Und kratzen und schaben Und rennen und traben
Und schniegeln Und biegeln
Und klopfen und hacken Und kochen und backen.
Ach, daß es noch wie vormals wär'!
Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her.
August Kopisch.
Ich seh' euch schon im Trauerflor,
Und bring' auch, doch sei Gott davor,
Vielleicht nicht gute Kunde:
Nehmt diesen Brief, doch lest ihn nicht,
Gebt, daß ein andrer ihn erbricht,
Und nicht in dieser Stunde. –
„Schwarz muß der Brief gesiegelt sein,
Er kommt von weit, von Köln am Rhein,
Von heute vor acht Tagen:
Und siehe mich hier und mein Kind,
Daß wir bereits berichtet sind,
Und Trauerkleider tragen.
Denn in der bangen Sterbenacht
Hat meiner noch mein Mann gedacht,
Und ist bei mir gewesen:
Er sprach nicht mehr, er winkte doch,
Und gab uns seinen Segen noch –
Gib, laß den Brief mich lesen.“
O. F. Gruppe.
Als Probe kölnischer Mundart.
Zo Köln em ahlen Kümpchens-Hof
Wunt ens nä Boersmann,
Dä hat en Mäd, de nannt sich Griet,
Nä Knäch, dä nannt sich Jan.
Dat Griet dat wohr en fresche Mäd,
Grat we vun Milch un Bloot,
Dä Jan dat wohr nä starke Boorsch,
Dem Griet vun Häzen good.
Ens säht hä: „Sag,“ esu säht hä:
„Sag, Griet, den ich deer räch?
Nemm mich zom Mann, do bes en Mäd,
Un ich, ich ben nä Knäch.“
Do säht it: „Jan, du bes nä Knäch,
Und ich en schöne Mäd:
Ich well nä däft'gen Halfen han
Med Oes un Köh un Päd.“
Un als dä Jan dä Kall gehoot,
Do trock hä en dä Kreeg,
Schlog immer düchtig en dä Feind,
Holf wennen mänchen Seeg.
We widder hä no Köllen kom,
Sos hä op stolzem Päd,
Dä Jan dä wohr no Feldmarschall,
Dä große Jan vun Wäht.
We widder en de Poz hä kom,
Sos en der Poz dat Griet,
It sos vör einem Appelkrom,
Wo it Kruschteien briet.
Un als dä Jan dat Griet dät sin,
Leth stell sing Päd hä stonn,
Un größten it, un sät zo im:
„Griet! wer et hät gedonn!“
Un als dat Griet dä Jan dät sin
Su blänkig usgeroß,
Do größt it in, un säht zo im:
„Jo! wär et hät gewoß!“
Ehr kölsche Mädchen, merk üch dat,
Un sit mer nit so friet,
Gar mäncher hät et leid gedonn,
Dat lehrt vum Jan un Griet.
Karl am Rhein.
Brauweiler bei Köln
32. Das Schachspiel
Der dritte der Ottonen war erst drei Winter alt,
Da trug er schon der Kronen und Ehren mannigfalt.
Hieß König deutschen Landen, Schirmherr der Christenheit,
Viel edle Völker standen um seinen Thron gereiht.
Beim Spiel mit Pfalzgraf Ezzo, ein Knabe früh gereift,
Beim Schachspiel spricht er jetzo, eh' er zum Zuge greift:
„Drei Spiele laß uns spielen, seit Monden spiel' ich sie,
Und spielte schon mit vielen und traf den Meister nie.
Kannst du mich dreimal schlagen, gewinnen Spiel um Spiel,
Will ich dir nichts versagen und war' es noch so viel.
Das liebste Pfand erdenke, wonach das Herz dir ringt,
Wie gern ich dir es schenke, wenn mich dein Spiel bezwingt!“
Da schlug das Herz dem Grafen, er wußt' ein liebes Pfand,
Gar selten ließ ihn schlafen, daß es so hoch ihm stand.
Herrn Otto saß zu Essen sein Schwesterlein Mathild,
Die konnt' er nicht vergessen, noch sie des Jünglings Bild.
Erwerben nimmer mocht' er als ein geringer Graf
Die edle Königstochter, das scheucht' ihm so den Schlaf.
Zwar darf er jetzt nicht trauern, denn Hoffnung ist genug:
Der König schiebt zwei Bauern voran im ersten Zug.
Doch nimmt vielleicht die Stunde sein Glück, sein Leben hin;
Da zog er aus dem Grunde hervor die Königin.
Er hätte gern geblutet für sie im Schlachtensturm,
Da raubt' er unvermutet dem König seinen Turm.
