Natürlich drängte ich meinen Partner dazu über das Jugendamt, an eine andere Lösung der Besuchsproblematik zu gelangen. Thomas klemmte sich eher widerwillig dahinter. Es tat sich jedoch nichts.
Der Mitarbeiter des Jugendamtes setzte sich kaum für meinen Mann ein. Heute vermute ich, das dies damit zusammen hing, das der Mitarbeiter des Jugendamtes wusste, das Thomas Alkoholiker ist.
Eine Sache möchte ich im Hinblick auf die Ex Frau meines Mannes hier noch anbringen. Kurz vor der Scheidung gab es einen Anruf von ihr bei uns. Thomas war damals schon gut ein Jahr von Marion getrennt. Ich ging ans Telefon. „Kann ich mal meinenMann sprechen?“ herrschte sie. Stillschweigend gab ich an meinen Partner weiter und war froh, als Thomas endlich von ihr geschieden war.
Auch an diesem Tag hatte mein Mann etwas getrunken und wieder verschloss ich die Augen vor der Realität, die bedeutet hätte, das ich mit einem Alkoholiker zusammen lebte.
Es entsteht wieder Kontakt zu Erich
Thomas Geburtstag, vor Weihnachten, stand bevor. Thomas hatte sich entschlossen, seinen Vater nebst Freundin zur Feier einzuladen, falls Erich sich meldete. Und dies geschah! Mein Schwiegervater rief an und so kamen er und seine Freundin zum Geburtstag.
Kontakt zwischen meinen Eltern, sowie Erich und Ilse wurden geschlossen. Vor allem Thomas und ich entwickelten eine Beziehung zu meinem Schwiegervater und seiner Freundin. Ich verstand mich mehr mit Ilse, als mit Erich.
Wir telefonierten häufiger mit einander. Ilse erklärte mir, das sie mit dem Verhalten von Marion überhaupt nicht klar kam. Auch die Entwicklung von Nadine schien aus ihrer Sicht nicht „normal“ zu sein. Mir tat es gut, gegen Marion zu hetzen. Jedoch tief im Unterbewusstsein hatte ich immer ein ungutes Gefühl bei den Gesprächen mit Ilse.
Ich tat mich schwer mit ihr über Thomas und Erichs Vergangenheit zu reden, besonders über die negativen Seiten. Natürlich brachte ich Ansatzweise das Gespräch in diese Richtung, ohne aber auf Einzelheiten ein zu gehen.
Oft gingen wir zu viert Essen und mir tat der Kontakt mit Erich und Ilse richtig gut. Ich hatte auch das Gefühl, das mein Partner sich zu der Zeit gut mit seinem Vater verstand, was mich freute.
Zudem, wenn ich im Nachhinein darüber nachdachte gab es in dieser Zeit auch keinerlei Zynismus von Erich. Heute frage ich mich natürlich, warum? Hatte Ilse nach geholfen, das Erich das erste Mal in seinem Leben seinen Sohn zumindest teilweise so akzeptierte, wie er war?
Inzwischen waren Thomas und ich verlobt und bis auf die Sache mit Nadine schien alles gut zu laufen. Im Februar 2005 feierte Ilse ihren siebzigsten Geburtstag in Norddeutschland in einem Szene Restaurant richtig groß. Um die siebzig Leute waren eingeladen. Ilse inszenierte eine große Feier.
Es gab mehrere Essens Gänge. Für mich war dieser Geburtstag ein Erlebnis. Zwar hatten auch wir im Familienkreis schon häufiger große Partys gegeben, aber dies hier war anders.
Viel Vornehmer, der gehobenen Gesellschaft angepasst. Irgendwie fühlte ich mich in diesem Kreis nicht so recht wohl, der sehr aufgesetzt auf mich wirkte.
Unsere Unterbringung mussten Thomas und ich selbst bezahlen. Dies kenne ich aus unserer Familie nicht. Wir haben auch weiter entfernt wohnende Verwandtschaft.
Wenn dort gefeiert wurde, oder aber die Verwandtschaft bei uns eingeladen war, hatte es immer irgendwie die Möglichkeit gegeben umsonst in älteren Betten, auf einem Sofa, oder sogar auf einer Luftmatratze zu schlafen. Das war zwar manchmal unbequem, aber dafür umsonst. Zudem stärkt dies in meinen Augen den Familienzusammenhalt.
Warum dies bei Ilse anders war, darüber machte ich mir damals keine Gedanken. Auch nicht, als Ilse mir einmal erklärte, das sie mich für meinen sehr engen Kontakt zu meiner Familie wirklich beneidete. Sie kenne so etwas nicht, erklärte mir Ilse.
