1 ...8 9 10 12 13 14 ...17 Mit mancher Kurzweile · man nun die Zeit vertrieb;
Nur zwang ihn ihre Minne · die schuf ihm oftmals Not;
Darum hernach der Kühne · lag zu großem Jammer tot.
SECHSTES ABENTEUER - WIE GUNTHER UM BRUNHILD GEN ISENLAND FUHR
Wieder neue Märe · erhob sich über Rhein:
Man sagte sich, da wäre · manch schönes Mägdelein.
Sich eins davon zu werben · sann Gunther, der König gut.
Davon begann dem Recken · gar hoch zu heben sich der Mut.
Es war eine Königin · gesessen über Meer,
Ihr zu vergleichen · war keine andre mehr.
Schön war sie aus der Maßen · gar groß war ihre Kraft;
Sie schoß mit schnellen Degen · um ihre Minne den Schaft.
Den Stein warf sie ferne · nach dem sie weithin sprang;
Wer ihrer Minne gehrte · der mußte sonder Wank
Drei Spiel’ ihr abgewinnen · der Frauen wohlgeboren;
Gebrach es ihm an einem · so war das Haupt ihm verloren.
Die Königstochter hatte · das manchesmal getan.
Das erfuhr am Rheine · ein Ritter wohlgetan,
Der seine Sinne wandte · auf das schöne Weib.
Drum mußten bald viel Degen · verlieren Leben und Leib.
Da sprach der Vogt vom Rheine · „Ich will hinab zur See
Hin zu Brunhilden · wie es mir ergeh’.
Um ihre Minne wag’ ich · Leben und Leib,
Die will ich verlieren · gewinn ich sie nicht zum Weib.“
„Das möcht’ ich widerraten“ · sprach Siegfried wider ihn:
„So grimmiger Sitte · pflegt die Königin,
Um ihre Minne werben · das kommt hoch zu stehn!
Drum mögt ihr’s wohl entraten · auf diese Reise zu gehn.“
„So will ich euch raten“ · begann da Hagen,
„Bittet Siegfrieden · mit euch zu tragen
Die Last dieser Sorge · das ist der beste Rat,
Weil er von Brunhilden · so gute Kunde doch hat.“
Er sprach: „Edler Siegfried · willst du mir Helfer sein,
Zu werben um die Schöne? · Tu nach der Bitte mein;
Und gewinn ich mir zur Trauten · das herrliche Weib,
So verwag ich deinetwillen · Ehre, Leben und Leib.“
Zur Antwort gab ihm Siegfried · König Siegmunds Sohn:
„Ich will es tun, versprichst du · die Schwester mir zum Lohn,
Kriemhild die schöne · eine Königin hehr;
So begehr’ ich keines Dankes · nach meinen Arbeiten mehr.“
„Das gelob’ ich,“ sprach Gunther · „Siegfried, dir an die Hand.
Und kommt die schöne Brunhild · hieher in dieses Land,
So will ich dir zum Weibe · meine Schwester geben:
So magst du mit der Schönen · immerdar in Freuden leben.“
Des schwuren sich Eide · diese Recken hehr.
Da schuf es ihnen beiden · viel Müh und Beschwer,
Eh’ daß sie die Jungfrau · brachten an den Rhein.
Es mußten die Kühnen · darum in großen Sorgen sein.
Die Tarnkappe führte · Siegfried mit hindann,
Die der kühne Degen · mit Sorgen einst gewann
Von einem Gezwerge · mit Namen Alberich.
Da schickten sich zur Reise · die Recken kühn und ritterlich.
Wenn der starke Siegfried · die Tarnkappe trug,
So gewann er drinnen · der Kräfte genug,
Zwölf Männer Stärke · zu dem eignen Leib.
Er warb mit großen Listen · um das herrliche Weib.
Auch war so beschaffen · die Nebelkappe gut,
Ein jeder mochte drinnen · tun nach seinem Mut,
Was immer er wollte · daß ihn doch niemand sah.
So gewann er Brunhild · durch die ihm bald viel Leid geschah.
„Nun sage mir, Degen Siegfried · eh’ unsre Fahrt gescheh“
Wie wir mit vollen Ehren · kommen über See?
Sollen wir Recken führen · in Brunhildens Land?
Dreißigtausend Degen · die werden eilends besandt.“
„Wieviel wir Volkes führten“ · sprach Siegfried wider ihn,
„So grimmiger Sitte · pflegt die Königin,
Das müßte doch ersterben · vor ihrem Übermut.
