Felix Sobotta - In der Struth Band 1

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In der Struth Band 1: краткое содержание, описание и аннотация

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Die Geschichte beginnt weit im Osten in einem gotischen Dorf. Wir sind von den heranrückenden Slawen geflohen. Bei einem nächtlichen Überfall wurde unsere Wagenburg von den Slawen vernichtet. Ich war der einzige Überlebende, der zufällig in dieser Nacht auf der Jagd war, um die Fleischvorräte aufzufüllen.
Begleitet von positiven und negativen Erscheinungen, begann ich am Rhein ein neues Leben. Dabei fand ich die große Liebe, die zur Mutter einen neuen Volkes fernab der alten Heimat wurde.

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Dem Gebirgskamm entgegen

Die nächsten drei Tage verliefen fast zu eintönig. Früh gab es die Reste des Rehs, Mittag und Abend diese punktierten Fische aus den Bergbächen, die mit etwas Salz sicher besser geschmeckt hätten! Wir merkten auch schon, dass es immer mehr berghoch ging, denn die zurückgelegte Tagesstrecke wurde im kürzer. Ihr werdet sicher fragen, wie das nur möglich war, dass der Rehbraten so ganz ungekühlt, so ohne Kühltasche, nur in die Plane gewickelt, so lange gehalten hat? Bestimmt hat die Art wie es zubereitet wurde, das offene Feuer und der Rauch, beides zusammen hat das Fleisch ein bisschen länger halten lassen, als das nur im Topf gekochte oder gebratene. Heute sind wir schon den vierten Tag unterwegs. Die Felskante oben, oder der Bergrücken oder wie man das da oben immer nennen mag, kam immer näher und das hieß, aufpassen, wir bewegen uns im Bärenrevier! Ich habe unseren beiden Reitpferden eingeschärft mit aufzupassen, denn wir bewegen uns in Feindesland und unser jetzige Feind, der uns bald gegenüber stehen wird oder kann, ist kein geringerer, als ein ausgewachsener, schon etwas älterer, und sehr erfahrener, über zwei Meter aufrechtgehender Braunbär, der keinen von uns zu seinem Mittagessen verachten würde. Didilind ritt rechts neben mir. Im Schlepptau hatte sie zwei Banditenpferde wie auch ich. Ich schärfte ihr immer wieder ein: „Nach vorne guckt Odin und Thor, du musst den Wald zu deiner Rechten im Auge und in den Ohren behalten. Ich tu das gleiche zu meiner Linken.“ Der Sonne nach musste es schon Mittag sein. Für unser Mittagessen hatten wir noch einige der gepunkteten Fische von gestern, die überm Feuer hergerichtet wurden. Die Pferde banden wir an den Köpfen zusammen, dass sie nicht zerstreut in der Gegend herumliefen und so eine leichte Beute für den einen oder anderen hungrigen Bär werden konnten. Didilind hat die Fische von gestern ausgepackt und da, kaum hatten wir die ersten Bisse im Bauch, da brummte es schon und die Pferde rückten näher zu uns heran. Ich nahm sofort den Ger, steckte ihn in die Halterung an meinem Gewand, das über meiner Lederhose herabhing und an der rechten Seite meines Gewandes angebracht war, zog einen frischgeschliffenen Pfeil aus meinem Köcher, spannte ihn in meinem Bogen und wartete der Dinge, die jetzt auf mich zukamen. Und da brummte er wieder. Diesmal schon bedeutend näher. Ich stellte mich neben unsere Pferde, um sie zu beruhigen, die auch in die Richtung schauten aus der das Gebrumme kam. Didilind beobachtete das Gebiet hinter meinem Rücken. Man kann ja nicht wissen, wie viele der Brummbären es hier oben gibt. Auf alle Fälle, sicher ist sicher. Und da kam er, nicht mehr auf allen Vieren, sondern schon aufrecht, etwas tapsig, dafür riesengroß und sehr furchterregend, furchterregender als der letzte, dessen Fell, Zähne und Krallen ich immer noch in meinem Reisegepäck mitführe, die ich gerne mal gegen Sachen, die wir für den Alltag so dringend bedürfen eintauschen möchten. Aber darüber nachzudenken, war jetzt keine Zeit mehr, denn er stand schon etwa so vier oder knapp dreieinhalb Meter vor mir. „Vielleicht hält er mich für den gefährlicheren Gegner, den er zuerst ausschalten muss, bevor er sich an den anderen meiner Begleiter vergreift.“ Und da, ich, ich spürte fast seinen Atem in meinem Gesicht und ließ den gespannten Pfeil in seine Herzgegend fliegen. Doch, als ich den gespannten Pfeil losließ, musste er mit seiner linken Hinterpfote in eine kleine Vertiefung getapst sein, denn der Pfeil traf nicht tödlich sein Herz, sondern die darüber liegende Brustrippe. Der Pfeil war, wie schon gesagt, nicht tödlich, sondern verletzte ihn nur und wozu verletzte Tiere von dieser Größe fähig sind, wenn es um Leben oder Tod geht, muss mir keiner erzählen! Zum Nachspannen eines Pfeils war keine Zeit mehr. Im aller, aller letzten Moment konnte ich meinen Ger aus der Halterung reißen, musste zu meiner rechten Seite springen, denn er schlug mit seiner linken Tatze nach mir, und ich rief sehr laut und schnell: „Du großer unbekannter Gott, hilf, wenn es dich wirklich gibt!“ Es war ein Aufschrei, der wirklich aus dem Herzen kam. Ich konnte kurz die Wunde über seinem Herzen sehen, die etwa eine Handbreit über dem tatsächlichen Ziel lag, die mein Pfeil verursachte, denn der Bär hat seine linke Vorderpranke erneut zum Schlag nach mir ausgeholt, womit er mir wieder zeigte, wo sein Herz schlägt. In diesem Moment warf ich mit meiner ganzen Kraft, die ich glaubte aufbringen zu können und zu müssen, meinen Ger nach ihm in seine Herzgegend. Mein Gedanke war dabei: „Wenn du ihn jetzt nicht tödlich triffst, dann ist es aus mit unserm jungen Leben, denn um dein Schwert noch ziehen zu können, hast du keine Zeit mehr!