Visionen sind Strategien des Handelns. Nicht des Abwartens und Zuschauens. Der Begriff „Vision“ ist hier als Zukunftsbild gemeint, nicht im globalen und politischen Sinne, sondern im persönlichen. Also im allerwichtigsten und für Ihr Leben direkt bestimmenden Sinne. Seinem eigenen Leben wirklich spürbar Sinn geben zu können, gehört zu denjenigen Eigenschaften und Fähigkeiten, die Sie in jeder Hinsicht weiterbringen. Dazu brauchen Sie ein aktiv-kreatives Wunschbild ihrer Zukunft, wozu eine Vision schlicht und ergreifend erforderlich ist!
Sie werden nicht nur wahrscheinlich, sondern ganz bestimmt teilweise andere Ziele haben als ich, insbesondere wenn wir ins Detail gehen würden. Erstens können wir die Einzelheiten nicht abstimmen und es ist zweitens auch gar nicht wünschenswert, weil jeder sie allenfalls mit den engsten Vertrauten teilen sollte. Doch ich kann Ihnen die drei Globalziele meines Lebensmodells nennen, an denen ich seit vielen Jahren, genauso genommen seit fast einem halben Jahrhundert, ganz bewusst arbeite:
Geistige und körperliche Beweglichkeit!
Mir macht es Freude, täglich mein Gehirn und meinen Körper zu beanspruchen. Also zu ler-nen, zu denken, kreativ zu sein und zu trainieren. Das kann ich aus freiem Willen. Mit vielen nützlichen Nebeneffekten. Nicht nur der Körper, auch die Psyche bleibt in Balance. Dadurch ist die Chance, relativ lange gesund zu bleiben oder schneller wieder gesund zu werden sehr viel größer, der Intellekt bleibt wacher, die Sinne sind geschärft und können Situationen nicht nur rational, sondern auch emotional besser wahrnehmen.
Beweglichkeit, man sagt ja heute auch Mobilität, wobei ich weniger die horizontale, sondern eher die vertikale Mobilität meine, die auch eine Veränderung des sozialen Status beinhaltet, ist überhaupt die Grundvoraussetzung, am Leben wirklich relativ uneingeschränkt teilnehmen zu können. Geistige und körperliche Mobilität haben wir zwar nicht zu 100% in der Hand, weil es genetische Dispositionen und unsere Erziehung gibt, auf deren Auswirkungen und Qualität wir keinen Einfluss haben. Aber wir kommen alle irgendwann in ein Alter, wo wir damit beginnen können, unser Leben selbst zu gestalten. Vorausgesetzt wir haben die Erkenntnis, dass es dabei in erster Linie auf uns ankommt und wir wissen, was wir wollen.
Geistige und körperliche Beweglichkeit zu erlangen, zu steigern und wenn uns ein langes Leben vergönnt ist, auch weitgehend zu erhalten, erscheint mir als erste Stufe einer Lebensstrategie sehr sinnvoll. Je früher Sie einsteigen und sich diese Erkenntnis zu nutze machen, desto besser! Sie wissen, Zeit ist nicht reproduzierbar. Tröstlich ist, dass es nie zu spät ist, damit zu beginnen, also fangen Sie am besten gleich heute damit an!
Wie ich aus vielen Gesprächen und Beobachtungen weiß, ist es gar nicht so einfach, die Men-schen für ihre zukünftige Lebensgestaltung zu gewinnen. Sie halten es vielfach für eine Banalität und sind der Meinung, genau dies würden sie doch schon die ganze Zeit tun. Sie bildeten sich ständig weiter und würden, so oft es ihre Zeit erlaubt, bereits Sport treiben. Was könnte man noch mehr tun, um geistig und körperlich beweglich zu bleiben? Nun, eine ganze Menge! Sich selbst zu trainieren ist nur der erste Schritt. Pluspunkte dafür! Wenn Sie eine gute Tageszeitung abonniert haben und in einem Sportverein oder Fitnessclub nicht nur zahlendes, sondern aktives Mitglied sind, darf ich zusätzlich gratulieren. Das gehört alles zur ersten Stufe, sozusagen zur Grundvoraussetzung für einen sinnvollen Lebensentwurf, der Beweglichkeit zum Ziel hat.
Allerdings verfehlt die überwiegende Mehrheit der Erwachsenen das notwendige Stadium der geistigen und körperlichen Betätigung. Sie erreichen mit dem, was sie regelmäßig tun, keinen nützlichen Effekt. Es ist heute leicht, auf Methoden hereinzufallen, die nicht wirklich etwas bringen. Die meisten Angebote auf diesem Sektor gaukeln Ergebnisse vor, die so keinesfalls erreichbar sind. Wir werden uns mit diesem Themenkreis noch ausführlich zu beschäftigen haben. Vergessen Sie bitte keinen Augenblick, dass die Infantilisierung der Massen und des Einzelnen zu den bevorzugten Strategien der Marketingleute und Verkäufer gehört. Insbe-sondere angewandt von denjenigen, deren Produkte und Dienstleistungen gerade nicht empfehlenswert sind. Konsum aktiviert den Neurotransmitter Dopamin, der uns kurzfristig mit einem äußerst fragilen Glücksgefühl belohnt.
