Während er eine erste Salve abgab, die jedoch nur überraschend geringen Schaden anrichtete, erwiderte er. „Ich mach ja! Ich hab’s...!“ Jetzt ging sein Blick selbst zufällig nach oben und genau in diesem Moment hatten es die beiden Bestien über ihm tatsächlich geschafft, den riesigen Brocken in Bewegung zu setzen. „Oh Mann!“ Mehr brachte Florak nicht hervor, als er den tonnenschweren Felsen auf sich herabsausen sah.
Einen Sekundenbruchteil später krachte er mit irrsinniger Wucht auf den Boritas. Dek hörte Florak noch schreien, dann verstummte sein Freund.
„Nein!“ Entsetzen befiel Dek. „Florak, nein!“ Doch er konnte nicht zu ihm, musste sich erst um die Bestien kümmern, die ihm noch immer hart zusetzten. In seiner Verzweiflung aber reagierte er kaum wirklich sinnvoll und effektiv, so dass er es geschehen lassen musste, dass immer mehr Gegner auf ihn zustürmten. Innerhalb kürzester Zeit war er umgeben von einer ganzen Traube von Insekten, die aus ihm einen Spielball ihrer irrsinnigen Kräfte machten. Das Drahtgeflecht um ihm herum begann zu reißen, immer tiefer drangen die Klauen der Monster ein, schon flogen Funken und es zischte an anderen Stellen, was zeigte, dass die Elektronik Schaden nahm. Dek war vollkommen hilflos und versuchte verzweifelt, aus dieser tödlichen Bedrängnis zu entkommen.
Plötzlich zuckten zwei der Monster unter dem Einschlag von Projektilen zusammen und einen Augenblick später zerplatzten ihre Körper in einem wuchtigen Feuerball, der Deks Boritas etwas freisprengte, sodass er die Chance hatte, wieder selbst zu agieren, was er auch schnell und konsequent tat, indem er weitere zwei Bestien erledigte. Dann endlich konnte er sehen, wer ihn aus der Umklammerung befreit hatte, doch Vilo war bereits wieder anderweitig beschäftigt. All das war auch nicht wichtig für Dek, doch bevor er die Gelegenheit bekommen sollte, sich wieder der Stelle zu nähern, an der er seinen Freund Florak das letzte Mal gesehen hatte, musste er noch mehrere, harte Gefechte bestreiten. Der immer mehr aufkommende Hass in ihm, sorgte jedoch dafür, dass er brillant agierte und innerhalb kürzester Zeit neun weitere Monster töten konnte.
Da auch die anderen Männer ihre Arbeit gut machten, waren am Ende tatsächlich nur noch sieben Bestien übrig, um die sich jedoch bereits Mavis, Buras und Tibak mit vereinten Kräften kümmerten. Erste schmerzhafte Schreie der Insekten zeigten, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis auch sie ausgeschaltet waren.
Dek beteiligte sich nicht an diesem letzten Kampf. Sein Boritas sah übel mitgenommen aus, eierte nur noch durch die Gegend und längst nicht mehr alles an ihm war noch funktionstüchtig. Doch das Haupttriebwerk war noch intakt und so lenkte er die ehemalige Kugel langsam in die Sackgasse, in der er Florak zuletzt gesehen hatte. Sein Herzschlag war erhöht und er hatte eine böse Vorahnung.
Was er dann aber am Ende direkt vor der Verwerfung zu sehen bekam, übertraf seine schlimmsten Befürchtungen und jagte ihm sofort eine eiskalte Gänsehaut über den Rücken. Außerdem spürte er, wie ihn Übelkeit befiel.
Floraks Bonita war derbe zerdrückt worden. Das musste durch den Gesteinsbrocken geschehen sein, den die beiden Monster in die Tiefe gestoßen hatten. Dadurch war das Drahtgeflecht aufgerissen. Doch das war es nicht, was Dek erschaudern ließ. Denn deutlich war zu sehen, dass die Kugel hiernach förmlich mit großer Gewalt aufgebrochen worden sein musste. Der Blick in das Innere zeigte, dass die Haltegurte sämtlich zerrissen waren. Florak war im Inneren nicht zu sehen, die Bahre, die als Rückenstütze diente, war ebenfalls nicht da.
In einem kurzen Moment hatte Dek die Hoffnung, seinem Freund wäre möglicherweise die Flucht aus dieser schier ausweglosen Situation gelungen, doch dann vernahm er das leise Schmatzen und Quieken hinter dem Felsbrocken, der nach rechts weggerollt war, nachdem er den Boritas zerdrückt hatte.