“ Ich hörte es richtig in mir plumpsen, so als wäre ein riesengroßer Stein von meinem Herzen gefallen, denn der Stich mit meinem Ger war tödlich. Er drehte sich so um die 90° nach links und fiel in voller Länge vor meine Füße, als wollte er noch sagen: „Du warst doch größer als ich!“ Wen er, der Bär, mit größer als ich gemeint hat, weiß ich nicht; kann es aber mir denken! Ich war es sicher nicht, der mich im letzten Moment über so viel Kraft hat verfügen lassen, sondern er, der große, mir noch teilweise unbekannte Gott! Nicht ich, das kleine Menschenkind, habe dich besiegt, sondern er war es, der ...!“ Weiter kam ich nicht mit meinem Denken, denn meine innere Stimme in mir sagte recht verständlich zu mir: „Du hast wohl den Pfeil nach dem Bären abgeschossen! Du hast wohl deinen Ger mit einer noch nie da gewesenen Kraft nach ihm geworfen! Aber ich, dein noch unbekannter, aber euch so nahe stehender große Gott habe dich im richtigen Moment das richtige tun lassen und dir die Kraft gegeben deinen Ger zielsicher werfen lassen. Ich, dein großer unbekannter Gott, ich habe durch dich, deinen vierbeinigen Gegner besiegt, der jetzt vor dir liegt. Ich will keine Opfer, wie ihr sie daheim euern Göttern zum Dank dargebracht habt haben, denn diese eure Götter, die es nur in eurer Phantasie gibt, haben sie euch schon mal im letzten Moment die Kraft gegeben, über euch hinauszuwachsen, so wie ich es eben bei dir habe geschehen lassen. Wenn du mir zum Dank etwas opfern willst, dann opfere mir etwas von deiner Zeit. Sprich mit mir, wenn du Dein Tageswerk vollendet hast. Erzähl mir was du oder ihr heute, du und Didilind so alles gemacht habt, und am Morgen, was ihr heute so vor habt. Ich werde euch immer zuhören! Und ich werde immer da sein, wenn ihr mich braucht und ihr mich nicht enttäuscht.“ Didilind, die dicht neben mir stand, ist es aufgefallen, dass ich mich in den letzten Sekunden ganz verändert haben muss, gerade so, als ob ich mit meinen Gedanken weit, weit weg, in einer ganz anderen Welt wäre. Sie schubste mich leicht in die Seite und rief: „Aufwachen, vor dir liegt ein großer Bär, der noch was von dir möchte!“ Und da durchfuhr es mich förmlich, als mir der Hilfeschrei von vorhin wieder in den Kopf kam: „Was hast du da, du großer zukünftiger und angehender Wodanpriester voller Verzweiflung geschrieen, als dir der Bär mehr als gefährlich nahe gegenüber stand. Nach wem hast du da gerufen, doch nicht nach Wodan! War es nicht ein Hilfeschrei, an einen dir noch sehr unbekannten Gott, der aus deiner tiefsten Seele kam, von dem du nicht mehr weißt als das, was dir Didilind bisher erzählt hat und was du eben glaubtest geträumt zu haben? Ich erzählte ihr alle meine Gedanken von vorhin, als ich glaubte die Stimme von gestern wieder gehört zu haben, nur dass sie heute einerseits viel bestimmender, aber andrerseits auch sehr viel väterlicher, sanfter und vertraulicher klang, als gestern. Auch erzählte ich ihr, dass dieser unbekannte große Gott keine Opfer wie unsere Götter daheim wolle, sondern, dass wir ihm ein bisschen von unserer Zeit opfern, indem wir ihm das erzählen, was wir heute so gemacht haben. Während wir uns über das vorhin Geschehene unterhielten, haben wir den Bär fast das Fell abgezogen. Für die Jahreszeit sah er schon recht wohl genährt aus. Unsere Pferde mussten auch gemerkt haben, als der Bär so leblos neben uns lag, dass die Gefahr erst einmal vorbei war und sie wieder futtern konnten. Als er jetzt so ganz entkleidet vor uns lag, habe ich ihm erst mal seine Zähne aus den Kiefern und die Krallen aus seinen Tatzen herausgeschnitten. Bärenzähne und Bärenkrallen waren bis zu unserer Flucht aus Odens etwas sehr Wertvolles. Für so ein unbeschädigtes Bärenfell, wenn es außer der Einstichstelle unbeschädigt war, konnte man schon einen guten Ger, einen Köcher mit acht Pfeilen und den Bogen dazu eintauschen. Und das heutige Fell ist bestimmt ein ganzes Stück größer als das Fell des ersten Bären. Zunächst spannten wir das Fell zum Abtrocknen wieder zwischen den Bäumen fest. Nur, was machen wir jetzt mit dem dar liegenden Bären? So wie er da liegt, können wir ihn keineswegs transportieren, da ist er einfach zu schwer. Auch wenn wir ihn zerlegen, hält sich das Fleisch höchstens drei Tage; da ist es bei der Tageswärme hinüber. Und einen kühlen tiefen Keller wie daheim haben wir hier nicht. Also müssten heute noch die größeren und verwertbaren Stücke geräuchert werden. Didilind war mit meinem Räuchervorschlag einverstanden. Während ich das nötige Material zum Feuer machen suchte, zerlegte sie mit meinem Dolch kunstgerecht den Bären in entsprechende Stücke, die an der Eisenstange mit der Kurbel befestigt wurden. Dann machte ich das Feuer, stieß die mitgeführten dicken Astgabeln links und rechts vom Feuer in die Erde, legten die mit den dicken Fleischstücken gespickte Eisenstange in die Astgabeln und drehten die Eisenstange immer langsam, eine Runde nach der andern. Wir hatten gar nicht gemerkt, dass es mittlerweile Abend geworden war und der Mond stand schon weit am Himmel als Didilind meinte: „Wir können das Feuer langsam ausgehen lassen, das Fleisch müsste durch sein!