Lena sah aus, als würde sie gleich explodieren. Doch dann riss sie sich zusammen und konterte: »Mir ist in Teneriffa kein einziger Fall bekannt, an denen Frauen an illegalen Straßenrennen beteiligt waren. Wir haben nämlich ein Gehirn zum Denken, während manche Männer nur Stroh im Kopf haben.« Sie wechselte abrupt das Thema. »Hast du wenigstens die Marke erkannt?«
»Yep, es war ein Volkswagen, wahrscheinlich ein Golf neueren Datums.«
»Und wie sieht es mit der Farbe aus?«
»Er war in Schwarz oder Dunkelblau lackiert. Was hast du denn vor?« Er sah seine Freundin neugierig an.
»Was wohl? Ich will ihn anzeigen.«
»Das ist doch vergebliche Liebesmüh, Lena. Ich glaube kaum, dass die Polizei etwas unternehmen wird, weil wir noch nicht mal das Autokennzeichen kennen.«
Sie winkte an. »Ach, so viele VW in diesen Farben sind garantiert nicht auf Teneriffa zugelassen.«
Er lachte laut los. »Da liegst du aber völlig falsch, denn es sind vermutlich Tausende VW unterwegs.«
»Trotzdem fahren wir jetzt zur Polizei und erstatten Anzeige«, erwiderte sie trotzig.
Da sie ein ausgesprochener Sturkopf war, lenkte er sofort ein. »Okay, damit du endlich Ruhe gibst, machen wir es so.«
Lena strich ihm sacht über den Arm und meinte mit einem Lächeln: »Schön, dass ich meinen Willen wieder einmal durchsetzen konnte.«
Ihr Freund erwiderte nichts. Stattdessen legte er den Rückwärtsgang ein und fuhr einige Meter zurück, ehe er den Vorwärtsgang einlegte, blinkte und auf die linke freie Fahrspur auffuhr. Er schaltete rasch auf den 5. Gang hoch, ehe er in Richtung Inselhauptstadt davonfuhr.
15 Minuten später, Plaza de España in Santa Cruz
Obwohl die jungen Leute mit hoher Geschwindigkeit versuchten, den dunklen VW Golf einzuholen, gelang es ihnen leider nicht bis zur Stadtgrenze. Entweder der Drängler war längst abgebogen von der Autobahn und er war noch viel schneller als sie gefahren. Trotzdem beharrte Lena darauf, Anzeige gegen ihn zu erstatten. Deshalb beschlossen sie gleich zu einer Polizeistation weiterzufahren, die sich direkt am Hafengelände befand. Die Stadtverwaltung hatte es inzwischen geschafft, notdürftig die Hauptstraßen zu reparieren, sodass sie auf der ›Avenida Maritima‹ zügig vorankamen.
Als sie die ›Plaza de España‹ mit dem ›Denkmal der Gefallenen‹ und der imposanten Springbrunnenanlage passierten, entdeckte Jose etwas sehr Merkwürdiges. »Da sitzt ein Typ auf dem Beckenrand des Wasserbassins.«
Lena erwiderte verwundert: »Lass ihn doch.«
»Er saß aber so seltsam.«
»Aha und wie äußerte sich das?«
»Na, zu einer Seite geneigt.«
»Vielleicht hat er nur ein wenig zu tief ins Glas geschaut, was ja nicht so ungewöhnlich um diese Zeit ist.« Seine Freundin hatte keinerlei Lust, sich jetzt um einen Betrunkenen zu kümmern. »Komm, lass uns einfach weiterfahren.«
Statt einer Antwort parkte Jose den Wagen verkehrswidrig am Straßenrand. Er öffnete die Fahrertür, griff nach dem Handy und stieg aus.
»Was hast du jetzt vor?«, fragte ihn Lena verwundert. »Die Sache gefällt mir nicht«, meinte er kurz angebunden, ehe er rasch die Fahrbahn überquerte und in Richtung Springbrunnen ging. Als er den Rand des Wasserbeckens erreichte, blieb er direkt vor der sitzenden Person stehen und schien etwas zu fragen.
Neugierig stieg Lena ebenfalls aus und beobachtete vom Wagen aus, die Szenerie. Plötzlich drehte sich ihr Freund um und winkte sie hektisch zu sich heran.
»Auch das noch«, brummte sie verärgert, ehe sie sich langsam Richtung Brunnen in Bewegung setzte.
Als sie kurz darauf Jose erreichte, fragte sie ihn schlecht gelaunt: »Warum musste ich jetzt, hierherkommen? Vielleicht um Händchen zu halten?«
Er schüttelte langsam den Kopf, ehe er flüsterte: »Das ist nicht mehr nötig. Er ist tot.«
»Was? Soll das ein Witz sein?« Sie wollte es nicht glauben.