Mit zittrigen Händen lenkte er seine Kugel um den Felsen herum.
Die Bestie, die mit dem Rücken zu ihm stand, war so sehr mit Fressen beschäftigt, dass sie ihn gar nicht registrierte. Dafür aber konnte Dek jetzt umso deutlicher hören, wie erregt sie war und wie genussvoll sie ihr Opfer verschlang. Eine riesige Blutlache hatte sich über den felsigen Boden ausgebreitet, Floraks ausgeweideter Körper glänzte förmlich in der Sonne.
Ein tiefer Schmerz erfasste Dek, denn Florak war nicht nur ein Mitstreiter gewesen, sondern auch ein Freund, von denen er so viele schon verloren hatte. Er konnte sich erster Tränen nicht erwehren.
Plötzlich reckte das Monster seinen Oberkörper in die Höhe, denn es hatte sein Schluchzen gehört. Mit einem irritierten Krächzen drehte es seinen mächtigen Schädel zu ihm herum, doch als es ihn sah, schien es ein neues Opfer zu wittern und brüllte erfreut auf.
Dek, der bisher nicht reagiert hatte, spürte unbändige Wut in sich aufkommen, die sich augenblicklich im Betätigen der Auslöser für alle drei Kanonen entlud und von einem verzweifelten Brüllen des Sergeanten begleitet wurde. Innerhalb eines Wimpernschlages zuckte das Monstrum unter den mehrfachen Einschlägen wild hin und her, bevor es in einer gewaltigen Explosion verging.
Doch Dek jagte auch weiterhin Projektile in seine Richtung und entfachte ein wahres Inferno vor ihm, bevor dann die Magazine vollständig geleert waren und so verstummten. Nur noch sein schmerzvolles Brüllen war zu hören, das schließlich in einem Tränenschauer mündete.
Durch den Kampflärm angezogen, erschienen Mavis, Vilo, Tibak und Buras neben ihm. Mittlerweile hatten sie die letzten Bestien am anderen Ende des Geröllfeldes erledigt. Als sie den aufgebrochenen Boritas und Deks Tränen sahen, wussten sie sofort, was geschehen sein musste.
Doch niemand sagte etwas, in ihren Gesichtern aber war ebenfalls Trauer zu erkennen.
„Commander?“ Das war Cosco.
„Ja?“ Mavis Stimme klang krächzend.
„Sie müssen da weg!“
„Was? Warum?“
„Der Feind ist im Anmarsch!“ Er schaute auf seinen Radarschirm. „Drei Staffeln. Mindestens zwölf Maschinen!“ Deutlich konnte er die feindlichen Signale erkennen, die sich schnell aus Südwesten näherten.
„Okay! Kabus soll auftauchen und uns wiederaufnehmen!“
Keine zwei Minuten später erschien die Manitura über ihnen und setzte zur Landung an. Während die beiden anderen Flugboote über ihnen kreisten, öffnete sich die hintere Ladeluke und die Boritas konnten, einer nach dem anderen, hineinfahren, wo sie sofort wieder an die Haken genommen wurden, die sie über die Gleitschienen unter der Decke ins Innere zogen.
Kaum war der letzte Boritas verstaut, wurde die Ladeluke wieder geschlossen und die Manitura hob ab.
Im Inneren wurden die Kugeln mit großen, teils beeindruckten, teils entsetzten Augen der Techniker und des Wartungspersonals angestarrt. Von den einst glänzenden und intakten Maschinen, die sie vor weniger als zwei Stunden entladen hatten, war fast nichts mehr übriggeblieben. Deks Boritas war derart beschädigt und verbogen, dass man wohl von einem Totalschaden sprechen musste. Tibaks Kugel würde nur mit sehr viel Aufwand wieder repariert werden können. Die Anderen waren wohl noch intakt, doch würde man sie komplett durchchecken müssen.
Die Stimmung unter den Piloten war gedrückt, was angesichts der Tatsache, dass ein Boritas fehlte, wohl mehr als verständlich war.
Mavis ließ sich geduldig abschnallen. Dann ging er mit steifen Beinen aus der Kugel in den Laderaum.
Dort konnte er Vilo und Tibak sehen, die im vorderen Bereich zusammenstanden. Während er auf sie zuging, gesellten sich auch Buras und Dek zu ihnen. Der hünenhafte Soldat hatte dabei dem Anderen einen Arm umgelegt, um ihn zu stützen. Deks Tränen waren zwar getrocknet, doch stand ihm der Schock noch deutlich ins Gesicht geschrieben.
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