- Alles richtig, - sagte sie dem von Fliegen verschmutzten Spiegel. – Kann man in so einem großen Imperium zurechtkommen?
Überlegt, dass diese Entdeckung ihr noch nützlich sein kann, rieb sich Esther die frierenden Hände.
- Ausgezeichnet. Wie heißt es da? Im trüben Wasser gibt es Fische? Ja – ja – ja!
Auf diese Art, im düsteren Hotel, wo sie völlig von Insekten gestochen wurde, beschloss Esther, dass man in der Hauptstadt handeln muss, und nur in der Hauptstadt.
Am nächsten Tag aufgewacht, hat sie bewundert entdeckt, dass sie bestohlen wurde. Zum Glück, war das Hauptkapital nicht berührt – Esther versteckte es so am Körper, dass kein Dieb darauf nicht kommen konnte. Aber angenehme Kleinigkeiten, die sie unterwegs begleiteten, und die Silberuhr auf dem Kettchen verschwanden spurlos.
- Ich habe doch gesagt, Konkurrenten gibt es hier mehr als genug, - konstatierte Esther enttäuscht, die heilen Verriegelungen anschauend. – Es sieht aus, hier stielt die Bedienung. Wie sie nur noch lebend aufgewacht ist!
So, brummend, packte Esther und begab sich zum Bahnhof, zum Schluss noch den schläfrigen Portier beschimpft. Am Bahnhof kaufte sie eine Fahrkarte auf den Zug, der sie mit Abenteuern nach Sankt - Petersburg gebracht hat.
* * *
Als der nüchterne Kutscher mit dem schnellen Pferd sie zum bedeutendsten Hotel in der Stadt gebracht hat, verstand Esther, dass sie sich dieses Mal nicht geirrt hat. Sogar bei der äußeren Ansicht machte das „Imperial“ den Eindruck der Respektabilität und des Komforts. Die stolze Fassade stach sich vorteilhaft aus dem allgemeinen architektonischen Ensemble der Straße aus, und die hellen Fenster vollendeten das Bild des Gedeihens.
Ins Vestibül hineingekommen, das durch die Spiegel leuchtete und polierten Marmor glänzte, begab sich Esther erhaben schreitend zum Stehpult des Portiers. Dort stand ein ziemlich kahlköpfiger Herr, irgendwelche Unterlagen ausfüllend. Schritte gehört, erhob er den Kopf, beugte zur Seite und lächelte breit. Sein Lächeln wurde, eigentlich, sauer, als er die Person sah, die es vorhatte ihn zu stören. Allem entsprechend, war sie eine Ausländerin, Das leuchtete in ihren Manieren, mehr geschäftig, als bei einer würdigen Dame des Hauptstadtherkommens. Aber sie war eine nicht besonders berühmte Ausländerin, denn alle vornehme Ausländer in „Rivolje“ halt machten. Da auf der Dame ein Reiseanzug war, und im Gepäck nur ein Gobelinreisesack, war sie als Hotelgast nicht von Interesse.
Übrigens, die Enkelin des alten Dieners erlaubte ihm nicht die Dame zu ignorieren.
- Was wünschen Sie? – machte er eine ironische Verbeugung, zeigend, wie beschäftigt er sei.
- Ich brauche ein Zimmer, - die Laune des Beamten begriffen, sagte Esther mit beeindruckender Stimme, mit dem Handschuh spielend.
- Zimmer? – noch mehr spöttisch wiederholte der Portier. – Gut. Aber folgendes: Wir haben keine Zimmer mehr für heute.
- Gar keine? – fragte Esther, die Selbstbeherrschung verlierend.
- Gleich erkundige ich mich, - versprach e höflich der Portier, sich in die Unterlagen vertieft.
Das hat er so lange gemacht, dass Esther nervöse Tickungen bekam. Ungeduldig mit dem Schuhspitzen gegen den Boden stoßend, fragte sie:
- Also was? Haben Sie ein Zimmer oder soll ich bei ihren Konkurrenten suchen?
Der Portier machte einen Ruck und lächelte wieder.
- Mir ist es wieder eingefallen! Wir haben eine Nummer. Ein Appartement, das die Hälfte des oberen Geschoss einnimmt. Aussicht auf den Finnischen Meerbusen, ausgezeichnetes Badezimmer mit Aufwärmung. Passt das?
Esther bekam ungute Vorahnungen.
- Oh – oh… Wunderbar. Ich, habe natürlich, etwas Bescheidenes erwartet, aber… Wie viel, haben Sie gesagt, kostet das?
Den Preis erfahren, wurde Esther verlegen. Nach Berechnung, stellte sich heraus, dass für drei Tage Aufenthalt wird sie ihr ganzes Bargeld abgeben müssen, und das war nicht in ihren Plänen.
