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Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre!
Bundeskanzler Frieder Bergmann auf Deutschlandtour
oder:
Auch die Heimat wird von ihm nicht verschont!
Band 7
Copyright: © 2014 Ronald Weißig
Published by: epubli GmbH, Berlin
www. epubli.de
ISBN 978-
Frieder Bergmann wird Bundeskanzler und verzweifelt an BRABBEL Deutschland
Staatsbesuch in China
Familienrat
Der Flug nach München
In Bayern
Das Buchheim-Museum
Im Schwabenländle
Am Badestrand
Ein ganz gemütlicher Ruhetag
Das Marinemuseum in Bremerhaven
Hamburg
Das Panzermuseum in Munster
Ein schöner Abend in Mecklenburg-Vorpommern
Anruf aus Berlin
Frieder Bergmann wird Bundeskanzler und verzweifelt an BRABBEL Deutschland
„…. und versichere Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, meine ganze Kraft in den Dienst des deutschen Volkes sowie der europäischen Gemeinschaft zu stellen und rastlos daran zu arbeiten, dass der Wohlstand unseres Landes weiter wächst, und die Sicherheit in Europa und der Welt wieder erstarkt. Lassen Sie es mich auf den Punkt bringen: ein starkes Deutschland ist Garant für mehr Sicherheit! Nein, meine Damen und Herren von den Linken und Grünen, Sie müssen jetzt nicht buhen! Deutschland wird kein Hegemon sein, sondern Primus Inter Pares! Was? Sie wissen nicht, was das bedeutet? Dann setzen Sie sich doch noch einmal auf die Schulbank, es scheint ja dringend erforderlich zu sein! Ich bin Europäer mit Leib und Seele und werde niemals zulassen, dass es weiter Ungleichgewichte in Europa geben wird! Und dafür muss auch Deutschland seinen Beitrag leisten! Nein, meine Damen und Herren von der CDU und CSU. Europa ist nicht zum Nulltarif zu bekommen! Wer Prosperität will kann das nicht nur zu Lasten von anderen erreichen. Und auch Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren von der SPD, können nicht unbegrenzt in die Kasse greifen, um soziale Wohltaten zu vollbringen. Wir sollten uns eins über Parteigrenzen hinweg sagen: es geht um unser Land in der Mitte Europas, und weil es nicht isoliert existieren kann bitte ich um Ihre Mithilfe, dass wir unser Ziel der europäischen Einheit erreichen. Ja, wir müssen unseren Nachbarn auch weiterhin die Hand reichen und uns nicht über nationale Eigenarten und anderes Verhalten erregen. Sehen Sie, ich war letztes Jahr mit meiner Familie in Frankreich im Urlaub. Was habe ich dort erlebt? Ich habe freundliche und hilfsbereite Menschen getroffen, habe eine ganz andere Art des Lebens kennengelernt. Blicken Sie doch einmal über den Tellerrand und haben nicht immer bloß Weißwurst und Bier im Blick. Nein, Herr Seedoofer, Sie können Ihr Bier trotzdem weiterhin trinken, Sie müssen nicht auf Wein umsteigen. Und statt Baguette können Sie Ihre Brezeln knabbern.
Ich habe meine Agenda ganz klar erläutert. Durch den Wegfall der Umsatzsteuer werden wir erhebliche Wachstumsschübe haben und unsere Volkswirtschaft wird gewaltig aufblühen (Beifall von CDU und CSU). Das wird auch dazu führen, dass mehr Menschen in Beschäftigung kommen und prekäre Arbeitsverhältnisse wegfallen, weil die Menschen dann angemessen entlohnt werden können (Beifall von der SPD und den Linken). Durch die Hinwendung zu Hochtechnologien wird es möglich werden, speziell im Bereich des Umweltschutzes deutlich weiter voranzukommen (Beifall von den Grünen). Und was mir wichtig ist, ist der weitere Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur. Dort müssen wir unbedingt an Tempo zulegen, wenn wir den Anschluss nicht verlieren wollen.
