Maria von Hall - Aus der Sicht der Fremden

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Die Autorin beschreibt in eindrucksvoller und lebendiger Weise ihr Leben als Flüchtling aus Schlesien und ihre schicksalhafte Begegnung mit einem die Naturheilkunde praktizierenden Theologen, der als Radiästhet und mentaler Heiler weit über die Grenzen Deutschlands bekannt war. Die Prägung durch diesen universalen Geist hat ihr Leben verändert. Das Buch gibt unter anderem Einblicke in das humanitär dienende Wirken eines außergewöhnlichen Menschen.

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2020 novum Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-95840-840-1

ISBN e-book: 978-3-95840-841-8

Lektorat: Bianca Brenner

Umschlagfoto: Maria von Hall

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum Verlag

Innenabbildungen: Maria von Hall

www.novumverlag.com

WIDMUNG

Kapitel 1

Meine Heimatstadt Bielitz, in der meine Eltern, meine drei Geschwister und ich auf die Welt kamen und aus der wir 1944 vor der russischen Armee flüchten mussten, liegt im südlichen Teil Schlesiens, im heutigen Polen. Schlesien gehört zu den Ursprungsländern Polens und ist ein schönes und reiches Land, in dem sich die Deutschen ab dem 13. Jahrhundert angesiedelt haben. Die gutmütige einheimische Bevölkerung hat nichts dagegen gehabt, im Gegenteil, die Fremden wurden friedlich angenommen, und in späteren Jahrhunderten sind auch Juden aus Wien nach Bielitz ausgewandert und haben die Stadt mit ihrer Kultur bereichert.

Kraft der ersten Teilung Polens im Jahre 1772 wurde Schlesien dem Kaiserreich Österreich zugeordnet, erst nach dem Ende des ersten Weltkrieges wurde ein Teil Oberschlesiens, darunter auch unsere Stadt Bielitz, wieder dem polnischen Staatsgebiet einverleibt. Das geschah im Rahmen des Friedensvertrages von Versailles.

Eine Postkarte mit der Ansicht von Bielitz aus dem Jahre 1912

Nach dem ersten Weltkrieg in den Jahren von 1918 bis 1939 ist es den Menschen - фото 1

Nach dem ersten Weltkrieg, in den Jahren von 1918 bis 1939, ist es den Menschen in unserer Stadt allgemein betrachtet gutgegangen. Es herrschten Frieden und Freiheit, die Menschen konnten sich auf den Straßen ohne Angst laut auf Deutsch, Polnisch oder Hebräisch unterhalten. Die gesamte Atmosphäre innerhalb der Stadt war nach wie vor so wie in den Zeiten, als Schlesien noch zu Österreich gehörte. Damals galt die kaiserliche Konstitution Franz-Josefs, die so bis zum Jahre 1939 gelebt wurde.

Als Hitler 1939 Polen überfallen ließ, war es mit der Freiheit und dem Frieden vorbei. Plötzlich lag eine ungekannte Anspannung und Furcht in der Luft, die Menschen verstummten und jeder wurde dazu verpflichtet, sich einen Ahnenpass ausstellen zu lassen, der mindestens bis zur dritten Generation zurückreichte! Die verschiedenen Nationalitäten Schlesiens waren seit vielen Jahrhunderten durch Eheschließungen vermischt und die meisten Kinder sind deswegen auch zweisprachig aufgewachsen. Dies führte dazu, dass damals kaum jemand keine polnischen und gleichzeitig deutschen oder jüdischen Vorfahren in seinem Ahnenpass hatte. Als das Land Polen jetzt aber inmitten eines Krieges stand, wurde damit begonnen, die Menschen mit polnischen Nachnamen zu verfolgen. Die Polen wagten sich damals kaum mehr auf die Straße und die jüdischen Einwohner wurden nicht nur verfolgt, sie wurden gleich verhaftet, nach Auschwitz gebracht und in den Gaskammern umgebracht. Dabei lag Auschwitz nur circa 30 Kilometer von Bielitz entfernt.