“ Aber ich hatte ganz bestimmt keine Lust mehr noch heute das heiße Fleisch zu verpacken und meinte: „Unter dem Fleisch lassen wir das Feuer ausgehen, machen aber daneben ein neues Feuer, denn vor Feuer haben die wilden Tiere angst und kommen ganz bestimmt nicht, um sich etwas vom gegrillten Fleisch zu holen und auch uns Schläfer dann nichts tun. Ich zündete am Grillfeuer paar dicke Äste an und machte so einige Meter weiter vom ausgehenden Grillfeuer ein neues Feuer, das ich tüchtig mit Holz versah, dass es heute Nacht noch recht lange brennen möge. Didilind aß noch ein bisschen von dem frischen Bärenfleisch und ich den verbliebenen Rest der für das Mittagessen geplanten bepunk-teten und gegrillten Fische. Dann gingen wir reihum zu unseren Pferden, tätschelten und kraulten sie ein bisschen an ihrem Hals und in ihren Mähnen, setzten uns wie gestern an Thors Rücken, denn da war es schon mal warm von hinten und deckten unsere Vorderpartie mit der Plane zu. Zuerst war es Didilind, die zum Himmel schaute und zu mir sagte: „Möchtest du jetzt, bevor wir uns hilflos der finsteren Nacht überlassen, dem unbekannten und großen Gott, der dir doch heute so nahe stand noch etwas sagen, was dich gerade jetzt bewegt?“ Ich überlegte kurz und sagte: „Du großer unbekannter Gott, wir haben dich zwar gestern Abend kurz reden gehört. Wenn du es warst, der zu uns gesprochen hat, dann bitte ich dich, lass uns auch heute Nacht hier sicher ruhen und lass Didilind, unsere Pferde und auch mich morgen früh wieder heil aufwachen. Und ich möchte nicht vergessen dir Danke zu sagen, dass wir den heutigen Nachmittag so heil überleben durften, und der uns zugleich eine so riesengroße Fleischportion bescherte, was sicher nur mit deiner Hilfe geschehen konnte. Und für den großen Fleischvorrat über dem ausgehenden Feuer nochmals ein extra Danke!“ Wir mussten doch recht laut gesprochen haben und das Knistern des Feuers tat vermutlich sein übriges, denn weder die Pferde noch wir haben etwas bemerkt dass ein Reiter uns plötzlich von der Seite ansprach und fragte: „Von was redet ihr da?“ Jetzt erst merkten wir, dass der Reiter auf keinem Pferd, sondern auf einem Esel angeritten kam, was uns zunächst recht stutzig machte, auf einem Esel hier in unseren Breiten, nein, so etwas gibt es doch gar nicht bei uns? Sollte ich schon wieder Gespenster sehen? Und dann, wie saß er denn auf dem Esel, nicht so breitbeinig wie wir auf dem Pferderücken, sondern seine beiden Beine baumelten auf der linken Seite herab. Und bekleidet war er auch so gar nicht wie wir hier, die Goten, Römer oder gar die Slawen. Man konnte fast meinen, der fremde Eselreiter hatte keine für uns sichtbare lange Lederhosen an, sondern nur ein langes, helles warmes Gewand, dass vom Hals abwärts bis zum Boden auf seinen Schultern hing, überm Kopf trug er ein Tuch, ähnlich wie unsere Frauen daheim bei der Feldarbeit und wenn er im Gesicht keinen Bart gehabt hätte, könnte man in der vom Feuer schwach erleuchteten Nacht meinen, es wäre eine Frau und kein Mann, die/der da auf dem Esel saß. Auf alle Fälle sah der Mann in seinem langen Gewand sehr vertrauensvoll aus, vor dem man sich nicht gleich fürchten, oder Vorsicht walten lassen muss, mit dem man über alles reden kann, was einem bedrückt. Anstandshalber standen wir beide wieder auf und der fremde Eselsreiter stieg von seinem Gefährt, denn stehend konnte man schon besser miteinander sprechen. Und dann erzählte ihm Didilind, worüber wir uns gerade unterhalten haben was heute Abend passiert ist und wie Eberhard, ein angehender Wodandiener im letzten Moment den großen, so weit von uns wohnenden und unbekannten Gott um Hilfe bat, und der ihm bestimmt geholfen hat, im letzten Augenblick den Bären, der hier zerstückelt und gegrillt an der Drehstange steckt, zu töten. Während Didilind ihm das erzählte, schaute er uns mit einer fast väterlich gütigen Miene an und nickte paar Mal mit dem Kopf als das Wort: „Wodandiener“ fiel. Als Didilind geendet hat, fragte der fremde Mann im hellen Gewand zu mir gewandt: „Wodandiener, was ist das?“ Ich versuchte ihm, so gut ich konnte zu erklären, wer und was Wodan für uns Germanen und Goten ist, und der sicher auch da drüben in der alten, knorrigen Eiche wohnt und uns zuhört und sicher sehr böse sein wird, wenn wir uns über ihn lustig machen und ihn nicht mehr dankend beachten. Auch versuchte ich ihm zu erklären, denn offensichtlich kannte er sich hier in unser germanischen Gegend nicht aus, was so ein Wodandiener auch noch für Aufgaben hat, dass er, der Wodandiener, die Verbindung zwischen ihm und den Menschen immer wieder herstellen muss, besonders, wenn die Menschen ihn wieder einmal geärgert haben und er uns dann schwere Unwetter mit Blitz, Donner und Hagel geschickt hat. Und der fremde Mann fragte weiter: „Wie erkennst du dann, wenn Wodan auf euch böse ist?“ Ich sagte ihm, wie ich eben schon erwähnt habe, dass er dann uns ganz böse Gewitter schickt, die großen Schaden anrichten, die seine Blitze und Donner verursachen, um uns Menschen wieder zur Vernunft bringen. Der Fremde schaute mich fast traurig an, als er fragte, ob ich eine Axt oder eine Säge habe? Ich verneinte seine Frage und fragte ihn, wozu ich denn eine Axt oder Säge jetzt haben solle? Und er erwiderte: „Um dort die große Eiche zu fällen, in der angeblich euer Wodan, oder wenigstens ein kleines Stückchen von ihm eurer Meinung nach wohnt, denn so viele Wodans kann es doch gar nicht geben, dass in jeder alten knorrigen Eiche ein Wodan wohnt. „Weißt du auch, du junger Wodandiener, welcher von den vielen Wodans euch dann diese bösen Unwetter geschickt hat, ob es der in der alten knorrigen Eiche dir gegenüber war? Oder der da in der andern alten knorrigen Eiche, dort hinten auf dem Hügel! Oder, oder, oder?, oder der Ururururgroßvater vom jetzigen Wodan oder schon sein Enkel oder Urenkel?