Noch etwas aus dieser Zeit, wo der Kontakt zu Erich und Ilse eng war, möchte ich berichten. Und zwar erzählte mir Ilse von ihrem Mann, dem Alkoholiker. Sie hatte ihn zum Ende seines Lebens hin gepflegt.
Womit sie überhaupt nicht klar gekommen war, schienen seine Depressionen gewesen zu sein. Natürlich merkte Ilse, das Thomas ähnliche Probleme zu haben schien.
Ilse schlug mir vor, Thomas Tabletten gegen seine Depressionen zu geben. Es widerstrebte mir jedoch dem Folge zu leisten.
Heute weiß ich, das fast jeder nasse Alkoholiker Depressionen hat.
Nach der Hochzeit kommt Nadine öfter
Thomas und ich heirateten im April 2005. Kurz vor der Feier fingen wir mit Erichs Hilfe, Nadine nach einer Sportstunde ab. Es war längere Zeit her, das ich Nadine zuletzt gesehen hatte und sie mich. Das Kind wirkte auf mich verschüchtert. Thomas lud seine Tochter zur Hochzeitsfeier ein. Nadine jedoch kam nicht zu Feier.
Dennoch hatten wir mit etwa dreißig Leuten einen schönen Tag. Nicht allzu lange nach der Hochzeit fing Nadine an, mich, wenn auch etwas widerwillig, zu akzeptieren.
Ich war häufig bei den Treffen dabei. Dennoch kam in meinen Augen noch immer keine Normalität zustande.
Nadine tat sich schwer, regelmäßig zu uns zu kommen, geschweige denn, auch über mehrere Stunden Zeit mit uns zu verbringen. Viele Dinge, die wir ihr vorschlugen, wollte sie nicht wahr nehmen. Meist mussten wir sie recht schnell zurück zu ihrer Mutter bringen.
Der Kontakt zu Erich und Ilse verschlechtert sich
Anfang 2006 fing es an im Kontakt zwischen Thomas, mir sowie Erich und Ilse zu kriseln. Es begann für mich damit, das ich in einem Gespräch mit Ilse erwähnte, das Erich seinen Sohn Silvester 71 mit einem Kant Holz verprügelt hatte.
Ich hatte das Gefühl, das ich Ilse damit erschütterte. Ich wusste, das Erich ihr gegenüber erwähnt hatte, seinen Sohn geschlagen zu haben. In Erichs Augen musste dies aber nicht oft und nicht all zu schlimm gewesen sein.
Nun erzählte ich Ilse von einer Sache, die für Ilse anscheinend weit über ein normales Schlagen hinaus ging. Ich machte nach dem Gespräch dann noch den Fehler meinen Mann von der Sache nicht zu berichten.
Ich hatte ehrlich gesagt, sogar etwas Angst davor, den ich wollte den guten Kontakt, der damals zwischen Ilse, Erich sowie Thomas und mir bestand, nicht zerstören. Aber gerade damit zerstörte ich ihn!
Ilse wollte natürlich in keinem Fall wahr haben, das ihr Freund seinen Sohn so geschlagen haben sollte. „Mein Erich macht so etwas nicht!“ sagte sie und beharrte auch darauf, das, wenn an der Sache etwas dran wäre, Thomas Erich doch darauf ansprechen solle und das der Sohn wenn sein Vater tatsächlich so etwas getan hätte, gar keinen Kontakt mehr zu seinem Vater hätte haben dürfen.
Es ging natürlich nicht, das Thomas Erich auf die Sache mit dem Kant Holz ansprach, denn ich wollte ja nicht, das mein Mann etwas von der Sache erfuhr. Außerdem, obwohl ich Thomas glaubte, verstand ich auch nicht, warum er unter dieser Sache so litt, aber seinen Vater nicht darauf ansprach.
Den Grund dafür begriff ich erst viel später. Er lag nämlich daran, das mein Mann, weil er es nicht anders gewohnt war, es in seiner Minderwertigkeit als normal ansah, von seinem Vater, bzw. dann auch von seiner ersten Frau geschlagen zu werden. Die Schuld für die Schläge suchte er bei sich und glaubte, das er es verdient hätte.
Wie gesagt, ich berichtete meinem Mann nichts von dem Gespräch mit Ilse. Fast zur gleichen Zeit gab es Probleme bei der Arbeit. Durch seine Leih Arbeiter Firma bedingt, war Thomas bei einem großen Konzern untergekommen.
Zu aller erst freute ich mich ja noch darüber, bis sich herausstellte, das Thomas, wenn es nach der Firma ging, von morgens bis abends und das sieben Tage die Woche schuften sollte.
Mein Mann kam damit natürlich überhaupt nicht klar. Akkord Arbeit vom schlimmsten war gefragt und Thomas kapitulierte innerlich recht schnell.
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