»Mit so etwas mache ich keine Scherze!« Dann trat er kopfschüttelnd zur Seite, damit sie auch einen Blick auf den Toten werfen konnte.
Zwischen den Schuhen der Leiche hatte sich eine rote Blutlache gebildet, deren Randbereiche bereits angetrocknet waren. Das graue T-Shirt, das vom Opfer getragen wurde, hatte auf der unteren Körperhälfte, einen dunklen circa 30 cm großen Fleck, vermutlich der Ausgangspunkt des Blutsees auf dem Boden. Der Tote saß in sich zusammengesunken auf dem vorderen Rand des Wasserbeckens in deren Mitte sich eine 15m Wasserfontäne befand. Es handelte sich um einen hellhäutigen Mann, der nur noch wenige spärliche Kopfhaare besaß, die schlohweiß waren. Neben dem T-Shirt trug er eine kurze Jeanshose und die nackten Füße steckten in sogenannten Gesundheitssandalen, die häufig von betagten Senioren getragen wurden. Von Weitem sah es eher aus, als ob der Tote nur einen kleinen Rausch ausschlief. Seine Arme hingen schlaff herab, während sein Oberkörper nach vorne geneigt war und das Kinn auf dem Brustbein ruhte.
»Er ist tatsächlich tot?«, flüsterte sie überrascht. »Ich habe noch nie eine Leiche gesehen!« Dann zückte sie ihr Handy und begann zu fotografieren.
Ihr Freund hatte sich mittlerweile hingehockt, um sich das Gesicht des Mannes anzusehen. Als er sah, dass Lena Aufnahmen vom Toten machte, verdrehte er seine Augen, ehe er sie fragte: »Was soll das jetzt werden?«
»Was wohl?«, erwiderte sie schnippisch, »Ich lade gerade einige Bilder auf Instagram und Facebook hoch.«
»Geht es schon wieder um Aufmerksamkeit und viele Likes?«
»Natürlich, als Influencerin muss ich immer ›up to date sein‹«, klärte sie Jose auf.
Ihr Freund schüttelte wortlos den Kopf, ehe er sich kurz herunterbeugte und das Gesicht des Toten betrachtete. Schließlich stand er auf und holte sein Handy heraus. Während er den Notruf wählte, meinte er zu Lena: »Übrigens, er hat mitten auf der Stirn einen Fingerabdruck. Das hat bestimmt der Täter, als markantes Kennzeichen, hinterlassen.«
Mit dieser Vermutung hatte der junge Mann sogar recht, aber das wusste er noch nicht.
45 Minuten später
Sie lagen ein wenig außer Atem und verschwitzt nebeneinander und unterhielten sich leise.
»Es war schön mit dir«, flüsterte Carlos und strich ihr sacht über das verführerisch, nach Parfüm, duftende Haar.
»Dito«, meinte Marta nur und kuschelte sich noch näher an ihn heran. »Das wurde auch allerhöchste Zeit, dass du dich getraut hast.«
»Na ja, du weißt ja, ich bin verheiratet, mein Schatz.«
»Bis dass der Tod euch scheidet oder?«, erwiderte sie spöttisch.
»So in etwas«, gab er ehrlich zu.
»Das heißt, aber nicht, dass man sich auf ewig binden muss, auch wenn es die Kirche gerne möchte.«
»Meine Frau ist tiefgläubig, die wird einer Scheidung niemals zustimmen.« Er beugte sich über sie und küsste sacht ihre Stirn.
»Bist du glücklich in deiner Ehe?«
Er blickte sie an, während seine Hand behutsam ihre kleinen und festen Brüste massierte, bis sich die Brustwarzen, wie Knospen, aufrichteten. »Nein, die Beziehung plätschert bereits seit Jahren nur noch vor sich hin und Höhepunkte sind rar gesät.«
»Vermutlich seitdem deine Kinder das Haus endgültig verlassen hatten.«
»Du hast Recht, Liebling.« Er küsste ihre Brüste, während seine Zunge ganz sacht ihre festen Brustwarzen liebkoste. Gleichzeitig fühlte er, wie sich sein Penis aufrichtete und immer härter wurde.
Die Fingerkuppen von Marta glitten währenddessen über den Rücken von Carlos und ließen ein angenehmes Krippeln zurück. »Deshalb habe ich mich auch scheiden lassen, weil ich in einer langweiligen und öden Ehe nicht weiterleben wollte.«
Er richtete sich auf und flüsterte: »Und was hat die Kirche dazu gesagt?«
Sie lachte leise, ehe sie antwortete: »Die war natürlich zuerst dagegen, aber mithilfe von Gott, Papst und Sturheit meinerseits wurde ich schließlich doch zähneknirschend geschieden. Du wirst dich auch irgendwann entscheiden müssen, Liebling.«
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