“ Mir ist aufgefallen, dass bei seiner letzten Frage ein leichtes Lächeln über sein Gesicht gehuscht ist. Ich wusste im Moment keine Antwort auf seine vielen Fragen, ob es so viele Wodans gibt, oder ob es nur einen großen Wodan gibt, der kurzfristig in einer Eiche sein Quartier nimmt und laufend die Eichen wechselt, wenn es ihm da oder da nicht mehr gefällt? Oder, oder, oder! Er musste es auch bemerkt haben, wie ich bei diesem seinem Ansinnen sichtlich erblasst sein musste bei dem Gedanken, die Wodaneiche da drüben umzuhauen, denn ich sagte ihm fast bestürmend, ob er lebensmüde sei, Wodans Heiligtum zu zerstören? „So was hat noch kein Mensch bei uns gewagt eine Eiche umzuhauen und mag sie noch so gut gewachsen sein, um sie als Bauholz zu verwenden und wenn, dann hat es noch keiner der Übeltäter, so erzählten unsere alten Vorfahren immer, diesen Frevel ungestraft überstanden! Und du Fremder, du, der mir so sympathisch bist, du tu es bitte auch nicht, denn es würde mir sehr leid tun, wenn er dich dafür mit dem Tode durch einen Blitz strafen würde! Denn, so glaube ich, du könntest mir noch sehr viel über den großen unbekannten Gott erzählen, der so weit von uns weg lebt und wenn er zu mir spricht, er sich doch so nah anhört. Wenn du so redest, da könnte man meinen, dass du ihn persönlich kennen würdest. Darum bitte ich dich noch einmal, tue auch du Wodans Heiligtum nichts, denn ich will dich nicht so schnell verlieren, nicht, bevor ich alles über diesen großen Gott von dir erfahren habe, was du von ihm weißt!“ Da schaute mich der Fremde sehr ernst an und sagte nur: „Schau!“, und deutete mit seinem Zeigefinger in die Richtung des Eichenbaumes und wiederholte nur das eine Wort. „Schau!“ Mit großem Schrecken sah ich wie aus seinem Zeigefinger ein greller, kräftiger Blitz in Richtung der alten Eiche raste, dem ein alles erschütternder, lauter Donner folgte. Ich merkte richtig, wie die Erde unter meinen Füßen bebte. Danach war von dem Fremden, seinem Reitesel und der Eiche nichts mehr zu sehen. Da wo die urige stolze Eiche stand, war von jetzt auf gleich nur noch ein Häufchen qualmende Asche übrig. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich wieder zu mir kam, und Dank Didilinds Hilfe alles begriffen habe, was hier eben passiert ist. Mein erster Gedanke war, dass es Wodan persönlich war, der noch eben zu uns gesprochen hat und uns beweisen wollte, dass er nicht auf die einzelne alte Eiche angewiesen ist, dass er der größte aller Götter ist, dem keiner an Größe, Stärke, Weisheit und Macht gleichkommt, den keiner ungestraft verhöhnen darf. Auch der Fremde mit seiner so sanften Stimme nicht und seinem noch so gütigen Blick. Denn wie konnte er so ganz von alleine mit seinem Reitesel von jetzt auf gleich da und wieder weg sein? War es Wodan, der ihn für seinen Frevel strafte und verschwinden ließ? Meine letzten Gedanken mussten wieder sehr laut gedacht worden sein, denn Didilind sagte zu mir: „Hast du nicht gesehen, als der fremde Mann mit dem gütigen Gesicht mit dem Zeigefinger auf die Eiche zeigte? Hast du das Bild noch vor deinen Augen, wenn ja, dann hast du auch gesehen, dass der Blitz nicht aus der Eiche zu ihm kam, sondern umgekehrt war es. Der Blitz trat aus seinem Zeigefinger heraus und traf vernichtend deine heilige Eiche und vernichtete sie samt all deinen Göttern!“ Während Didilind mir das alles erzählte merkte ich doch, dass ich nach all dem Erlebten heute doch schon recht müde war und das sagte ich ihr auch: „Denn morgen ist sicher auch noch ein Tag an dem wir über unser heutiges Erlebte weiter sprechen werden können. Auch sie war mit meinem Vorschlag ein verstanden. Sie setzte sich schon mal an Thors warmen Rücken, während ich noch paar Holzscheite ins Nachtfeuer legte und mich dann auch neben sie an Thors warmen Rücken setzte und mit der Plandecke unsere Vorderpartien zudeckten. Wir haben dann noch in einpaar Sätzen dem großen unbekannten Gott gedankt und ihm noch einmal alles vom heutigen Tag erzählt, auch das Erlebnis mit dem Mann, der auf einem Esel kam, mit einem Blitz, der aus seiner Fingerspitze kam die alte, knorrige Eiche vernichtet hat und dann wie gekommen so auch bald plötzlich verschwunden war. Darüber mussten bald eingeschlafen sein. In der Nacht heute, die sehr kurz war, ist weiter nichts mehr passiert. Die Sonne stand heute Morgen eigentlich schon sehr hoch als wir aufwachten. Bis auf Thor, der uns sicherlich nicht wecken wollte, grasten schon alle fünf Pferde. Als wir aufgestanden waren, stand auch Thor auf, bekam zum Dank seine üblichen Tätschel- und Krauleinheiten und dann gesellte er sich zu den andern Pferden, um auch seine Portion Gras zu bekommen. Didilind und ich machten unsere Morgentoiletten und kamen halbwegs erholt zum Bären, der jetzt gegrillt, völlig ungefährlich und hilflos auf der Grillstange steckte, um erstmals zum Frühstück jeder seine Portion zu vertilgen. Dann haben wir das Fleisch wie üblich von den restlichen Knochen befreit, in Portionen zerlegt und für unsere weitere Reise verpackt, so gut es eben ging. Verpackten alles auf unsere satten Pferde, banden wieder je zwei der beladenen Banditenpferde an unsere Reitpferde, stiegen auf und Didilind sprach ein paar Worte zu dem großen und noch immer unbekannten Gott droben über den Wolken, die heute den Himmel leicht bedeckten. Wahrscheinlich dankte sie ihm, dass er uns heute Nacht so gut beschützt hat und bittet ihn, dass er heute immer uns mit seinem Wohlwollen begleiten möchte! Dann schaute sie kurz auf mich und fragte: „Eberhard, können wir?