Sie arbeiteten sich im Froschsprung vor. Als nach 100m, der erste Pionier sie entdeckte und mit der Hand nach unten wedelte, wussten sie wie es jetzt weiter ging. Sie glitten auf den Bäuchen bis sie die hinteren Stellungen ihrer Kameraden erreicht hatten.
„Schöne Scheiße hier was “:, meinte Krüger zu dem Leutnant, den er hinter einem Erdwall fand.
„Ist das der normale Tonfall in ihrer Truppe Herr Hauptfeldwebel?“,: fragte der Leutnant, als ob er gerade einen Rekruten auf dem Kasernenhof vor sich hätte.
Krüger war zu schlau diesem Amateur die passende Antwort zu geben. Er hielt die rechte Hand an seine Schläfe und grüßte brav diesen Vorgesetzten. Dann sagte er diesen schönen Satz :„ Hauptfeldwebel Krüger, ich melde: Herr Major Patzke von der 362 lässt fragen was hier passiert ist und ob es Verletzte gibt, Herr Leutnant“.
„Wir wurden mit unbekannten Waffen angegriffen und hatten schwere Verluste. Unsere eigenen Sanitäter kümmern sich bereits darum. Aber Ihre könnten Unseren zur Hand gehen. Die haben vor 5 Minuten das Feuer eingestellt. Wir hatten vor uns Panzerminen verlegt, die meisten davon sind bestimmt hochgegangen. Unser Kommandeur Oberstleutnant Pich ist gefallen. Chef des Pionierbataillons ist jetzt der S-3, Major Teich. Der ist weiter vorne“.
Krüger nickt und sagte :„Herr Leutnant, melde mich ab“.
Es ärgerte ihn zwar, dass er von diesem 08/15 Idioten hatte Männchen machen müssen, aber so war das halt. Wenn er das Abitur gemacht hätte, wäre er jetzt schon Oberleutnant. Aber er war halt nur ein Hauptschüler und das reicht in der deutschen Armee nur für die Unteroffizierslaufbahn.
Er glitt zurück zu seinen Leuten und ließ sie sammeln um neue Anweisungen zu geben. Er schickte einen Schützen zurück zu Major Patzke und die Sanitäter nach vorne. Mit dem Rest arbeitete er sich bis zum S3 vor, den er vorsichtshalber militärisch korrekt anredete.
Der meinte lakonisch :„ Wir sind hier nicht in der Grundausbildung“.
„Wie man’s macht ist es verkehrt“,: dachte sich Krüger. Aber es war eigentlich natürlich. Ein Major mit dem dazugehörigen Eichenlaub auf der Schulter brauchte sich nicht wichtig machen – er war wichtig!
Solche Leute wollten gute Resultate und Einsatzwillen. Unterwerfungsrituale und das linguistische Unterstreichen der Rangordnung waren zwar gut fürs Ego, aber auch nicht mehr.
„Mein Chef hat mich mit einer Aufklärungsaufgabe betraut, Herr Major. Wir müssen herauskriegen wer unser Gegner ist und wieviele es sind“.
„Jeder der es genau wusste, ist nicht mehr am Leben oder ringt mit dem Tod. Alle meine Leute, die vorne lagen hat es erwischt. Ich weiss nur das diese Dinger sehr groß sind und mit Strahlenwaffen um sich schießen. Wenn sie mit ihren Männern weiter vor wollen; bitte. Ich bin froh, dass von meinen Leuten überhaupt noch einer am leben ist, mich eingeschlossen“.
Dieser Major klang nicht ängstlich nur schwer beeindruckt. Das war auch verständlich. Fast 2/3 seines Bataillons waren verbrannt oder nicht mehr in einem Stück. Solche Situationen konnte man auf keinem Lehrgang einstudieren. Wenn man die Schreie der Verletzten hört und seinen Chef bei lebendigem Leib verbrennen sieht, kann man sich nur schwer über die Beförderung freuen. Diese Einheit war jedenfalls nicht mehr einsatzfähig, das war nicht zu übersehen.
„Herr Major, darf ich etwas vorschlagen?“: fragte Krüger den Major freiheraus .
„Bitte nur zu, ich bin für jede Idee dankbar“,: kam prompt die Antwort.
„Wir haben Befehl der Artillerie genaue Koordinaten zu besorgen, Von Osten rücken schon unsere Panzer vor. Es wurde auch Luftunterstützung zugesichert. Wir klären weiter auf und sie weichen mit dem Rest ihrer Einheit sofort in den rückwärtigen Raum aus. Ihre Leute sind nicht mehr in der Lage hier noch irgend etwas auszurichten. Nicht mit ihren Waffen“.
Der Major schnaufte tief und blickte in die Flammen, die vor ihm loderten. Der Hauptfeldwebel hatte recht.
