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Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre!
Band 5
Frieder Bergmanns erste große Schiffsreise
oder:
An Bord bricht Chaos aus!
Copyright: © 2014 Ronald Weißig
Published by: epubli GmbH, Berlin
www. epubli.de
ISBN 978-3-8442-9491-0
Der große Tag
Gourmetküche
Einschiffen
Das Kapitänsdinner
Die Rettungsübung
Auf der Suche nach den Sprengsätzen
Die Mall
In der Putzkolonne
Im Revuetheater
Das Militärmuseum in Vilnius
Die erotische Massage
Abschiedsabend
„… und gratuliere Ihnen von Herzen zu Ihrer Berufung zum Professor für Verwaltungsrecht, sehr geehrter Herr Ministerpräsident“ sagte der Mann hinter dem Pult.
Frieder Bergmann strahlte, dann erhob er sich von seinem Platz und ging nach vorn. Der andere Mann schüttelte ihm lange die Hand und sagte einige Sätze zu Bergmann, die allerdings im Applaus untergingen, dann wies er auf das Pult. Bergmann postierte sich dort und blickte einen Moment in den Festsaal des Rathauses. Vor ihm saßen ungefähr 200 Leute, die Elite des Landes hatte sich zu dem heutigen Festakt eingefunden. Seine Familie war ebenfalls mit im Saal.
„Meine sehr geehrten Damen und Herren“ begann er seine Ansprache „ich blicke nunmehr auf mehr als 30 Jahre im Verwaltungsdienst zurück. Angefangen habe ich damals mit einer mechanischen Schreibmaschine, Bergen von Papier, schlechten Telefonverbindungen und als einfacher Sachbearbeiter. Nach und nach änderten sich die technischen Bedingungen, die Arbeit konnte effektiver durchgeführt werden. Auch mein Erfahrungswissen wuchs und so wurde ich erst Abteilungsleiter, dann Referatsleiter, und schließlich wurde mir die Leitung eines Amtes übertragen. Bei meiner beruflichen Entwicklung war es mir immer wichtig gewesen meine Mitarbeiter auf diesem Weg mitzunehmen. Das betrachte ich auch als Garant für die Erfolge, die ich vielfach vorweisen kann. Meine Berufung zum Minister im vorigen Jahr war durchaus folgerichtig, weil ich stets auf Bürgernähe gesetzt habe und mich als Dienstleister sehe, nicht als wirklichkeitsfremder Manager der öffentlichen Geschicke. Sehen Sie, man muss in Zeiten der Politikverdrossenheit immer den Bürger im Blick behalten. Er ist kein Störfaktor in unseren Abläufen, sondern überhaupt die Basis unseres Handelns. Wer, wenn nicht unsere Menschen, schaffen den Wohlstand in unserem Land? Wer, wenn nicht unsere Menschen, haben ein Recht darauf, dass ihre Interessen berücksichtigt werden? Ich könnte Ihnen heute noch viele Argumente nennen die uns in die Pflicht nehmen eine moderne Verwaltung zu etablieren, die innovativ, schnell und flexibel auf sich ändernde Umweltbedingungen reagieren kann. Leider fehlt mir an diesem schönen Tag die Zeit, Ihnen eine ausführliche Sicht auf diese Dinge vorzutragen. Um es ganz offen zu sagen: mich ruft noch ein weiterer Termin. Nämlich eine Hochzeitsfeier. Bitte verzeihen Sie mir, dass unsere Begegnung heute so kurz ausfällt. Seien Sie aber meine Gäste zum anschließenden Empfang. Um es ganz klar zu sagen: das Buffet, das Rahmenprogramm, die Raummiete, alles habe ich aus meiner eigenen Schatulle finanziert. Vielleicht erinnern Sie sich noch an einen gewissen Wu… der es damit nicht so genau nahm. So etwas werden Sie bei mir niemals erleben! Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag!“
Die Gäste erhoben sich und applaudierten wieder heftig. Beim Weg zum Ausgang musste Frieder Bergmann viele Hände schütteln und konnte erst nach geraumer Zeit seinen Dienstwagen, eine Mercedes S-Klasse, besteigen. Der Chauffeur kannte das Ziel. Seine Familie nahm zwei Taxis. Bergmann drückte sich in die weichen und duftenden Lederpolster und ließ den bisherigen Verlauf des Tages kurz Revue passieren. Nachdem seine Habilitationsschrift kurz vor Weihnachten fertiggestellt worden war (vor allem von Claudia und Nils) hatte man den 6. Januar – also heute - für die Verteidigung festgelegt. Frieder Bergmann hatte dieser Sache vollkommen gelassen entgegen gesehen, schließlich würde die Prüfungskommission ihn als Ministerpräsidenten kaum mit irgendwelchen lästigen Fragen löchern und genauso kam es auch. Er trug lässig vor und nach kaum 30 Minuten war er zum Professor berufen worden. Ab sofort lautete sein Titel: Ministerpräsident Professor Doktor Frieder Bergmann.