Für sie dem kühnsten Raufer sich in den Weg gestellt;
Da nahm er auch den Laufer und rückt' ihm scharf ins Feld.
Für sie im tiefsten Zwinger erlitten Ungemach;
Da schlug er gar den Springer und bot ihm Schach auf Schach.
Doch Glück im Spiel zu hoffen, geziemt es wohl dem Mann?
Der König sieht betroffen, daß er nicht weiter kann.
„So wär' ein Spiel gewonnen, doch ach, drei Spiele sind
Bedungen, unbesonnen ist Otto nicht, das Kind.
Er ließ mich eins gewinnen und schon gewann ich zwei,
Bald aber werd' ich innen, daß er der Stärkre sei.“
Da dacht' er an Mathilde: das Mädchen spielte mit,
Er sah in jedem Bilde sein Lieb, um das er stritt.
Sie focht auf seiner Seite und riet ihm klug und schlau,
Bis er zuletzt im Streite gewann die schönste Frau.
„Nun hast du mich geschlagen, dreimal, und Spiel um Spiel,
Ich darf dir nichts versagen und wär' es noch so viel.
So wähle denn und nenne wonach das Herz dir rang,
Das liebste Pfand bekenne: wie zauderst du so lang'?“ –
„Ich trau' es nicht zu nennen, es ist ein teurer Preis,
Die Lippen zittern, brennen, mich schaudert's kalt und heiß.
Daß ich verwegen zielte, Herr, kannst du mir verzeihn?
Das Pfand, um das ich spielte, sie war's, die Schwester dein.
Im Kloster dort zu Essen einst sah ich sie, Mathild,
Und ewig unvergessen ist mir das liebe Bild.
Wenn nicht die Blicke trogen, die mir so viel gesagt,
So ist auch mir gewogen die kaiserliche Magd.“
Herr Otto sprach: „Ich lerne von dir, aus Spiel wird Ernst,
Drum, Ezzo, seh' ich gerne, daß du von mir auch lernst.
Es heißt, ein Wort ein Siegel, zumal aus Königsmund:
Du aller Ritter Spiegel, ist dir der Spruch nicht kund?
Viel ist's, was wir dir schulden, nicht heut' erst, lange schon,
Du mußtest dich gedulden, nun endlich reift der Lohn.
Weißt du doch, wo sie wohnet: so hole dir die Braut,
Verschwiegner Minne lohnet sie künftig frei und laut.
Doch höre, vor der Muhme Äbtissin hüte dich,
Sie läßt nicht gern die Blume: was gilt's, sie weigert sich?
Doch muß dich das nicht irren, du hast ja unser Wort:
Kannst du das Täubchen kirren, frisch, Habicht, führ es fort.“
Da spornt' er seinen Braunen und ließ ihm selten Ruh':
„Das Glück hat Rosenlaunen, es lacht mir Rosen zu.“
Vor eines Klosters Pforte dräut' er dem Pförtner schwer:
„Nun ruft zu einem Worte mir die Äbtissin her.“
Da kam St. Adelheide, mit ihr das Mägdelein:
„Euch Frauen lad' ich beide zu einer Hochzeit ein.“ –
„Ist er auch hohen Standes, und die ihm wird getraut?“ –
„Ein Pfalzgraf dieses Landes, Mathilde heißt die Braut.“ –
„Wo denkt Ihr hin? Bewahre! die kaiserliche Maid,
Sie zählt erst vierzehn Jahre und ist dem Herrn geweiht.
Wer hat Euch das geraten, so hoch hinaus zu schaun?
Dem reichet Hack' und Spaten und heißt ihn Weißkohl baun.
Wird dieser Stab erblühen von dürrem Maulbeerholz,
Dann fruchten Eure Mühen um dieses Fräulein stolz.“ –
„Gebt mir den Stab! Nur Wahres spricht einer Heil'gen Mund,
Der Krummstab offenbar' es, ich Pflanz' ihn in den Grund.
Bald wird er Blüten regnen und wiegen süße Frucht,
So woll' auch Gott uns segnen mit lieber Kleinen Zucht.
Noch von dem Hochzeitsfeste vernehmt, zu dem ich lud,
Brauweiler heißt die Feste, wo Lieb' bei Liebe ruht.
Der König hat's befohlen, auch sprach die Kaiserin:
Geh dir die Braut nur holen, du bist nach meinem Sinn.
Die mir nun Glauben schenket, die schwingt sich aus mein Pferd,
Und die mich Lugs verdenket, wird morgen wohl bekehrt,“
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