“ Ich nickte und weiter ging unsere Reise, immer weiter bergauf, immer näher zum Gipfel. Ich glaube, dass wir beide in Gedanken mit dem gestern Erlebten beschäftigt waren. Doch was sagte sie vorhin, bevor wir weiter reiten wollten? „Sagte sie vorhin nicht Eberhard, sprach sie mich nicht das erste Mal mit meinen Vornamen an, während ich sie doch immer wieder bei ihrem Vornamen nannte, wenn ich sie etwas fragen oder ihr sagen wollte?“ Doch dann war ich wieder bei den gestern erlebten Gegebenheiten, bei dem Bär, den ich im allerletzten Moment besiegen konnte, bei den Stimmen, bei dem Eselreiter mit dem gütigen Blick, der aus dem Nichts kam, aus seinem Finger den Blitz gegen Wodans Heiligtum schickte, der sein Heiligtum im Nu vernichtet hat, so, als hätte nur ein einziger Fingerhinweis genügt, um ihn, bis dahin unsern Wodan aus der Welt zu schaffen! Aber auch immer wieder musste ich an Didilind denken, dass ausgerechnet ich sie im Wald schwer angeschlagen habe finden dürfen! Und da kam auch schon die eine Frage, die mich in der letzten Zeit immer wieder bedrängte, die ich unbedingt an den großen Gott, von dem ich es zu wagen glaubte, dass er mir gar nicht mehr so unbekannt vorkam, richten wollte, ob es auch sein Wille war, dass ich sie, Didilind, hab finden dürfen. Sicherlich war diese Frage, die ich an ihn richtete, keine Frage im Flüsterton, denn als ich die Frage stellte hat Didilind zweimal kurz mich angeschaut, die da hieß: „Und war es auch dein Wille, du großer bekannter, oder doch noch so unbekannter Gott, dass wir beide, Didilind und ich, nachdem wir uns gefunden haben, auch wenn wir noch sehr jung sind, einmal eine neue Familie gründen sollen und in unsern Kindern all das Althergebrachte“; bevor ich weiter dachte, ob auch keiner von Wodans sichtbaren Gefährten uns drohend verfolgte, wegen der Frage an den großen Gott? Nachdem ich mir sicher war, dass Wodan uns keine ungebetene Gäste, in welcher Gestalt auch immer, uns irgendwie immer nachschickte, um uns zu warnen, nicht zu weit mit unsern abwegigen Gedanken zu gehen, versuchte ich meinen vorhin gedachten Gedankengang fortzusetzen: „..... all das Althergebrachte unserer Vorväter, außer den vielen Göttern und Götzen an unsere Kinder weiterzugeben, besonders Achtung vor dem Mitmenschen, ihnen immer zu helfen, und gegen jedermann und jedefrau ehrlich und treu und besonders hilfreich zu sein. Niemanden zu belästigen, ihnen weh zu tun und gegen niemanden Gewalt anzuwenden, höchstens um einem Bedrängten hilfreich beizustehen und aus seiner Zwangslage zu befreien!“ Der gestrige Abend war in jeder Hinsicht sehr aufregend und anderseits, doch sehr beruhigend interessant. Besonders die Begegnung mit dem Mann, der auf dem Esel angeritten kam. Der Mann verfolgt mich auf Schritt und Tritt. Was er für eine Ruhe ausstrahlte! Wie gerne würde ich diesen Mann wieder begegnen! Woher er nur so plötzlich kam und wieder verschwand. Wie er uns gestern Abend nur gefunden hat? Wir waren heute so mit unsern Gedanken beschäftigt, dass wir ganz und gar an die Mittagspause vergessen haben. Auch die Pferde haben uns nicht daran erinnert, dass es auch eine Mittagspause geben sollte, in der etwas Grünes und Wasser nachgetankt werden muss. Die Sonne stand schon kurz vor ihrem Haiabettchen und wollte bald darin verschwinden. Das hieß, absteigen, die Pferde wieder ihr Futter suchen lassen, etwas zu Abend essen, die Abendtoilette machen, die Pferde zur Tränke führen. Odin und die vier Verbrecherpferde haben wir ganz in unser Nähe an einen Baum an nicht allzu langer Leine angebunden, Thor nahmen wir wieder mit uns, ein paar Meter weiter, lehnten uns wieder an seinen Rücken, mahnte noch alle Pferde vielleicht doch, auch während ihres Schlafens, ein bisschen wachsam zu sein, denn ich habe heute Nachmittag wiederholt Wölfe heulen hören. Und was da passieren kann, wenn uns so ein hungriges Rudel im Schlafe überraschen würde, daran wagte ich nicht zu denken. Bevor wir mit der Plandecke unsere Vorderpartie zudeckten, denn wir saßen wieder mit unserm Rücken an Thors warmen Rücken, nahm ich einige Pfeile aus meinem Köcher und den Bogen, legte beides griffbereit auf meine zugedeckten Knie. Da sagte Didilind ganz leise: „Was wollen wir heute, bevor wir einschlafen, unserm großen, nicht mehr ganz so unbekannten Gott, der aber immer noch so weit weg von uns ist sagen? Vielleicht sollten wir ihm sagen, dass wir heute keine Bekanntschaft, weder mit einem vierbeinigen oder zweibeinigen Wesen gemacht haben, das wir wieder ein ganzes Stück näher an den Gipfel herangekommen sind, aber auch, dass wir uns heute kaum noch mit Wodan und seinen Konsorten beschäftigt haben, dass wir heute sehr viel an dich gedacht haben und uns immer wieder mit dem fremden Manne von gestern Abend, bei dem wir immer wieder mit unsern Gedanken waren und der uns sehr viel von dir erzählt hat und es sogar gewagt hat Wodans Heiligtum mit einem Blitz