Am Himmel braute sich etwas zusammen. Dunkle, bedrohliche Wolken waren binnen kürzester Zeit aufgezogen. „Da kommt bestimmt gleich ein Gewitter“, meinte Christian. „Lass‘ uns schnell die Sachen packen!“ Hastig legten sie die Decke zusammen und nahmen ihre Taschen. Kaum am Auto angekommen, ging es auch schon los. Der Himmel entleerte sich wolkenbruchartig. Sophie ergriff Christians Hand, beugte sich zu ihm rüber und sagte: „Weißt du noch was beim letzten Gewitter passierte?“ „Wie könnte ich das vergessen! Aber mir kommt es vor als würden wir uns schon ewig kennen, dabei wusste ich vor kurzer Zeit noch nicht einmal, dass es dich gibt!
Da wir draußen bei dem Wetter nun sowieso nichts mehr unternehmen können, würde ich dir gerne meine Schreinerei zeigen und anschließend meine Wohnung. Bist du einverstanden?“ „Liebend gerne – ich will doch wissen, wie du lebst…“
Christian öffnete das Tor zum Hof der Schreinerei, parkte das Auto und betrat dann zunächst mit Sophie die Werkstatt.
„Ich bin beeindruckt! Das ist ja noch grösser als ich dachte und all diese Maschinen, toll!“ Sie setzten sich ins Büro und Christian erzählte Sophie, mit wie viel Glück und Beharrlichkeit er zu dieser Werkstatt gekommen war. „Ja, ja, mein Schatz“, scherzte Sophie, „ich wüsste nicht, wer dir überhaupt etwas abschlagen könnte!“
Christian schmunzelte, stand auf, ergriff Sophies Hand und sagte: „So, jetzt zeige ich dir, was ich mir im letzten Jahr alles selbst gebaut habe. Oben in seiner Wohnung angekommen, machte er sofort das Licht an. Mittlerweile war es draußen stockdunkel geworden, obwohl es erst Nachmittag war. Er führte Sophie ins Wohnzimmer. „Bitte mach’s dir bequem. Ich hole uns erstmal was zu trinken. Magst du lieber einen Kaffee oder ein Wasser? Bier kann ich dir auch anbieten.“ „Gerne einen heißen Kaffee mit einem Schuss Milch, wenn du hast. Ich friere ein wenig.“
Während Christian in der Küche verschwand, schaute sich Sophie ein wenig im Zimmer um. Wirklich sehr geschmackvoll, dachte sie, aber eigentlich habe ich es mir genauso vorgestellt – nur nicht so groß! Christian kam zurück, legte Sophie eine Decke über die Schultern und setzte sich zu ihr aufs Sofa. Genüsslich tranken die beiden den frisch gebrühten Kaffee und wohlige Wärme machte sich breit.
Christian nahm Sophie in die Arme und streichelte sie liebevoll. Beide genossen es – ohne Worte. Für Sophie war es das erste Mal, dass sie mit einem Mann in einer fremden Wohnung war. Bis dahin hatte sie sich das gar nicht vorstellen können. Aber mit Christian war alles anders. Mittlerweile küssten sie sich wieder. Hingebungsvoll und unfähig voneinander zu lassen. „Mein Liebling, ich bin so glücklich, dich kennengelernt zu haben“, hauchte Christian, während seine Hände begannen, an den hübschen Beinen hinauf zu wandern. Ihre Atmung beschleunigte sich…
Christian ließ sich in die weichen Kissen zurückfallen und schon saß Sophie auf seinem Schoss. Sie legte die Decke zur Seite, damit nichts Trennendes mehr zwischen ihnen war, nahm sein Gesicht in beide Hände und überhäufte es mit Küssen. Ihre Augen sprachen Bände. Vor Erregung verschwamm die Welt um sie herum. Als er die Träger ihres Kleides von den Schultern streifte und die Knöpfe am Rücken öffnete, gebot Sophie ihm Einhalt. Sie ergriff seine Hände, hielt sie fest und sagte: “Liebling, bitte warte! Ich habe das noch nie gemacht! Noch nie, verstehst du?“
„Du bist noch Jungfrau, mein Schatz? Das ist das schönste Geschenk, das du mir machen kannst!“ Er nahm sie erneut in die Arme und streichelte sie beruhigend. „Hab‘ keine Angst. Ich werde sehr, sehr vorsichtig sein. Es wird nichts geschehen, was du nicht selbst willst!“ Sophie ließ es geschehen. Wie oft hatte sie sich diesen Moment vorgestellt? Wie oft hatte sie daran gedacht, dass es jetzt bald passieren würde? Sophie schaute Christian an. Ja, dieser Mann war der Richtige! So schön, so lieb, so zärtlich. Und das Wichtigste war, dass sie zu ihm unendliches Vertrauen hatte! Sie wollte es auch – und wie!
