Karl Olsberg
Das Dorf
Band 4: Das Ende
Copyright 2015 Karl Olsberg
Published by epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN 978-3-7375-4865-6
www.karlolsberg.de
Minecraft ®/TM & © 2009-2015 Mojang / Notch. Dies ist kein offizielles Lizenzprodukt. Der Autor ist mit Mojang nicht verbunden.
Für meine erste Testleserin,
wichtigste Kritikerin, beste Köchin
und nie versiegende Quelle der Inspiration.
Happy Birthday!
Minecraft Seed für das Dorf: 100200300400500
Erkunde selbst das kleine Dorf am Rand der Schlucht und die Welt darum herum! Das ist ganz einfach (Anleitung für die PC-Version):
1 Starte Minecraft
2 Wähle „Einzelspieler“
3 Klicke auf „Neue Welt erstellen“
4 Wähle einen Namen für deine Welt, z.B. „Das Dorf“
5 Klicke auf „Weitere Weltoptionen …“
6 Gib in das Fenster „Startwert für den Weltgenerator“ den Wert 100200300400500 ein.
7 Klicke auf „Neue Welt erstellen“.
Du spawnst am Hang eines Bergs. Steige hinab in die Ebene zu deinen Füßen und wende dich nach links, dann kommst du bald an ein Dorf, das an einer Schlucht liegt. Dies ist das Dorf, in dem die vorliegende Geschichte spielt. Natürlich verhalten sich nicht alle Bewohner im Spiel genauso wie in meiner Geschichte, aber die Welt, die ich beschreibe, ist genau die, durch die du wanderst. Am Ende dieses Buches findest du weitere Hinweise, wie du die Schauplätze dieser Geschichte erkunden kannst. Viel Spaß dabei!
Hinweis: Dieser Seed generiert die Welt von „Das Dorf“ leider nur in der PC-Version. Als ich diese Geschichte schrieb, war die aktuelle Minecraft-Version 1.8.1. Es ist möglich, dass in späteren Minecraft-Versionen der Seed 100200300400500 auch auf dem PC eine andere Welt generiert als die beschriebene. In diesem Fall musst du eine frühere Version (z.B. 1.8.1) installieren, wenn du die Welt des Dorfs erkunden willst.
1. Der Schattenmann
„Also, ich erklär’s nochmal“, sagt Primo. „Du musst den Schädel nicht in unser Tor schießen, sondern in das der anderen Mannschaft!“
„Ach so! Sag das doch gleich!“ Hakun, der Fleischer, nimmt den Schädel des Knochenmanns, den er zwischen die beiden Fackeln auf einer Seite der Wiese an der Schlucht gekickt hatte, und reicht ihn Primo.
„Dann zählt das Tor aber für uns!“, ruft Olum, der Fischer.
„Überhaupt nicht!“, widerspricht Hakun. „Ich hab es schließlich geschossen, nicht du.“
„Es ist egal, wer den Schädel zuletzt berührt hat. Wichtig ist nur, dass er zwischen die beiden Fackeln auf eurer Seite gerollt ist. Das Tor zählt!“
„Tut es nicht!“
„Tut es doch!“
„Primo, sag ihm, dass das Tor nicht zählt!“
„Was Primo sagt, gilt nicht“, wendet Olum ein. „Er ist in eurer Mannschaft. Wir sollten abstimmen.“
„Also gut. Wer ist dafür, dass das Tor zählt?“
Die Spieler von Olums Mannschaft – außer ihm noch Kolle sowie die Bauern Bendo und Kaus – stimmen dafür, die des anderen Teams – neben Primo und Hakun spielen Willert und Primos Vater Porgo – sind dagegen.
„So geht das nicht“, sagt Primo. „Wir brauchen jemanden, der neutral ist und solche Fragen entscheiden kann.“
„Margi kann das machen“, schlägt Kolle vor. Er wirft einen Blick zu seiner Freundin, die mit den anderen Mädchen und Frauen aus dem Dorf am Rand des Spielfelds steht und dem Spektakel zuschaut.
„Kommt gar nicht infrage!“, protestiert Hakun. „Margi ist deine Freundin. Und außerdem verstehen Frauen nichts von Fußschädel.“
Nun erhebt sich Unmut von den Zuschauerrängen. Margi und Ruuna fordern lautstark, dass auch weibliche Spieler bei diesem neuen Wettkampf zugelassen werden. Magolus, der das Spiel ebenfalls als Zuschauer verfolgt, lehnt diese Forderung jedoch vehement ab, Notch Frauen nicht für dieses „grobe Herumgekicke“ geschaffen habe.