Seine Einheit war praktisch am Ende, sie hätten nicht mal mehr eine Schulklasse auf einem Wanderausflug aufhalten können.
„Wir machen es so, wie sie es sagen. Viel Glück und passen sie auf sich auf“,: sagte der Major und blickte Krüger tief in die Augen. Der gab seinen Leuten ein Zeichen und diese wussten wie es weiterging. Langsam vorrücken und Obacht geben. Mittlerweile war der Hauptgefreite Kuhn, das war der Schütze der die Informationen an Major Patzke weitergeben sollte, angekommen. Er berichtet ihm was sein Hauptfeldwebel ihm aufgetragen hatte.
„Verdammte Scheiße“,: raunte der Major „Jetzt sitzen wir aber schon in der Tinte. Ist gut HG Kuhn, sie können wegtreten“.
Dann wendete er sich zu seinen Kompanieführern und sagte sehr ernst.
„Kein Wort von den Verlusten an die Männer, wir warten ab was Krüger der Artillerie bieten kann und tarnen uns so gut es geht. Von jetzt an absolute Geräuschtarnung. Keinen Mucks mehr und Funkverbot, nur noch Handzeichen oder Melder losschicken.
Gnade uns Gott wenn diese Dinger hier genauso draufhalten“.
Dann nach einer kleinen Pause:
„Danke das war alles, meine Herren“.
Dann ging er zu seinen Stabsoffizieren und befahl sofort einen Melder mit den entsprechenden Informationen zum Oberkommando zu schicken. Krüger war mittlerweile vorgerückt. Das Feuer war fast ausgebrannt. Aber der Rauch war noch dicht genug um die Sicht auf unter 100m zu halten.
Er nahm sein Fernglas heraus und schwenke von links nach rechts. Als eine Windböe den Rauch ein wenig lichtete, wusste er was Major Teich mit groß gemeint hatte. Da standen über ein Dutzend riesige „Dinger mit drei Beinen“. Wie jeder andere war auch er erst mal beeindruckt. Dann nahm er sich seine Karte vor und versuchte seine Position zu ermitteln. Es war schwer zu schätzen, aber von diesen Koordinaten hing viel ab. 200m mehr oder weniger konnten ihn selbst und seine Leute zu Hackfleisch verarbeiten.“
„Warum macht das nicht die Luftaufklärung“,: dacht er bei sich. „Immer schön die Infanterie vor, die kostet nichts“.
Er rechnete etwas im Kopf und meinte dann, dass das jetzt genau genug sein musste. Genauer ging es jetzt nicht. Er hatte etwas draufgelegt. Wenn die Granaten zu weit hinter den Scheißteilen einschlugen, würden sie vielleicht sonst was treffen, wenigstens nicht ihn. Er benutzte sein Funkgerät und funkte denn Stab an. Er schaffte es gerade noch die letzte Ziffer zu nennen, da krachte es auch schon. Natürlich hatten die Trione sein Signal bemerkt und wieder angefangen zu feuern.
Krüger hatte keine Chance. Er wurde von fünf Kampfläufern gleichzeitig unter Feuer genommen. Die Strahlung verdampfte ihn in Sekundenbruchteilen und noch zwei seiner Kameraden. Dann schwiegen die Waffen wieder. Die Trione konnten nicht weiterfeuern. Die Energiezellen waren noch immer zu heiß um jetzt unnötig Löcher in die Gegend zu schießen. Das war ein Nachteil der kompakten Panzerung, sie ließ nur wenig Wärmeaustausch zu. Es gab keine Kühlöffnungen. Das Kühlmittel floss durch Kanäle entlang der Panzerung und gab so die Wärme an die Umgebung ab. Die Hitze, die vom Feuer ausging, war aber so stark, dass es praktisch keinen Energiefluss nach Außen gab. Die Hitze staute sich und zwang die Kampfläufer zum Energiesparen .
Doch es war jetzt schon zu spät, Die Koordinaten waren an der richtigen Stelle gelandet und jetzt wurden 250 Rohre in Position gebracht. Es waren Mörser, Feldartillerie und Panzerhaubitzen, die sich die Arbeit teilten. Nach 70 Sek. war alles eingestellt und die Feuerbefehle erteilt. Die Granaten flogen in einem schönen Bogen, den ballistischen Grundlagen folgend, auf ihr Ziel zu. Nach 22 sek. schlug die Erste zwischen den Beinen eines Kampfläufers ein. Dem wurden dadurch fast die Schuhe ausgezogen. Er knickte etwas ein und die Automatik für das Gleichgewicht, schaffte es nur ganz knapp den Kampfläufer zu stabilisieren. Doch dann krachte es richtig. Ein Stahlhagel, wie aus dem Bilderbuch schlug jetzt auf die Trionen ein, dass die Schwarte kracht.
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