Es war mittlerweile fast acht Uhr abends als sie in seinen Armen aufwachte. Eng umschlungen hatte sie nach ihrer Liebe – völlig erschöpft – der Schlaf übermannt. Beide waren total verschwitzt. Ihre wunderschönen langen Haare lagen strähnig auf der linken Seite des Kissens und auf der rechten Seite – schlug Christian gerade die Augen auf. „Du hast mich zum glücklichsten Mann der Welt gemacht, Sophie! Ich liebe dich! Nie mehr will ich ohne dich sein – nie mehr!“ Sophie lächelte: „Alles, was du mir versprochen hast, Christian, hast du gehalten. Es war so wunderbar und hat überhaupt nicht wehgetan. Es war noch viel schöner als in meinen kühnsten Träumen!“
Als Sophie auf die Uhr schaute, erschrak sie: “Schatz, ich muss ganz schnell nach Hause! Meine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen.“ Eilig huschte sie ins Bad. Aus dem Spiegel blickte sie eine richtige Frau an! Die Frau Sophie Louise Dietl! Ich will gar nicht drüber nachdenken! Ich weiß nur, dass ich einfach glücklich bin. So glücklich wie noch nie in meinem Leben, jubilierte sie. Schnell machte sie sich frisch und schlüpfte in ihre Sachen.
Arm in Arm liefen sie zum Auto und so schnell es ging, fuhr Christian sie zum Prinzregentenplatz. „Am Sonntag besuche ich dich wieder, mein Liebling! Ist es gegen 11 Uhr recht? Wäre das gut?“, fragte Sophie. „Gut? Komm, wann immer du willst! Ich werde ohnehin nur auf dich warten. Komm heute Nacht um 11, morgen früh um 5, aber bitte, komm!!! Ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt so lange ohne dich aushalte“, zweifelte Christian. „Ansonsten muss ich dich halt eher holen!!“ Sophie verschloss ihm mit der Hand die Lippen: „Mach das bitte nicht, mein Schatz. Ich verspreche dir, dass die Zeit bis wir wieder zusammen sind, wie im Rausch verfliegen wird. “Ein letzter Kuss und schon rannte Sophie los, lief um die Ecke und verschwand im Hauseingang.
Fürs Glücklich sein gibt es ab sofort für mich nur noch ein Wort, freute sich Christian. Man buchstabiert es SOPHIE! Er strich sich die Haare glatt und fuhr zurück in seine Wohnung.
Ein sonniger Sonntag am See
Sophie betrat das Esszimmer. Es war kurz nach 9:00 Uhr und es hatte Tradition, am Sonntagmorgen das Frühstück gemeinsam mit den Eltern einzunehmen. „Was hast du denn heute wieder vor, Sophie? Es ist uns aufgefallen, dass du neuerdings nicht mehr sonderlich viel Zeit zuhause verbringst“, bemerkte die Mutter. Keck schaute Sophie die beiden an und verkündete: „Ich bin verliebt! Eure große Tochter ist bis über beide Ohren verliebt!“ Das war die typische Sophie: ein wenig kess, frei heraus, sehr ehrlich und voller Selbstbewusstsein. Alles ein Resultat der selbstständigen Erziehung, die sie genoss. „Findest du, dass das ausgerechnet jetzt der richtige Zeitpunkt ist, sich zu verlieben?“, fragte Gerhard Dietl nach.
Sophie reagierte einigermaßen entrüstet. „Aber Papa, du müsstest doch wirklich wissen, dass man den Zeitpunkt, sich zu verlieben, nicht planen kann. Er ist einfach so gekommen – aus heiterem Himmel – war plötzlich da!“ Sie musste grinsen: heiter war der Himmel wirklich an jenem Tag nicht gewesen! „Und nun bin ich sehr, sehr glücklich!“, fügte sie hinzu. Ein Lächeln lief über das Gesicht ihres Vaters. Sophie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er ihr nie böse sein konnte.
Dann berichtete sie von Christian: Wer er war, wo er wohnte, was er machte. Allerdings hielt sie es für angebracht, ihn ein wenig jünger zu machen…! Maria, ihre Mutter schmunzelte über so viel Euphorie ihrer Tochter. „Wenn du deine Einstellung zu deinem Beruf nicht veränderst und uns diesen jungen Mann auch mal vorstellst, soll es uns recht sein. Wir wünschen uns ja nichts mehr als dich glücklich zu sehen. Aber bitte denk‘ auch daran, dass du noch so jung bist!“ Da war es schon wieder – „ sooo jung“. Sophie ging dieses Mal sicherheitshalber nicht auf diese Bemerkung ein. Stattdessen sagte sie: „Versprochen!“, verabschiedete sich lächelnd von ihren Eltern und ging in ihr Zimmer.
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