aus seinem linken Zeigefinger und dem anschließenden Donner in ein Häufchen Asche zu verwandelte. Nur du großer Gott, nur du weißt es woher er kam und wohin er nach dem Trick mit dem Blitz aus seinem Zeigefinger und dem anschließendem lautem Donner spurlos verschwunden ist, so wie er plötzlich da war. Und dabei hätte ich noch so viele Fragen an ihn gehabt, wie zum Beispiel er den Trick mit dem Blitz und dem Donner gemacht hat. Ich hätte gerne diesen Trick von ihm gelernt oder gegen ein Bärenfell eingetauscht, wenn´s sein muss, hätte ich ihm auch noch für diesen Trick die Bärenzähne und die Bärenkrallen gegeben! „Vielleicht du großer Gott, vielleicht treffe ich diesen gütigen Mann mit deiner Hilfe noch einmal! Oder du organisierst ohne mein Zutun so ein Treffen noch einmal und, wenn wir uns, was den Tausch des Tricks mit dem Blitz und Donner gegen das Bärenfell mit allem was das Drum und Dran anbelangt einigen können, so erzähle ich es dir bei einem nächsten Mal wieder weiter. Für heute wünschen wir dir eine friedliche gute Nacht, was wir uns hier auf Erden auch gegenseitig wünschen.“ In dieser Nacht passierte nichts, was von Interesse wäre, dass man es hier aufschreiben sollte. Die Morgensonne blickte schon über den oberen Waldrand, als Thor so leise vor sich hinplusterte, als wollte er sagen: „He ihr zwei da an meinem Rücken, heute Nacht hat uns keiner gestört wie in den letzten! Eigentlich müsstet ihr schon ausgeschlafen sein! Und nicht vergessen, heute wollen wir über den Gipfel auf die andere Seite und dann hinab ins Tal.“ Nachdem wir aufgestanden waren, stand auch Thor auf, schüttelte sich paar Mal ganz kräftig und guckte uns fragend an als wollte er sagen: „Wo bleiben meine Koseeinheiten; fallen sie heute aus?“ Didilind und ich schauten uns an und mussten plötzlich beide herzhaft lachen, als Thor uns so fragend anschaute. Didilind übernahm die rechte Seite seines Halses und Kopfes und ich die linke. Heute bekam er aus welchen Gründen auch immer die doppelte Portion an Liebkosungen, Tätscheln und Kraulen von zwei Seiten und zwei verschiedenen Händen. Dann entfernte sich auch Thor zu den andern fünf Pferden und suchte sich die besten und saftigsten Grashappen heraus. Während wir an der nahen Wasserstelle unsere Morgentoilette machten, fiel mir auf, dass eine Stute der Banditenpferde es meinem Thor doch recht angetan hatte. Es sah so aus, als ob die beiden beim Futtern immer näher zusammenrückten und mir wurde klar, dass es die Stute war, die Thor bewog, uns, so sachte wie möglich zu wecken. Didilind habe ich nichts von meinen Beobachtungen und Pferdevermutungen gesagt, denn ich wusste immer noch so richtig, was ich mal mit den vier Verbrecherstuten machen werde. So machten wir uns ans Frühstücken und die Pferde suchten weiter nach ihrem Futter, wobei Thor mit seiner Freundin mehr und mehr heimlich hinter einem Dickicht verschwanden und meine Gedanken waren: „Hoffentlich tauchen da jetzt keine Wölfe auf, denn Liebe macht blind. Und da war es für alle zu hören, zwischen Thor und der Stute hat es gefunkt, denn ihr lautes, fast einstimmiges Wiehern war nicht zu überhören. Ob Didilind etwas von dem eben Geschehenen mit bekommen hat? Sie fragte nur, warum die beiden eben so laut gewiehert haben, es wird doch nichts passiert sein? Und da kamen beide schon wieder aus ihrem Versteck heraus und taten so als ob nichts geschehen ist. Didilind schaute mich wieder so fragend an und ich nickte und sagte ihr: „ Die beiden haben eben geheiratet und in knapp 12 Monaten gibt es, wenn alles klappt Nachwuchs, vielleicht einen kleinen Thor oder eine kleine Didi!“ Didilind wurde, als ich ihr eben das gesagt habe leicht rot und konnte wahrscheinlich meinen schelmisch fragenden Blick nicht ertragen und guckte mit leicht rotem und gesenkten Kopf in die andere Ecke. Ich konnte meine Bemerkung, dass wir beide noch ein bisschen Zeit dafür haben, nicht für mich behalten und sagte sie ihr geradewegs ins Gesicht. Ich glaube dass sie im Moment nicht die richtige Antwort auf meinen Satz hatte und es wahrscheinlich nicht mit mir verderben wollte, stand sie auf und ging zu Odin und zog es vor, ihm die nötigen Streicheleinheiten, die er heute noch nicht von ihr bekommen hat, sie ihm jetzt zu geben. Ich glaube, dass Thor und auch die Verbrecherstute ihr Liebesabenteuer noch nicht ganz verdaut haben und sicher noch eine Stunde brauchen werden, bis sie ihr Abenteuer von vorhin verdaut haben und beide wieder voll einsatzfähig sind. Ich nutzte die Zeit, einen vollen Esstopf von mir Früchte zu sammeln, nach dem Motto: „Die guten ins Töpfchen, die schlechten in mein Kröpfchen,“ die ich in unserer Nachbarschaft so reichlich entdeckt habe. Es mochte so wohl eine Knappe Stunde mit dem Sammeln der Waldfrüchte vergangen sein und mein Esstopf und auch ich waren ziemlich voll. Auch merkte ich, als ich zurückkam, dass beim Futtern der Abstand zwischen Thor und den Stuten wieder immer größer wurde, was so viel heißt, sie sind wieder bei ihrem Normaltief angelangt und wir können die vier Stuten beladen, Thor und Odin aufzäumen und unsere Reise nach Westen in ein unbekanntes Land fortsetzen. Auch zeigte ich Didilind ihr heutiges Mittagessen, das ich vorhin im Wald gesammelt habe. Ohne viel zu sprechen, denn jeder war so mit seinen Gedanken beschäftigt, merkten wir es gar nicht, dass wir schon einige Zeit die Waldzone hinter uns gelassen