Gunda von Dehn
Chroniken der tom Brook
Piraten
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Inhaltsverzeichnis
Titel Gunda von Dehn Chroniken der tom Brook Piraten Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1 - Pflichten Kapitel 1 - Pflichten Chroniken der tom Brook - Piraten -
Kapitel 2 – Die Prozession
Kapitel 3 – Markttreiben
Kapitel 4 - Lehnrecht - Lehnpflicht
Kapitel 5 - Versöhnung mit Folkmar Allena
Kapitel 6 - Ratssitzung
Kapitel 7 - Widzelts große Liebe
Kapitel 8 - Odas Sohn
Kapitel 9 - Herr über Ostfriesland! – Ein hehres Ziel!
Wenn doch nur dieses vermaledeite “Geheimnis“ nicht wäre! Oder war es gar keines? War Foelke eingeweiht? Wusste sie über die Urkunde in der Staatstruhe Bescheid? Widzelt war sich unsicher. Sicher war nur: Er musste es ihr sagen… irgendwann in günstiger Stunde. Ach, günstig, was hieß das schon. Neue Münzen würden ihn verraten… Widzelt wurde das plötzlich klar, als er Ockos Entwürfe in der Hand hielt. Da stand: „Domi Ockonis militis in Brookes“.
Kapitel 10 - Frühjahr 1390
Kapitel 11 - Fehde gegen Harlingen / Holland 1392
Kapitel 12 - Widzelt als Feldherr
Kapitel 13 - Burg Donia
Kapitel 14 - Foelke beim Apotheker
Kapitel 15 - Foelke im Fieber
Kapitel 14 - Widzelt in Harlingen / Friesland
Kapitel 15 - Angriff auf Aybo Rambodisna
Kapitel 16 - Widzelt wieder daheim
Kapitel 17 - Münster 1392
Kapitel 18 - Oda im Sünderturm
Kapitel 19 - Der Bischof von Münster
Kapitel 20 – Odas Rettung
Kapitel 21 – Einbestellung zum Haag
Kapitel 22 - Am Kooltuin (Kohlgarten)
Kapitel 23 - Im Buitenhof
Kapitel 24 - Das Bankett am Hof des Grafen
Kapitel 25 - Vernichtung der Stadt Delft 1392
Kapitel 26 - Schloss Le Quesnoy bei Lille im Hennegau
Kapitel 27 - Bestrafung der Hooks
Kapitel 28 - Herbst anno 1392
Kapitel 29 - Zisterzienser contra Prämonstratenser 1393
Kapitel 30 - Geheimniskrämerei
Kapitel 31 - Hochzeit von Ocka mit Lütet Attena von Nesse anno 1395
Kapitel 32 - Likedeeler in Marienhafe
Kapitel 33 – Hafenbau in am Dom von St. Marien
Kapitel 34 - Ocka und Lütet (1396)
Kapitel 35 - Ockas Niederkunft 1396
Kapitel 36 - Winterzeit 1396
Kapitel 37 - Ocka in Aurichhove
Kapitel 38 - Weihnachten in Aurichhove
Kapitel 39 - Kaperfahrt
Kapitel 40 - Ockas Ängste
Kapitel 41 - Der Verdacht
Kapitel 42 - Lütets Heimkehr
Kapitel 43 - Aurichhove 1397
Kapitel 44 - Wahrheit oder Lüge - Nesse 1397
Kapitel 45 - Die Befragung
Kapitel 46 - Olde Borg
Kapitel 47 - Ocka in Todesgefahr
Kapitel 48 - Das Fehlurteil
Kapitel 49 - Beweise
Kapitel 50 - Die Schreckensnachricht
Kapitel 51 - Neuer Anfang
Kapitel 52 - Foelke im Kloster Dykhusen
Kapitel 53 - Frühling 1398
Kapitel 54 - Das Sendschreiben der Hanse von 1398
Kapitel 55 - Die Belehnung
Kapitel 56 - Heiratspläne
Kapitel 57 - Huldigung - September 1398
Kapitel 58 - Widzelts Abstammung
Kapitel 59 - Wallfahrt
Kapitel 60 - Konspiration
Kapitel 61 - Streit mit dem Kloster Thedinga
Kapitel 62 - Anmarsch gegen Thedinga
Kapitel 63 - Focko Ukena
Kapitel 64 - Kampf
Kapitel 65 - Illustre Trauergäste
Kapitel 66 - Hochzeitspläne
Gunda von Dehn
Impressum neobooks
Chroniken der tom Brook
- Piraten -
Historischer Roman
Friesland
im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation
1389-1398
Gunda von Dehn
Im Osten dämmerte es leicht, schon bald würde die Sonne aufgehen. Foelke, Herrin von Norder-, Brookmer- und Auricherland, saß auf der Bettkante ihres Alkovens und weinte. Des Lebens Schmiede schuf ihr in der Vergangenheit ein schmerzliches Geschick. Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte sie, alt zu sein und bald zu sterben. - Verdammt!