Wie es in seiner Familie abgesprochen worden war, besorgte sich Peter Petersen einen Termin für die Trauung am Tag von Bergmanns Verteidigung. Dorthin war das Dienstfahrzeug jetzt unterwegs. Da es bei Frieder Bergmanns Doktorfeier im vorigen Jahr recht rustikal zugegangen war hatte seine Mutter darauf bestanden, den beiden Anlässen entsprechend – ihrer Hochzeit und seiner Ernennung zum Professor – diesmal eine seriöse und gediegene Feier zu veranstalten. Über den Ort dieses Ereignisses hatte es im Vorfeld lange Diskussionen im Familienkreis gegeben.
„Weißt du was Hannelore“ hatte Peter Petersen gesagt „ich bin ein einfacher ehemaliger Bulle und ein ordentlicher Schnaps ist mir lieber als Sekt oder so was. Warum willst du unbedingt in diesem vornehmen Hotel feiern, da müssen wir uns doch alle furchtbar in Schale werfen und außerdem wird es sau teuer sein.“
„Es bleibt dabei“ hatte seine zukünftige Ehefrau geantwortet „diesmal werden Frieder und du nicht wieder so ein Chaos stiften wie beim letzten Mal. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie wir wegen dir den Notarzt rufen mussten und das möchte ich für unsere Feier ausschließen. Nicht vorzustellen, wenn ihr beiden wieder aus der Rolle fallt und die Öffentlichkeit bekommt davon Wind. Frieder als Ministerpräsident muss sich jetzt sehr vorsehen, er steht nämlich unter Beobachtung der Medien und das fehlte noch, dass er wieder ein peinliches Ding dreht und das publik wird. Wir werden also im Hotel in feinster Atmosphäre feiern und ihr werdet euch an diesem Tag zusammen reißen.“
„Aber die Kosten“ sagte Paula.
„Na und, schließlich wird man nur einmal im Leben Professor“ erwiderte Hannelore Bergmann leichthin.
„Ähm, Schwiegermutter, wir feiern deine Hochzeit und Frieders Ernennung zusammen“ warf Petra ein „da wird auch einiges auf dich und Peter zukommen.“
„Wieso“ fragte Hannelore Bergmann verwundert „ich gehe davon aus, dass Frieder in seiner jetzigen Funktion über erhebliche Barmittel verfügt und er natürlich die Feier ausrichten wird. Das dürfte er seiner Mutter auch schuldig sein, schließlich habe ich ihn mühevoll großgezogen und ich kann euch sagen, dass das weiß Gott keine leichte Arbeit war. Wenn ich nur daran denke, wie oft ich den Glaser bezahlen musste, weil der Junge wieder mal eine Scheibe eingeschmissen oder andere Sachen verbockt hatte, komme ich auf einen Batzen Geld, den ich damals hätte sinnvoller verwenden können. Wie siehst du das Frieder?“
Frieder Bergmann steckte in der Zwickmühle.
Finanzielle Sorgen waren ihm völlig fremd, denn er verdiente als Ministerpräsident mehr, als er ausgeben konnte. Dazu kam noch die monatliche Dotierung für den Verdienstorden aus Österreich und auch die Dividende der Aktien aus Claudias und Nils Firmen, an der mit 25 Prozent beteiligt war, fiel von Jahr zu Jahr üppiger aus. Wie viel er auf dem Konto hatte konnte er gar nicht beziffern, da er diese Angelegenheit Petra überließ. Ihre Eigentumswohnung war abgezahlt und zusätzlich vermietete er noch 2 weitere Wohnungen in Toplagen der Stadt. Was er für sich selbst brauchte war wenig, Kosten für ein Auto fielen nicht an und mit dem Kleidergeld – welches ihm monatlich mit seinem Gehalt überwiesen wurde – kam er locker hin. Als er seine monatlichen Bezüge grob überschlug kam er auf 25.000 Euro für den Ministerpräsidenten, 1.000 Euro für den Verdienstorden, auf gut 3.000 Euro Mieteinnahmen und (für das letzte abgelaufene Geschäftsjahr für Claudias Firma) umgerechnet 4.500 Euro monatliche Dividende. So alles in allem lag er bei fast 35.000 Euro im Monat und Petra als Chefärztin steuerte nochmals knapp 8.000 Euro bei, so dass sie Vorsteuereinnahmen von fast 40.000 Euro im Monat hatten. Ein paar übliche Ausgaben abgezogen und die Steuer berücksichtigt hatten sie wohl so um die 25.000 Euro im Monat zur Verfügung, aber genau wusste er es eben nicht. Bei dieser Summe konnte er kaum davon reden, dass er notleidend wäre, aber er verstand seine Frau durchaus, dass diese einen Beitrag seiner Mutter einforderte.
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