haben und durch die baumlose Zone hin zum Gipfel uns bewegten. Weit vorne, etwa halb links von uns unterhalb des Gipfels bewegten sich so einige Tiere, die hin und wieder so eigenartige Bocksprünge voll führten. Ich wusste nur, dass es keine Wölfe waren, denn Wölfe habe ich schon daheim aus nächster Nähe beobachten dürfen. Wer diese Tiere waren, die auf ihren Köpfen so etwa dreißig bis vierzig Zentimeter lange Hörner hatten, die nach oben spitz zuliefen und im untersten Drittel begannen sie sich leicht nach hinten, also leicht gebogen waren. Sicherlich haben sie uns auch bemerkt und wussten zunächst auch mit uns nichts anzufangen. Doch da begannen einige besonders große und kräftige Tiere mit ihren Hörnen gegen die Felsen zu schlagen, was ich mir zunächst nicht erklären konnte, was das zu bedeuten hatte. Ich hielt Thor an, um das Schauspiel der Tiere vor uns zu beobachten, das ich mir immer noch nicht erklären konnte. Auch Didilind blieb mit Odin stehen und beobachtete das Schauspiel, das die Tiere da vorn vollbrachten: „Sie sprangen so komisch in die Höhe und stießen beim Niedergang mit voller Wucht an die Felsen vor ihnen, dass es so laut krachte, dass wir es hier unterhalb des Gipfels deutlich hören konnten.“ Ich schaute zu Didilind hinüber und fragte sie, ob sie auf diese Art da oben jeden Reiter so begrüßen, der sich hierher in ihr Revier verirrt hat? Nach einer kleinen Weile sagte Didilind: „Vielleicht ist es nur ihr Imponiergehabe, mit dem sie jeden Fremden, der sich hier verirrt warnen, das hier ist unser Gebiet, verschwinde wieder, aber ganz schnell!“ Didilinds Verdacht leuchtete auch mir ein, aber trotz allen Nachdenkens, ich konnte mit diesen Tieren nichts anfangen, ich habe sie noch nie gesehen. Später, auf der andern Seite des Gebirgskamms, wieder unten im Tal habe ich sie einfach die Felsklopper von oben genannt. Wir wollten die, für uns völlig unbekannten Tiere in ihrem Eldorado nicht weiter stören und machten einen großen Bogen nach links um sie herum, denn da sah es so aus, als ob der Felsgipfel nicht so steil und spitz ist. Der Gipfel da hinten sah so aus, als ob die Felsspitze recht abgerundet und der Übergang auf die andere Seite, die Nordseite leichter war. Der Sonne nach musste es schon Nachmittag sein, als wir den Scheitelpunkt der Karpaten überschritten hatten. Wie wir von oben herab sehen konnten, ging es auf der Nordseite nicht so steil herab wie es auf der Südseite bergauf ging. Aber auch so wie es jetzt aussah, waren wir noch in der gras- und baumlosen Zone, kein Futter für die Pferde und kein Holz, um ein kleines Feuerchen zu machen. Uns blieb nichts anderes übrig als mit den Pferden so tief hinabreiten, bis wir in die beginnende Graszone kommen und die Pferde erstmals wieder futtern können. Wir für uns, wir haben ja noch einige Portionen gegrillten Bärenbraten und das Töpfchen voller frischer Waldfrüchte für heute Mittag. Ich versuchte, während wir so langsam bergab dahin ritten das Töpfchen mit den Waldfrüchten von meinem Zaumzeug zu lösen und reichte ihn Didilind hinüber, die neben mir ritt und bat sie: „Das verspätete Mittagessen vorerst mit den Waldfrüchten nachzuholen, ohne große Pause zu machen, denn für die Pferde gibt es hier zwischen den Steinen noch kein Gras zum Futtern, um eine Pause einzulegen. Didilind nahm den Topf mit den Früchten und begann das Mittagessen nach zu holen und ließ Odins Zügel baumeln, der völlig frei neben Thor und mir herritt. Sehnsüchtig schaute ich nach vorn, um da vorne irgendwo eine Alm zu entdecken, wo es nicht nur Gras für unsere Pferde gab, sondern möglichst auch Wasser für uns alle. Während wir so langsam bergab ritten, habe ich nicht nur den Hang vor uns beobachtet, sondern auch immer wieder mit einem verstohlenen Blick Didilind neben mir beobachtet. Ich hatte immer mehr den Eindruck, dass ihr die Waldfrüchte schon mal besser geschmeckt haben und ich es langsam mit der Angst zu tun bekam und einen lauten Seufzer zum Himmel schickte, der übersetzt heißen könnte: „Du großer Gott, sag mir was ich verkehrt gemacht habe, das Didilind heute Vormittag und auch jetzt noch so ganz anders ist als sonst, so abwesend mit ihren Gedanken!“ Aber das plötzliche laute Plustern der beiden Reitpferde haben vermutlich uns beide aus unseren Tagträumen geweckt, was sicher so viel heißen sollte: „Da vorne gibt es was für uns zu futtern. Und wo es Gras gibt, da gibt es auch Wasser zu trinken!“ Vielleicht sind wir noch gut zehn Minuten so leicht dahingetrabt und da sahen wir die ersten Bergalmen vor uns im saftigen Grün liegen. Wir stiegen ab, befreiten die Pferde von ihrem Zaumzeug und ließen sie selbst ihr grünes Futter suchen. Ich wusste noch von daheim, dass es in der Nähe solcher Bergalmen auch Hütten gab, von denen aus die Senner ihre Almen bewirtschafteten, das heißt, dass sie aus der Milch ihrer zwanzig bis dreißig Kühe einen besonders harten und lange haltbaren und gut schmeckenden Käse machten, den die Menschen gerne gegen andere Waren aus ihrer eigenen Produktion eintauschten. So konnte es passieren, dass die Senner im Laufe der Zeit hinter ihrer Hütte ein ganzes Warenlager hatten, in dem man nicht nur den eben erwähnten haltbaren Käse und die Vorbeikommenden eine kleine Mahlzeit, die aus einem Topf Milch und einigen Broten bestand, bekommen konnten, sondern auch von festen Lederschuhen bis alle möglichen Sachen zum Anziehen, Alltagsgeräten