Ich will euch besser raten · Degen ihr kühn und gut.
„In Reckenweise fahren · laßt uns zu Tal den Rhein.
Die will ich dir nennen · die das sollen sein:
Wir selbviert der Helden · ziehen an die See:
Daß wir die Frau erwerben · was auch nachher gescheh.
„Der Gesellen bin ich einer · du sollst der andre sein,
Und Hagen sei der dritte · wir mögen wohl gedeihn;
Der vierte das sei Dankwart · dieser kühne Mann.
Es dürfen andrer tausend · zum Streite nimmer uns nahn.“
„Die Märe wüßt ich gerne“ · der König sprach da so,
„Eh’ wir von hinnen führen · des wär’ ich herzlich froh,
Was wir für Kleider sollten · vor Brunhilden tragen,
Die uns geziemen möchten · Siegfried, das sollst du mir sagen.“
„Gewand das allerbeste · das man irgend fand,
Trägt man zu allen Zeiten · in Brunhildens Land:
Drum laßt uns reiche Kleider · vor der Frauen tragen,
Daß wir’s nicht Schande haben · hört man künftig von uns sagen.“
Da sprach der gute Degen · „So will ich selber gehn
Zu meiner lieben Mutter · ob es nicht mag geschehn,
Daß ihre schönen Mägde · uns schaffen solch Gewand,
Das wir mit Ehren tragen · in der hehren Jungfrau Land.“
Da sprach von Tronje Hagen · mit herrlichen Sitten:
„Was wollt ihr eure Mutter · um solche Dienste bitten?
Laßt eure Schwester hören · euern Sinn und Mut:
So wird für diese Reise · ihr Dienst euch kommen zugut.“
Da entbot er seiner Schwester · er wünschte sie zu sehn
Und auch der Degen Siegfried · Eh’ sie das ließ geschehn,
Da hatte sich die Schöne · geschmückt mit reichem Kleid.
Daß die Herren kamen · schuf ihr wenig Herzeleid.
Da war auch ihr Gesinde · geziert nach seinem Stand.
Die Fürsten kamen beide · als sie das befand,
Erhob sie sich vom Sitze · wie höfisch sie da ging,
Als sie den edeln Fremdling · und ihren Bruder empfing!
„Willkommen sei mein Bruder · und der Geselle sein!
Nun möcht’ ich gerne wissen“ · sprach das Mägdelein,
„Was euch Herrn geliebe · daß ihr zu Hofe kommt:
Laßt mich doch hören · was euch edeln Recken frommt.“
Da sprach König Gunther · „Frau, ich will’s euch sagen.
Wir müssen große Sorge · bei hohem Mute tragen:
Wir wollen werben reiten · fern in fremdes Land
Und hätten zu der Reise · gerne zierlich Gewand.“
„Nun sitzt, lieber Bruder“ · sprach das Königskind,
„Und laßt mich erst erfahren · wer die Frauen sind,
Die ihr begehrt zu minnen · in fremder Könige Land.“
Die Auserwählten beide · nahm das Mägdlein bei der Hand:
Hin ging sie mit den beiden · wo sie gesessen war
Auf prächt’gen Ruhebetten · das glaubt mir fürwahr,
Mit eingewirkten Bildern · in Gold wohl erhaben.
Sie mochten bei der Frauen · gute Kurzweile haben.
Freundliche Blicke · und gütliches Sehn,
Des mochte von den beiden · da wohl viel geschehn.
Er trug sie in dem Herzen · sie war ihm wie sein Leben.
Hernach ward schön Kriemhild · Siegfried zum Weibe gegeben.
Da sprach der edle König · „Viel liebe Schwester mein,
Ohne deine Hilfe · kann es nimmer sein,
Wir wollen abenteuern · in Brunhildens Land;
Da müssen wir vor Frauen · tragen herrlich Gewand.“
Da sprach die Königstochter · „Viel lieber Bruder mein,
Kann euch an meiner Hilfe · dabei gelegen sein,
So sollt ihr inne werden · ich bin dazu bereit;
Versagte sie ein andrer euch · das wäre Kriemhilden leid.
„Ihr sollt mich, edler Ritter · nicht in Sorgen bitten,
Ihr sollt mir gebieten · mit herrlichen Sitten:
Was euch gefallen möge · dazu bin ich bereit;
Und tu’s mit gutem Willen“ · sprach die wonnigliche Maid.
„Wir wollen, liebe Schwester · tragen gut Gewand:
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