„Wollen Sie mir logisches Denken absprechen“ entrüstete sich Bergmanns Mutter „ich habe Jahrzehnte lang als Mathematik- und Physiklehrerin am Gymnasium unterrichtet und habe somit durchaus ein Gespür für Zahlen und für Raum und Zeit. Eigentlich bin ich hier, um mich zu erholen, und nicht um irgendwelche Deckspläne auswendig zu lernen.“
„Lass‘ mal gut sein Hannelore“ sagte Peter Petersen „ich werde dich schon überall hin lotsen. Männer haben ja bekanntlich einen weitaus besseren Orientierungssinn als Frauen. Ich stelle mir gerade vor, wie du, Petra und Paula im Schiff umherirren und nicht mehr zur Kabine zurückfinden, eine lustige Vorstellung.“
„Sehr witzig. Und warum klammerst du Claudia davon aus“ fragte seine Frau gereizt zurück.
„Weil der das garantiert nicht passieren würde“ erwiderte Petersen „die geht nämlich rational an die Dinge heran.“
„Du irrst dich mächtig Peter, ich werde dir das Gegenteil beweisen. Wir suchen jetzt das Restaurant, wo heute Abend das Kapitänsdinner stattfinden wird. Wie heißt der Raum“ fragte Hannelore Petersen die Frau hinter dem Tresen.
„Meeresblick.“
„Das zeugt ja von großer Phantasie und Kreativität“ wandte sie sich abschließend an die Frau an der Rezeption „Meeresblick, hier hat man überall Meeresblick. Es geht los.“
Hannelore Petersen stapfte davon, und die anderen folgten ihr. Unweit der Rezeption befand sich ein Decksplan. Die ehemalige Lehrerin studierte diesen kurz und sagte dann:
„Deck 12, da müssen wir hoch. Wir nehmen den Fahrstuhl hier. In einer Minute habe ich das Restaurant gefunden.“
Deck 12 verfügte selbstredend auch über einen Decksplan, der sich direkt gegenüber dem Fahrstuhl befand. Der Decksplan zeigte eine Draufsicht der Ebene und die Anordnung der Räume. Das Restaurant „Meeresblick“ lag gut sichtbar in Richtung des Bugs, so dass man vermutlich tatsächlich einen schönen Ausblick haben würde. Zwischen den Bereich, wo sich Bergmanns jetzt aufhielten, bis zum Restaurant waren etliche andere Räume angeordnet. Ein größerer Sport- und Freizeitbereich war auf dem Plan zu erkennen, ein Frisör, eine kleinere Verkaufsfläche, ein Blumenladen und natürlich eine große Anzahl von Kabinen. Nach dem nächsten Aufzugsbereich lagen wieder etliche Kabinen.
„Na bitte“ sagte Hannelore Petersen zufrieden „wir müssen uns einfach nach vorn begeben, ein Kinderspiel.“
Anfangs kamen sie gut voran, denn im Gang reihte sich Kabinentür an Kabinentür und es gab nur einen Weg. Als sie in einen Bereich mit Fahrstühlen gelangten entschied Hannelore Petersen, dass man nach rechts abbiegen müsse. Wahrscheinlich hatten die Architekten die Monotonie der langen Flure mit den Kabinenbereichen auflockern wollen, denn die ansonsten schnörkellosen Gänge wurden hier von einem wilden Mix aus runden Bereichen, vorspringenden Wänden und unterschiedlichsten Materialien und Farbmischungen abgelöst. Man kam an kleinen Geschäften vorbei und das Zentrum dieser Fläche hier war ein großer, runder und offener Bereich, in welchem verschiedenste Warensortimente gemischt waren und der mehrere sternförmig angeordnete Ein- und Ausgänge hatte. Hannelore Petersen stoppte ihren Vorwärtsdrang abrupt und besah sich das Angebot, die anderen schauten sich ebenfalls um. Die Inneneinrichter hatten hier ganze Arbeit geleistet, denn die Produkte wurden sehr ansprechend präsentiert. Hannelore Petersen bewegte sich im Kreis um die Regale herum, aber wurde anscheinend nicht fündig.
„Ist doch nur Tand hier“ schätzte sie ein und nahm den momentan vor ihr liegenden Ausgang aus dem Verkaufsbereich.
Die anderen folgten ihr.
Als Hannelore Bergmann einen langen Gang mit Kabinentüren vor sich sah sagte sie, sich zu den anderen umwendend:
„Prima, das ist der zweite Kabinenbereich der vor dem Restaurant liegt, in ein paar Sekunden sind wir da.“
Als sie erneut einen Aufzugsbereich erreichten meldete Peter Petersen Zweifel an.
„Mir ist so, als wären wir hier schon einmal gewesen.“
„Du irrst dich Peter“ erklärte seine Frau mit Überzeugung in der Stimme „hinter dieser großen Tür dort befindet sich das Restaurant.“
Als sie die Tür energisch öffnete wurde es hell, und der Blick auf Himmel und Meer möglich. Vor ihnen lag das Sonnendeck im Heckbereich des Schiffes. Frieder Bergmann lachte meckernd los und sagte:
„Kapitänsdinner unter Sternenhimmel und an der frischen Luft, das ist doch mal was Neues.“
„Was gibt es da zu lachen“ fuhr ihn seine Mutter an „dann führe du uns doch zum Restaurant.“
„Nichts leichter als das“ antwortete ihr Sohn lässig.
Frieder Bergmann lotste die Truppe geschickt durch die verwinkelten Bereiche, sie erreichten den Speisesaal in weniger als 5 Minuten.
„So, jetzt zurück zu den Kabinen, umziehen, falls einer das will und dann geht es zum Mittag, bis 14 Uhr bekommen wir noch was“ sagte er.
„Soll ich dich dann abholen, Mutter“ fragte er grinsend, aber Hannelore Petersen schwieg verschnupft.
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