und bis hin zu den Waffen, die ein Mann damals zur Verteidigung seiner Familie brauchte. Apropos Waffen, da könnte auch ich etwas abgeben, denn neben meinen Waffen, die ich noch von meinem Vater bekam, habe ich auch noch die Waffen der vier Banditen, die meinen Thor verfolgten, um ihn wieder zu den andern Pferden zurückzubringen und noch so einiges, was wir damals den Angreifern der Wagenburg abgenommen haben, als ihr gut durchdachter Angriff auf die Wagenburg fehlschlug. Aber auch die fahrenden Kaufleute hatten schon ihre Senner, bei denen sie das eine oder das andere erwarben, um es dann anderswo wieder an den Mann zu bringen Nachdem Didilind und ich eine kleine Labung aus dem klaren Gebirgsbach verinnerlicht haben, fragte ich sie, ob sie krank sei oder etwas anderes ihr über die Leber gelaufen sei, denn von den Waldfrüchten, die ich heute Früh im Wald gesammelt habe und dir vorhin zum verspäteten Mittagessen gab, hast du ja kaum was gegessen: „Du brauchst keine Angst zu haben, die Beeren sind nicht giftig, so wenig wie die letzten, die vorletzten und die vorvorletzten waren, die dir doch so gut geschmeckt haben. Oder“, jetzt schaute ich ihr ganz fest in die Augen und sagte weiter, „hab ich dich irgendwie verärgert, bin ich dir heute vielleicht zu nahe getreten und habe dir weh getan? Wenn ja, dann bitte, bitte, bitte verzeih mir, denn ich möchte dich nicht verlieren. Ich glaub immer noch, dass der große Gott da oben, von dem du mir als erste erzählt hast, dass es ihn gibt, dass er es so gefügt hat, dass wir uns ohne großes Zutun unsererseits gefunden hat.“ Sie hat nicht versucht meinem Blick auszuweichen und sagte danach, auch mir dabei in die Augen schauend: „ Dass es mir doch schon ein bisschen komisch zu mute war, als ich ihr so bisschen schelmenhaft vom Thor und der Stute erzählt habe, und sie dabei so zweideutig angeschaut habe, wobei ich mich noch nie als Stute gefühlt habe, sondern immer als Mensch und dann, kaum saßen wir auf den Pferden, da wurde es mir recht übel. „Und so wie ich mich kenne, dürfte morgen, am Nachmittag, wieder alles bei mir okay sein. U n d, wenn dich heute noch etwas bewegen sollte, oder etwas am Herzen haben solltest vergiss es nicht, morgen Abend ist auch noch ein Tag, dann reden wir wieder über alles, auch das was uns heute bewegt hat. Heute lass mich mit meinem Kummer alleine, nicht böse sein, den muss ich alleine austragen!“ Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was heute mit Didilind passiert sein sollte, und ließ sie, wie sie wollte, in ihrem eigenen Saft schmoren. Sie hat sich danach lang im Gras hingelegt. Ich holte vom Pferd die Plane und deckte sie zu, nickte ihr mit meinen Augen zwinkernd zu und sagte beim Weggehen: „Und keine Dummheiten machen!“ Ich ging zu den Pferden, wechselte paar Worte mit ihnen, verabreichte jedem seine paar Streicheleinheiten, auch den Banditenpferden, mit denen ich mich auch schon recht gut verstand, aber selbst noch nicht auf ihnen geritten bin und noch immer nicht weiß, wie die Banditen auf ihren Pferden geritten sind, ohne sie über die Zügel, Leine und so weiter gelenkt zu haben. Ob das Lenken der Pferde beim Reiten über die Knie erfolgt ist? Heute will ich es nicht versuchen, den wenn ich mit einer der Stute wegreiten würde, ich fürchte, dass dann alle fünf Pferde mir nachlaufen und allzu weit wollte ich mich von Didilind doch nicht entfernen, denn ich wusste ja nicht was ihr fehlt und wie ernsthaft krank sie wirklich ist. Nach dem ich meine „Pferderunde“ gedreht habe, kehrte ich zu Didilind zurück und merkte, dass sie nicht eingeschlafen ist und setzte mich hinter ihren Kopf auf den Erdboden und schaute ihr recht fragend ins Gesicht und ich musste feststellen, dass sie meinem fragenden Blick nicht ausgewichen ist. Und da drängte es mich einfach ihr zu sagen: „Nachdem ich alle sechs Pferde mit ihren Streicheleinheiten versorgt habe, glaube ich, auch mein edelstes Pferdchen in meiner Umgebung, das heute so tapfer war an meiner Seite, auch ihr die Streicheleinheit nicht verwehren kann.“ Und so begann ich ganz sachte ihre Kopfhaut zu massieren. Viel konnte ich heute dabei von ihrer Frisur nicht kaputt machen, denn ihre Haare waren heute nicht so elegant frisiert wie sonst. Ich mochte so ungefähr zehn Minuten ihre Kopfhaut massiert haben, da sagte sie: „Eberhard, wie spät mag es schon sein?“ Ich schaute zum Himmel und sagte ihr: „Der Sonne nach könnte es bald so um die neunzehn Uhr sein. Wenn mich nicht alles täuscht, so ist es die richtige Zeit für das Abendessen!“ Sie sagte gleich: „Für mich heute Abend bitte nichts! Morgen dann dafür die doppelte Portion.“ Ich aß noch die restlichen Waldfrüchte, wickelte Didilind in ihre Plane, lehnte sie an Thors Rücken. Ich setzte mich neben sie und dankte dem großen Gott für den heutigen Tag und musste bald eingeschlafen sein, immer im Vertrauen, dass der große Gott uns durch die Pferde warnen werde, wenn sich eine zwei- oder vierbeinige Gefahr nähern sollte. Neben mir, immer griffbereit lag mein Ger und auf meinem Schoß lag der Bogen mit einigen Pfeilen, um wenn eine Gefahr drohen sollte, ich immer gleich wehrbereit sein oder das Richtige zur Verteidigung tun konnte, um Didilind und unser kleines Vermögen, sei es sechs Pferde oder auch die drei kleinen Goldklumpen, unser Stammkapital zu verteidigen.

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