- Ausgezeichnet, - sagte sie munter, ihre Niederlage nicht anerkennend. – Reservieren Sie, bitte, dieses Appartement auf meinen Namen. Ich fahre nur nach meinem Gepäck. Und bereiten Sie bitte das Badezimmer für sieben Uhr vor. Wünschenswert mit Meeressalzen. Die Handtücher müssen unbedingt weiß sein mit einem blauen Rand, und das Bett aufgewärmt. Gegen sechs Uhr Toastbrote mit Marmelade und gekochte abgekühlte Milch ins Zimmer. Alle Anrufe und Briefe auf meinen Namen stellen Sie mir ins Appartement zu. Die Besucher bitten Sie morgen zu kommen.
Diese Anordnungen dem überrumpelten Portier heruntergeplappert, drehte sich Esther um und ging stolz zum Ausgang. Draußen angelangt überlegte sie. In zwei russischen Hotels gewesen, machte Esther nützliche Erfahrung.
- Die Russen sind faul. Sie lieben Angesehene und Reiche, - resümierte sie am Kai der Newa spazierend.
* * *
Aus dem Hotel weggehend, hatte Esther auch nicht vor dahin zurückzukommen. Aber in der märchenhaft schöner Stadt spazierend, ist es ihr so kalt geworden, dass sie Zweifeln bekam. Die Stadt nicht kennend, konnte sie nicht begreifend, wo sie für die Nacht eine Unterkunft, wo es keine widerlichen Wanzen gibt und wo man nicht dreifach schindet, finden soll. Eine Kutsche nehmen wollte sie nicht, die waren nicht billig. Esther begann, auf der Suche nach einem passenden Hotel, alle unterwegs antreffenden Straßen durchzugehen: es muss hier doch etwas für die einfachen Reisenden geben!
Sie bog in irgendeine Gasse ein, hoffend durch sie auf eine große Straße zu kommen. Die Gasse war lang und Serpentine und zum Schluss noch dunkel Die zielstrebige Esther gab darauf keine Acht, enttäuscht nur dadurch, dass sie Zeit verliert und im leichten Mantel ganz erfroren ist.
- Schinder noch mal! - schimpfte sie stolpernd.
Sie musste Halt machen und den Absatz ansehen, der abbrechen drohte. Den Kopf hochgehoben, fuhr sie aus Überraschung zurück: vor ihr stand eine männliche Figur. Das Schattenbild war dunkel und nur die aufglimmende Zigarre behelligte ein teil des Gesichts. Dann verschwand auch dieses Lichtchen, versteckt in der breiten Handfläche.
- Hallo, Fräulein, - hörte sie aus der Dunkelheit eine niedrige spöttische Stimme. Etwas spät spazieren Sie.
Esther fand nichts was sagen.
- Wissen Sie nicht, dass es gefährlich ist?
- Ich bin neu in Ihrer Stadt, - murmelte Esther fröstelnd, versuchend ihrer Stimme mehr Festigkeit zu geben.
- Zugereiste, also? Sehr gut, - konstatierte der Unbekannte. - Wird auch niemand suchen.
Das erklang bösartig, Esther trat zurück, den kaputten Absatz verfluchend, der ihr die Fluchtmöglichkeit raubte. Die dunkle Gestalt lachte ungut.
- Was, Schätzchen, zitterst du?
Sie zitterte wirklich, aber das war nicht so wichtig.
- Brauchst mir keine Angst zu machen, - sagte Esther frech überraschend für sich. – Du greifst die falsche an.
- Ha – ha – ha -ha! – lachte der Räuber erneut. – wo kommen denn solche tapfere her?
Plötzlich zündete er ein Streichholz an und trug es an ihr Gesicht, Esther versuchte ihrem Gesicht den Ausdruck verachtender Gemütsruhe zu geben, und nur das zitternde Augenlid verriet ihr wahres Gefühl. Sie richtig angeschaut krächzte der Räuber.
- Na, wenn so tapfer, ehrt es sich nicht, dich der Möglichkeit, die Stadt näher kennen zulernen, zu berauben. Ansonsten kommst du dann doch nicht, was?
Esther schwieg.
- Gut, Liebes. Für diese braunen Augen mache ich eine Ausnahme, begleite dich, sonst schlachtet dich noch jemand. Fürs erste Mal wirst entschuldigt, bist fasch hineinspaziert, wusstest nicht. Aber! Belohnung in Art großen Geldscheines oder einen Diamant zum Andenken bist du mir schuldig. Ansonsten wie?
- Schon gut. Begleite, und weiter werden wir sehen.
Sich noch einmal über die Frechheit der Unbekannten entzückt, fasste sie der Räuber an der Taille und schleppte die Gasse entlang. Sich wehren war sinnlos, die Hände waren stark. Esther, die Augen zusammengekniffen, verabschiedete sich von den Absätzen.
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