Sie sollten lernen, wirksame Gegenstrategien zu entwickeln, die geeignet sind, die Methoden der geheimen Verführer zu neutralisieren. Ich meine das jetzt nicht nur in Bezug auf die kommerzielle Werbung, sondern eigentlich für sämtliche Lebensbereiche. Denn Manipulation findet ja oft gerade von Person zu Person statt, sowohl beruflich wie privat. In diesem Spiel gute Karten zu haben, vielleicht bessere als gegenwärtig, kann nicht schaden. Es nützt ihrem Selbstbewusstsein, wenn Sie hin und wieder Win-Win-Situationen schaffen können. Nur mit einer professionellen Rollenidentität können sie eine Führungsposition erreichen und ausfüllen.
Die zweite Stufe besteht in der Erkenntnis, dass wir uns als soziale Wesen das Ziel setzen sollten, nicht nur im eigenen Saft zu schmoren, sondern mit anderen Menschen eine Beziehung zu haben. Einfacher gesagt als getan! Doch soviel scheint festzustehen: Praktisch alle, und auch diejenigen, die es hartnäckig leugnen, streben danach und sehr viele scheitern heute daran. Die Gründe sind vielfältig und werden noch der Erörterung bedürfen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle zunächst weiter nichts als folgende Forderung aufstellen:
Sie sollten mindestens einen Menschen Ihres Vertrauens haben!
Dies ist ja an sich ein ganz bescheidener Ansatz: Eine einzige Person! Im Zeitalter der Sozialen Netzwerke geradezu eine lächerliche Anzahl. Natürlich können es gerne mehrere Menschen sein. Doch viele echte Freunde, wie einem oft suggeriert wird, können es schon deshalb nicht sein, weil Vertrauen aufgebaut werden muss. Vertrauen wächst langsam, aber verschwindet sekundenschnell. Sie sollten wissen und beachten: Es gibt nur eine Sache, die Sie glücklich machen kann. Die Beziehung zu anderen Menschen. Fast alle Glücksfaktoren haben genau damit zu tun. Glück ist letztlich vor allem eines: Sich gut zu fühlen! So wie das Gegenteil, sich schlecht zu fühlen als Unglück erlebt wird. Folglich sollten wir besser mehr Augenmerk auf unsere kooperativen als auf die kompetetiven Verhaltensweisen legen. In der Wettbewerbsgesellschaft von heute ist soziale Kompetenz, die sich instrumenteller Verwertbarkeit entzieht, zu wenig ausgeprägt und vielfach zum reinen Lippenbekenntnis degeneriert.
Warum brauchen Sie einen Menschen Ihres Vertrauens? Ganz einfach: Sie können so geistig und körperlich fit sein wie Sie wollen, wenn Sie keinen einzigen Menschen haben, dem Sie vorbehaltlos vertrauen können, wird ihre Seele leiden. Versuchen Sie sich gar nicht erst einzureden, Sie würden das nicht brauchen. Wenn Sie niemand haben, vor dem Sie sich nicht zu verstellen brauchen und vor dem Sie die Rolle, die wir alle nach außen spielen, nicht zu spielen brauchen, werden Sie mit großer Wahrscheinlichkeit in Lebenskrisen geraten. Es stehen immer nur die Schicksale vereinsamter Prominenter in den Magazinen und nicht die der Millionen anderen, die keine Menschenseele für sich gewinnen konnten und verlassen sind.
Wir werden alle ursprünglich nicht in eine Situation der Einsamkeit hineingeboren, der Men-sch ist bekanntlich als Säugling absolut hilflos. Wer früh verlassen wird und sich deshalb mutterseelenallein fühlt, leidet darunter sein ganzes Leben. Wir brauchen Wurzeln, wenn wir unsere Eltern und Geschwister nicht kennen, werden wir nach ihnen suchen. Ein ganzes Leben lang. Wir brauchen Kontakte – die selbst gewählte, langfristige Isolation ist kein Konzept, das uns gut tut. Die Therapeuten aller Schattierungen, aus der Medizin, der Psychologie, der Religion, der Esoterik und Astrologie, sind bestenfalls Nothelfer. Sie können eine gute Freundin oder einen guten Freund, schon gar keine Lebensgefährtin oder keinen Lebensgefährten, ersetzen. Auch Eltern, Geschwister und Verwandte können das in aller Regel nicht.
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