Müde stand sie auf, öffnete die Kleidertruhe, nahm gedankenverloren ihr “Dodenlaken“ heraus, jenes Tuch in welches man sie dereinst einnähen würde, wenn man sie zu Grabe trug. Sie überprüfte die Nähte. Alles in Ordnung. Sie faltete das Laken erneut sorgfältig zusammen und wollte es wieder zurücklegen, da fiel ihr Blick auf den Bartkamm aus Elfenbein und vergoldetem Silber. Sie hatte das kostbare Stück bei dem Arzneihändler und Medicus von Aurichhove (heute Aurich) erworben. Der Sarazene aus Neapel bot manchmal besonders hübsche Kostbarkeiten aus seiner Heimat an. Es lohnte sich daher, gelegentlich in seiner Apotheke aufzuwarten. Foelke meinte sogar, dass Ibn sich allein für sie um außergewöhnliche Ware bemühe. - Sinnend nahm sie den neuen Bartkamm an sich. Tränen drängten sich erneut in ihre Augen, als ihre Gedanken zu ihrem ermordeten Gemahl schweiften. Bevor sie Ocko das prächtige Stück hatte schenken können, war er zu Tode gekommen. Sie liebte Ocko noch immer und ihre Sehnsucht nach ihm wuchs von Tag zu Tag. Sie dachte jeden Tag an ihn. Wie er starb, sie sah es hundert Mal am Tag.
Was tue ich eigentlich den ganzen Tag? überlegte sie. Nichts, nichts als weinen und trauern. Mir tut der Hals schon weh vom vielen Weinen. Ich rede ständig mit ihm. Ich vollziehe alles ständig nach. Ich muss etwas ändern in meinem Leben, sonst werde ich untergehen.
Zwei, drei Schritte ging Foelke näher zum Fenster, schaute hinaus in den prächtigen Garten. Das war seine Leidenschaft gewesen. Foelkes Gemahl hatte ihn nach italienischem Vorbild mit langen doppelten Reihen von Obstbäumen und symmetrisch angeordneten Blumenrabatten anlegen lassen, um die gewöhnlichen Gemüseanpflanzungen zu umrahmen. Einige steinerne Bänke luden hier und da zum Ausruhen ein und der Schöpfbrunnen in der Mitte des Gartens war gekrönt von einem eisernen Gestell, welches einen bronzenen Adler mit ausgebreiteten Flügeln trug. Das sah aus der Ferne so aus, als würde dort tatsächlich gerade ein prächtiger Adler landen. Dieser geradezu majestätische Anblick hatte Ocko stets mit Freude erfüllt.
Im Burggarten blühten jetzt wundervoll die weißen Rosen. Knechte hängten eilends Käfige mit Hähnen in die Bäume, um die Stare davon abzuhalten, Birnen und Äpfel anzupicken. In der Ferne sah Foelke eine Gruppe Reiter sich nähern. Oh ja, sie sollte hinausgehen an die frische Luft, aber sie verließ nur ungern ihre Kemenate, fühlte sich hier drinnen unter der mit grünem Blattwerk bemalten Decke wie unter einem Blätterdach, das sie vor der Welt da draußen beschützte. Aber heute mußte sich dem Volk zeigen, denn es war Mariens Geburtstag, der 8. September, Kirchweihentag in Marienhafe.
Fast auf den Tag genau war es jetzt einen Monat her, dass Foelkes Gemahl zu Tode gekommen war. Aus Sorge um sie war ihre Schwester damals vom Kloster Dykhusen aus angereist und einige Tage geblieben, um sich ihrer anzunehmen.
Foelke aber lebte seit diesem schrecklichen Unglück in einer fernen Welt. Sie sprach kaum und es schien, als lausche sie fortwährend nach Ockos Schritten, nach dem Klirren seiner Sporen, nach seiner Stimme, die nach irgendwem rief, der Stimme, die stets so klar und rein in der Halle nachgeklungen hatte. Manchmal glaubte Foelke, Ockos zärtliche Hand auf ihrem Federbett zu spüren, aber das konnte ja nicht sein und wenn sie hinschaute, dann war es auch nur Cid, der Kater ihrer kleinen Tochter Ocka, der es sich auf ihrem Bett gemütlich gemacht hatte. Das brachte sie stets zum Weinen. Bisweilen flatterte auch wohl vom Luftzug ein Pergament zu Boden und dann schaute sie in die Schreibstube, ob sie Ocko dort fände. So ging es viele Tage fort. Dann meinte ihre Schwester Hebe eines Tages, es ginge Foelke besser. Gern würde sie noch bleiben, aber es waren Nachrichten aus dem Kloster gekommen, die ihre Anwesenheit als Äbtissin dringlich erforderten und so reiste sie also zurück nach Dykhusen.
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