***

Mein Großvater Franz O. kam um das Jahr 1900 aus Mähren Österreich nach Bielitz, er ritt eines Tages als Ulan mit seinem Kavallerieregiment in die Stadt ein. Die Ulanen in ihren schönen Uniformen nahmen mit ihren Pferde die ganze Breite der Straße in Anspruch und machten mit ihrem langsamen Tritt einen großen Eindruck auf die Menschen, die auf dem Bürgerstieg stehen geblieben waren. Das war noch in der Zeit, in der es auf den Straßen kaum Verkehr gab, es war ein Spektakel, das nicht jeden Tag vorkam.

Während des langsamen Aufmarsches des Regiments fiel meinem künftigen Großvater ein junges Mädchen auf, das mit zahlreichen anderen Zuschauern stehen geblieben war. Auf Grund der großen Sympathie für das Mädchen ist er in Bielitz geblieben, hat ihm einen Besuch abgestattet und um seine Hand angehalten.

Sie war die Enkelin eines katholischen Priesters namens Franz Sniegon geboren am

3. Oktober 1809 in Teschen, der von 1885 bis zu seinem Tod 1894 Weihbischof in Teschen im Bistum Breslau war. Das waren die Eltern meines Vaters Friedrich O. Mein Großvater war zu dieser Zeit von Beruf Gießmeister und fand Arbeit in einer Fabrik, wo Unterlagen und Teile für die Webmaschinen gegossen wurden. Er hat dabei sehr gut verdient und später eine eigene Gießerei in der Paderewski Straße in Bielitz aufgemacht.

Meine Großmutter Maria O.

geb. am 28. 08. 1878 in Teschen

Mein Großvater Franz O geb am 20 12 1875 in Mähren Österreich Nach - фото 2

Mein Großvater Franz O.

geb. am 20. 12. 1875 in Mähren, Österreich

Nach einem Unfall in der Gießerei in den Dreißigerjahren wollte mein Vater - фото 3

Nach einem Unfall in der Gießerei in den Dreißigerjahren wollte mein Vater diese nicht mehr übernehmen. Er hat auf dem Grundstück zusammen mit seinem Vater und meinem Großvater drei Garagen für Autobusse gebaut und ein Busunternehmen gegründet.

Bischof Franz Sniegon (1809–1891)

Seine drei Chauffeure und mein Vater selbst trugen aus schwarzem Kammgarn - фото 4

Seine drei Chauffeure und mein Vater selbst trugen aus schwarzem Kammgarn genähte Uniformen mit silbernen Knöpfen, auf der Kopfbedeckung hatten alle Mitarbeiter das Monogramm des Familienunternehmens meines Vaters in Silber. Die Busse fuhren auch nach Auschwitz und weiter nach Krakau, aber vor allem sorgten sie für die Verbindung zwischen Bielitz und den umliegenden Dörfern.

Mein Vater mit seinem Chauffeur,

Krakau 1938

Mein Vater hatte zwei Busse der Marke Skoda und einen in Polen gefertigten - фото 5

Mein Vater hatte zwei Busse der Marke Skoda und einen in Polen gefertigten Fiat, was zu dieser Zeit als der letzte Schrei auf dem Automobilmarkt galt. Die Firma war bis zum Überfall der Nazis im Besitz meines Vaters.

Meine Familie lebte bis zu unserer Flucht aus Bielitz in der Mackensenstraße 11. In dem Haus lebten Familien dreier Nationalitäten, deren Kinder miteinander spielten und Freundschaften schlossen. Mein Bruder Friedrich, Jahrgang 1934, hat sich als Kind mit einem Jungen angefreundet, der in demselben Haus wie wir wohnte. Das war Alfred Korzeniowski, Jahrgang 1933, und die Freundschaft besteht bis heute. Beide haben sich nach dem zweiten Weltkrieg als Erwachsene in Deutschland wiedergefunden. Alfred Korzeniowski, der in Bornheim bei Bonn lebt, hat vor ein paar Jahren Kontakt zu mir aufgenommen, seitdem sind wir gute Telefonfreunde – obwohl wir uns noch nie gesehen haben. Er gehört zum Kreis der Menschen aus Schlesien und unserer Stadt Bielitz, die im Portal BESKIDIA im Internet Erinnerungen aus der alten Heimat sammeln. In diesem Portal hat Alfred Korzeniowski einen alten Fahrplan von der Firma meines Vaters gefunden, den er meinem Bruder Fritz, der mit seiner Familie in Ingolstadt lebt, zuschickte. Dieser war auf Polnisch gehalten, das bis 1939 die Amtssprache war.

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