wenig Mühe hatte, seine Vorhaben plausibel zu begründen. Da sich die elektronische Arbeitsweise in der UNO bestens bewährt hatte wurde sie kurzerhand auch in die Arbeitsorganisation der Weltregierung übernommen. Das hatte für Frieder Bergmann die erfreuliche Konsequenz, dass er seine Tätigkeit weiterhin von seinem Seegrundstück aus organisieren konnte. Was den Umgang mit elektronischen Dokumenten anbetraf war er etwas vorsichtiger geworden, denn das Debakel zur ersten elektronischen Abstimmung über eine UNO Resolution, als die Pornofilmchen auf seinem Laptop aufgetaucht waren, hatte er nicht vergessen. So gesehen könnte man schon sagen, dass Frieder Bergmann nun als Verwaltungsfachmann und Inhaber diverser hoher Ämter in den Jahren wie guter Wein gereift war, und er als alter Hase eigentlich alle Fallstricke in seiner beruflichen Tätigkeit sowie im gewöhnlichen Leben kennen sollte. Leider war es so, dass Frieder Bergmann eben Frieder Bergmann war und blieb.
Der Kodex der Weltregierung legte unter anderem fest, dass es bei einer 5-Tage-Arbeitswoche blieben sollte, nur in ganz brenzligen Fällen würde man operativ Kontakt miteinander aufnehmen und nach Lösungen suchen. Natürlich gab es momentan auch viele gefährliche Situationen rings auf der Erde, aber wer wollte schon für sich behaupten, alle diese bereinigen zu können. Der Aufgabenkatalog der Weltregierung war riesig. An erster Stelle stand die Vermeidung oder Beendigung militärischer Konflikte. Dann folgte die Bekämpfung von Armut, Hunger, fehlender gesundheitlicher Betreuung und Bildung. Der Umweltschutz spielte eine wichtige Rolle. Ein weiteres Ziel war die wirtschaftliche Entwicklung, wobei sich Chinesen, Amerikaner und die Europäer immer mehr in die Haare gerieten. Vollkommen logisch ergab sich aus diesem Wettkampf auch ein Run auf diverse Bodenschätze. Frieder Bergmann zog gedanklich den Hut vor seinem Freund Deng Peng Kläng, denn die Chinesen hatten sich in Afrika schon lange und ziemlich ungeniert recht breit gemacht, und sich somit den Zugang zu allen möglichen Rohstoffen gesichert. Darüber, dass man diese Aktionen unter dem Deckmantel der Entwicklungshilfe betrieb, konnte Bergmann nur müde lächeln, denn dazu war er schon viel zu lange im Geschäft. Dennoch machte sich in der Weltregierung zunehmend Unmut darüber breit, denn auch die Amis und die Russen begannen die Weltmeere nach Bodenschätzen abzugrasen und brachten das fragile Ökosystem immer mehr ins Wanken. Frieder Bergmann sollte einen Masterplan aufstellen, wie man zu einem gerechten Zugang aller Länder zu Rohstoffen kommen könnte.
„Ich bin überzeugter Weltbürger“ hatte er zu seinem Büroleiter Herbert Büchsenschuss und Chang Jang Diang mit Pathos in der Stimme gesagt „und sehe mich in der Pflicht, in Bezug auf den Zugang zu den Bodenschätzen Gleichheit herzustellen. Alle müssen die gleichen Chancen haben. Wir müssen Quoten festlegen. Aber ich gebe zu, einen schlüssigen Plan habe ich noch nicht.“
„Das wild eine schwielige Sache welden“ hatte Chang Jang Diang zu bedenken gegeben „ich bin Chinese und weiß, was Deng Peng Kläng in Aflika macht. Glaubst du Fliedel, el wild fleiwillig andelen Zugang gewählen wollen? Nein! Du musst übelzeugende Algumente finden, walum man soll Lohstoffe an alle gelecht velteilen. Und die, die selbst haben viele Lohstoffe müssen sie velkaufen an andele und nicht andelen Hahn zudlehen.“
„Auch wenn du dich als Weltbürger bezeichnest Frieder, musst du doch unsere nationalen Interessen mit berücksichtigen“ wandte Herbert Büchsenschuss ein „Deutschland darf nicht leer ausgehen. Auch wir haben Anrecht auf ein großes Stück vom Kuchen.“
„Und wie soll ich das denn nur machen?“
„Du lädst die größten Störenfriede zu dir hier ein und redest mit ihnen in einer gemütlichen und vertraulichen Runde. Bis dahin habe ich eine Verhandlungsstrategie für dich aufgestellt. Schreibe also an Deng Peng Kläng, Vadim Putkinow, Sylvio Berlosrenzi und Babbel Orama und bitte sie hierher. Überprüfe dein Getränkelager. Mache dir Gedanken, was du den vieren an diesem Abend und den folgenden Tagen bieten willst. Ich meine keine Nutten, sondern ein kulturelles Programm. Das absolvierst du mit ihnen, bevor es hier richtig zur Sache geht.“
„Was meinst du damit?“
„Na geh‘ mit ihnen in die Oper oder ins Theater. Lass‘ dir was einfallen, schließlich bist du ja der Chef.“
Frieder Bergmann stand seit geraumer Zeit mit Opernaufführungen oder Theaterstücken auf Kriegsfuß. Für ihn waren solche Veranstaltungen kein Genuss, sondern eher eine Qual. Dieses Altmodische einer Oper hatte in ihm bei allem Respekt vor den Künstlern und deren Können nie richtige Begeisterung auslösen können. Ganz vorbei gewesen war es mit diesen kulturellen Erlebnissen dann, als er mit seiner Frau Petra „Salome“ besucht hatte. Bergmann wusste, dass für eine kräftige und ausdrucksstarke Stimme ein ausladender Brustkasten als Resonanzkörper große Vorteile hatte. Salome brachte zusätzlich noch einen riesigen und wogenden Busen mit, und ungefähr 30 Kilo Übergewicht. Da die Sängerin recht klein war, konnte man sie – wenn man bösartig an die Sache heranging – als eine Art Kasten bezeichnen. Dieser mit den sieben Schleiern drapierte Kasten setzte nun an einer Stelle der Oper zu einer Tanzeinlage an, die Frieder Bergmann erst fassungslos auf die Bühne starren, und dann ein erstes und noch leises Kichern aus seiner Kehle steigen ließ. Seine Frau Petra stieß ihn kräftig mit dem Fuß an. Salome musste jetzt noch nach und nach tanzend ihre sieben Schleier loswerden, und das tat sie aufgrund ihrer unvorteilhaften Figur nicht etwa elegant, sondern wie ein Dorftrampel. Bergmann hatte sein Taschentuch aus der Hose gefummelt und hielt es vor den Mund, um einen Hustenreiz zu imitieren. In Wahrheit musste er damit einen gewaltigen Heiterkeitsausbruch unterdrücken. Irgendwann, vielleicht, als der fünfte Schleier von Salome wenig grazil und unter eigenartigen Verrenkungen auf die Bühne geworfen worden war, hielt er es nicht mehr aus, sondern lachte gellend los. Empörte Blicke rings um ihn zwangen ihn sofort aus dem Sitz hoch. Immer noch laut kichernd kämpfte sich Frieder Bergmann durch die Reihe und verschwand aus dem Konzertsaal. Nach dem auf diese Aktion folgenden Donnerwetter seiner Frau war seine Karriere als Opernbesucher ein für alle Mal beendet.
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