„Vielleicht könnte Magolus der Schiedsrichter sein“, schlägt Primo vor. „Er ist jedenfalls unparteiisch.“
„Glaubst du vielleicht, die Spielregeln für Fußschädel stehen im Heiligen Buch?“, meint Olum.
„Lästere nicht über die Worte des Schöpfers!“, ermahnt ihn Magolus. „Das Heilige Buch liefert die Antwort auf alle Fragen!“
„Na schön. Also zählt das Tor jetzt oder zählt es nicht?“
„Tor?“, fragt der Priester. „Wo ist denn hier ein Tor? Ich sehe keins.“
Primo seufzt. „Ich schlage vor, wir fangen das Spiel noch mal von vorn an.“
Darauf können sich schließlich alle einigen. Primo gibt Golina den Schädel und bittet sie, ihn in die Mitte des Spielfelds zu werfen. Sie scheint sich allerdings über diese besondere Ehre nicht sehr zu freuen, denn sie macht ein angewidertes Gesicht.
„Ich weiß nicht“, meint sie. „Das ist immerhin der Kopf eines Knochenmanns. Irgendwie kommt es mir respektlos vor, ihn mit Füßen zu treten.“
„Sollen wir lieber das Ei nehmen, das ich dir geschenkt habe?“, fragt Primo leicht irritiert.
Sie weicht seinem Blick aus. „Nein.“
Lustlos schleudert sie den Schädel zwischen die Spieler. Bevor er auf das Spielfeld zurückläuft, wirft Primo ihr einen sorgenvollen Blick zu.
Nach seiner und Kolles Rückkehr aus dem Nether vor einigen Tagen schien Golina zunächst überglücklich. Sie war froh, dass Primo unverletzt war und ihr den Streich, den sie ihm gespielt hatte und den er fast mit dem Leben bezahlt hätte, nicht übel nahm. Doch in letzter Zeit kam sie ihm zunehmend schweigsam vor, schlecht gelaunt und mürrisch, so als schliefe sie schlecht.
Als er sie schließlich fragte, was sie bedrücke, sagte sie nur: „Es ist nichts.“
Gestern Abend sprach Primo mit seinem Vater darüber, doch der winkte ab. „Mach dir keine Sorgen, Primo. Frauen sind manchmal etwas launisch, das ist ganz normal.“
„Aber was, wenn sie mich nicht mehr liebt?“
Sein Vater lachte. „Warum sollte sie dich nicht mehr lieben? Ihr seid doch kaum zwei Wochen befreundet, und vor kurzem wolltest du sie sogar noch heiraten.“
„Ich weiß nicht. Kolle ist viel stärker als ich, und ...“
„Du grübelst zu viel, mein Sohn. Ich bin sicher, Golinas Verstimmung hat einen einfachen Grund. Vielleicht hat sie Ärger mit ihren Eltern, oder sie hat etwas gegessen, das ihr nicht bekommen ist. Du wirst sehen, bald geht es ihr besser, und ihr seid wieder glücklich wie zuvor.“ Er lächelte, als beneide er Primo darum.
Heute allerdings scheint es Golina immer noch nicht gut zu gehen. Im Gegenteil: Sie ist noch schweigsamer, und ihre Augen sehen gerötet und glasig aus.
„He, Primo, spielst du mit, oder stehst du nur rum und träumst?“, ruft Willert, der das Tor auf ihrer Seite bewacht.
„Was? Ach so, ja, Entschuldigung.“ Primo zwingt sich, den Blick von Golina abzuwenden, und konzentriert sich auf das Geschehen auf dem Spielfeld. Gerade kommt Olum angerannt und kickt den Schädel in Primos Richtung. Der will danach treten, doch der eckige Skelettkopf kollert in wilden Sprüngen über die Wiese, und Primo verfehlt ihn. Olum kickt den Schädel weiter und schlängelt sich an Primo und Porgo vorbei.
Ein Tritt, und der Schädel fliegt auf das Tor zu. Der Schuss des Fischers ist nicht besonders kräftig, so dass es für Willert eigentlich ein Leichtes sein müsste, ihn mit den Händen abzuwehren. Doch stattdessen steht der Einsiedler mit offenem Mund reglos da.
„Wer träumt denn jetzt hier?“, ruft Primo. Dann erst fällt ihm auf, dass niemand über das Tor jubelt. Stattdessen ist es auf einmal ganz still.
Mit einem komischen Gefühl im Bauch dreht sich Primo langsam um. Erschrocken starrt er die Gestalt an, die unvermittelt neben dem Spielfeld aufgetaucht ist: hochgewachsen und dürr, mit seltsamen, viel zu langen Armen und Beinen und einem nasenlosen Gesicht, in dem zwei Augen purpurn leuchten.
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