Was mir besonders am Herzen liegt ist die Inklusion behinderter Mitbürger. Wir müssen den vielen guten Worten jetzt endlich Taten folgen lassen. Die Steuern sprudeln und ich werde den Haushalttitel kräftig erhöhen (starker Beifall aller Fraktionen). Lassen Sie mich unbedingt bitte noch eine Sache erwähnen. Die von uns alle hochgeschätzte Altkanzlerin Anke Meckel hat die Geschicke Europas jetzt in Brüssel in die Hand genommen. Sie wissen ganz genau, dass sie durchsetzungsfähig ist, und die Interessen unseres Landes dort wahrnehmen wird. Lassen Sie uns also daran arbeiten, dass unser Land zu einem Ort der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Hochkultur werden wird, in dem sich seine Bürger wohlfühlen und gut leben können!“
Frieder Bergmann verließ das Rednerpult und nahm auf seinem Sitz im Plenarsaal Platz. Während er dorthin ging hatte ihn heftiger Beifall begleitet. Nach dem er vor kurzem mit überwältigender Mehrheit zum Kanzler gewählt worden war hatte er erst einmal das Terrain sondiert und schnell festgestellt, dass er sich nicht großartig umstellen werden müsste. Alles kannte er schon aus seiner Zeit als Verteidigungsminister und konnte ziemlich gelassen an die Dinge herangehen. Sein Büroleiter Herbert Büchsenschuss zog im Hintergrund die Fäden und hielt mit taktischen Geschick viel von Bergmann fern, so dass sich dieser erst einmal mit dem internationalen Parkett vertraut machen konnte. Anke Meckel hatte ihm vor seiner Wahl empfohlen, sich die Chinesen warm zu halten, und diese mit dem Projekt „BER-Flughafen“ zu ködern. Bergmann selbst hielt das für einen guten Einstieg, denn die Bauarbeiten an der total verkorksten Investruine waren fast vollständig zum Erliegen gekommen. Offenbar hatte dort niemand eine Idee wie es weitergehen sollte, geschweige denn einen realistischen Plan. Das wohl auch noch Schmiergelder geflossen waren und ein Hochstapler die verflixte Entrauchungsanlage projektiert hatte machte für Bergmann das Maß endgültig voll. Da war selbst der Einsatz des alten und durchtriebenen Fuchses Mähtorn vergebens gewesen. Frieder Bergmann hatte seinen Dienstreiseauftrag vom Kabinett ohne Mühe absegnen lassen. Sinngemäß lautete dieser so:
Komplettabriss und Neubau des Flughafens innerhalb von 18 Monaten
Zusätzlich Aufbau einer Magnetschwebebahn vom Flughafen bis Zentrumsnähe
Kostenrahmen 3 Milliarden Euro
Vertragsstrafe bei Fristüberschreitung:
10 Millionen Euro pro Verzugstag
In seinem Gefolge würden Experten mitreisen, die sich um die Details kümmern sollten. Bergmann war die Reise nicht geheuer, denn er würde nach China kaum mit dem Auto oder dem Schiff fahren können, denn für den Kanzler war Zeit ja Geld.
„Das wird nicht anders gehen als wie beim Flug mit der MiG 29“ hatte Herbert Büchsenschuss zu ihm gesagt „dein Leibarzt wird dich soweit sedieren, dass dir alles am Arsch vorbeigeht, aber du noch entscheidungsfähig bleibst. Dann wird er dir ein Schlafmittel verabreichen und du wirst erst kurz vor der Landung wieder munter. Du wirst eine Aufbauspritze bekommen, so dass du dann sofort wieder voll da bist. Dann ziehen sich die Experten zurück und beraten mit den Chinesen. Du hast dann die Aufgabe, den hochrangigen Funktionären bei einem Essen ein bisschen um den Bart zu gehen und die für Industrieprojekte scharf zu machen, die wir selbst nicht realisieren wollen oder können. Drei sind besonders wichtig: die Sache mit unseren Atomkraftwerken, das heißt deren Abriss, das atomare Endlager, aber bitte nicht bei uns, und die Nord-Süd-Energietrasse. Wie du weißt, trinken die Chinesen vor allem bei Geschäftsessen gern einen und manchmal artet das in ein regelrechtes Kampftrinken aus. Du musst also gut vorbereitet sein, dass du auch dann noch die Kontrolle behältst, wenn es dann richtig zur Sache geht.“
„Willst du damit etwa sagen, dass ich jetzt anfangen soll, mir jeden Abend eine Flasche Schnaps reinzuhauen?“
„Genau. Darum geht es.“
„Wie bitte? Wie soll ich denn da früh aus den Federn kommen? Also, ich trink‘ schon gern mal einen aber doch nicht eine ganze Flasche Schnaps!“
„Frieder, es geht um Deutschlands Zukunft! Da kannst du dich nicht drücken!“
„Also wenn ich ab sofort nur noch an der Flasche hänge bin ich doch in ein paar Wochen ein Fall für die anonymen Alkoholiker.“
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